Hallo alle,
als erstes möchte ich natürlich allen, die mitgelaufen sind und sich durchgekämpft haben, herzlich zu ihren Leistungen gratulieren.
Allen Kranken, Verletzten oder sonstwie nicht lauffähigen wünsche ich gute Besserung.
Meinen Bericht fange ich am besten mal 12 Tage vor dem Wettkampf an. Am So. noch den letzten langen 30er absolviert, machte sich am Mo. so ein komisches Kratzen im Hals bei mir breit. Es wird doch nicht etwa... Doch es war... Eine Erkältung ist im Anmarsch. Und das jetzt direkt vor dem M. Na Bravo. Super.

Also das alte Hausmittel "Heisse Milch mit Honig" 2x täglich zur Anwendung gebracht. So habe ich mich dann eine gute Woche über Wasser gehalten, und war 2 Tage vor dem Wettkampf endlich wieder Beschwerdefrei. Hoffentlich hat diese Aktion mir nicht zu viel Substanz gekostet. Ich werde den Lauf langsam und ruhig angehen.
Am Sa. morgen dann vor lauter nervosität viel zu früh aufgewacht. Ich habe dann in Ruhe versucht meine Sachen zu packen und etwas zu frühstücken. Um 8 Uhr dann ins Auto und losgefahren. Ich habe die knapp 70km nicht ohne Pinkelpause geschafft. Das ist perlönlicher Rekord.

In kiel angekommen, Startnummer abgeholt und geschaut ob schon jemand bekanntes da ist. Huch, da sitzt ja schon die ganze Meute von laufen-aktuell. Alle begrüsst, einen kurzen Smalltalk gehalten, und mal schnell Ausschau gehalten wo man hier noch einen Kaffee bekommt. Das brauche ich einfach vor einem Wttkampf. So eine halbe Std. vor dem Start wurde das Volk dann langsam nervös. Hektisch fertigmachen, Diskussion was zieht man an, Handschuhe? Mütze? Wollen wir uns noch aufwärmen? Ich seile mich einfach mal ab und versuch ruhig zu bleiben. Umziehen, Startnummer anfrickeln, Getränkegürtel anschnallen. Nochmal Freund Dixi besucht und dann war auch schon der erste Start. 10,5km aber ich habe kein bekanntes Gesicht im Feld gesehen. 10min später die hlbmarathonis, aber ich war schon wieder blind. Auf einmal die Durchsage "noch 3min bis zum Start". Da stand aber an der Startlinie niemand.

Bis ich kapiert hatte, daß die Marathonläufer ca. 100m weiter hinten starten, waren es nur noch 2min. Also ans Ende des Feldes gestellt, hintermir waren nur noch die Walker. Wo war eigentlich Martin? Die letzten 10sec Countdown und dann der Startschuß.
Am Anfang wie immer trabt man langsam im Pulk hinterher. Das war mir auch recht, dann bin ich nicht gleich so schnell. Der M dauert ja noch ein paar km. Nach 2 km laufe ich auf Martin auf. Der hatte sich, trotz Aufforderung "Walker bitte ans Ende des Feldes" , in die erste Reihe gestellt. Der Niederträchtige. Im weiteren Verlauf zog sich das Läuferfeld immer weiter auseinander, dafür verdichteten sich die Schneeflocken. Ach wie schön romantisch Schneetreiben an der Kieler Förde. Kurz nach der ersten Wende sehe ich Gregor vor mir. Ein kurzes "Hallo" es geht ihm noch gut. Also weiter. km 6 bis 7 dann in 5:20min :eek: Viiiiiel zu schnell. Ich muß Tempo rausnehmen, sonst rächt sich das zum Ende hin. Als ich wieder bei Start und Ziel vorbei komme, ein riesiges Hallo. Fidi und Anneke rufen sich die Seele aus dem Leib. Die stehen jetzt schon fast eine Std. in der Kälte.

Bis zum 2. Wendepunkt ist es doch noch ein tierisch langes Stück. Aber dann kommt der nächste Verpflegungsstant und das Ende der 1. Runde. Blick zur Uhr, genau 1 Std. Die 2. Runde verlief eigentlich wie die erste, ohne Zwischenfälle. Hier und da mal ein bekanntes Gesicht sorgen für Abwechslung und zeigt einem, daß man nicht alleine unterwegs ist. Bei km16 etwa, laufe ich auf einen HM Läufer auf. Er fragte, ob ich den M laufe. Ja. "Ich lasse mich doch nicht von den ganzen Marathonläufern überholen. Darf ich mich an dich ranhängen." Von mir aus. Nach ca. 5min nur noch ein Schnaufen. "Ich komm nicht mehr mit. Lauf ruhig weiter." Alles klar, und Tschüss. Dann wieder zu Sart und Ziel. Immernoch Fidi und Anneke.

Dann plötzlich saust jemand mit weißen Kniestrümpfen an mir vorbei. Das war doch Spike. Ja, er wars. Aber bevor ich reagiren konnte, hatte er schon 20m Vorsprung. Was hat der blos vor? Jetzt war für mich die HM Marke erreicht. 1:58h Ich bin echt zufrieden. In der 3. Runde war zwar kein Schneefall mehr, aber es kam so ein blöder heftiger Wind auf. Und es gibt nichts was ich mehr hasse wie starken Wind.

Naja da muss ich jetzt durch.Wo ist eigendlich Gregor, der müßte doch auch noch auf der Strecke sein. Ah, da ist er ja. Er reagiert auf Ansprache, dann geht es ihm noch gut. Km 30 in 2:47h das läuft noch super. In meinen entferntesten Gehirnwindungen taucht nun ein Gespenst auf. Es sagt dauernd zu mir:"Sub4, sub4, sub4." Quatsch doch jetzt noch nicht an sowas denken. Der lauf ist noch soooooo lange. Am nächsten Verpflegungsstand habe ich mich gewundert, warum der Tee so salzig schmeckt. Es hat einige min gedauert, bis ich festgestellt habe, daß es Brühe war. Egal drin ist drin. Beginn 4. Runde 2:56h Volker steht am Rand und feuert mich an. Wieder gegen den Wind kämpfen, 4km lang. Langsam schwindet die Lust. Aber ich bring das hier zu Ende. Km35 3:24h. 7km in 36min:eek: Ich verabschiede mich von diesen blöden sub4 Gedanken. Das kann nicht sein.

Das 35km Schild steht falsch. Ich bin doch nicht langsamer geworden. Also die Motivation steigt wieder. Das kannst du noch schaffen. Dann wieder Volker an der Strecke. Der muß doch total Durchgefroren sein. Km 40 3:44. Erinnerungen an meinen 1. M werden wach. Da habe ich von km 40 bis ins Ziel über 15min gebraucht. Damals war ich aber auch völlig am Ende, heute geht es mir gut. Nochmal die letzte Wende. Ich glaube die haben diesen Wendepunkt nach jeder Runde ein Stück weiter nach hinten verschoben.

Dann das Ziel. Glücklich und zufrieden. Stoppuhr abgedrückt 3:55,irgendwas. Grins, Freu, einfach nur Geil. Das erste mal unter 4Std. Dann einen Becher Apfelschorle, einen Becher Cola und einen Becher Alkfreies Bier geschnappt und erstmal ins Warme. Dort war auch gleich Volker und dann noch Martin und Helga. Dann folgte der einzige taktische Fehler, den ich an diesem Tag gemacht habe. Ich habe mich nämlich auf dem Parkplatz am Auto umgezogen. Dort bin ich wohl so ausgekühlt, daß ich nur noch am zittern war und dachte mir fallen meine Hände gleich ab. Der Spaziergang zum Louv tat meinen Waden aber sehr gut und bei heißem Kaffee und anschließendem Cola, kamen die Lebensgeister wieder zurück.
Fazit:
Die Gehirnfunktion ist beim Marathonlauf eingeschränkt. Siehe Tee-Brühe, Umziehen nach dem Lauf.
Jetzt weiß ich auch an wen mich Connie erinnert hat wenn wir uns begegnet sind. An ihn hier--
Ich werde nie nach Trainingsplan trainieren. Täglich laufen ist sehr effektiv und Stressfreier.
Danke Anneke für die SMS. Ich habe sie im Louv gelesen.
Danke Fidi an dieser Stelle für das Bild.
Jetzt ist der Bericht doch länger geworden als gedacht.
Grüße Marc
