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Auftakt - Tag 0
Von Berlin zum Brocken, 300km in 5 Tagen, laufend - da stellt sich die Frage: Warum macht man so etwas?
Hier möchte ich versuchen meine Gedanken dazu mitzuteilen - vielleicht findet sich zwischen den Zeilen ja irgendwo auch eine Antwort darauf :-).
Die Vorfreude ist jedenfalls groß. Beim Transalpine Run vor zwei Jahren haben Flo und ich uns das erste mal an einen Etappenlauf gewagt. Das Erlebnis war unbeschreiblich schön, sehr emotional und definitiv nicht mehr zu überbieten. Damals haben mich drei Dinge motiviert - die Gemeinsamkeit mit Flo, die tolle Landschaft und das Laufen an sich.
Diesmal geht es also mit 40 anderen Laufverrückten von Berlin durch Mitteldeutschland in den Harz zum Brocken. Meine Liebste hat mir für die Woche grünes Licht gegeben - ein ganz lieber Dank dafür!!
Organisiert ist das alles von der LG Mauerweglauf - da kann eigentlich nichts schief gehen. Der gleichnamige 100 Meiler im letzten Jahr war einer der am besten organisierten Läufe an denen ich teilgenommen habe. Auch dieser Lauf war wunderschön, vor allem weil mich zwei ganz liebe Menschen bis ins Ziel förmlich getragen haben.
Aber zurück in die Gegenwart - und da freue ich mich neue Gesichter kennen zu lernen und sicherlich werden auch wieder verrückte Geschichten von vergangenen läuferischen Heldentaten zu hören sein.
Welche Landschaft erwartet mich? Nun, da lasse ich mich mal überraschen und zumindest wird es im Wortsinn ein Steigerungslauf. Denn das Ziel ist der Brocken - der Berg den ich als Kind aus meinem Zimmer sehen konnte, der damals zum Greifen nah und doch so unerreichbar fern war. Da sind die 300km heute doch irgendwie kürzer ;-). Und dann ist da ja noch der Verlauf der letzten Etappe: Burg Falkenstein, Selketal, Friedrichsbrunn, Hasselfelde, Trautenstein, Elend und Schierke sind ja alles Orte mit denen irgendwelche Erinnerungen verknüpft sind.
Kurzum ich freue mich auf diesen Lauf.
Hier noch ein Link zur Ausschreibung, da findet man auch Etappenbeschreibungen und gpx-Tracks.
Der LGM-Etappenlauf “Berlin – Brocken 2016” | LG Mauerweg Berlin e. V.
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Etappe 1 - Von Berlin nach Blankensee
So, also der erste Tag ist geschafft. Doch wo soll ich anfangen?
Am Besten beim Vorabend - später interessiert das ja keinen mehr :-)
Also nach der Anreise landete ich direkt im Jugendgästehaus am Hauptbahnhof. Das ist grundsätzlich nur zu empfehlen, saubere Zimmer und leckeres Essen.
Nach Begrüßung, Briefing und Abendessen gab es die ersten Anekdoten aus dem Ultraläuferleben. Dazu würde ausreichend hydriert und einer Unterhopfung vorgebeugt. Na das geht ja gut los :-)
Das Zimmer zu dritt, die Schnarcherei hielt sich in Grenzen und die Fete der Jugendlichen Gäste war um 01:00 Uhr zu Ende - aber mehr Schlaf war auch nicht wirklich geplant :-(
Nach dem Frühstück ging es dann auch bald los. Alles war sehr unaufgeregt und prima organisiert. Es war noch etwas frisch aber derWetterbericht versprach Sonne und 0% Regen - was will man mehr :-)
Die ersten Kilometer waren dann ein wenig Berlin Sightseeing - Reichstag, Bundeskanzleramt, Tiergarten.
Es ging dann irgendwann am Schöneberger Rathaus vorbei und weiter zum goldenen Löwen. Die Strecke ab hier zum Grunewald kannte ich schon - das sind wir zu dritt vor einiger Zeit schon mal gelaufen - und es war auch diesmal wieder eine sehr schöne Strecke.
So langsam bildeten sich die ersten Grüppchen und ich fand mich in einer 5er Gruppe wieder. Der 6:30er Schnitt passte mir sehr gut denn es sind ja noch 290km bis ins Ziel. Beim ersten VP nach 13km waren wir dann nur noch zu dritt und das sollte bis zum Ende der Etappe auch so bleiben.
Vom wirklich wunderbaren Trail im Grunewald ging es dann auf den Königsweg der mir bei den 100 Meilen von Berlin schon ordentlich den Zahn gezogen hatte. Diesmal war ich aber frisch und alles Bestens.
Dann ging es über VP2 wieder auf schönen Trails an Babelsberg vorbei und dann auch schon zum VP3 bei km 36.
Hier liefen wir durch eine wunderschöne Kirschblütenalle - perfektes Timing.
Vielleicht waren wir von den Kirschblüten etwas benebelt, in jedem Fall schafften wir es danach an einem Kanal auf der falschen Seite abzubiegen. Die Stimmung war bestens und beim philosophieren über Flora und Fauna sowie ihre lateinischen Namen standen wir irgendwann vor einem Zaun - ohne Ausweg :-( Beim ablaufen des Extra-Kilometer wurde dann die Fa. Garmin als schuldig ausgemacht - eindeutig.
Bis VP4 lief dann alles ohne Zwischenfälle über herrliche Wiesen und durch schattige Waldstückchen - perfekt.
Das letzte Viertel hatte dann noch ein paar ordentliche Hügel aber es lief bei mir immer noch bestens - und wenn mal irgendeiner ein Tief hatte halfen die Gummibärchen über den Berg ;-)
Irgendwann sammelten wir noch einen versprengten Mitläufer ein und so kamen wir zu viert nach 7:43h gemeinsam auf Platz 7 ins Ziel.
Ich mach es jetzt kurz - geiler Lauf.
Morgen geht es dann wieder über knapp 60km zur Burg Rabenstein - ich bin gespannt.
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Etappe 2 - Blankensee -> Burg Rabenstein
Dann fange ich mal wieder mit dem Vorabend an. Blankensee ist ein Naturschutzgebiet und der gleichnamige See nur für die Fischzucht frei gegeben. Das macht ihn zu einem etwas verschlafenen aber sehr interessanten Ort. Auch wenn wir keinen leckeren Fisch essen konnten haben wir zumindest noch eine kleine Wanderung über einen romantischen Bolenweg durchs Schilfgras gemacht. Im Licht der schon fast untergegangen Sonne konnten wir immerhin noch etliche Schwäne ausmachen.
Statt Fisch gab es dann also Spaghetti Bolognese und für die Veganer kindergerecht Tomatensauce :-)
Danach wurde wieder ordentlich hydriert. Das lokale xxx-Pils schmeckt leider immer noch wie zu DDR-Zeiten - zumindest aber war es etwas (N)ostalgie.
Die 3er Laufgruppe teilte dann auch das Zimmer und ich durfte das erste mal seit ca. 30 Jahren im Doppelstockbett wieder die 1. Etage beziehen. Cool
Mit unserem Platz 7 hatten wir uns für die schnellere Stattgruppe "qualifiziert" und durften also etwas länger schlafen
Der Start war diesmal um 9:00 Uhr. Zur schon prima funktionierenden 3er Gruppe gesellte sich diesmal noch der Kay dazu. Auch zu viert war die Stimmung bis zum Ende prächtig.
Die Strecke war wieder sehr schön und abwechslungsreich. Obwohl etwas länger als am Dienstag war das Laufquartett ungefähr 30min schneller im Ziel. Dabei wurde wieder sehr viel erzählt, etliche Fotos gemacht und an den VPs gut zugelangt. Am Anfang ging es geradlinig und ziemlich zügig auf Feldwegen voran. Somit waren wir am VP1 in Beelitz bereits auf die vor uns gestartete Gruppe aufgelaufen. Es ging zügig weiter und am VP2 wurde beim Bäcker erstmal lecker Kuchen gekauft und sofort vertilgt. Die Pause war also wieder länger, aber was solls, es soll ja Spaß machen :-)
Die Strecke änderte sich bis VP4 nur wenig und so liefen sich die Kilometer flüssig dahin. Ab dann ging es wieder über wunderschöne Trails durch die ersten Ausläufer des Fläming. Kurz vor dem Planetal passierten wir interessante Findlinge die mit kurzen Zitaten deutscher Dichter versehen waren - auch da fanden wir noch die Zeit für Fotos und lustige Interpretationen :-)
Auf dem Weg zur mittelalterlichen Burg Rabenstein ging es weiter über tolle Pfade bis wir dann an der gefühlt 200 Stufen langen Treppe zur Burg ankamen. Nach dem tollen Lauf war Gehen irgendwie keine Option - also wurde tapfer gelaufen. Oben gab es dann erstmal Applaus und das wohlverdiente Zielbier einer bekannten sächsischen Brauerei - lecker
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