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von brnrd
Ich dachte schon, dass es dir um das Abbilden aller Aktivitäten geht. Die Frage ist für mich aber, ob diese Activity-Tracker das geeignete Werkzeug dafür sind – auch da gibt es bestimmt Unterschiede im Funktionsumfang und Genauigkeit. So wie ich den Wikipedia-Artikel verstanden habe, handelt es sich dabei um optimierte Schrittzähler, die auf Bewegungs-/Beschleunigungssensoren und evt Höhenmesser basieren. Da ist auch mir als technischen Laien klar, dass es mit Fahrradfahren und Tretrollern nicht so richtig klappen wird. Wobei man beim Tretrollern sogar eine (wenn auch spezielle) Art der Trittfrequenz hätte.
Kleine Analogie: Wenn ich Längenmasse erheben möchte, nutze ich Maßband/Zollstock/Lineal/Schiebelehre… – Natürlich könnte ich derart auch auf (ungefähre) das Gewicht eines Glaskruges (mit und ohne Füllung) schließen, indem ich entsprechend Maße abnehme und anhand bekannter physikalischer Werte umrechne – aber das wird nie so genau, wie die ziemlich simple Gewichtsmessung mit einer mittelmäßigen Küchenwaage. Und umgekehrt: Vom gemessenen Gewicht auf Längen zu schließen, wäre höchst spekulativ.
Also die Frage, mit welcher Mess(un)genauigkeit man leben kann? Und welchen Aufwand man zu tätigen bereit ist, um valide Daten zu erheben. Wenn es mir um eine Vollerhebung aller Aktivitäten rund um die Uhr ginge, würde ich vermutlich versuchen, mehrere jeweils dafür geeignete Geräte nebeneinander zu nutzen und versuchen, diese Daten in der Auswertungssoftware zu kombinieren. Für Daten-Geeks, die nicht mit Statistik fremdeln, ließe sich die Auswertung noch individueller gestalten.
So spannend (und evt erkenntnisreich, nützlich) die Selbst-Quantifizierung auch ist, sie birgt im Zeitalter der Apps und Cloud doch eine gewisse Gefahr – nämlich, dass man die Kontrolle darüber verliert – so man sie je hatte – und man nicht mehr Herr seiner eigenen Daten ist. Der Aktivitätstracker zeichnet auf, aber die Auswertungssoftware in Form von App/Cloudware teilt Rohdaten und errechnete Erkenntnisse mit dem Hersteller. Dieser weiß dann vielleicht mehr über einen, als man selbst bzw einem lieb ist. Natürlich hat man dazu eingewilligt, wenn auch die Terms Of Service / AGB meist nicht gelesen. Dass solche Daten nicht nur für (anonymisierte?) zielpersonengerichtete Werbung genutzt werden können, ist klar. Was, wenn sich eine solche Datensammlung – evt über Umwege, und seien es in gewissen Jurisdiktionen sogar legale(!) – plötzlich beim privaten Krankenversicherungsdienstleister wiederfinden? Oder beim Headhunter/Recruiter? Der Schaden ist dann plötzlich sehr real, aber der Grund vielleicht gar nicht offengelegt – Rechtsweg unmöglich bis schwierig. Etwas transparenter, aber ebenso fragwürdig, wenn die Krankenkasse Prämienboni auf Basis der vom Versicherten derart zu erhebender Fitness-Daten anbietet. So sinnvoll es für alle Beteiligten sein kann, so zweischneidig ist dieses Schwert jedoch auch. Doch auch dafür haben findige Tüftler bereits eine unkonventionelle Lösung: Activity-Tracker an Hund, Bohrmaschine, Waschmaschine etc befestigen…
Aus solchen Überlegungen heraus teile ich meine (un-)Fitnessdaten nicht mit dem herstellereigener Online-Software, sondern setze auf lokale Auswertung. Das ist vielleicht nicht so zeitgeistig und fast schon retro – aber ich denke, ich kann so besser schlafen (wobei die Beweisführung mangels Schlafaktivitätstracking und genannter Voraussetzung wohl entfallen muss.)