Ich schreibe ja nicht mehr so viel hier im Forum, aber einen Laufbericht habe ich mal wieder.
Wer denn möchte :-))
Berlin Marathon am 25.9.2016 Die ganze Woche ist Berlin im Lauffieber, ich spüre die Marathonatmosphäre seit Sonntag schon. Ich liebe das, die Aufregung, die Stimmung, die begleitenden Veranstaltungen, einfach ALLES. Marathon ist eben doch etwas Besonderes. Eigentlich wollte ich freitags die Startunterlagen holen, ich halte es aber nicht aus und gehe schon am Donnerstag dorthin. Ich möchte doch das legendäre Bändchen tragenJ Vor Ort geht alles ganz schnell, auch die Aufrückung um einen Startblock – kein Problem. Alle sind sehr freundlich und mein Demuts- und Aufregungsgefühl wechselt einer immense Vorfreude. Einen kleinen Bummel mit meinem Mann über die Messe gönne ich mir. Ich fühle mich so wohl unter den vielen tollen Sportlern, die wie ich am Sonntag einen Marathon laufen werden. Von Aufregung geprägt sind auch die nächsten Tage, mein armer Mann… hoch und runter hört er sich die vorausgeplanten Zielzeiten von mir an. Doch sub 4? Oder auf Nummer sicher, auf Ankommen laufen? Oder mal mehr Traute zeigen? Die sub 3:50 anstreben, oder NOCH ein kleines bisschen schneller? Doch doch der Halbmarathon und die Jahresleistungen deuten auf schnelleres hin. Trotzdem – die letzten 10km bleiben ein Geheimnis, wie werde ich die wohl laufen können?? Beim letzten Lauf am Samstagmorgen, sind meinen Beine schwer wie Blei. Sie kleben am Boden und ich habe das Gefühl: SO werde ich morgen nicht mal 10km weit kommen. Lass dich nicht verrückt machen, sagt mein Mann; Kennste doch, ist doch immer so. Wenn´s anders wäre müsste ich mir Gedanken machen. Haach, recht hat erJ Ich schlafe zum Sonntag fest wie ein Stein und der Wecker holt mich 5:10 aus dem Tiefschlaf. Auf geht´s und gefühlt geht alles schief. U-Bahn verpasst, Lichtenberg Ausstieg verpasst, Kleidersackabgabe am richtigen Abgabeort verpasst – läuft:-)
Ich treffe Silvia, meine Laufbekanntschaft vom Panoramalauf am Hauptbahnhof. Wir können es kaum glauben, dass wir uns tatsächlich treffen unter 40.000 Menschen – UNGLAUBLICH! Wir freuen uns wie verrückt, ein schönes Foto entsteht und wir plaudern ein bisschen. Bis nachher rufe ich scherzhaft! Bestimmt finden wir uns am Start wieder. Wie hoch diese Wahrscheinlichkeit ist, lässt sich bei dieser Teilnehmerzahl wohl erahnen
Auf geht’s! Durch die riesige Teilnehmerarea, wie viele Menschen! Und alles Sportler, potentielle Marathonis, wie ich
Ein tolles Gefühl!
Natürlich lange am Klo gewartet. DAS gehört dazu! Kerstin begleitet uns noch ein Stück, dann verabschiedet sie sich und auf geht´s zu unserem Startblock. Philipp am Block G verabschiedet, Michael und Dartan ebenso ziehen lassen. Mit Alex hatte ich den gleichen Weg. Da ist er mein Startblock, diesmal F, um 2 Blöcke habe ich mich „vorgelaufen“ Toll! Eine Umarmung mit Alex, Glück gewünscht … uuuuuuuund: Unglaublicherweise noch einmal Silvia getroffen. DAS gibt’s ja nicht, stellen wir wieder fest! DAS muss wohl so sein! Wir freuen und umarmen uns und laufen los. Der Startschuss fällt, ein großer Jubel bricht aus und schon bin ich gestartet. Ich bin nicht besonders gut hydriert, merke ich sofort. Trockener Mund – Mist! Oder doch bloß die Aufregung? Gut, muss ich auf der Strecke gut auf die Wasserzufuhr achten, derer Stände gibt es ja genug. Verdursten kann man nicht in Berlin! Was für ein Wetter, die Sonne lacht, es ist warm, mein Wetter! Die Leute an der Strecke verbreiten diese unverwechselbare „
Berlin ist etwas ganz besonderes Stimmung“ Leider ist es extrem eng und voll, ich laufe gefühlten Dauerzickzack. Das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich muss aufpassen, nicht zu stolpern, oder zu schubsen, mich sehr konzentrieren. Ich darf nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam laufen. Bereits auf den ersten km ist meine gesamte Konzentration gefordert. Bei
km 6 denke ich an Roli, meinen Mann. Ob er wohl am verabredeten km 12 steht? Hoffentlich hält er ein Getränk bereit, wir hatten das nicht besprochen. Ach ich freu mich ihn zu sehen.
Ich laufe. Es geht nicht ganz so leicht, wie gewünscht, aber gut. Die Strecke ist ein Traum, die Menschen am Rand jubeln, immer wieder Musiker, die eine Wahnsinnsstimmung verbreiten.
Auf 12sehe ich Roland – jippih! Ich freu´ mich. Ein Getränk hat er nicht gleich bereit, aber läuft wacker neben mir mit und will es mir reichen. Das klappt nicht, ist aber nicht so schlimm. Wichtig ist mir, er war da. Fans sind so wichtig beim Marathon – jetzt merke ich wieder, wie sehr DAS motiviert. Ich danke ihm so sehr, dass er diese Aufregung immer wieder mit mir durchhält. Ich laufe um den Strausberger Platz und habe endlich genügend Raum zu laufen. Einfach zu laufen. Es geht gut und ich fühle mich wohl, ich liege gut auf Zeitkurs.
Km 16: Es wird irgendwie schwer für mich, ich beginne zu trödeln, die Beine wirken schwer. Na Klasse – und das JETZT schon! Na das kann ja heiter werden. Es wird nicht besser. Ich muss ein bisschen kämpfen und bei der HM Marke habe ich mein ambitionierte Zielzeit von sub 3:45 bereits verpasst. Ich habe zum ersten Mal Angst abzuschmieren. Was sag´ ich nun meiner Tochter, was meinem Mann, wenn ich gleich an ihnen vorbei laufe? An km 22 sind wir verabredet. Aber keiner ist zu sehen, ich schaue an die Seite bis km 25. Niemand
Wir werden uns wohl verpasst haben. Nun ja…
Die Beine werden schwerer, die Massen lösen sich irgendwie nicht auf, zickzack Gelaufe ohne Ende. Auf einmal finde ich die Musik zu laut und die Menschen auch, ein Gefühlseinbruch. Warum hab´ ich Roland und Laura nicht gesehen, haben sie es nicht rechtzeitig geschafft? Ach menno. Nun ja auf 37 dann vielleicht. An
km 25 sehe ich schon von Weitem Tommi und den Forumstand. Ach WAS für eine Freude. Genau was ich jetzt brauche! Ich renne Tommi fast um, umarme ihn herzlich und er gibt mir Cola, Gummibärchen und Salzstangen mit auf die Strecke. Und DAS war DIE Wende! Schon ab
km 29 deutlich besser! Es lief wieder! Ich war so voller Freude, dass sich mein bekanntes Wohlgefühl wieder einstellte. Gefühlt flog ich dahin! Ab
km 31 ging der Spaß erst richtig los! Ich zog ganz mutig das Tempo an und vergaß meine Uhr! Nein, da schaue ich jetzt nicht mehr drauf, der Drops ist ja nun sowieso gelutscht! Jetzt nur noch auf Spaß, einfach laufen und genießen! Laut sang ich die Lieder auf dem Ku´damm mit und winkte den Leuten zu! Und dort, da stand sie: meine treue Bettina! Ich rief ihr zu, sie sah mich und jubelte und schrie: Tolle Zeit, Kirsten super! Ich war verblüfft! Tolle Zeit????? Eeeeecht???? Ich war doch soooo langsam???? Ich lief einfach weiter und weiter und hatte einen enormen Spaß, es fühlte sich alles federleicht an! Ich konnte es kaum glauben! Marathon beginnt für mich wohl erst ab km 31
Und dann… wirklich dort standen sie! Meine Laura brüllte laut:
Mama: du bist die Beste! Was für eine Zeit! Wieder staunte ich, hatte ich so viel aufgeholt???? Mein Mann reichte Taschentuch und Wasser! Und feuerte mich an!
Alles passte! Wir umarmten uns alle fest und weiter ging´s. Nicht mehr weit jetzt: Schon erahnte ich die
40 km Marke: Lauf! Motivierte ich mich! Lauf! Nur noch die Leipziger Straße.Vorbei um den wunderschönen Gendarmenmarkt, dort wo ich gestern noch den Skatern zujubelte. Gleich noch rechts herum. Hier bereits sichtbar der Bahnhof Friedrichstraße, gleich werde ich nur noch einmal links abbiegen müssen und durch´s Brandenburger Tor laufen. Die Leute rufen meinen Namen und jubeln. Ich laufe durch das Brandenburger Tor und bin so unfassbar stolz und voller Freude! Ein Blick auf die Uhr zeigt mir jetzt WIE schnell ich WIRKLICH die letzten km gelaufen bin! Eine Pace UNTER 5’ meine GüteJ So habe ich es tatsächlich noch geschafft die 3:45 zu unterbieten! Das waren schnelle 13 letzte km. Ich freue, freue, freue mich! Fühle mich einmalig und finishe meinen 2. Marathon in
03:43:25!
Besser konnte es nicht ausgehen! Bis zum nächsten Jahr!