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ELK-Ultra- 61Km am schönsten Kanal der Welt

ELK-Ultra- 61Km am schönsten Kanal der Welt

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Moin zusammen,

so war das vorletzten Sonntag...

26.03.2017 - 61Km - am schönsten Kanal der Welt

Nachdem ich grad anfangs sehr glücklich und zufrieden war, nun mal nach einem richtigen Trainingsplan trainieren zu können, wich die Euphorie recht bald der Ernüchterung nachdem ich ein ums andere Mal feststellen musste, dass sich mein tägliches Leben eher selten mit solch konkreten Vorgaben vereinbaren lässt.

Der TP war auf 614Km in zehn Wochen ausgelegt und ich blieb gute 160Km davon „schuldig“ – von angedachten 39 Einheiten bin ich 28 mal gelaufen.
Hierbei sind 16 geplante Trainingsläufe ausgefallen und ich habe dafür 6 Läufe an nicht vorgesehenen Tagen absolviert.
An langen Läufen habe ich statt 1x30, 1x35 und 2x42 bin einmal 38 und einmal 29Km „abgeleistet“ – in Anführungsstrichen weil ich die langen Läufe eigentlich sogar sehr gern laufe, aber auch die nicht untergebracht kommen habe…

Eine Zeit lang fühlte es sich sogar richtig schlecht an, den Plan schlichtweg verkackt zu haben… bis dann der für mich denkwürdige Mittwoch vor dem eigentlichen Lauf kam, an dem die erste echte Frühlingssonne es super geschafft hat, meine grauen Gedanken wegzustrahlen und alle Zweifel einer gesunden Zuversicht weichen zu lassen.

Tags zuvor war ich ausreichend beschäftigt, habe morgen gearbeitet und nachmittags ein Auto besichtigt, probegefahren und gekauft und hatte somit quasi gar keine Zeit, großartig nervös zu werden.
Abends gab es seit langer Zeit mal wieder den Pre-Race-Power-Food Spaghetti mit Lachs-Sahne-Sauce und gegen 22:30 verließ ich die Szenerie und ging schlafen.

6:30 Uhr – der Wecker ging – die Frisur… saß noch nicht ;-))
Stark verkürzte Morgengymnastik und: Oh Schreck, kein Joghurt mehr im Kühlschrank… na egal, wird auch so gehen… müssen…
Es war kalt und neblig draußen als ich gegen 8:15 losfuhr zu meinem bis dato größten Lauf-Abenteuer, was sich in der halben Stunde Anreise natürlich auch noch nicht änderte.
Nachdem ich mein Auto umgeparkt hatte - im Fit in Form fand an dem Tag noch eine andere Veranstaltung statt - ging ich erstmal meine Startnummer holen.
Danach begrüßte ich einmal Ralf aus Buxtehude, der sich erst einen Tag vorher angemeldet hatte und für den 100MC in der M50 läuft und das ausschließlich in „Sandalen“, in denen er mittlerweile über 140 Marathon und Ultra gerannt ist; mit ihm stand ich beim Plöner-See-Marathon auf dem Treppchen AK50.
Danach Natascha aus Fehmarn, die für die „Hellrunners“ in der W35 läuft und nach ein paar Marathon jetzt ihren Ultra laufen wollte; mit ihr war ich den Plöner Marathon von Km12 bis 37 zusammen gelaufen.
Geil, ich treffe Bekannte beim Ultra-Lauf ;-))
Die Teilnehmer kamen nicht nur aus der Region sondern aus dem Osnabrücker Raum, aus dem Ruhrgebiet, aus Berlin… einer trug einen schottischen Kilt, einer eine Schirmmütze mit einer kleinen gelben Quietsche-Ente oben drauf und einer hatte seinen Hund dabei…
Was mir auffiel und gut gefiel war die entspannt (an)gespannte Stimmung unter den Läufern - viele trafen ihrerseits Freunde und Bekannte, es wurde viel gelacht und gescherzt und alle hatten Lust zu laufen.
Den Spind teilte ich mir weil nicht genügend zur Verfügung standen mit einem sehr ruhig wirkenden Läufer namens Holger und fragte ihn, wie lange er sich denn vorgenommen hatte. So etwa fünf meinte er :daumen: oh super, das schwebte mir ja auch vor - also mir die Uhrzeit und ihm seine Laufzeit in Stunden :zwinker2:
Schnell umgezogen, d.h. ich bin in den WaveRider19, den mittlerweile bewährten RunningUltra Socken, Kompressionsstulpen, kurzen Tights, enganliegendem TankTop, drüber ein dünnes Langärmliges und dadrüber dann das Laufshirt von der Yogaschule; Armlinge, ein Buff um den Hals, die Mütze auf dem Kopf und die dünnen Handschuhe würden mich bestimmt vom (Er)Frieren abhalten können ;-))
Die kurze Vor-Besprechung des Rennens ergab, dass wir aufgrund von Brückenarbeiten am Kanal die ersten 10Km an der Landstraße entlang laufen und erst ab VP1 in Krummesse zum Kanal kommen sollten.
Die ersten 800m bis zur Ampel an der Kronsforder Allee sollten wir im Feld laufen und ab dann wäre das Rennen freigegeben.

Mit den angetretenen 62 Startern gemeinsam von 10 runter gezählt und los ging es um kurz nach halb10, immer noch recht kühl und neblig aber ich war ja gut angezogen, hatte zur Vorsicht auch noch meine dünne Laufjacke übergeworfen.
Schnell fand ich mich in einer Gruppe von fünf anderen Läufern wieder, vorn weg ein Pärchen und eine Freundin von denen, die munter plaudernd den Radweg in der ganzen Breite einnahmen. Dahinter eine einzeln laufende Läuferin und neben ihr ein Läufer und dahinter, quasi an der unteren Spitze des Dreiecks lief ich.
Mir kam es sehr gelegen, dass die anderen fünf den Schnitt liefen, den ich mir vorgenommen hatte, denn wenn ich eins auf gar keinen Fall riskieren wollte, dann wie beim 6-Stunden-Lauf wieder zu überziehen „weil es grad so schön läuft“.
Ab Km4 fing der Bizeps im linken Oberschenkel an zu zicken, nur leicht aber doch spürbar… Erinnerungen an Plön kamen hoch, also mal abwarten, wie sich das entwickeln würde.
Das Tempo passte, ab Km6 ließ sich die Sonne immer öfter durch den Hochnebel blicken und mir war angenehm warm.
In Krummesse runter zum Kanal war da auch gleich der erste VP.
Hier gab es Wasser mit und ohne Gas, Cola, Apfelsaft, Eistee und ISO; Banane, Apfelstückchen, weiße und braune Schoki, Gummibärchen, Schmalzbrote, Salzstangen und seltsam aussehende braune Klopse
Ein Stückchen Müsli-Riegel, eine drittel Banane und ein Becher Wasser und schnell weiter - zur nächtbesten Gelegenheit, den Tee vom Frühstück rauszulassen ;-))
Ein Blick auf die Uhr zeigte mir beim Km11, dass ich für den „kompletten Boxenstop“ insgesamt nur 1,5min liegengelassen hatte.
Trotzdem war der Kontakt zur Gruppe abgerissen und ich lief erstmal allein weiter, immer drauf bedacht, das angepeilte 6er Tempo zu treffen.
Ab hier wechselte der Untergrund von einfach zu laufendem Asphalt auf planierten (Rad)Weg und ich war gespannt, wie sich das gestalten würde, empfand ich das Laufen auf unserem Radwanderweg zuletzt doch eher anstrengend.
Jetzt war die Sonne wirklich draußen, bzw. hell am Himmel und mir wurde bei Windstille nun wirklich warm genug um Handschuhe, Mütze und Jacke auszuziehen - für Handschuhe und Mütze hatte ich mir zwei Zopfgummis mitgenommen, in die ich eine Schlaufe geknotet und mir die beiden Sachen dann an jeweils einen Mittelfinger geknüft hatte; die Jacke wickelte ich mir einfach zu einem „Strick“ gedreht um die linke Hand. Die ganze Aktion während des Laufens und: das Tempo getroffen.
Ein Läufer schloss zu mir auf und fing ein Gespräch an, aber irgendwie war mir nicht so nach Schnacken… außerdem lief er etwas schneller als ich und so schlossen wir automatisch zu einer 3er-Gruppe auf, hinter der ich dann aber blieb, denn: ich wollte wirklich nicht großartig schneller als 6er Schnitt.
Bei Km16 erwartete mein Kollege Torsten mich auf dem Fahrrad und ich konnte die Jacke in seinem Rucksack verstauen.
Keine 500m später stand jemand am Streckenrand, den ich doch kannte… er erkannte mich aber nicht bis ich ganz kur anhielt und ihm zurief „Herr Hermanns“ - da erkannte er mich dann :wink: danach habe ich Torsten erzählt, dass es schon witzig ist, ihn hier am Kanal zu treffen (ich hatte ihm vorher Bescheid gesagt) nachdem wir uns vor mittlerweile 27 Jahren auf einem Campingplatz auf dem Peloponnes kennengelernt hatten… er mit seiner Familie dort als Koch in der Taverna angestellt und ich als stark Bar-orientierter Motorradfahrer, die ohne Zelt dort kampierte :zwinker2:
Ab etwa Km17 lief ich dann immer noch hinter zwei Läufern der erwähnten 3er Gruppe her, die allerdings etwas langsamer als mein absolutes Wohlfühltempo unterwegs waren, sprich sie legten 6:05er Zeiten vor. Trotzdem entschied ich mich dafür, hinter ihnen zu bleiben und dabei meine Kräfte zu schonen.
Am VP2 bei Km21, also kurz bevor ich zu Torsten noch meinte „jetzt nur noch ein Marathon“, der nächste Snack und ich hielt mich wieder nur an Wasser, Riegel und Banane. Die Erlebnisse beim 6-Stunden-Lauf als mir Melone und Cola im Bauch explodierten, oder auch die Erinnerung an Plön, als mir am vorletzten VP durch das ISO Gesöff der Bauch fast platzte und mir spei-übel wurde, waren zum Glück so klar in der Erinnerung, dass ich mich nicht zu ungewohnten Nahrungsmitteln hinreißen ließ.
Auch hier am VP2 nur ~ 3min verbracht und weiter ging es.
Sonnenschein, schöne Strecke, angenehme Begleitung… und mir ging es gut – sau-gut
Wie erwartet kamen uns jetzt die ersten Läufer entgegen, die den VP3, der ja gleichzeitig Wendepunkt bei 30,5Km ist, schon hinter sich hatten und ich versuchte mal mitzuzählen, wie viele wohl vor mir lagen und hielt dabei besonders Ausschau nach den oben erwähnten drei Kollegen.
Holger kam als erster, d.h. insgesamt glaub ich als vierter, Ralf kurze Zeit später und dann auch Natascha.
Wir grüßten uns fast ausnahmslos alle, erkannten die Leistungen des jeweils Entgegenkommenden an und wünschten uns alles Gute.
Zu der Zeit lief ich wieder hinter den beiden vorher erwähnten Läufern her und damit erneut etwas langsamer als eigentlich geplant, aber egal - Kräfte haushalten war immer noch die Devise.
Kurz vor „Halbzeit“ ging es mir nach wie vor gut und wir schafften es sogar, einen Frachter zu überholen, was in Anbetracht der stinkenden Abgaswolke auch dringend nötig war.
VP3 war etwas abseits des Weges und hier musste man noch ein kurzes aber steiles Stück bergan, welches ich lieber gehend zurücklegte. Ab hier stopfte ich auch Handschuhe und Mütze in Torsten´s Rucksack, denn ich wollte die Hände doch lieber komplett frei haben wenn es möglich war. Das war außerdem nötig weil ich dringend die kleine Nervensäge von Steinchen aus meinem rechten Schuh befödern musste.
Auch dieser VP war mit allem bestückt was der Läufer so braucht und ich fragte mal nach den seltsamen Klopsen. Selbstgebackene Chia-Dinkel-irgendwas-Kekse von ***, also doch keine fiesen Buletten oder so :zwinker2: und ja, schmeckte richtig gut :nick: an diesem VP nahm ich dann auch das erste Mal eine Hand voll Salzstangen zu mir, ansonsten wieder nur Müsli-Riegel und Wasser - mein Bauch dankte es mir.
Nach ~6 min ging ich das steile Stück zur eigentlichen Strecke zurück und machte mich auf den Rückweg.
Immer noch kamen uns etliche Läufer entgegen und nun war es ja so, dass ich derjenige war, der die Hälfte schon geschafft hatte und vor denjenigen lag, die entgegen kamen.
Ab jetzt zahlte es sich auch aus, bis zur Hälfte eher defensiv gelaufen zu sein und ich konnte nicht zuletzt auch durch den nun vorherrschenden leichten Rückenwind das Tempo etwas anziehen, lief also 5:45er Zeiten und überholte die ersten Läufer vor mir.
Und weil es so toll und quasi mühelos lief, piepste mir die FR305 auch bald eine 5:25 entgegen – DAS war aber dann doch etwas übertrieben schnell denn ich wusste, oder erwartete es zumindest, dass es zum Ende hin noch anstrengend werden würde.
Ich lief wie schon die gesamte Distanz zuvor brav deutsch auf der rechten Seite und merkte bald, dass der Untergrund auf dieser Seite merkbar zum Kanal hin abfiel, weswegen ich immer mal wieder die Seite wechselte wenn es zu doll wurde.
Etwa bei Km40 war der VP2 nun VP4 :wink: und ich nahm die bewährte Verpflegung zu mir. Andere Läufer klagten über keine Lust mehr, zu warm, zu… ich hingegen war geradezu euphorisiert, hatte jede Menge Spaß und Lust, weiter zu laufen und sagte das auch :zwinker4: also nicht länger rumstehen sondern weiter jetzt.
Mittlerweile hatte ich die „Grenze Marathon“ passiert und ich wusste, der eigentliche Ultra geht erst ab da los, also nach wie vor immer schön aufs Tempo achten und nicht zu früh zu schnell laufen, dann lieber auf dem Stück nach VP5 die letzten 10Km Gas geben können.
Etwa bei Km44 wollten meine drei Damen mich abpassen und anfeuern und da wollte ich „gut aussehen“, also nicht völlig außer Atem hecheln kaum noch in Silben reden können, sondern locker leicht lächeln ;-))
Erster Blick zum Restaurant „Meiers Gasthaus“ ging ins Leere… und ich sah auch Steffi´s Auto nicht auf dem Parkplatz… also weiter, fällt unter „bleed g´laufen“, aber anhalten und meine Familie womöglich suchen wollte ich deswegen nun auch nicht.
500m oder so später kommt die Kanalbrücke Berkenthin, bis wohin Torsten auch noch mitkommen wollte bevor er sich nach 29Km Begleitung verabschieden wollte und: da standen sie :hallo:
Ganz süß reichte Jannina mir ein Snickers und fragte, ob ich auch einen Schluck Apfelschorle wolle, aber: keine ungewohnten Sachen zu mir nehmen und deshalb beließ ich es bei einem kräftigen Biss in meinen persönlichen PowerRiegel No1 :teufel:
Etwa 2min geklönt, Torsten´s Rucksack mit meinen schwitzigen Klamotten kurzerhand Steffi in die Hand gedrückt und mich mit den Worten „ab jetzt sind es ja nur noch 16Km“ verabschiedet - das habe man doch schon mal gehört wurde ich verabschiedet und lief weiter.
Ab jetzt war ich also auf mich allein gestellt, strahlende Sonne von oben, kaum ein Lüftchen und es lief… immer noch erstaunlich gut!
Es kamen noch ein paar Läufer in Sicht, die langsamer unterwegs waren als ich zu der Zeit und das gab mir Sicherheit und Ansporn - und der setzte sich in eine 5:17 bei Km46 um, was natürlich viel zu schnell war… also nach wie vor die Handbremse benutzen, was mir mit den folgenden 5:35, 5:38 und 5:41 auch gelang.
Während dieser drei Kilometer hatte ich noch eine kurze Begegnung mit einem Läufer, bzw. während ich einen gehenden Läufer überholte und er das als Ansporn nahm, mich anzusprechen und selber wieder anzutraben. Mein mittlerweile etabliertes WK-Shirt bietet ja gern Anlass zur Kontaktaufnahme und so sprach er mich natürlich auch auf Yoga an und dass er das selber auch schon ausprobiert habe, dass es aber doch nicht das Richtige für ihn sein und… ich wollte nicht unhöflich erscheinen und hatte nur kurz und unverbindlich geantwortet, denn irgendwie…
Mitgezählt? Wir befinden uns bei Km50 und nun wurde es auch mir anstrengend und ich freute mich auf den letzten VP, an dem ich allerdings nur noch eine Hand voll Salzstangen und zwei Becher Wasser zu mir nahm bevor ich nach ~6min die Brücke hoch ging und dann die Steigung zur Kronsforder Landstraße rauf nahm um die letzten 10Km unter die Sohlen zu nehmen.
Mitgezählt? Das war die erste Gehpause
5:50, 6:02, 5:50… keine Ahnung wie mir das noch gelingen konnte, aber dafür eine ganz konkrete Idee, wieso der nächste Km eine 7:59 wurde - Gehpause ist das Stichwort
Ob ich den Läufer vor mir noch erwischen und kassieren würde? Durch Gehpausen allein wäre das kaum möglich…
Zu dieser Zeit gingen mir viele Gedanken an den 6-Stunden-Lauf durch den Kopf, vor allem freute es mich ungemein, dass es mir heute so viel besser ging als letztes Jahr im Mai und ich wollte unbedingt schauen, wie weit ich denn heute in sechs Stunden gekommen sei.
Apropos Stunden, so langsam fing ich an zu rechnen, ob ich mein selbst gestecktes Ziel 6:30 wohl erreichen würde…
Was mir bei anderen längeren Läufen immer mal wieder durch den Kopf gegeistert ist und was wohl viele Langstreckenläufer ab einem gewissen Zeitpunkt zu denken anfangen: was mache ich hier wieso mache ich das, wie lange will ich das noch machen… ich bleibe jetzt stehen, ich setze mich hin, ich fang an zu heulen und rufe mir ein Taxi oder bei Mama an… oder umgekehrt… das alles ging mir diesmal überhaupt nicht durch den Kopf.
Stattdessen irrte mir immer mal wieder das Zitat eines erfolgreichen amerikanischen Ultra-Läufers durch meine Gedanken „Running can be lonely - Ultra-Running can be lonelier“ oder so ähnlich, der Sinn des Zitates sollte zu erkennen sein
Es war anstrengend, ja, und ich wollte nun wirklich ins Ziel kommen >> aufrecht laufend und lächelnd und meine Gedanken kreisten einzig und allein darum, WIE ich das schaffen könnte und niemals OB ich das überhaupt schaffen würde.
5:51, 7:17 na, wie war das denn wohl
Ööööhhmmmm… und bei wie vielen Km war ich nun genau als die Uhr sechs Stunden voll hatte?
6:08, 7:26… no comment
Mitgezählt? Wir laufen mittlerweile den 60ten Kilometer und ab jetzt wusste ich, dass ich wenn nichts unvorhergesehen mehr passieren würde, ich auch meine angestrebte Zeit erreichen können würde.
Und dann ging auf einmal alles ganz schnell – wobei erstmal Km60 in 6:27 ging, also lief ;-))
An der ersten Kreuzung stand jemand um den mittlerweile erschöpften Läufern die Richtung zu weisen, das hatte ich aber selber noch drauf und vorher schon auf die linke Straßenseite gewechselt.
Jetzt das Stück Berliner Allee bis zum Kreisel, wo auch wieder jemand stand und winkte.
Aber wo ging es dann noch links rein… erste Straße links sagte die Streckenpostine :-) und das kam schneller als erwartet und ging dann auch noch bergab, also jetzt nochmal die Hacken in den Teer hauen, einmal links herum, Arme hoch zum Jubel-Foto und lächeln nicht vergessen :zwinker2:
Und dann war ich angekommen nach meinem bis dato längsten Lauf überhaupt, es wurde applaudiert und mir wurde per Handschlag zum Lauf beglückwünscht.
Etwas wackelig auf den Beinen und leer im Kopf wusste ich anfangs nicht so recht, was ich denn nun als nächstes wohl tun sollte… zwei Becher Cola - jetzt traue ich mich :wink: etwas später wollte ich meine gelaufene Zeit mitteilen weil es so in der Ausschreibung stand, dass jeder Läufer seine Zeit selbst nimmt und übermittelt, aber die große auf einem Auto hingestellte Uhr galt als das Maß der Zeit und man hatte mich mit 6:27:01 gewertet.
Punktlandung :teufel:
Umgezogen und mir einen Stuhl in die Sonne gestellt wollte ich noch ein wenig verpusten bevor ich mich auf den Heimweg mache und da sah ich, dass jemandem eine Urkunde und ein hübscher gläserner Pokal übergeben wurde - DAS wollte ich auch :nick:
Nachgefragt bekam ich auch beides, wurde aber gefragt ob ich nicht doch noch bis zur Siegerehrung bleiben wolle… mit den jeweils ersten drei Plätzen hatte ich ja nichts zu tun, von daher…
Und als ich so schön in der Sonne saß und mit anderen Läufern klönte war es zack soweit und die Siegerehrung begann gegen 17.15 Uhr.
Hätte ich gewusst, dass wirklich jeder (noch anwesende) aufgerufen und persönlich geehrt würde, hätte ich ja nicht vorher nach Urkunde und Pokal gequengelt
So wurde ich eben nicht aufgerufen, aber was soll´s… wieder was gelernt – und sollte es ein nächstes Mal geben, würde ich geduldiger sein
Der Hammer bei der Siegerehrung war eine Frau, die tags zuvor einen 100er in gut 11 Stunden gelaufen ist; der zweite Hammer ein Mann, der tags zuvor bei einem 12-Std-Lauf 116Km geschafft hat.
DAS ist ultra :teufel:

Gegen 17:45 saß ich im Auto auf dem Weg nach Hause, rund herum zufrieden mit mir und der Welt und der Erkenntnis: Ultralaufen ist geil :daumen:


Fazit
• Tolle Veranstaltung am „schönsten Kanal der Welt“, super organisiert und keine Wünsche offen an den VP
• Klitzekleiner Kritikpunkt: kein Dixie weit und breit…
• Wie schon beim 6-Stunden-Lauf am Sander See eine ganz andere Stimmung als bei den größeren Stadt-Läufen, alles irgendwie näher beieinander und „familiärer“, man läuft eher mit- als gegeneinander, was ich sehr angenehm finde
• Im Vergleich zu meinem ersten Ultra war ich jetzt nach 6Std bei ~57Km, also knapp 3Km mehr als noch letztes Jahr am Sander See
• Das war mein nächster erfolgreicher Schritt was die Distanzen angeht
• Vielleicht haben die erstmals auf einer großen Distanz jenseits der Marathon-Marke eingesetzten Kompressionsstulpen ihren Anteil: keinerlei Beschwerden in den Füßen, Fußgelenken, Achillessehnen, Waden und auch am kommenden Tag nur etwas Muskelkater in den Oberschenkeln


Und weiter?

• Erstmal regenerieren, d.h. diesmal wirklich mal zwei Wochen ganz kurz treten
• Vorbereitung auf den Flensburg Marathon am 04.06. OHNE „richtigen“ Trainingsplan
• Prüfen und entscheiden, welcher Ultra dies Jahr noch in Frage kommt


Zahlen

• 62 Teilnehmer und 61 Finisher
• Gewertete Zeit 6:27:01
• Platz 37 und 30ter bei den Männern, AK9 von 13
• Meine gewertete Zeit letztes Jahr noch für Platz 15 gereicht :nick:
• Netto-Laufzeit ohne die Pausen an den VP 6:07 - viel genauer konnte ich den angepeilten 6er Ø nicht treffen :wink:



Hier meine vom Handy aufgezeichneten Splits :hallo: hier sind die „Standzeiten“ an den VP nicht erfasst weil die App auf „Auto-Stop“ eingestellt ist

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Nochmals nachträglich meinen Glückwunsch! PB und ein sehr gelungener Ultra. :respekt2: :hurra: :party4: :party:

Ich sehe, du bist super zufrieden, tolle Leistung, Orthopädie hält, du konntest noch PB einfahren und bist nach all den km in den Beinen zufrieden und glücklich. Besser kann ein Lauf kaum sein. Freue mich sehr mit dir, wenngleich die 6:27:01 vl. etwas weh tun könnten? Falls nicht, umso mehr ein gelungener und sehr schöner WK!

Danke dir sehr für deinen sehr kurzweiligen und schönen Bericht. :daumen: :)
Highlights bisher:
16.+17. Juni 2018 - 24 h Burginsellauf = 121,74 km
03.10.2021 SIX STAR Finisher
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Hallo Michael

Sehr gut gelaufen und sehr gut geschrieben.
������������������
Besonders gut gefällt mir der Satz: " Ultralaufen ist geil ".
Erhol dich gut und schnell und geniesse das Gefühl, es geschafft zu haben.

Gruss Stefan
Und wieder springe ich über Pfützen oder mitten hinein!!! :-)
Nur diejenigen, die es riskieren, zu weit zu gehen, können herausfinden, wie weit sie wirklich gehen können. -T.S. ELLIOT
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... athon.html
http://forum.runnersworld.de/forum/lauf ... 017-a.html
forum/threads/131192-Mont-Ventoux

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Na endlich! Das wurde aber auch mal Zeit. Auf diesen Laufbericht warte ich schon einige Zeit :D

Sehr schöner Bericht, Michael, von einem offenbar sehr schönen Lauf! Herzlichen Glückwunsch noch einmal. Klasse Leistung!

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Super, lieber Michael, vielen Dank für den tollen Bericht, der sich liest, als wäre man selbst dabei! :daumen:

Toll auch, dass der Lauf alles in allem ein so wunderbares Erlebnis für dich war, trotz der Zweifel angesichts des nicht immer glatt verlaufenen Trainings. Über die Leistung braucht man keine Worte zu verlieren, nur diese hier: :daumen: :party3: :party: :party4: :rock2:

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Danke für die Blumen,

war ja mein erster hier veröffentlichter Lauf-Bericht, ansonsten tippsel ich das immer bei den Startern rein :hallo:

Isse, die 6:27 taten gar nicht weh, im Gegenteil >> meine Idee war ja, zwischen den VP je eine Stunde und dann je 5min pro VP, von daher... :wink:

Ich habe am vorletzten Sonntag viel über mich, über das Laufen an sich und meine läuferische Zukunft lernen dürfen und freue mich nun, das in Kürze in die Tat umzusetzen, bzw. damit anzufangen :nick:

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Hallo Michael,

ich gratuliere Dir ganz herzlich zu Deinem zweiten Ultra: Toll gemacht!

Jetzt bist Du da auch schon mit zwei Einträgen vertreten:


http://statistik.d-u-v.org/getresultperson.php?runner=808734
 

Und mach Dir nix draus - von wegen optimale Vorbereitung. Ich kenne kaum einen der sich 100% ideal für einen Lauf langfristig vorbereitet. Viele versuchen sich daran sklavisch zu halten und sind unsicher oder gar gefrustet, wenn es nicht klappt - das kann schon eine Richtlinie sein, wenn man sich vorbereitet und Viele brauchen diese Sicherheit, aber man sollte das auch nicht überschätzen. Von mir will ich da gar nicht reden (schreiben), dazu bin ich viel zu sehr ein "freigeistiger, selbstbestimmter Läufer".

Du bist übrigens in bester Gesellschaft gelaufen - 5 Läufer von unseren LG Ultralauf-Team waren dort am Start, auch unser Präsident Christian Mohr war dabei - es gibt einige Läufer aus dem Hamburger Raum in unserem Verein (die sogenannte Nordfraktion). Das ist die Seite, wo auch meine Laufberichte immer online stehen - sind ja schon wieder ein paar dazu gekommen.

Deshalb gibt es auch auf unserer Vereinsseite einen Bericht zu diesem Lauf - auch wenn der nicht so ausführlich und intensiv berichtet - das hast du schon gut beschrieben, kein Wunder - es war ja erst Dein 2.Ultra, nicht wahr?
Schön wie Du Deine Stimmung und Empfindungen wiedergegeben hast - ja Ultralaufen ist geil. Ich glaube ich kann das mittlerweilen beurteilen, auch wenn ich das erst ca 2Jahre mache, sind es wohl schon 30-40 in der Zeit gewesen. Und das mit der Geduld nach dem Lauf wirst Du auch noch hinkriegen: Ultraläufer sind doch nicht ungeduldig.....

Ich wünsche Dir weiterhin viel Spaß bei Deinen Läufen, ob nun Ultras oder auch mal kürzer! Vielleicht trifft man sich ja mal ....


LG Roland

runners.high - Nomen est omen :logik:

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Glückwunsch zur Leistung, Danke für den Bericht...
Grüße
Hauptmieter
Bestzeiten: 17.08.2019 Mauerweglauf 100 Meilen 19.36.35 Stunden. 08.09.2018 RUNWINSCHOTEN (Holland) 100 km 9:33.30. 16.06.2018 Karlsruher Nachtlauf 80 km 7:55:45. Marathon 3:22.10. HM 1:34:32. 10 KM 43:37
Laufberichte: www.corneliusrennt.de

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Schöner Bericht! Danke schön! Und herzlichen Glückwunsch zur guten Leistung und schön, dass du den Lauf so gut und positiv überstanden hast!!!
Weiterhin viel Spaß beim Training "nicht nach Trainingsplan". Ich finde übrigens, wenn man noch Familie hat und vielleicht noch ein paar andere Dinge im Kopf als nur Laufen, sollte man flexibel genug sein und sich nicht strikt nach einem Plan richten müssen. Und ich glaube richtig gut trainiert fühlt man sich sowieso nie so ganz. Um so schöner, wenn es am Ende dann trotzdem so gut hinhaut!

Viel Erfolg und vor allem genau so viel Spaß beim nächsten Mal!

LG!
Soli

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Moin,

na Roland, das war ja schön auf der Seite von der Ultra-LG nachzulesen. :wink:
Kannte ich so natürlich nicht, bzw. bin nicht von mir aus drauf gekommen, danach mal zu suchen - also nach der Seite, die LG selber ist mir schon ein Begriff.
Und hat sogar einen Bezug in der Form, dass ich mit Dicke Wade Tommi zusammen meinen ersten Marathon vor zwei Jahren hier in HH gelaufen bin. :daumen:
Vielleicht laufen wir uns ja auch mal über den Weg, bzw. treffen uns bei einem Ultra, würde mich freuen. :hallo:
Ich muss allerdings zugeben, nicht zuletzt durch meine familiäre Situation (immer noch) nicht sooo reisefreudig zu sein wenn es um einen Lauf geht... da es aber hier bei uns im Norden deutlich weniger attraktive Veranstaltungen gibt als im südlichen Teil der Republik - damit meine ich jetzt alles unterhalb der Elbe - wird es über kurz oder lang wohl schon darauf hinauslaufen, auch mal einen Tag eher anzureisen. :)
Für dies Jahr schwanke ich noch zwischen Müritz im August und Otterndorfer Gezeitenlauf Anfang Oktober...

Auch wenn es schon zwei Wochen her ist, so klingt der Lauf am schönsten Kanal der Welt doch immer noch nach in mir und ich bin so froh und dankbar, dabei und danach so viel über mich und mein Laufen, meine bisher erreichten und meine zukünftigen Ziele gelernt zu haben. :nick:
War ich vorher öfter mal genervt, wenn es ein ums andere Mal nicht so klappte mit der Vorbereitung wie der TP es vorgesehen hatte, so genieße ich die zwei Wochen Regeneration, die ich mir eingeräumt habe und freue mich, in der kommenden Woche wieder "ins Training" einzusteigen - und dann wieder als "genießender Freigeist", der wie immer zwar ein paar grundlegende Dinge dabei beachten, ansonsten aber wieder primär auf seine innere Stimme hören wird. :daumen:

Nochmals Danke für all Eure netten Kommentare und die Anerkennung hier im Faden :hallo:

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Hallo Michael,

schön zu lesen, wie das Erlebnis bei Dir noch "nachwirkt" - genieße und erhole Dich gut - das Andere hört sich nach GUTEN PLAN an.
Und es wäre wiklich schön, sich mal über den Weg zu laufen - wobei ich natürlich eher nicht soweit oben im Norden laufe, weil mir das dann zuviel Fahrerei ist. Ich fahre an Karfreitag wegen eines "kleinen Marathons" nach Berlin - das ist schon grenzwertig....
Obwohl beim Deutschlandlauf geht es ja da oben los - wir treffen uns in Husum und fahren dann zur 1.Etappe nach Sylt (Ellbogen) hoch - die Etappe endet dann wieder in Husum ..... und dann geht es weitere 18Tage lang immer weiter südwärts zum Ziel: Zugspitze

LG Roland
runners.high - Nomen est omen :logik:
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