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Jenseits der Trommeln Afrikas / 100Km Biel

Jenseits der Trommeln Afrikas / 100Km Biel

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Exclusive und nur für das LA-Forum


Es sollte der längste Tag meines Lebens werden und er begann am 17.06.2005 um 3.30 Morgens.6.00 Uhr ist eine echt frühe Abflugzeit, doch der Preis stimmte und die Stunde Anfahrt brachte ich dank früher Stunde problemlos hinter mich. Ursprünglich wollte ich ja einen Tag vorher nach Biel fliegen. Da ich aber aus Familiären Gründen donnerstags und montags jemanden von Dithmarschen nach Hamburg fahren musste, flog ich am Freitag direkt. Vom Zürcherflughafen aus ging es dann weiter mit dem Zug nach Biel, wo ich gegen Mittag eintraf. Ich wollte erstmal etwas ankommen und essen bevor ich zu Sigi (Pandadriver58) weiter fuhr.

Was mir in Biel immer wieder auffällt ist seine Zweisprachigkeit. Im Falken Mittag essend, quasselten am Nachbartisch vier Leute miteinander, mal in Französisch, mal in Deutsch oder gar in gemischten Sätzen, irre. Der Tag war heiß im vergleich zu der kühlen Woche im Norden zuvor. So war ich ganz froh dass ich bei Sigi, von dem ich aufs herzlichste empfangen wurde unter einem Baum liegend etwas Schlaf fand. Die Zeit verging und bald brodelte ein riesiger Topf auf der Feuerstelle voll mit Spaghetti. Erst dachte ich wer denn die alle essen soll, doch schon bald kamen aus allen Ecken Menschen an. Es viel mir schwer den Überblick zu bewahren, und bald wusste ich nicht mehr wer den Heute Nacht läuft oder was tun will.

Viele haben ja ihre eigene Assoziation von 100 Kilometer. Einige teilen sie sich in Strecken auf, wie 5 x 20 oder ca. 2.5-mal Marathon ein. Für mich war es immer die Tachonadel bei der Zahl 100 im Auto. Wenn ich eine Stunde lang 100 Std./h fahre bin ich am Ziel. Eine Stunde Autofahrt kann einem schon ganz schön lang vorkommen. Doch wie lange werde ich brauchen? Diese Frage beschäftigt wohl einen jeden und Sigi wollte es wissen damit ich ev. vom Ziel mit ihm und seiner Staffel wieder zu ihm nach Hause fahren könnte. Nach längerem Überlegen antworte ich mit Plus / Minus 12 Stunden. Wobei ich betonte das dieser ein rein theoretische Wert sei, denn in Wirklichkeit wusste ich noch nicht mal ob ich überhaupt ankommen würde. Vor allem wollte ich mich nicht auf irgendwelchen Zeitdruck einlassen, denn dieser hatte mir die Freude am Rennsteig Marathon versaut. In 4.03.50 lief ich diesen in der Vorbereitung und war sauer darüber das ich nicht unter 4 Stunden kam. So wollte ich nicht werden als Läufer, wo war die Freude über vollbrachte Läufe geblieben? Biel musste ein Wendepunkt werden oder ich würde sonst ewigst vor mir weg, hinter irgendwelchen Zeiten her rennen.

Connie traf ich in der Eishalle auf den Zuschauerstufen sitzend. So entspannt und ruhig wie sie da saß dachte ich schon das sie heut Nacht schnell laufen würde. Sie war mit dem Zug gefahren und hatte in der Halle noch geschlafen. Ich musste noch meine Startnummer holen und den beigelegten Chip montieren da der eigene Chip nicht angesagt war. Wir plauderten noch über dies und das und langsam nach Abgabe unserer Kleidersäcke, verschob sich unser Aufenthaltsort nach draussen. Dort herrschten immer noch ordentliche Temperaturen und die Nacht sollte sehr warm bleiben. Auf dem Weg zum Start sahen wir eine Schnur die von Helfern quer über die Strasse gehalten wurde, nun wussten wir nicht ob wir vor oder hinter die Schnurr stehen mussten. Etwas peinlich fragte ich denn nun einen der Schnurhalter in welche Richtung den der Lauf losginge, lustigerweise wusste es dieser auch nicht. Es fanden sich dann aber schnell welche die es wussten. Durch einen Umweg wegen einer Baustelle starteten wir nicht unter dem aufgebauten Starttor sondern wurden einige 100Meter nach vorne geführt.

Der Startschuss war ein gewaltiger Böller der wohl alle nochmals wecken sollte. Langsam rückten wir dem Felde nach und ich erwartete jeden Moment die Startmatte, die dann doch nicht kam. So startete ich dann meine Uhr etwas spät. Oh Mann, es ist 10.00 nachts und statt mich ins Bett zu legen lauf ich durch eine Stadt die voll Menschen ist, die andere Menschen beklatschen und bejubeln, oder bedauern sie am Ende wohl eher?
Es dauerte einige Kilometer bis wir aus Biel und den Vororten raus waren. Connie verabschiedete ich schon früh, mir war klar dass sie in einer anderen Liga spielte. Die ersten 20 Kilometer waren unglaublich schwierig. Ein riesiges Stahlgewicht wie aus dem Comic, mit der Aufschrift 100Km lastete auf meinen Schultern. Ich lief durch all die Menschen die sich das Spektakel nicht entgehen ließen, versuchte so viele Kinderhände wie möglich abzuklatschen und hatte nur Angst. Angst vor dieser grausamen Länge. Meine Beine fühlten sich an wie aus Gummi. Mein rechter Knöchel schmerzte und ich erinnerte mich daran wie ich vor zwei Wochen mal umknickte. Komischerweise hatte ich bis dato danach keinerlei Beschwerden gehabt. Suchte ich nur einen Grund um gleich wieder Auszusteigen? Ein riesiger Frust stieg in mir hoch, was soll das hier? Wozu laufe ich hier, was will ich mir beweisen. Du bist hier um wieder Freude am laufen zu finden, kam die Antwort aus meinem innern. Den ersten Berg und der saftige Abstieg lagen hinter mir, warum behaupten eigentlich alle Biel sei ein leicht welliger Weg??? Schon früh musste ich ständig pinkeln und hatte Durst. Die Wärme machte mir doch zu schaffen. Allerdings war ich auch heilfroh dass es nicht regnete. Irgendwie kam es mir vor als rieche ich anders, eine seltsame Wahrnehmung die ich noch nie auf einem Lauf hatte. Indes lief ich auch noch nie nachts. Die Stunden bis Mitternacht vergingen kriechend. Danach ging es etwas besser. In Aarberg und in Lyss war gewaltig was los und auch auf den weiteren Dörfern die wir passierten wurde das ganze als Party betrachtet. Bis jetzt kannte ich den Ausdruck Surreal nur in der Malerei von Dali und Co., nicht als Nächtliche Aufführung zwischen Laufenden Menschen und deren die ihnen dabei zusahen. Doch anders kann man das Szenario nicht beschreiben. Auf der einen Seite ein sich bewegender Strom sportlich Aktiver, auf der anderen eine Mischung aus Bierfestlaunigen und später deutlich Besoffenen, sowie echten bewundernden Begeisterten. Wobei Zweitere Gott sei Dank in Überzahl waren. Dabei gab es auch ganze Sippschaften die vor ihren Häusern saßen und die Läufer anfeuerten. Einmal standen zwei sichtlich Angetrunkene mitten auf der Strasse und grölten. In der einen Hand das Bier, die andere erhoben um die Hände der Läufer abzuklatschen, eine etwas mulmige Begegnung. Ein andermal bejubelten uns etliche Jugendliche auf einer einsamen weiter Flur bei einer Abzweigung. Die brennenden „Schwedenkerzen“ und die doch sichtlich angetanen Jungs ergaben ein hoffendes Zukunftsbild für den „Bieler“. Was mich wirklich störte waren die komplett deplazierten Kommentare aus den Gartenkneipen wenn Läuferinnen vorbei eilten. Da ich anscheinend in einem Zeitfenster lief in dem sehr viele Frauen unterwegs waren, hörte ich öfter billige Anmache. Ein widerlicher Zug den ich am Rennsteig noch nie erlebte. Meine Wahrnehmung wurde zunehmend empfindsamer. Ob es an der Nächtlichen Situation oder der ungewöhnlichen Ausgangslage lag ist mir nicht bewusst. Ab Mitternacht veränderte sich meine Stimmung. Die späte Dämmerung war nun endgültig der Nacht gewichen. Ich setzte meine Stirnlampe auf die ich in meiner umgeschnallter Lauftasche mitführte. Ein Thermoshirt hatte ich statt einer Trinkflasche im Halter, andersrum wäre es wohl besser gewesen. Zudem hatte ich mein Handy dabei als Verbindung zu meiner Partnerin. Obwohl ich sie erst früh morgens hinter KM 85 anrief begleitete sie mich so durch die Nacht. Bis auf einige Teilstrecken wo ich allein sein wollte und es ausschaltete. In Lyss waren die Begleit Fahrradfahrer dazu gestoßen und mehr und mehr ging es nebst besagten Dörfern aufs freie Feld hinaus. Viele waren froh dass sie ab jetzt in Begleitung waren, die Gespräche wurden mehr. Der Gedanke noch 10 Stunden weiterzulaufen schob ich weit weg und die Unbegreifbarkeit der Länge wurde zu einem „etwas mehr als der lange Rennsteig“ Gedanke.
Irgendwann sauste der erste Marathonläufer unter lautem Ankündigungsrufen seines Fahrradbegleiters an uns vorbei. Etwas später dasselbe Bild mit dem scheinbar noch schnelleren ersten Staffelläufer. Der ersten Staffel soll es dieses Jahr zum ersten Mal gelungen sein den Einzelsieger einzuholen, dies trotz 1 Stunde späteren Startzeit. Unglaublich das man diese Strecke um 7 Stunden laufen kann, und ich fragte mich oft wie die Vordersten das hier erleben. Der ¾ volle Mond stand nun direkt vor uns, da wir seit Aarberg in östlicher Richtung liefen. Später zog er „rechts“ an uns vorbei um in den frühen Morgenstunden unterzugehen. Zwischenzeitlich schalte ich meine Stirnlampe aus um bei klarster Sicht die Milchstrasse zu sehen. Tief im Südosten stand der Skorpion, ein deutliches Zeichen das es Sommer ist. Es wäre eine gute Beobachtungsnacht, obwohl die Temperaturen noch immer relativ hoch waren. Immer mal wieder beschäftige ich mich so mit dem Himmel und ließ alte Sternguckernächteerinnerungen an mir vorbei ziehen.
Nach längerer Zeit überholte uns auch die erste Marathonfrau, sie wird wohl nicht mehr lange brauchen. Bei einer längeren sehr flachen Steigung gingen schon viele, was ich bis jetzt erst beim ersten steilern Anstieg machte. Nach dem ersten Staffelübergabe Punkt in Oberramseren wo viel los war, ging es zunehmend ruhiger durch die Landschaft. Erscheinen einem diese 5 Kilometer von Tafel zu Tafel nicht doppelt solange wie am Tag? Es ist bald 3.40 Morgens als ich KM 45 passiere. Unglaublich wie langsam ich unterwegs bin, und vor 24 Stunden bin ich aufgestanden.
Irgendwann auf diesen Kilometern suchte jemand Bernd, er rufte den Namen 3-4 Kilometer lang immer wieder durch die Nacht. Ich wusste nicht ob ich lachen soll. So witzig wie es sich anhört so tragisch mag der Verlust eines Laufkameraden hier sein. Er hatte keine Chance ihn in dieser Dunkelheit und Menge Leute wieder zu finden. Ein verlorenes Kind eilt durch die Nacht, sind wir nicht alle verloren Heute, in der Einsamkeit des Langstreckenläufers?

Ich nähere mich Kirchberg, mitten auf einem Feldweg steht ungerührt der Tatsache das sie die Hälfte eines Monsterlaufs darstellt, die Kilometer 50 Tafel. Schnörkellos einsam, geradezu nichts sagend. 50ig vorbei, 50ig Voraus. Kein Jubel nur stil gewordene Läufer die daran vorbei ziehen. Eine Karawane der Lichter, voraus rote Rücklichter, im Blick zurück der helle Schein hunderter LED-und Halogen-Lampen. Doch am Himmel ist Bewegung, die Nautische Dämmerung hat begonnen der Schleier lüftet sich. Mehr und mehr sind nur noch die strahlensten Sterne zu sehen. Ein kühler Luftzug frischt kurz auf und ich bin froh tief durchatmen zu können. Das wärmere Shirt hätte ich nicht gebraucht. Besser wäre es gewesen eine Wasserflasche in den Halter zu stecken, den die Abstände zwischen den Verpflegungsposten reichen oft nicht für meinen Durst. Langsam ging die Sonne auf. Die Fahrradbegleiter müssen uns nun wieder verlassen, was viele die sich daran gewöhnt hatten den Mut nahm. Den nach Kirchberg beginnt der Emmendamm. Im noch schummrigen Licht des neuen Tages stolperte ich über den Ho-Chi-Ming Pfad. Dummerweise zog ich hier meine Stirnlampe zu früh aus, da es gerade am relativ hellen Feld lang ging. Später führte der Weg aber wieder durch die Bäume wo die Dunkelheit einem wieder einholte. So viel ich fast hin, fing mich auf und versuchte halt meine Füße etwas mehr zu heben was zu mir zu meinem erstaunen gelang. Der Weg ist breiter ist als ich dachte. Oft doppelspurig wie ein Traktorenweg. Die Büsche jetzt Anfangs Sommer weit in den Weg ragend so das ich öfters die Spurrille wechsle um mich nicht ständig unter den Baumästen ducken zu müssen. In der Mitte lauf ich nicht gerne die Wölbung erscheint mir wie ein riesiges Rohr auf dem ich balancieren soll. Natürlich ist das ein Witz zur Realität aber nach über 60ig Kilometer verändert sich die Wahrnehmung des Bodens gewaltig. Es war schön wieder mal nicht auf Asphalt zu laufen, und einmal mehr stiegen mir Bilder vom Rennsteig in den Kopf. Mensch da wäre ich bald schon auf den letzten 10 Kilometer. Doch die sollten noch lange nicht kommen und am Ende des Pfades begann die ganz lange Heimreise nach Biel. Der letzte große Richtungswechsel gegen Westen war erfolgt und wir mussten sozusagen nur noch geradeaus laufen. Wenn ein Marathon bei 35 Km beginnt so begann dieser 100er für mich nach Km 65. Irgendwie bedauern die schnelleren Läufer immer die langsameren. Denn bereits jetzt wurde es sehr warm diese 15 Kilometer bis 80ig waren schlimm. Deutlich ausgelaugt und Lustlos lief ich sie ab. Vor allem zog die Strecke nochmals deutlich an. Was mich zum Teil freute konnte ich doch meine Muskeln beim aufwärts gehen etwas lockern. Anderseits musste man wieder anlaufen was jedes Mal einen Kick brauchte. So sagte ich mir „nicht stehen bleiben“, und wenn gehen „möglichst schnell gehen“, „nicht noch länger unterwegs sein“. Ich musste mich zwingen nicht auf den Boden zu sehen, was ich seit dem Holperweg ständig tat. Einige gebeugte Gestalten überholten mich und ich wieder sie. Unmöglich zu sagen ob man Plätze gut machte oder nicht. Über solche Gedanken konnte ich in diesem Moment eh nur lachen. Ich versuchte innerlich zu singen um der Trostlosigkeit der Weite zu entgehen. Doch es kam keine richtige Melodie zu stande. Beim 70iger Schild der erste leise Hoffnungsfunke. Unter der Zahl stand ein Satz: „noch 30 Kilometer bis ins Ziel“. Wir liefen an einer Bäckerei vorbei und da ich etwas Geld dabei hatte unterlag ich fast der Versuchung hineinzugehen um mir was zu holen, so gut duftete der Laden. Das dachte sich wohl auch ein Begleiter eines Läufers und fragte diesen, der schweren Schrittes langsamer als ich schlürfte, ob er denn was wolle. Bei all der Aufzählung der Leckereien die er ihm holen wollte, rief ich „Oh ja so ein Mandelgipfel wäre jetzt lecker“. Die Verpflegung an den Posten war zwar Ausreichend aber nicht gerade bunt. Leere Brotstücke hatte ich hinlänglich gegessen, vom künstlichen Sponsor Zeug hatte ich genug, auch wenn dieses lecker war. Und Bouillon ist nun mal kein Haferschleim. Bloß nicht an die Köstlichkeiten des Thüringer Waldes denken. Ich war längst weiter getrabt als der freundliche Fahrradfahrer mir das gute Stück mit den Worten „soll dir gut tun“ lächelnd überreichte. Man war der lecker und genau das richtige in diesem Moment. In den wenigen Dörfern die wir durchliefen gab es kaum Leute, es war ja samstagmorgens früh, wozu auch aufstehen? Die paar verlorenen Gestalten machten weis Gott keine fröhlichen Gesichter mehr. Nie wieder! auf diesen Kilometern wieder holte sich dieser Satz in mir noch und noch. „Du bist nur einmal hier“, „das ist eine Einmalige Sache, du brauchst es nie wieder zu laufen“, versuchte ich mich zu beruhigen. Zu meinem 40igsten Geburtstag hatte ich mir Biel selbst geschenkt. Einmal nach Biel! Ja einmal muss man das erleben, aber nur Einmal. Wann kommt dieser 80iger?! Verzweiflung machte sich in mir breit. Dabei hielt ich eigentlich ein stetes Tempo obwohl die Wärme schon langsam in Hitze überging. In Bibern bei 76.6 Kilometern die letzte Ausstiegsmöglichkeit mit Zeitmessung. Für mich kam ein Ausstieg von Anfang an nur bei ernsthaften Körperlichen Beschwerden in Frage. Nur was heisst das unterwegs? Tat einem nicht schon längst alles weh? Nach dem der Knöchelschmerz nach zwei Stunden so schnell verschwand wie er kam, hatte ich keine Probleme mehr bis 65Km. Seit einiger Zeit begann mein rechtes Knie zu schmerzen und ich versuchte mit leichter Achsenkorrektur entgegenzuhalten. War das ernsthaft? Lief ich mich kaputt? Ich will in 10Jahren auch noch laufen, hoffentlich noch länger. Für mich war es das letzte Zeichen das ich so was nicht noch mal machen werde. Genau diese Einmaligkeit und mein Versprechen mir selbst gegenüber dies hier nie mehr zu tun, ließ mich in Bibern durchlaufen, direkt in die nächste heftige Steigung hinein. Danach ging es wieder runter, und endlich kam der 80iger, nur noch 20Kilometer. Eine geradezu lächerliche Distanz auf einmal. Ich versuchte nicht mehr auf die Kilometerschilder zu warten, sondern konsentrierte mich nur auf die Zeit bis ich meine Liebste anrufen wollte. 8.30 wann ist endlich 8.30? dann ruf ich sie an um ihre Stimme zu hören, Mut zu kriegen weiterlaufen zu können. Dass ließ mich die Kilometer erträglicher werden. Ich war in Büren (ca. KM87) an der Aare als ich sie anrief, Ironie des Schicksals war es das sie die ganze Nacht oberflächlich geschlafen hatte, im wachen das ich ev. Anrief. Just aber in dem Moment sich einen Kaffee auf der Terrasse gönnte und das Telefon nicht hörte. Ich soff wie eine verdurstende Kuh den auf den letzten 7 Km gab es nichts. Hier mach ich der Orga echt einen Vorwurf, den auf diesen Kilometern voll an der Sonne draussen, hätten nochmals zwei Getränkestände stehen sollen. Der Weg führte nun ständig an der Aare lang, ohne einen hauch von Schatten. Zudem wehte ein leichter Wind der einen zusätzlich austrocknete. Wie ich die bedauerte die hinter mir kamen. Leider gibt es hier auch keine Brunnen wie auf der ersten Streckenhälfte wo diese bei Bauernhöfen und Dörfern standen, ach wie gerne hätte ich nun wieder meinen Kopf hinein gesteckt. Das erfrischende Nass gespürt, das Salz aus meinen Augen gewaschen.
Irgendwann begann das „Patsch, Patsch“ der platt gelaufenen Füße. Die Fußmuskulatur gibt nach, man sackt ein wird O-beinig Man schafft es nicht mehr über die Fußaußenkante abzurollen patsch mit dem ganzen Fuß auf den Asphalt. Immer mehr gleicht dann das, was einst ein stolzes Läuferfeld war, einem verstreuten Haufen Enten die hin und her schwanken. Meine Fußsohlen brannten als ginge ich über Lava. „Geh Aufrecht - schwing deine Arme – roll ab“ beschäftigte ich meinen Verstand, nur um ihn zu benutzen damit er nicht wirklich dachte, denn wenn er das tat und dir klar wird was du dir gerade antust, gibst du auf. Musst du aufgeben, ob der Erkenntnis in was für einen Wahnsinn hinein du dich da begeben hast. 90ig ! nur noch lausige, poplige 10Kilometer! Zwei Kilometerlang zog ich mein Tempo an da ich mir ausrechnete das ich so gut unter 12 Std. kommen sollte, was mir zwar in diesem Moment überhaupt nicht wichtig war mir aber zur Motivation diente. Früher hätte mich meine innere Unruhe dazu getrieben unter 12Std. zu kommen, noch vor einem Monat war mir eine Zahl so wichtig gewesen. Nun lauf ich jenseits der hetzenden Trommeln Afrikas. Still ist es geworden in mir. Doch dann kam der Hammer in Form des letzten Aufstieges auf den ich blickte und dachte das darf doch jetzt nicht wahr sein. Moralisch brach er mir das Genick. Eine alles überwältigende Frustration stieg in mir hoch und ich verfluchte diese Streckenführung, die Orga des Laufes konnte ich nur noch hassen. Oben angekommen ging es noch lange geradeaus dann wieder steil runter zum vorletzten Verpflegungsposten. Doch ich schaffte es nicht mehr anzulaufen. Die Schmerzen wenn ich versuchte meine Beine auch nur einen Millimeter zu heben treiben mir die Tränen in die Augen. Ich ließ es und beschloss so schnell zu gehen wie ich noch konnte. Vor allem verzieh ich mir selbst, es gab für mich kein Versagen mehr beim laufen. Auf den letzten 5 sind die Kilometer einzeln ausgeschildert, so dass ich nun anhand der Km Zeit versuchte nicht ganz wegzusacken. Je näher ich ans Ziel kam desto größer war die Versuchung nochmals anzulaufen. Aus Angst aber wieder stehen zu bleiben behielt ich mir das für den letzten Kilometer auf, den diesen wollte ich meiner Läuferehre zuliebe unbedingt durchlaufen. Den 99er fotografierte ich noch mit meinem Handy. Dann lief ich los, wieder mal an einem öden Feld lang, zunehmend der Eishalle nähernd. Auf diesem Kilometer schwor ich mir wieder alle Läufe, seien sie noch so kurz mit derselben Freude zu finishen wie ich sie jetzt hatte, unabhängig aller erstrebten Endzeiten. Wenige überhol ich noch, vor mir eine Fahrradbegleitung die mit ihrem Läufer durchs Ziel fährt, obwohl das (unverständlicherweise) eigentlich nicht erlaubt war. Ich wollte nicht Vordrängeln und die letzten Meter genießen, kam aber trotzdem noch nah ran. Dann lief ich einfach nur durchs Ziel, Sorglos, froh das es zu Ende war. Der Stolz und das irrsinnige Gefühl es geschafft zu haben kamen viel später. Ich sah kein Kilometerschild 100 was eigentlich schade war, denn genau diese Dreistelligkeit macht doch einen großen Tei der Faszination dieser Strecke aus. Leider wurde mir die Medaille nicht umgehängt sondern nur in die Hand gedrückt, na vielleicht steht die gute Frau schon zu lange da, dachte ich milde.

Ich nahm das Ziel gar nicht richtig war. Unterwegs hatte ich schon mal vergeblich versucht Sigi zu erreichen damit er und seine Staffel nicht zu lang auf mich warten mussten. Nun erreich ich ihn, wir treffen uns kurz. Besprechen uns so, dass ich ihnen mit dem Zug nachfolge, da ich mich erst mal sammeln muss. Connie sitze draussen am Festzelt meinte er, wo ich sie auch Glücklich grinsend traf. Nach einem kurzen Gespräch taumelte ich in die Halle wo es zum glück kühler war. Erst unter Dusche stellte ich fest dass ich mir trotz Melkfett einige Scheuerstellen von der Unterhose geholt habe. Der Schweiß musste alles abgewaschen haben. Meine Füße haben taube Stellen und ich konnte überhaupt nicht mehr richtig gehen. Ich hatte die schlimmsten Beine meines Läuferlebens und brauchte für jede Handlung unglaublich viel Zeit. Doch ich war drin, war im Ziel so ein gutes Gefühl, denn in Biel ist jeder Sieger. Mit der Abgabe des Chip kriegt man eine Urkunde, die genau so ein Miniformat hat wie die Medaille und ein T-Shirt. Auf der Urkunde ist schon mal das Feld „Anzahl bestandener Läufe“ aufgedruckt. Aber im Gegensatz zum Rennsteig wo ich dieses Selbstverständliche Verabreden aufs nächste Jahr wohl kenne und selbst für selbstverständlich halte, konnte ich das hier mir beim besten Willen nicht vorstellen. Später treffe ich bei Sigi ein, für dessen herzliche Gastfreundschaft ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken möchte. Gegen 22.00 bin ich endgültig hinüber und ich verabschiede mich von den zahlreichen Afterrunparty Gästen und sinke in tiefen Schlaf.

Relativ früh am nächsten Morgen kehre nicht direkt zum Flughafen zurück sondern fahre nur bis Zürich, um einen Abstecher nach Zug, meiner alten Heimat zu machen. In diesem treffe ich auf einen Berliner der mir von seinem 16 Stunden Biel erzählt. Wie er ins Feld pinkeln war und als er nach einer Weile laufen seinen Fußknöchel betrachtet ist dieser übervoll von dicken Brandblasen. Vermutlich eine Reaktion auf irgendwelche Pflanzen oder Pestizidrückstände. Sein Bein sah am Tag danach noch schlimm aus. Was für Gefahren da lauern ist man sich wohl oft nicht bewusst. Einen gehörigen Sonnenbrand hat er sich zudem auch eingefangen. Hier muss ich sagen könnte der Veranstalter mehr tun um die hinteren Läufer zu schützen. Am Ironman Zürich, so habe ich vernommen wurden die Teilnehmer nach dem Wasserausstieg mit Sonnencreme eingeschmiert. Zumindest die späteren Verpflegungsposten sollten welche da haben. In Zug angelangt laufen dort gerade die letzten des Zytturm Triathlon über die Olympische Distanz ein. Ich beobachte die Szene und genieße die Stimmung. Auf meiner Suche nach bekannten Gesichtern wurde ich plötzlich von einem Mann mit Mikrofon angesprochen. „Der Bieler war doch grad, lass uns ein Interview machen“ spricht er mich an. Es war der Platzspeaker, und so hörte ich mich bald über das Gelände von Biel erzählen. Erst am nächsten Tag wurde mir bewusst dass es genau 7 Jahre her war seit dieser Tri mein allererster Wettkampf darstellte. Ein Zyklus scheint abgeschlossen zu sein. Was die Zukunft bringt weis ich nicht, vielleicht ganz neue Erfahrungen auf kurzen Strecken, oder neue Abenteuer in der Länge. Ein seltsamer Moment. Auf dem Flughafen Zürich traf ich dank Finishershirt Erkennung noch weitere „Bieler“.
Sie erzählten mir vom Luftschutzbunker „Sahligut“ in dem sie und so viele alte „Wiederholungstäter“ schliefen. Von der Szene wie einer der sagte jetzt sei es sein 25er gewesen und er wolle nicht mehr, von den anderen Rührselig die Schulter beklopft bekam, im Sinne von ja, ja du hast es geschafft brauchst nicht mehr kommen.

Montags war dann wieder besagte Fahrerei, und nachmittags hatte meine Stieftochter noch einen leichten Hitzeschlag mit erbrechen, und meine Partnerin kam erst sehr spät nach Hause. So geht nun mal der Alltag weiter, und das Laufen bald auch wieder. Nur diese kleine bescheidene Medaille mit dem Läufer drauf der zwischen Mond und Sonne rennt, mag ich noch nicht ausziehen, denn wer weis wann ich je wieder 100 Kilometer renn.
Spike

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[quote="spike"]Exclusive undnurfürdas<I><SPAN lang=EN-US style="FONT-SIZE: 12pt] Doch, ein schöner Bericht! :D
"Im Rhythmus bleiben"


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Fritz hat geschrieben:Doch, ein schöner Bericht! :D
Arsch es funzt was nicht und wenns so weiter geht stell ich ihn gar nicht mehr rein. Mann ich vermiss schon wieder das alte Forum.
Spike

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spike hat geschrieben:Arsch es funzt was nicht und wenns so weiter geht stell ich ihn gar nicht mehr rein. Mann ich vermiss schon wieder das alte Forum.
Wenn der genauso... elegant formuliert ist, werde ich ihn sicherlich nicht vermissen.
"Im Rhythmus bleiben"


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Vielen Dank für diesen tollen Bericht! :daumen: Der ist sooooo lang und gut, dass ich ihn gleich nochmal lesen muss :nick:
Viele Grüße
Tim

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Hallo Spike! :hallo:

Helmut und ich haben uns noch vor gut 1 Stunde gefragt wie es wohl bei Dir in Biel gelaufen ist! Das muß wohl Gedankenübertragung sein.

Ich habe großen :respekt: vor Deiner Leistung! Für mich ist es unvorstellbar 100km zu laufen! Wo ich doch schon nicht mal mehr einen Marathon laufe... :peinlich:

Also, herzlichen Glückwunsch zu Deinem 100er! Echt super!

Liebe Grüße!

Thorsten.
Meine Homepage (www.meinewebseite.net/runningmanthorsten) freut sich immer über Gästebucheinträge! :)

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...Wort für Wort und Kilometer für Kilometer bin ich nun Deinem Bericht gefolgt und bin ganz gerührt.
Das war ja nicht nur ein Lauf, ein Wettkampf - es hörte sich fast an wie ein Lebensabschnitt den Du trotz aller Widrigkeiten, trotz Steine die Dir in den Weg gelegt wurden am Ende doch gemeistert hast.

Auch wenn Dich der Alltag nun wieder hat, glaube ich, dass dieser Lauf immer etwas ganz ganz besonderes für Dich sein wird.

Und ich gratuliere natürlich! Zum Lauf und zum Bericht!

Grüße von Rebecca (schwer beeindruckt)

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Sehr beeindruckender Bericht. Danke und herzlichen Glückwunsch!
Irgendwann will ich da auch hin... :)
"If I had no sense of humor, I would long ago have committed suicide." (Gandhi)

9
unglaublich! So einen plastischen Bericht habe ich selten gelesen.

Darum schnörkellos hiermit meine Anerkennung und Glückwünsche!

Bei den anderen Berichten von Biel dachte ich: 'wer weiß ... vielleicht irgendwann ...' Nach deinem denke ich: 'Nie im Leben - NIE!'

Sowas auszuhalten ... unglaublich!

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Oh man, Renato, dafür brauche ich mal etwas mehr Ruhe ... angelesen habe ich es und der Thread hat erst einmal ein Lesezeichen! Was ich bisher gelesen habe: super Bericht! :daumen:
Steif
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Ständig verschwinden Senioren spurlos im Internet, weil Sie "ALT" und "ENTFERNEN" gleichzeitig drücken.

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du hast einen tollen bericht verfasst! (und natürlich haste auch ne tolle laufleistung erbracht) . aber mich hat deine schreibkunst mehr beeindruckt!

Ex-Läufer auf Inline-Skates

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spike hat geschrieben:Ein riesiger Frust stieg in mir hoch, was soll das hier? Wozu laufe ich hier, was will ich mir beweisen.


Da haben wir am gleichen Punkt das Gleiche empfunden, danach ist unser Eindruck von Biel aber sehr unterschiedlich. Beim Lesen deines Berichtes ist mir erst klar geworden, wie "leicht" mir diese Strecke gefallen ist. Alle Achtung, bei soviel mentaler Krise wäre ich wahrscheinlich ausgestiegen. Also Glückwunsch zum Finish und Hochachtung vorm Durchbeißen.


Conni

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Sehr eindrucksvoller und farbenreicher Bericht. Glückwunsch zu dem gelungenen Lauf und danke für den Bericht. Es wurde sehr deutlich, dass diese ewig-Läufe wesentlich mit dem Kopf bestritten werden, der Körper spielt eine nachrangige Rolle. So sehr Du gelitten hast und Du Deine Unzufriedenheit ausdrückst, für mich blitzt da immer wieder jede Menge Lust an der Veranstaltung zwischen den Zeilen raus.

Alles Gute Uwe :hallo:

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Hi Spike, langer schöner Bericht über einen ebensolchen Lauf! Wie ich schon öfter erwähnt habe: für mich sind Läufer die den 100er machen Menschen aus einer anderen Dimension.

Und zur Streckenführung wegen der letzten Steigung vor Pieterlen. Da hab sogar ich als Staffelläufer grosse Augen gekriegt weil ich mit der nicht mehr gerechnet hatte. Ich hab auch gemeint es geht der Aare entlang bis Biel.

Ich hoffe du kannst den Lauf irgendwann Deiner Signatur entsprechend einordnen

Gruss Sigi

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wow - mehr als das fällt mir zu bericht und lauf nicht ein!
respekt und herzlichen glückwunsch!
"Manni Bananenflanke, ich Kopf, Tor!" (Horst Hrubesch)

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Moin,

Börks, das war das beste, was dieses Forum je hervorbrachte. Wer immer noch nach Biel möchte, sollte sich deine Lauferfahrung vor Augen halten, und dass selbst die nicht gereicht hat, um diesen Lauf genießen zu können. :eek:

Danke für diese dich selbst nicht schonende Ehrlichkeit. Aber erst recht :megafon: Glückwunsch, was soll dich in diesem Leben noch schocken? Super gemacht :daumen:
Liebe Grüsse von Gregor :hallo: (Bremen)
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Hallo Renato,
ein Klasse Bericht und ein großer Lauf, ich finde es immer wieder beeindruckend wie man sich Quälen kann.

Gruß jens

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Hallo spike,
Irgendwie kann ich hier ganz deutlich diesen häufig herangezogegenen Vergleich eines 100-km-Laufs mit dem tatsächlichen Leben nachvolltiehen:
Am Start stehst Du noch mit kindlicher Neugier, auf das was da kommt. Eine große Ungewissheit macht sich breit. Du schaust noch voller Tatendrang und Hoffnung in die Sterne...
Danach arbeitest Du die km ab, merkst schon da und dort ein Zwicken, Du zweifelst. Die Zweifel nehmen zu - die Bescherden auch: Du hangelst Dich von einer Verpflegungsstelle zur anderen. Die brennende Sonne, die Kinder so mögen, wird Dir nun lästig und macht Dir die letzten Kilometer noch beschwerlicher. Du bist bei weitem nicht mehr so flott unterwegs, wie zu Beginn, bist froh, schnellen Schrittes gehen zu können und sehnst das Ende herbei...
Spike, Glückwunsch zum ersten "durchlittenen" 100er! Du bringst es fertig, das rüberzubringen, was Du fühlst - einfach Klasse! Du schreibst hier sehr ergreifend von Deinem Lauf - nichts anderes wollten wir lesen!

Hey, Conni:
Lachmöwe hat geschrieben:...ist mir erst klar geworden, wie "leicht" mir diese Strecke gefallen ist...
:nee: :nein: Sorry, Conny, aber das find ich ja dreist! Da liest Du von spike's Leiden und haust hier mächtig auf den Putz! Da muss ich protestieren und Dir die Flügel beschneiden :motz: :
Ehrlicher Respekt vor Deiner Leistung, aber wenn Dir's so "leicht" gefallen ist: Warum hast Du nicht die Handbremse gelöst und 'n bisschen Gas gegeben, oder hattest Du vergessen, den Tempomat abzustellen :wink: ? :hihi:
...hab hier nur meine Meinung formuliert. so what?

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42bis100 hat geschrieben:Hallo spike,

Hey, Conni:
:nee: :nein: Sorry, Conny, aber das find ich ja dreist! Da liest Du von spike's Leiden und haust hier mächtig auf den Putz! Da muss ich protestieren und Dir die Flügel beschneiden :motz: :
Ehrlicher Respekt vor Deiner Leistung, aber wenn Dir's so "leicht" gefallen ist: Warum hast Du nicht die Handbremse gelöst und 'n bisschen Gas gegeben, oder hattest Du vergessen, den Tempomat abzustellen :wink: ? :hihi:


Im Vergleich habe ich viel weniger gelitten als Spike, das ist mir nach seinem Bericht klar geworden und ist einfach eine Feststellung. War halt so! Das war auch nicht ganz so verwunderlich, da ich einiges mehr an km im Training hatte.
Hätte ich den Lauf nicht so genießen können (mit natürlich einigen Tiefs, deswegen das" leicht" als "leicht") wäre ich ausgestiegen. Ich hätte nicht die Energie wie Spike aufgebracht, die 100 km dann zu finishen. Spike zeigt damit eine mentale Leistung, der ich Respekt zolle (das schien vielleicht nicht so rüber gekommen zu sein?).

Gerade Du betonst doch immer wieder, dass man sich nicht quälen und alles mit Leichtigkeit nehmen soll. Das ist auch meine Einstellung. Warum also das Tempo anziehen und leiden? Damit man 2 Platzierungen besser dasteht oder 10 min gut gemacht hat? Wie gesagt: ICH wäre ausgestiegen!

Conni

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Gratulation zum Finish und zum tollen Bericht. Du hast sehr eindrucksvoll geschildert, was einen bewegt, wenn man so lange unterwegs ist. Ich habe schon einige Berichte von Biel gelesen, aber einem so ehrlich die Gedanken, Ängste und Hoffnungen zu schildern hat noch keiner geschafft.
Nochmals Glückwunsch und eine gute Erholung und Umstellung auf den Alltag (ist nicht ganz einfach nach so einem Erlebnis)
Gruß
Uli

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Hallo Renato,

danke für Deinen tollen Bericht und dafür, daß du uns so unmittelbare Einblicke in Dein Seelenleben während Deines längsten Tages gegeben hast. :)
Gruß
Peter

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:megafon: Herzlichen Glückwunsch an alle Biel-Finisher! Klasse Leistung :daumen:

Ihr seid meine Helden! :nick: :nick: :nick:

Heike
Èinen Marathon beenden viel mehr Leute ohne Hirn als ohne Schuhe.

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Herzlichen Glückwunsch zu Deinem 100er, der ja für Dich eher zu einem 150iger geworden ist. Deine Feststellung zur Organisation stimmen leider, da fehlt das innere Feuer der Rennsteigler. Den Vergleich zum Rennsteig hält der Bieler nicht stand, da fehlt die Ausstrahlung. Die eintönigen Strassen schlagen aufs Gemüt, da ist es vom emotionalen her am Rennsteig und der K78 vom SAM viel kurzweiliger, die Natur gibt Dir viel mehr.
Als Erlebnis- und Genussläufer finde ich keine Antwort, weshalb man sich über 100 km schinden will. Ich bin als Vorbereitung für den SAM nur den Nachtmarathon gelaufen und war heilfroh, in Oberramsen angekommen zu sein. Kein Preisgeld der Welt hätte mich für die letzten 60 motivieren können.

24
Gratulation und Anerkennung zu Deinem Lauf. Wahnsinn, zu was der Mensch in der Lage ist.

Ich habe noch nie einen so schönen Laufbericht gelesen. Wirklich toll...man kann förmlich mitleiden.
PB:
10er: 43:24 Std. -> 2012
HM: 01:36:35 Std. -> 2012
M: 03:37:04 Std. -> 2010

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Spike - Wahnsinn :daumen:

Ein genialer Bericht, der mir unglaublich viel Respekt abnötigt vor Deiner Leistung!

Herzlichen Glückwunsch!

26
Danke für den Bericht, Renato!
Ich bin wirklich tief beeindruckt von Deiner Leistung und Deiner Stärke, aber gerade mit dem Hintergedanken, das Du diesen Lauf nur einmal in Deinem Leben laufen wolltest, hätte ich Dir einen kleinen Tacken weniger Leiden und Kampf gewünscht und gegönnt - aber vielleicht wird der Lauf auch nur so für Dich das, was er Dir bedeutet....
So oder so - Riesenrespekt!

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Hallo Spike,
überwältigend. Der Bericht und Deine Gedanken zum Lauf ... Herzlichen Glückwunsch zum Finish. Danke für diesen Einblick,
Julia

28
Für mich war das der beeindruckendste Laufbericht, den ich bis jetzt gelesen oder gehört habe - von der sportlichen Leistung mal ganz zu schweigen. Danke.

Michael

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ganz grosse Klasse Spike, der Bericht und die Leistung. Einfach irre!

Ich hab mitgelitten, mitgefiebert und kann mir das Ganze beim besten Willen nicht vorstellen.

Ich finds blöd, dass es solche Läufe gibt, es besteht die Gefahr, dass ich sowas auch mal erleben "muss", wer weiss.

Gruss Holle

30
irgendwo habe ich mal gelesen, alles laufen über 30 KM ist pathologisch,was immer das heißen mag.

100 KM ,brrrr

als sportliche Leistung mag ich das nicht mehr werten sondern eher als mentale Prüfung.

Ein sehr eindringlicher,persönlicher Laufbericht, den ich natürlich interessant finde aber, Sorry, aufgrund seiner Intensität nicht als "schön" werten mag.

Danke

Lutz
"Wer eher klein ist, braucht sich nicht so weit zum Schnürsenkel bücken"
aus Sander L. "Große Worte" 1896, Kapitel 3, Seite 531
Bild

31
Hallo Conni,

das stimmt mich jetzt wieder versöhnlicher! Auf dieser Wellenlänge können wir uns wieder gemeinsam treiben lassen... :daumen:

Sicher ist es bei einem einigermaßen gut trainierten eher der Kopf, als der Körper, der nicht der Anforderung gewachsen ist. Insofern kann man sich auch quälen, ohne dem Körper über Gebühr zu gefährden...
Burkhard
...hab hier nur meine Meinung formuliert. so what?

32
Herzlichen Glückwunsch auch von meiner Seite.....es lohnt sich immer wieder, ab und an mal ins Forum zu schauen - solche Berichte sind es wert. Danke dafür, dass Du uns an Deinem Lauf teilhaben lässt.
Lieben Gruss von
Andrea


33
Hallo Renato,

unglaublich, wie du das durchgestanden hast.
Ich habe beim Lesen mit dir gehofft und gelitten - klasse geschrieben.

Und wenn der Bericht auch keine parodistischen Elemente beinhaltet, gehört er meiner Meinung nach in Greenies Hall of Fame.

So hautnah und ehrlich habe ich lange keinen Laufbericht mehr gelesen. Wer braucht noch eine Runner's World?

oLi


p.s.: Hat sich deine Haltung zu "nie mehr wieder" inzwischen geändert?

34
Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Leistung (natürlich auch an 42bis100 und Lachmöwe, deren Berichte ich ebenfalls erst jetzt gelesen habe)!

Besser als in diesem Bericht kann man wohl kaum rüberbringen, daß ein Lauf über eine solche Ultradistanz ein Abenteuer ist.

35
Lizzy hat geschrieben:unglaublich! So einen plastischen Bericht habe ich selten gelesen.

Darum schnörkellos hiermit meine Anerkennung und Glückwünsche!


Renato dem schließe ich mich gern an....Klasse! :daumen:

Bei den anderen Berichten von Biel dachte ich: 'wer weiß ... vielleicht irgendwann ...' Nach deinem denke ich: 'Nie im Leben - NIE!'

Sowas auszuhalten ... unglaublich!



bei mir ist die Reaktion anders*

..und drum ich will es wieder tun, und warum nicht auch mal in Biel ....
mit freundlichem Gruß aus Hamburg


Martinwalkt
About me, alles auf einen Blick

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Ich freue mich

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Ich freue mich so sehr, dass euch der Bericht gefällt. Es ging mir nicht darum Annerkennung zu finden,ich wollte einfach das Erlebte teilen und das scheint mir ja gelungen zu sein.
Ich hoffe Biel kommt nicht zu schlecht weg darin.Es war zwar hart aber vom Läuferischen Standpunkt aus bin ich sehr zufrieden. Vielleicht kam das zu wenig durch. Ich hatte z.B. auf der ersten Hälfte eine ca.5.55 Std. und auf der zweiten eine 6.20 Std.was ich als bei der Länge ausgeglichen empfinde. Zudem bin ich auf allen Zwischenzeiten Rangmässig ( 944ster bei 38,5 / 779 bei 56,1 / 644 bei 76,6 / 621 im Ziel) nach vorne gerutscht was mich selbst am meisten überraschte.Man kann ja auch nicht immer schreiben:ich laufe regelmässig,ich laufe regelmässig :D also ist der Fokus auf das schwere etwas überhöht.Es war aber bei weitem nicht die Begeisterung und das von der Strecke getragen werden des Rennsteigs da.
Es gab natürlich Gründe warum es mir nicht so leicht wie Connie ging,womit ich überhaupt keine Mühe habe. Genauso wenig wie mit dem das Burkhard über 3,5 Std. schneller war.Deren Leistungen ich auch Neidlos anerkenne.
Mein Trainingstand war nicht der beste, die Anfahrt so früh morgens am selben Tag,das Nachtlaufen das mir überhaupt nicht zusagte,die Streckenführung bei der ich nicht verstehe warum es z.B. nicht um den wunderschönen Bielersee geht, und nicht zuletzt meine innere Unruhe was das laufen betraff, waren die Hauptgründe warum der Lauf mir schwer fiel.
Viele dieser Gründe wusste ich voraus schon,doch die Erfahrung Biel wollte ich machen. Es wurde einfach schon so viel über diesen Lauf erzählt. das ich mir sagte ,einmal im Leben muss man das erlebt haben und ich bereue es keineswegs.
Deswegen @ Leon denke ich Biel ist eine Reise wert. Also @ Lizzy einmal ja , nie wäre schade drum was zu verpassen.
Spike

38
ich kann mich nur den anderen Berichten anschliessen. Es war ein toller Lauf, obwohl ich in Bibern dann den Bus Richtung Biel genommen habe.

Die Vorbereitung auf das nächste Jahr läuft

39
[quote="holle"]

Ich finds blöd, dass es solche Läufe gibt, es besteht die Gefahr, dass ich sowas auch mal erleben &quot]

:gruebel:
cu sigi

40
Markus04 hat geschrieben:ich kann mich nur den anderen Berichten anschliessen. Es war ein toller Lauf, obwohl ich in Bibern dann den Bus Richtung Biel genommen habe.

Die Vorbereitung auf das nächste Jahr läuft


....du bist bis Bibern gelaufen! Ganz unscheinbar vermutlich! Wer es wissen will: da ist schon ca dreiviertel der Strecke vorbei! 3/4 wären ca. 75 km :daumen:

CU next Year :wink:

41
Den druck ich gleich aus, als Bettlektüre *freu* :D

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Zunächst war ich ja über die Länge des Berichts erschrocken und habe einen anderen Bieler Bericht gelesen. Danach wollte ich natürlich auch noch die Eindrücke von dir, spike, lesen und war doch sehr überrascht wie emotional und gut dieser Bericht war, und er war keine Zeile zu lang. Hut ab und Respekt vor deiner Wahnsinnstat. 100 km. :respekt:
Noch zu burckhards Aussage:
Irgendwie kann ich hier ganz deutlich diesen häufig herangezogegenen Vergleich eines 100-km-Laufs mit dem tatsächlichen Leben nachvolltiehen:.....

Wie wahr und ebenso gilt: "Nach 35 (km) gehts bergab"

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Ihr seid doch verrückt! :P 100km :tocktock: :nee: Nachts:eek:
Für mich unvorstellbar, dass ich sowas freiwillig mal mitmache! :nein: :D
_2006_
Waldlauf "Campus-Lauf SB"(7,5km) = 33:16min
HM-Debut "Stadtlauf SB"(21,1km) = 1:32:52h

44
Ich sag nur:

Hut ab ! :respekt:

Solche Berichte führen bei mir auch immer dazu dass ich mir denke.........sollte ich nicht auch.........nein,bin doch nicht bescheuert, oder doch :gruebel:


Würd mich mal interessieren, wie Du mit etwas mehr Abstand darüber denkst. Du schreibst einmal und nie wieder. Ist das immer noch so, oder hast Du den Entschluss schon wieder relativiert? :wink:

45
Hallo

Eine Perle unter den Laufberichten.

Das tut meiner verletzten Läuferseele gut. :D Dieser Bericht macht Lust auf Biel.

So in 5-6 Jahren vielleicht. :hihi: :hihi:

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Hallo Renato,

ich habe deinen Bericht schon gestern gelesen und weiß immer noch nicht was ich dazu schreiben soll, Mann oh Mann. Obwohl natürlich überhaupt nicht vergleichbar, habe ich mich immer wieder an meinen ersten Marathon erinnert, als ich mich im Heer der "Fußkranken und Versehrten" über die Strecke gequählt habe. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mir das nicht bis zum Schluß angetan hätte.

Auch beim Lesen der anderen Biehl-Berichte und der zum 24 h Lauf frage ich mich immer wieder: Wie würdest du so einen Lauf überhaupt angehen, um eben nicht nach der M-Distanz schon fertig zu sein, sondern dann noch mehr als doppelt so viel zu schaffen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich darauf noch keine Antwort habe. Ein's weiß ich aber genau: So lange mir die Antwort darauf noch nicht eingefallen ist, werde ich so ein Abenteuer nicht unternehmen.

Renato, aber auch Conny, Burkhard, Sigi und alle Biehl-Starter aus dem Forum, die ich vergessen habe, Respekt und Hochachtung vor euren Leistungen, mehr fällt mir dazu nicht ein.

47
spike, vielen dank für den eindrücklichen biel bericht. und für die leistung, dich trotz allen frusts so gut durchzuschlagen! gregor hat mir heute beim laufen davon erzählt. der bericht hat mich darin bestärkt, mir biel endlich auch einmal vor zu nehmen. und - wie geht es dir nun, einige tage danach? immer noch "nie wieder"?

gruß, uli
http://www.myblog.de/uli316

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Hallo Spike,

Gratulation zum Finishen, wirklich eine extreme mentale und körperliche Leistung ! Ein sehr schöner Bericht - falls ich mal zum Ultra-Läufer werden sollte, weiß ich, was auf mich zukommt.

PS.: Jenseits der Trommeln Afrikas ? War es SO warm :wink: ?
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Hallo Spike!

Vielen Dank für den eindrucksvollen Bericht, er ist das beste, was ich bisher über Ultraläufe in die Finger bekommen habe und lehrt Demut denen gegenüber, die solche Prüfungen und die Vorbereitung darauf bestehen.

Ich bin sicher, dass nach ein paar Wochen der volle Spass am Laufen wieder zurückkehrt.

Gruß
RioLouco

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Hey

die Zeit heilt alle Wunden sagt man,trotzdem würde ich nicht wieder in Biel antreten. Wenn dann in 5-6 Jahren den ersten Teil als Staffelläufer um die spez. Nachtathmosphäre mitzunehmen. Einen 100Km auf einer anderen Strecke oder einmal einen 24 Stunden Lauf kann ich mir da schon eher vorstellen.
Zur Zeit laufe ich nicht,ich mach gar nichts :D So im Kopf habe ich eigentlich nur noch Bertlich dieses Jahr,wo ich ja letztes Jahr beim M ausgestiegen bin,da ist so noch was offen. Das dauert ja noch. Irgendwann wird der Impuls wiederkehren und ich werde loslaufen.
Was die Trommeln Afrikas angeht,so war das für mich lange,lange eine Metapher für meine innere Unruhe mich bewegen zu müssen.
Heute bin ich,nicht zuletzt durch die Erfahrungen in Biel wirklich "jenseits" dieser Hetze. Ich muss sozusagen nicht mehr auf die Jagdt,ich kann ganz ruhig nur für mich unterwegs sein.Darüber bin ich sehr froh.
Spike
Gesperrt

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