Angesichts der Tatsache das ich mich todesmutig für einen Wettkampf mit bisher noch nie gelaufener Streckenlänge angemeldet habe, der in Bälde stattfndet und der gierige Veranstalter mein Startgeld bereits eingesackt hat, wird es nun langsam Zeit, meine Streckenlängen wieder ein wenig auszudehnen....was heisst "langsam", es wird ALLERHÖCHSTE EISENBAHN :eek:
Da Mr. Unwetter in der Vornacht die Luft endlich auf einatmungsfähige Konsistenz heruntergekühlt hat, starte ich erst gegen frühen Vormittag mit lecker Traubensaftschorle und guter Laune gen nahegelegenen See, wo man, sofern man abseits des "normalen" Rundwegs trabt, durch diverse Wurzeltrampelpfade beinahe schon Blindsee-Hällischkeit erreichen kann...naja, und ein wenig Phantasie und guter Wille sollte auch nicht fehlen um die Täuschung perfekt zu machen ;) Ich zahle brav meinen Euro, um Rostcorsi auf dem großen, bewachten Parkplatz abstellen zu dürfen und will gerade lostraben, als der Parkwächter mir ein "Da könnse aber nich' herlaufen!" hinterherblökt. Wie? Kann ich wohl! Rechter Fuß, linker Fuß, rechter Fuß....genau wie Eric immer sagt - was soll ich denn daran nicht können? "Da sind heute nacht die janzen Bäume umjefallen, die sind noch nich' wegjeräumt...da kommen'se nich' durch, da unten!" erklärt der Wächter hilfsbereit. Hmpf! Datt werden wir aber erstmal sehen!
Wildentschlossen trabe ich los, freue mich des Lebens und staune nach einigen hundert Metern - da sind ja WIRKLICH alle Bäume umjefallen! Das wird aber ein Hürdenlauf par excellence....naja, ist mal was anderes... Ich hüpfe über einen umgestürzten Jungbaum, rutsche auf dem dazugehörigen Laub aus, trabe weiter...nächster Jungbaum, diesmal bedarf es einer Grätsche unter Zuhilfenahme beider Hände, um das Hindernis zu überwinden - auch ejal... 500 m weiter der nächste Baum - zu hoch zum Hüpfen, also Limbodance...elegant limbodance ich unter dem Stamm durch und bemühe mich, nicht im Matsch auszurutschen. Puh - anstrengend!

Hinter dem Maisfeld (bis dato immer noch bester Laune) stehe ich plötzlich einem riesigen Bernhardiner gegenüber, weit und breit kein Herrchen in Sicht Hmpf! Angst! :eek: Nachdem ich bereits am Dienstag von einer riesigen schwarzen Töle wild umkläfft, umsprungen und umknurrt wurde und zur Salzsäule erstarren musste, bis die Besitzerin nach gefühlten 5 Stunden um die Ecke bog und mir ein "Der macht nix!" entgegenblökte, ist mein Freilaufende-Hunde-Kontingent für diese Woche eigentlich ausgeschöpft. Was tun? Keine Angst zeigen....genau...ich zeige also keine Angst und gucke dem Riesenhund entschlossen in die Augen. Halt - soll man eigentlich gerade NICHT in die Augen gucken...? Wäh! Ganz bestimmt macht der nix, und ein Bernhardiner an sich ist ja eigentlich ein eher netter Hund....ich denke an Stephen King's "Cujo" und fürchte mich ein bißchen. Mit dem Schwanz wedelt er zumindest schon mal nicht und auch sonst wirkt er komisch...wir starren uns an, ich beschliesse das es so nicht weitergehen kann und trippelte vorsichtig im Gänsemarsch an dem Hund vorbei, der mich weiter skeptisch mustert und nicht von der Stelle weicht. Wäh! Auch wenn er nicht wedelt, will er mich zumindest schon mal nicht aufessen und lässt mich gnädig passieren - nach dem Schreck kommt die Wut auf diese blöden Scheissblöddoofgemeinhundebesitzer, die ihre Nixmachhunde IMMER und ÜBERALL freilaufen lassen und sich nicht drum kümmern und überhaupt..."ARSCHLÖCHER" brülle ich sicherheitshalber lautstark in die Landschaft!


So richtig laufspassig fühl' ich mich dann schon gar nicht mehr, als ich an meinem Auto vorbeilaufe, aber watt mutt datt mutt...ähm - eine Absperrung? Ich sehe ein Feuerwehrauto...och nöööö....ich laufe trotzdem weiter, weil nämlich mutt watt mutt, jawohl! Den motorsägeschwingenden Feuerwehrmann frage ich artig, ob ich trotzdem weiterlaufen darf, was er mir gnädig gewährt, worauf ich erstmal wieder limbohürdenlaufmässig über die Baumgruppe tapere....die anderen Feuerwehrmänner pfeifen und glotzen blöd - am liebsten würde ich sie mit demselben "ARSCHLÖCHER" betiteln wie eben noch den unsichtbaren Hundebesitzer, habe aber Angst das sie mir dann zur Strafe das Weiterlaufen verwehren.
Und überhaupt...isses ja schon hällisch hier! So! Jetzt wird sich wieder gefreut, basta! Freuen würde ich mich auch über ein Taschentuch, denn meine Nase hat ziemlich wichtigtuerisch damit begonnen, schneller zu laufen als ich....böh...hab' aber keins. Soll ich wohl mal diesen ekligen Kutschergruss testen...? Walter hat mir schliesslich genau erklärt wie's geht, so schwer klang das nicht.. Also - das eine Nasenloch zuhalten und das andere so richtig mit Schmackes durchpusten - äh! Jetzt hängt an meinem linken Nasenloch ein langer, glibberiger Rotzfaden :eek: Ich schnaube nochmal - der Faden bebt, bleibt aber weiter hängen....iiiiih!!! Iss' das äkelisch! :eek: Also muss ich ihn leider mit meinem Schört abwischen, was ich mit jammerigem "Igittigitt" kommentiere...pfui Deibel!
Weiter im Hürdenlauftakt!

Puh...langsam bin ich aber echt fäddisch!


Meine Stirn pocht vor sich hin und fühlt sich dick an und der Schweiß läuft in die Schramme auf meiner Nase...aua, aua...nicht schön...
Auf dem Maisfeldweg kommen mir 3 Spaziergängerinnen entgegen "Läuft da hinten immer noch der Bernhardiner rum?" frage ich ängstlich "Nein, der ist gerade mit einem Traktor weggefahren" lautet die beruhigende Antwort (die mir in diesem Moment zwar erleichternt, aber jetzt beim Niederschreiben doch sehr merkwürdig erscheint...)
Mit pochender Stirn, triefendem Schweiss und müden Beinen erreiche ich meinen Corsa nach 16 km Hürden- und Hindernislauf, süffele rasch den Traubensaft aus und brumme nach Hause....so richtig SCHÖN war das heute irgendwie nicht, aber da mir heute alles untergekommen ist, was schiefgehen kann, werd' ich wohl die nächsten Wochen vollkommen störungsfrei laufen können und jemand anders ist an der Reihe mit Pleiten, Pech und Läuferpannen...

Mit schrammiger Nase,
Frollein Grünhorn
Nachtrag: Ich hab' gerade gesehen, das ich 'ne Beule auf der Stirn habe ;)