In diesem Jahr kann ich nun meinen Bericht als Debutantin bei Chris`´ schöner Veranstaltung beisteuern :-)
Auf diese kleine, aber feine Veranstaltung wurde ich schon letztes Jahr aufmerksam, da der gute Chris mir virtuell ja aus diesem Forum schon seit Jahren bekannt war. Ich war daher auch ein wenig neugierig, wie er so in live und Farbe sein würde und nahm mir mit Blick auf den Rennkalender 2023 für alles Süddeutsche am Wochenende 29./30.4. die Teilnahme an der 2. Austragung seiner Veranstaltung vor.
Der Charme, dass es sich hier um einen Rundkurs mit Ausstiegsoption handelte, war ein zusätzlicher Anreiz für mich alte Selbstzweiflerin. Allerdings war dies hier auch tückisch, denn ich war mir ziemlich sicher, dass ich nach 23,5 km noch nicht so sehr am Limit sein würde, dass ich aufhören wollen würde. Doch wie sähe es dann nach 35 km aus, wenn ich zum zweiten Mal vor dem übelsten Anstieg (18% Steigung, 600 m) stehen würde?
Zumindest war der Streckenverlauf hier ziemlich unzweifelhaft und Chris hatte sowohl alles sehr gut beschrieben als uns Läufer bei Fragen zur Strecke auch gerne noch einmal Rede und Antwort gestanden.
Nachdem wir uns also am Freitag kennenlernen und ich einen wie erwartet hoch engagierten und total netten jungen Mann angetroffen hatte, war nochmal mehr klar: Für Diespeck muss die Werbetrommel gerührt werden und hier kann man sich als Läufer/in nur wohl fühlen!
So stand auch Ich dann also gestern um 8 Uhr zusammen mit vielleicht so etwa 40 anderen an der Startlinie auf dem Sportplatz, von wo aus wir von Chris nach einem Mini-Gebet auf die Strecke geschickt wurden.
Die allermeisten der mit mir startenden Teilnehmer waren erfahrene Ultraläufer und nur eine Hand voll wollte sich wie ich erstmals an zwei Runden (oder gar mehr) versuchen.
Ich fühlte mich - trotz im Grunde genommen gar keiner Erholung im Vorfeld - erstaunlicherweise doch ganz ok und war durchaus willens und bereit, mich der gebotenen Herausforderung zu stellen. Das angesagte Wetter, endlich mal kein Regen und Temperaturen bis etwa 15 Grad in der Mittagszeit, dazu bedeckter Himmel waren einfach perfekt, um endlich wieder ausnutzen, dass man mal ohne Schlammtreten unterwegs sein konnte.
So liefen wir also los, erst für etwa einen Kilometer durch den Ort und dann schnell in Richtung erstem Anstieg, der uns in den Wald führen sollte. Nach 1,5 km erreichten wir auch eine T-Kreuzung, von links würde man nach dem Ende der ersten Runde entweder weitermachen oder wieder in den Ort zurücklaufen können.
Gleich zu Beginn der Runde einen langgezogenen Anstieg einzubauen war für die meisten Läufer die Einladung zur Gehpause, ich für meinen Teil blieb aber lieber im Laufschritt, zumal mir Chris noch bestätigt hatte, dass das für mich seiner Einschätzung nach kein Problem sein sollte.
Oben angelangt ging es dann erstmals auf einem Waldweg weiter, relativ eben, ehe wir dann auf einen Feldweg stießen. Nach ein paar Hundert Metern führte uns daraufhin wieder eine echte Straße bergab, recht steil, hin zu einer Landstraße. Nach deren Überquerung ging es auf asphaltiertem Feldweg weiter, nach etwa 4 km gelangte man schon an den ersten VP.
Alle vier VPs waren große Pavillons mit Allem, was man sich wünschen kann und unglaublich guter Stimmung. Schon von Weitem wurde jeder einzelne Teilnehmer (inzwischen war das Feld schon so auseinander gerissen, dass wir im Grunde jeder für sich liefen) willkommen geheißen und bejubelt, insbesondere natürlich ab der zweiten Runde. Hier hätte man auch etwas deponieren lassen können, was bei schlechtem Wetter sicher eine gute Sache ist. Ich zog aber direkt weiter, war ich doch selbst gut genug gerüstet mit Speis und Trank für die erste Rutsche.
Nun ging es erst einmal noch ein Stück übers Feld und dann wieder entlang einer Landstraße in den nächsten Ort. Aus dem Ort raus folgte alsbald Anstieg Nummer zwei, erst kurz und knackig vielleicht für 200 m und dann wieder länger und eher seicht, aber zehrend. Auch hier blieb ich im Tippellaufschritt und ließ mich nicht davon beirren, dass ich wusste, wie lange es hier bergan gehen würde. Das Wandern sollte schon noch früh genug einsetzen (müssen).
Über Felder und Wege durch den Wald folgte nun ein ganzes Stück Weg, was zumeist geschottert war, ehe wir nach etwa 10 km auf einem weiteren, wieder asphaltiertem Weg merklich bergab in den nächsten Ort laufen durften.
Bei den Ortschaften handelte es sich immer um kleine Dörfer, nahezu verkehrsfrei, so dass das Kreuzen von Straßen unproblematisch war. Weiter ging es wieder ein ganzes Stück erneut flach, hier spürte man doch auch mal den Gegenwind, aber es war wirklich nicht wild.
Auf dem nächsten Feld-und Wiesenabschnitt wurde es etwas welliger, aber nichts, was man nicht laufen konnte. Erst so bei km 13 etwa sah ich einige vor mir bereits wieder wandern und dort ging auch ich mal ein paar Schritte eine kleine Rampe rauf, die uns zum höchsten Punkt der Strecke führte. Am Waldrand entlang ging es dann etwa einen Kilometer flach weiter, ehe wir eine Abbiegung zurück in den Wald erreichten, die dann erneut bergab führte.
Alsbald erreichten wir von dort auch wieder eine Ortschaft, an deren Rand etwa bei Kilometer 15 der nächste VP auf uns wartete. Von dort aus lief man nun ein Stück auf "Panzerplatten" durch eine nette vom frisch blühenden Bäumen gesäumte Umgebung, bis man den nächsten Ort erreichte. Aufs Neue nette Häuser gucken und nach einem weiteren Kilometer etwa ging es wieder raus aufs Feld. Abermals ein wenig Gegenwind bis etwa Kilometer 17. Nun wurde abgebogen auf einen Weg, der bergan wieder in den Wald führte, hier endete dann auch wieder der Teer und es ging auf "Waldautobahn" weiter.
Von nun an sollte sich wohl jeder überlegen, was zu laufen bzw. wandern sinnvoll ist. Mir erschien zunächst noch laufen ok, ich wollte mich bis zum angekündigten „Steilhang“ so gut es geht im Laufschritt halten. Das gelang mir auch, aber bei km 18,5 war dann erwartungsgemäß auch für mich Schluß mit lustig und ich tat es den anderen gleich und ging.
Hier lief keiner (der nicht in den Alpen läuft), also zumindest nach meiner Wahrnehmung und Einschätzung. Zwar ist der Anstiegsabschnitt mit seinen 600 m nicht mörderlang, aber bis zu 18% Anstieg sind meinem Empfinden nach zum Laufen zu garstig.
Oben angelangt durften wir uns über nette Wegmarkierung freuen, die dazu motivierte, alsbald auch wieder weiterzulaufen. Das Bergab war nun auch direkt sichtbar und von nun an konnte man wirklich gut rollen lassen. Zunächst noch ein Stück auf der Waldautobahn, nach einem letzten Anstieg (laufbar, etwa 250 m) ging es dann auf einem geteerten Feldweg weiter.
Etwa bei km 19 erwartete uns ein letzter VP. Von dort aus ging es dann auch wirklich fast nur noch bergab. So richtig rasant Gas gab ich aber auch hier nicht, denn inzwischen war ich sicher, in die nächste Runde zu gehen und wollte mich nicht zerschreddern. Bergab ist nicht meine größte Stärke und mein Knie wollte ich auch nicht unnötig herausfordern, war ich doch froh, dass es bis dato so tapfer durchhielt.
Das letzte Stück bis zum Beginn der nächsten Runde zog sich zwar ganz schön, war aber einfach zu laufen und nett anzuschauen mit Blick in die Ferne auf Raps und überall saftiges Grün - endlich Frühling!
Bei so viel (Wetter-) und Lauf-Glück musste man, aller Anstrengung zum Trotz, doch einfach auf die zweite Runde gehen!
Da ich beschlossen hatte, so viel wie möglich auch in Runde zwei zu laufen gng es also erst einmal wieder im Tippelschritt den ersten Anstieg hoch.
Meine Hoffnung, dass sich das Feld nun etwsa füllen würde, da die 25 km Läufer ja so langsam eintrudeln sollten, erfüllte sich (leider) nicht. Aber ich war gut drauf und hatte mich allerlängstens gut damit arrangiert, die allermeiste Zeit mit mir alleine zu sein und auch ohne viel Motivation von außen die Entscheidung zu fällen, die zweite Runde zu laufen.
Diesmal nahm ich dann auch bei den VPs mal was zusätzlich zu meinen Gels und trank reichlich, was auch wirklich nötig war. Es bleibt mir wirklich ein Rätsel wie man bei Temperaturen im zweistelligen Bereicht im Renntempo ohne Flüssigkeit auskommen kann. Aber so ist halt jeder anders!
Wie schon in der ersten Runde genoß ich auch in der zweiten die schönen Blicke über Feld und Flur und versuchte auf den etwas faderen Abschnitten nicht allzu sehr ins innerliche Wehklagen darüber zu verfallen, dass wir nicht nur im Wald liefen.
Unterm Strich ist die Strecke aus miener Sicht nett zu laufen und durch den stetigen Wechsel von Wald und Anspruch zu Dorf und flach eigentlich optimal für Ultraeinsteiger geeignet. Wer allerdings auf viel Unterhaltung oder gar Publikum hofft ist hier eher fehl am Platz oder musss sich halt jemanden mitbringen oder freut sich alle 5 km auf tolle VP-Besetzung ;.-)
Im späteren Verlauf der zweiten Runde lief ich dann tatsächlich auch nochmal auf eine andere Läuferin auf, die grundsätzlich am Berg ging, downhill dafür umso stärker war und so wechselten wir neben ein paar Worten auch immer mal die Plätze ;-) Ich hatte allerdings wirlkich weder Lust auf noch Interesse an einem echten Zweikampf . Viel mehr habe ich mich sehr schnell dazu entschlossen, meine Mitstreiterin aus ihrem offenkundigen Tief rauszuholen. Obwohl oder eben weil siie gerade mit viel Ehrgeiz auf den Supermarathon beim Rennsteig hin trainierte, bereute sie es lautstark, in die zweite Runde gegangen zu sein und ich fand, dafür sollte sie jetzt einfach auch belohnt werden. Da es ja im letzten Abschnitt nur noch bergab ging habe ich sie daher dann auch mit sehr eindeutiger Ansagen immer wieder nach dem Berg an mich rangeholt und ihr dann 2 km vorm Ziel zu verstehen geegeben, dass ich dafür nun von ihr erwarte, dass sie deutlich vor mir ins Ziel kommt, da ich keine Lust auf eine Überholung im Stadion habe.
So errang sie Platz 1 un dich Platz 2 bei den Frauen auf den 47 km was wir beide wegen des gemischten uns unübreischtlichen Feldes nicht wirklich absehen konnten. Ich bin nicht traurig drum und sie war umso dankbarer, gestand mir aber später, dass sie kurz vorm Kotzen gestanden hätte auf dem letzten Kilometer und es für sie auch richtig hart gewesen sei, mich final abzuhängen.
Da dachte ich mir so: lieber sie als ich ;-) Ich kann so nun auf ein wirkliich schönes Erlebins mit einem Zieleinlauf mit Lächeln statt Hecheln zurückblicken und erfreue mich zudem auch am heutigen Tag an sehr übersichtlicher Nachwehen.
Nach meinem Ziieleinlauf sprach ich nochmal kurz mit Chris und bin dann alsbald schon zur Dusche getigertt, nachdem ich mich einen Moment gesammelt und in Ruhe auch noch etwas getrunken hatte.
Neben den Getränken hätte man sich natürlich auch noch an Kaffee und Kuchen sowie am Grillstand erfreuen können.
Und für alle, die auch am Folgetag noch im beschaulichen Diespeck weilen würden, gab es einen Läufergottesdienst.
Für uns ging die Reise jedoch noch am Nachmittag weiter, denn wir sind auf der Durchreise nach Frankreich.
Ich spreche hier gern meine Empfehlung aus für Diespeck und würde nicht auscchließen auch selbst noch einmal dort teilzunehmen!
Vielleicht motiviert es ja den ein oder anderen auch mal darüber nachzudenken, wenn es in der Nähe liegt.
Vielen Dank für alles lieber Chris! Es war mir wirklich eine Freude, Dich kennenlernen und an Deiner Veranstaltung teilnehmen zu dürfen :-)
Beim nächsten Mal reisen wir früher an oder später ab und wir können uns hoffentlich noch ein wenig mehr austauschen und auch all Deine Lieben kennenlernen!
Alles Gute nach Diespeck!
LG,
Finny
Re: Diespecker Laufspecktakel, die Zweite
2sehr schön geschrieben Finny. Glückwunsch für die tolle Leistung die du da abgeliefert hast. Schade, dass wir uns vor Ort nicht getroffen haben. (auf der Laufstrecke warst du ja doch um einiges flotter unterwegs wie ich alter Ultrazausel.
Ich habe auch ein bißchen was geschrieben, allerdings als ausführlicherer Antwort in meinem Laufbericht vom LIWA Laufevent. Drum habe ich den Text in der Rubrik hier, wo er eigentlich ja auch hingehört, nochmals reingestellt.
Ich habe auch ein bißchen was geschrieben, allerdings als ausführlicherer Antwort in meinem Laufbericht vom LIWA Laufevent. Drum habe ich den Text in der Rubrik hier, wo er eigentlich ja auch hingehört, nochmals reingestellt.
Re: Diespecker Laufspecktakel, die Zweite
3Hallo Finny
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!!
Sehr gut gelaufen und geschrieben. Bei mir kommen da äußerst positive Erinnerungen hoch, ich war voriges Jahr bei der Erstauflage dabei.
Gruss """Master of Desaster""" Stefan
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!!
Sehr gut gelaufen und geschrieben. Bei mir kommen da äußerst positive Erinnerungen hoch, ich war voriges Jahr bei der Erstauflage dabei.
Gruss """Master of Desaster""" Stefan
Re: Diespecker Laufspecktakel, die Zweite
4Dankeschön Stefan!Leissprecher hat geschrieben: 01.05.2023, 11:27 Hallo Finny
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!!!
Sehr gut gelaufen und geschrieben. Bei mir kommen da äußerst positive Erinnerungen hoch, ich war voriges Jahr bei der Erstauflage dabei.
Gruss """Master of Desaster""" Stefan
Dein Bericht aus dem letzten Jahr hat mich sehr motiviert, es auch in Diespeck zu versuchen! Ich fand, dass Du so vortrefflich davon berichtet hast, mit welchen Gedanken Du trotz der Anstrengung dann doch auf die nächste Runde gingst. Dass Du Deiner Frau wohl kaum mit "ich bin schon nach einer Runde wieder da" kommen kannst, bildet nämlich auch so ziemlich das ab, was bei mir passieren würde. Mein lieber Nichtläufer-Ehemann war der Meinung, dass ich, wenn ich mir die zwei Runden nicht zutrauen würde, auch nicht weiter über den Brüder-Grimm-Lauf nachdenken muss, für den ich gemeldet bin. Natürlich ist das was völlig anderes und den kenne ich ja auch schon, aber ein bißchen recht hat er natürlich ;-)
So haben wir also beide in Diespeck geschafft, was wir uns vorgenommen hatten und unsere Lieben mit ein wenig Stolz erfüllt ;-)
Alles Gute Dir für Deine weiteren läuferischen Vorhaben!
LG,
Finny