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50x Rennsteig - nur ein Steinchen stört

50x Rennsteig - nur ein Steinchen stört

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50. Jubiläums-Rennsteig-Super-MA

Fünfmal war ich bisher beim Rennsteig (immer Super-MA) - so durfte ich also auch beim Jubiläum, dem 50.ten nicht fehlen.
Auch hier war es so - wie sehr oft - wenn ich irgendwo das erste Mal startete, dann gleich richtig, also lief ich bei der Premiere
in 2015 meine schnellste Zeit. In heute unglaublichen 6:55 Std war ich damals als 120.ter im Ziel. Anschließend wurde ich
jeweils "etwas" langsamer - im vergangenen Jahr dann schoss ich den "langsamen Vogel" ab. 10:06 Std war unendlich viel
mehr als vorher...und trotzdem war ich überhaupt froh ins Ziel gekommen zu sein und solche Distanzen noch zu bewältigen.
Nun diesmal sollte es doch besser laufen, immerhin war ich "besser drauf" schon einige längere Strecken gelaufen, auch wenn
es mir nicht in der Leichtigkeit früherer Jahre vom Fuß ging. Nun .. wie eigentlich alle Anderen bin ich älter geworden, aber die
Zeit wollte ich schon gerne unter 10Std drücken.
Wie immer (mit einer Ausnahme) fahre ich am Freitagnachmittag ins Ringberg-Hotel oberhalb von Suhl, hier habe ich ein
Sorglos-Komfort-Paket von Schulz-Sportreisen gebucht, d.h. ich muss mich nicht um irgendwelche Unterlagen kümmern, 
auch das Essen und der Transport zum Start, zurück zum Hotel usw. wird geregelt. Kaum habe ich eingecheckt bekomme ich
meine Startunterlagen samt Dropbag und Fahrscheine, etc. Ich gehe noch ins Foyer und treffe dort schon einige andere Läufer,
Wanderer, Nordic Walker ...eben von allen Disziplinen welche, die morgen Ihre Strecke absolvieren wollen.
Dann bereite ich schon mal den Dropbag und meine Klamotten für den Lauf vor, anschließend runter in den Saal wo sich über
250 Teilnehmer einfinden die eben mit diesem Reiseveranstalter gebucht haben. Es werden noch letzte Details zu den Läufen,
Startzeiten, Abfahrten und auch Wetterbericht für Morgen geklärt - manche haben auch noch spezielle Fragen - also eine Art
Briefing. Für mich nichts Neues... außer das Wetter soll eben nicht so schlecht werden wie es noch vor Tagen aussah. Da habe
ich wohl mal wieder Glück gehabt. Das ist nie ganz einfach, bei einen Start am frühen Morgen und vielen Meter Höhenunterschied.
In der Hoffnung das die Sonne nicht zu sehr rauskommt werde ich in einem Shirt mit langen Ärmel starten.
Zuletzt gibt es dann noch einen kleinen Werbeblock - es werden viele verschiedene Sportreisen vorgestellt, die der Veranstalter so
anbietet. Da wären auch für mich so manch interessante Läufe dabei, die nötige Zeit und das entsprechende "Kleingeld" vorausgesetzt.
Da bei dieser Jubiläumsversion alles etwas größer ist (auch die Teilnehmerzahl) bleibt dafür nicht soviel Zeit und es geht ins Restaurant zum Buffet - bei toller Abendstimmung (siehe Foto). Ich bin schon etwas überrascht wie flott Sie den Ansturm der Gästeschar bewältigen - Respekt! Nach dem Essen gibt es noch manchen Austausch mit Teilnehmern, die ich schon von früher...
oder anderen Läufen kenne, aber schon zeitig am Abend verschwinden die Sportler aufs Zimmer. Immerhin werden die Teilnehmer des Super-MA bereits um 3Uhr mit dem Bus zu Ihren Start nach Eisenach gefahren - aber auch die Anderen werden ein paar Stunden später zu Ihren Start gebracht. Ich lege mir noch meine Sachen bereit und gucke etwas fern, da ich sicherlich nicht vor 23Uhr einschlafen werde, das bin ich einfach nicht gewohnt.
Um 2:20 Uhr klingelt mein Handy, das war sehr wenig Schlaf, nochmals alles abgecheckt und in die bereitgelegten Klamotten 
hinein - runter ins Restaurant, da ist wenigstens die Kaffeemaschine in Betrieb und für uns wurden Lunchpakete bereit gestellt.
Davon esse ich nur sehr wenig, nehme aber etwas mit als Wegzehrung, kurz vor 3Uhr in den Bus und es werden noch einige
Haltestellen angefahren... dann auf nach Eisenach, das erreichen wir genau um 5Uhr. Genug Zeit um sich vorzubereiten und sich
noch etwas umzusehen. Auch hier stehen die Zeichen auf Jubiläum - es ist eine kleine Laser-Nebel-Lichtshow aufgebaut und
entsprechende Deko zum 50.igsten aufgebaut. Auch hier treffe ich so manchen Laufbekannten und bin noch zu einem Fototermin
mit meinen Vereinfreunden von LG Ultralauf verabredet. Dann gebe ich meinen Dropbag am LKW ab und rein in den Startblock.
6Uhr - Schuß, die Menge (knapp 2.500) setzen sich in Bewegung und als ich die Startlinie überquere starte ich meine Laufuhr,
lediglich ca 700 Meter geht es durch die Fußgängerzone ... bald geht es nach rechts und von da ab erst mal ganz viel bergauf.
Kein Wunder der Marktplatz von Eisenach liegt auf einer Höhe von 215m und wir müssen auf eine Höhe von 445m bei KM 7,3 -
die Hohe Sonne, denn dort ist der Einstieg auf den eigentlichen Rennsteig, den wir dann weiter verfolgen. Ja es ist anfangs etwas
frisch, doch wer diesen ersten Anstieg bewältigt hat, ist sicherlich schon mal warmgelaufen - so empfinde ich das auch und ich weiß
ja es geht erst mal so weiter. Für mich heißt es den Großen Inselsberg bei KM25,5 zu erreichen ohne dabei schon zu viele Körner
geopfert zu haben und dabei nicht hoffungslos weit hinten zu landen. Auf diesen KM ist es selten eben und noch seltener bergab,
die HM bis 916m wollen im wahrsten Sinne des Wortes erobert werden. Da es bei diesem Lauf keinen Iso gibt werde ich mich mit
Wasser (selten), Apfelschorle (gelegentlich) und sehr häufig mit Cola verpflegen - zudem natürlich dem "Schleim" eine Besonderheit
hier - Haferschleim pur, oder besser mit Früchten gemischt. Ich komme gut damit zurecht, auch wenn ich es anfangs als sehr, sehr
ungewöhnlich empfunden habe - zudem habe ich natürlich einige Gels (das erste davon gönne ich mir nach diesem Aufstieg) und
meinen "Zaubertrank", Iso der stark basisch orientiert ist in meinen Trinkgürtel.
Ich versuche also die HM so gut und schnell es geht zu erklimmen, halte mich bewußt zurück auch wenn es schwer fällt so viele
Läufer(innen) an mir vorbeiziehen zu lassen, doch lieber die Kraft für eine Schlußrally, als mich vorher zu verausgaben - das habe
ich mir vorgenommen. Zu diesem Zeitpunkt ist es mir nicht bewußt, doch später erfahre ich (im Detailergebnis) als ich den Inselsberg
erreiche habe ich Platz 1.430 inne. Nun geht es erstmals heftig bergab - vor Jahren bin ich da hinabgestürmt als könne mir nichts
passieren, ich konnte eben noch viel schneller reagieren, bin z.T. neben dem Weg gelaufen... um zu überholen, sehr waghalsig
das traue ich mich jetzt nicht mehr, es gibt böse Bodenwellen, Löcher und Kehren die zum Stolpern und Straucheln nur so "einladen".
Nichtsdestotrotz gebe ich schon Gas und bin eigentlich nur am Überholen ... versuche es so gut es geht "rollen zu lassen" - das
funktioniert immer noch einigermassen gut. Beim nächsten VP Grenzwiese KM26,8 ist man nur noch auf 725m. Nun sind die Steigungen und Gefälle erst mal etwas geringer, aber sie wechseln häufig. Mein nächster Anhaltspunkt ist die Ebertswiese, ein
VP bei 37,5KM auf 720m - hier ist etwas mehr als die Hälfte geschafft. Hier liege ich dann schon auf Platz 1.308 (wie ich später erfahre), ich freue mich das ich hier noch deutlich Kraft für die 2.Hälfte in mir spüre. Das Auf und Ab nimmt kein Ende und im Hinterkopf habe ich: zur Marathonmarke kommt ein heftiger Anstieg - genauso ist es und als ich mit Trippelschritten an einigen Gehern vorbei will, werde ich angesprochen: man muss die Berge nicht hochlaufen: immerhin nennt sich das "Geh-Birge" werde ich mit kurioser Logik konfrontiert....
Endlich ist der VP Neuhöfer Wiesen erreicht KM45,4 mit HM850 - Zeit für etwas ausgiebige Verpflegung, jetzt will ich die 50KM
auch bald abhaken können, es wird beschwerlicher und trotzdem habe ich das Gefühl ich bin z.Z. auf einen Kurs der mich unter
10Std ins Ziel bringen könnte...Optimismus tut gut, da ich immer wieder schwanke zwischen schwitzen... wenn ich auf freien Feld der immer wieder mal auftauchenden Sonne ausgesetzt bin.... und frieren wenn ich verschwitzt in den kühlen Wald eintauche und die nassen Ärmel spüre. Diesen Umstand kann ich nicht ändern, so werde ich es hinnehmen müssen, mich damit arrangieren... das gelingt so halbwegs. Die 50KM sind erreicht und es geht zur nächsten Zeitmessmatte bei Oberhof KM54,7 VP Grenzadler - hier freue ich mich über eine größere Anzahl Zuschauer, die anfeuern - und das geht hier auch wieder wechselweise (zumindest bei mir), also kurzzeitig gute Stimmung - wieder habe ich Plätze gutgemacht (Platz 1.237). Mit ein paar bergab Passagen geht es aber letztendlich bergauf zum höchsten Punkt der Strecke: Großer Beerberg bei 62,2KM, HM974 (Gel Nr.3 wird eingeworfen) ... das Schlimmste ist bewältigt - auch wenn das nun in den Knochen steckt, im Gegensatz zu manchen Konkurrenten kann ich noch laufen und spüre noch Reste von Kraft. Das gibt Zuversicht für die KM, die noch kommen. Der letzte große VP ist Schmücke und liegt bei KM65, HM916 - die Messmatte sagt aus, nun bei Platz 1.168, das kann noch besser werden. Die anschließende Stolperstrecke, übersät mit Wurzeln und spitzen Steinen meistere ich auch noch unbeschadet - nun kann der "Rallygang" eingelegt werden und alle Restkörner aktiviert werden. Die restlichen 9KM und eine Zielzeit unter 10Std scheint locker möglich - das setzt weitere Kräfte frei...gerne mache ich noch einige Plätze gut. Doch schon passiert ein Missgeschick, beim Laufen über eine Schotterpiste fliegt ein Steinchen durch die Luft und landet genau in dem Spalt am Schuhansatz, ich spüre es könnte hinein rutschen ... da vorne ist ein großer Stein, dort werde ich den Schuh aufsetzen und den Stein vom Spalt weg pflücken...als ich hinlange rutscht er komplett in den Schuh - was nun: Schuh ausziehen und Stein rausschütteln, oder einfach weiterlaufen. Ich entscheide mich für Letzteres, versuche das Steinchen irgendwie an den Rand zu schütteln, damit es nicht zu sehr schmerzt - das gelingt nur teilweise. Immer wieder spüre ich es zwischen den Zehen und unterm 
Fußballen ... so ein "Sch...." - egal, es wird auf Endspurt gemacht... auch wenn jetzt nimmer viel Reserve da ist.  Ich erinnere mich an den Trolli-MA vom vergangenen WE und jage die Läufer(innen) vor mir, der letzte kleine VP wird ausgelassen, noch ein Schluck "Zaubertrank" und die letzten 4KM abgerissen - auf nach Schmiedefeld - tatsächlich habe ich auf dem letzten Stück von Schmücke zum Ziel trotz des Steinchen im Schuh weitere 40Plätze gutgemacht... endlich ist das Ziel in Sicht - das neue große, rote "R" zum Jubiläum - ich animiere die Zuschauer auf dem Zielstreifen und bekomme es mindestens dreifach zurück und schwebe ins Ziel. Mit Netto 09:41Std bin ich ca 25min schneller als 2022 und erreiche Platz 1.127. Glücklich im Ziel erst mal das Steinchen aus dem Schuh... dann springe ich ein paar Minuten wild zur Musik umher. Ich habe mein Ziel mehr als erreicht und freue mich über meine Jubiläumsmedaille und das Finishershirt. Beim Duschen später treffe ich sogar noch Udo,  das sich sogleich auf dem Heimweg macht. Ich esse eine Kleinigkeit, trinke ein Finisherbier und gehe dann zur großen, legendären Rennsteigparty - die Halle ist bereits hoffnungslos überfüllt obwohl die Musik erst in wenigen Minuten beginnt. Doch ich bekomme trotzdem einen reservierten Platz, dieser Service des Reiseveranstalters ist inbegriffen... einfach Klasse. Und bald ist auch wieder die Kraft da auf die Bierbänke und abfeiern und die Stimmung auskosten - das ist eben was Besonderes hier!
Spät am Abend werde ich sicher mit dem Bus zum Hotel gefahren, dort in der Bar noch einen Cocktail - bald falle ich dann müde und zufrieden ins Bett. Am Sonntag beim Frühstück entdecke ich noch Sigrid Eichner, die einsame Weltrekordhalterin in absolvierten MA/Ultras ca 2.300 dürften es mittlerweile bei Ihr sein - doch diesmal konnte Sie nicht in der vorgegebenen Zeit finishen, Sie wurde aus dem Rennen genommen.
Ich fahre 2Stunden nach Hause um kurz darauf meine 10KM-Auslaufstrecke zu absolvieren - was für ein Wochenende.
Nach dem Rennsteiggeburtstag steht auch bei mir demnächst ein besonderes Jubiläum an...

Grüße Roland
   
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