Ich dachte, ich schmeiß auch mal meine rote, abgetragene Mütze in den Ring, bevor ich dieses Board mit geistigen Ergüssen kontaminiere. Man nennt mich Holger, und ich schicke Grüße aus dem sonnigen Büttelborn in Hessen, Rhein-Main-Kreis.
Eigentlich schnüre ich mir schon seit über 10 Jahren die Laufschuhe, mache gelegentlich bei kleineren Dorf- und Stadtläufen das Mittelfeld unsicher. Der Zwangsentzug durch die Pandemie entfachte dann aber einen ungeahnten Wettkampf-Hunger bei mir, der im Jahr 2023 seinen vorläufigen Höhepunkt mit insgesamt 17 Wettkampf-Teilnahmen und neuen PBs in allen klassischen Langstrecken-Distanzen (5K, 10K, HM, M) fand.
Man sollte sich aber hüten, mich mit einem Lauf-Talent zu verwechseln - im Gegentum: Ich bin nur ein weiterer Provinzläufer von der Stange, der's ab und zu mal ins obere Viertel der Altersklasse M40 schafft. Freilich hat mich das trotzdem nicht davon abgehalten, letztes Jahr quasi meinen kompletten Lebensstil auf den Laufsport auszurichten. Und so lange sich Vater Zeit auf Abstand hält, will ich auch Zunder geben. Mein großes Ziel: Den Marathon in der John Hayes-Zeit von 1908 zu schaffen (2:55:18)*.
Vielleicht erkennt man daran, dass mich Historisches zur Entwicklung der Marathon-Laufkultur besonders interessiert. Auch Läufer-Anekdoten verfolge ich immer wieder mit Interesse. Aktuell lese ich "We share the sun", wo der Werdegang von Partic Sang und das Entstehen der heutigen kenianischen Laufkultur beleuchtet wird. Aktuelle Technik-Trends zu Schuh-Technik und Performance-Optimierung schaue ich mir zwar mal an, wirklich interessieren tun sie mich aber nicht; meiner Meinung nach ist das Lauftraining unter Hobbyläufern viel zu verwissenschaftlicht, da folge ich lieber meiner "old school"-Einstellung, selbst wenn sie mich in manchen Dingen limitiert.
Okay, genug geschwafelt - muss noch einen Long-Run hinlegen, der Paris-Mara ruft. Ich wünsch euch was, habt ein tolles Wochenende, und verletzt euch nicht!
Zum Schluss noch ein paar persönliche Eckdaten für Interessierte und Desinteressierte:
Lauf-Motto:
- »Vater Zeit kommt. Bin gerade nicht da.«
- Yuki Kawauchi (Boston 2018)
- Clemens Wittig (Frankfurt 2018)
- Gabriele Andersen-Schiess (Barcelona 1984)
- John S. Akhwari (Mexiko 1968)
- Sklavische Bereitschaft, auch bei Dunkelheit, Kälte, Wind und Regen zu trainieren
- Stoppuhr und Traubenzucker statt Pulsmesser und Gels bei Wettkämpfen
- Abgeschnittene Socken als Armlinge (leider kein Witz )
- Ausgeprägter Hang zur Selbstironie
- Frankfurt-Mara 2023 - deutliche neue PB (3:26:55) in einem garstigen Regen-Rennen, nur 5 Wochen nach Berlin. Ein Rennen, auf das ich mit ganzer Seele stolz bin.
*Ich weiß, eigentlich war Dorando Pietri vor ihm im Ziel; das wird ihm auch niemand mehr nehmen.