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800 Höhenmeter sind doch machbar - 22.Fichtelgebirgs-MA

800 Höhenmeter sind doch machbar - 22.Fichtelgebirgs-MA

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 22. Fichtelgebirgsmarathon am 06.07.2024

Letztes Jahr war ich hier zum ersten Male, bei diesem relativ kleinen MA - hier starten nur so um die
70-80 Marathonis und selbst bei den "Halben" oder 10-Km-Lauf ist das Startfeld sehr überschaubar.
Mehr als ca. 300 Gesamtstarter gibt es hier kaum - das war letztes Jahr so... und ist nun wieder so.
So herrscht vorm Start eine fast familiäre Atmosphäre - einige Marathonneulinge die heute starten
werden fürsorglich betreut... und bekommen reichlich Zuspruch.
Ich bin heute quasi aus "Verlegenheit" hier - ich muss gestehen ich wollte beim Triathlon-Challenge
in meiner nahen Heimat (Roth) starten, das wäre dann morgen gewesen. Da ich seit einigen Jahren
keine passenden Kollegen-innen fand um eine Staffel zu bilden (das viele Training ist den Meisten einfach
einfach zu viel), so fand sich praktisch immer eine Staffel, bei der ein Läufer-(in) ausfiel und ich sprang
dann ein und hatte meinen kostenlosen Startplatz - mein Arbeitgeber als Hauptsponsor des Riesenspektakel
stellt den Angestellten ca. 25 Staffeln und einige Einzelstartplätze zur Verfügung. Ich habe dieses Jahr
recht spät mich darum gekümmert, mich in Foren und im firmeneigenen Intranet meine Einsatzbereitschaft
kundgetan. So passierte es zum erstenmal seit vielen Jahren, ich habe keinen Staffelstartplatz als
(Marathon-) Läufer bekommen.
So bin ich hier am Vortag nach Bad Alexandersbad gefahren - stehe nun hier an den Schlossterassen und
warte auf den Start. Ich rechne mit einen "intensiven Marathon" - es ist jetzt schon recht warm und die 
Strecke hat 800Höhenmeter, nicht zu vergessen, der 12-Std-Lauf von der Vorwoche (mit mehreren Krämpfen)
steckt mir sicherlich noch in den Knochen/Muskeln... doch wie immer gilt für mich: nicht noch Entschuldigungen/
Ausreden suchen... einfach machen!
Eine Besonderheit gibt es hier noch, der Chip ist nicht in der Start-Nr. integiert, man erhält einen extra
Transponder... ein längliches Stück Kunststoff das als Schlaufe an den Schuh gebunden/eingefädelt wird.
Für solche Ausnahmen bin ich auch gewappnet und habe einen kleinen Kabelbinder dabei mit dem ich das
Teil problemlos an die Schürsenkel klemmen kann.
9Uhr - Startschuss, los geht's - nur gut das ich mich ganz gut an das Streckenprofil erinnern kann - das heißt
am Anfang (ca. 5Km) ist sehr viel bergauflaufen angesagt, da kommt es sehr gelegen das der 1.kleine VP schon
nach 2Km bereit steht, der nächste dann bei Km4,3 - anschließend werden die Abstände "üblicher".
Ich bin noch nicht wirklich in meinem Laufmodus angekommen, da keuche ich schon heftig den Berg hoch
und fühle mich als Letzter... oder so ähnlich... wer da so alles an mir vorbei zieht... nur gut das ich da nicht
gleich frustiert bin - ich denke mir einfach: so Einige von Euch werde ich sicherlich nochmals sehen....
Kurz nach dem 2.VP - so bei Km4,7 beginnt dann auch mal ein ebener Streckenabschnitt bzw leicht berab.
Doch ich weiß ja alles was ich jetzt abwärts laufe muss ich auf dem Rückweg aufwärts laufen. Es ist genau
ein Halb-MA hin (nach Leopoldsdorf) und dann wieder zurück - die Halbmarathonis starten dort am Wendepunkt
und werden uns irgendwann entgegen kommen. Die Strecke besteht aus gelegentlichen Asphalt (in den
Ortschaften), ansonsten befestigte Schotter-, Forstwege und Waldwege... fast alles gut laufbar.
Weiterhin geht es immer wieder bergauf - doch auch gelegentlich abwärts - die Wärme nimmt stetig zu und ich
bin froh das wir viel durch den Wald laufen und selten direkte Sonneneinstrahlung haben. Die Berge die wir
überlaufen bzw. streifen: Hirschensprung, Hohenstein und Ochsenkopf (680-760Hm) - die noch höheren, bis
950Hm bleiben uns zum Glück erspart. Doch auf den Anstiegen, die ich bisher allesamt laufen konnte, kann
ich so manchen "stürmischen Draufgänger" vom Anfang schon wieder einholen... weil Sie gehen müssen -
sich übernommen haben. Sind wir bisher eher südwestlich gelaufen ist ab VP3 (10Km) wechselt nach einer
Spitzkehre die Laufrichtung eher nach Norden. Ich erinnere mich, die größten Steigungen bis zur Kehrtwende
sind bewältigt, aber noch nicht Alle, einige stellen sich noch bis zum nächste VP (Km15) in den Weg, dann ist
erstmal "das Gröbste" geschafft. Bei Km17 verlassen wir den Wald - sofort ist es einige Grade wärmer und die 
Sonne ist sehr präsent, doch wir können wunderbar bergab laufen... endlich etwas Pace machen, die war bisher
dem Streckenprofil entsprechend übel. Der Golf- und Landclub liegt an der Strecke und als ich auf Tröstau zulaufe
begegnen mir bereits die Halbmarathonis, die schnellsten Marathonläufer samt Begleitrad sind mir schon vorher
begegnet.
Wunderbar downhill nach Tröstau rein, der "große Pulk" kommt mir jetzt entgegen - nur schade das ich nachher
den Berg auch wieder hoch muss, das ist sehr beschwerlich wie ich aus dem letzten Jahr weiß. Doch ich erinnere
mich auch - hier um die Ecke müsste der VP sein für gleich und nachher wenn wir von der Wende kommen ist es
wieder der Nächste. Die Feuerwehr und weitere Helfer hat hier die Straße für uns gesperrt und geleitet uns durch
den Ort... und feuert uns auch noch an - ich bedanke mich herzlich. Der kleine Ort ist schnell durchlaufen, doch
die letzten 1,5Km zur Wende ziehen sich - der Eindruck vom vergangenen Jahr bestätigt sich... schön das ich
hier die nächsten Mitläufer überholen kann. An der Wende - hier starteten eben die Halbmarathonis und nun ist
es fast einsam hier, ein paar Verbliebene sind noch da und feuern mich an - finde ich klasse.
Jetzt sehe ich auch - als ich wieder die gleiche Strecke zurück laufe, es sind mittlerweile doch Einige hinter mir,
die Gefahr Letzter zu werden scheint gebannt - als ich auf den VP zulaufe wird mir klar: bevor es gleich den Berg
Richtung Wald hochgeht kann ich gut ein Gel gebrauchen... und die Verpackung gleich entsorgen - gut so!
Nun also den langgezogenen Anstieg bewältigen... ich versuche so lange wie möglich zu laufen - da gehen
Andere schon längst... irgendwann kann auch ich nimmer und beim Gehen bin ich plötzlich in einer kleineren
Gruppe gelandet. Ein paar Sätze werden gewechselt, dann versuche ich auch gleich wieder anzulaufen, es 
gelingt und so lasse ich die 4-5 Mitläufer(innen) hinter mir. Es ist sehr warm hier ... um die Mittagszeit direkt
der Sonne ausgesetzt, da freue ich mich in Kürze wieder den Wald zu erreichen, da ist es erträglicher.
Es wird mal Zeit die Pace zu checken - natürlich ist es durch die vielen Höhenmeter eine unterdurchschnittliche/
langsame ... da sind Km die sich fast 8min nähern dabei, eben mit Geheinlage sogar darüber, das holt man
auch mit etwas flotteren Downhillzeiten nimmer rein - und doch bin ich erstaunt noch eine "passable Zeit"
zu lesen... nun meine Ansprüche sind heute und bei dieser Strecke auch nicht zu hoch...
Noch einige kleiner Bergauf-Stücke dann ist das Schlimmste hinter mir... und die letzten 10Km sollte es doch
hauptsächlich rollen, sage ich mir - ich bin doch da vorhin fast nur aufwärts gelaufen. Doch jetzt steht da eben
noch mal so eine langgezogene Bergauf-Passage an - die 5er-Konkurrenz die hier geht habe ich schnell hinter
mir gelassen und ich zwinge mich dazu weiter zu laufen (...so schlimm ist der Berg hier doch nicht), dann kommt
der nächste VP. Ich bekomme ein paar aufmunternde Worte zu meinen Getränken und stürme voran - nun kann
wirklich nimmer viel "nach oben" kommen - das war ja schon Km28. Tatsächlich war meine Einschätzung richtig.
Jetzt versuche ich also restliche Kraft zu mobilisieren und meinen Downhill-Modus zu aktivieren wo immer es
geht. Als ich dann den VP bei Km32 erreiche erwarte ich keinen nennenswerten Anstieg mehr, aber bitte gerne
noch manchen Läufer der mit meiner Ausdauer nicht mehr mithalten kann. Genau so kommt es - da sammle ich
so manche überforderte Läufer(-in) noch ein - dabei sind sogar noch einige Halbmarathonis, was ich aber zu
diesen Zeitpunkt gar nicht realisiere. Meine Uhr verrät, da sind manche Km die ich unter 6min laufe - 2x mit
5:15min/Km - das stimuliert zusätzlich und lässt mich sämtliche Strapazen vom vergangenen 12Std-Lauf
vergessen. Die restlich 2VP' werden im Schnelldurchgang absolviert - ich habe noch ein paar Schluck Iso
im Trinkgürtel - das reicht. Als ich aus dem Wald herauskomme und Asphalt unter den Schuhen habe wird
nochmals beschleunigt ... das müssen noch weitere Mitläufer einsehen, ich bin im Überholmodus. Aber
letztendlich freue ich mich auch als ich das letzte Km-Schild entdecke ... kurz darauf höre ich schon die
Moderation- da ist Jemand eben ins Ziel gekommen. Gleich bin ich auch dort und habe diesen, etwas
schwierigen Kurs bewältigt. Mit 4:33Std (immerhin fast 10min schneller als letztes Jahr) und Platz 27
bin ich sehr zufrieden und lasse mir das Finisherbier schmecken. Nachdem ich meinen Kleiderbeutel
geholt habe setze ich mich noch an den Biertischen und beobachte die weiteren Finisher und nebenher
die Siegerehrung Halb-MA, später MA.
Es ziehen immer dunklere Wolken auf - die Siegerehrung ist zu Ende - mein Kaffee und Kuchen verdrückt, gute
Zeit nebenan ins "Gesundheitszentrum ALEXBAD" zu gehen, dort warten herrliche Duschen auf uns und genau
darauf freue ich mich jetzt, die verschwitzen und salzigen Laufklamotten endlich in frische zu tauschen. Als ich
dann 15min später herauskomme und ins nahe gelegene Parkhaus will, da kommt gerade ein heftiger Schauer 
herunter, aber der hat sich nach ein paar Minuten in normalen Regen gewandelt und so mache ich mich auf
dem Heimweg.
Ich bin am späten Nachmittag zuhause und kann mich schon entspannen - am Sonntag fahre ich dann kurz
entschlossen nach dem Auslaufen zum Challenge nach Roth und genieße das Spektakel (mit neuen Weltbestzeiten
bei Männer wie Frauen) als Zuschauer... ein fast neue Perspektive für mich - doch besonders lange halte ich es
auch nicht aus - so ohne Finishergefühl fehlt halt doch das Wichtigste.

Grüße Roland

Zu den Fotos:
1. Der Streckenverlauf des Fichtelgebirgsmarathon
2. Hier wird sich vorbereitet - wenige Minuten vorm Start
3. Kurz vorm Start - es kann losgehen
runners.high - Nomen est omen :logik:
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