Hallo,
interessanter Thread. Vorweg, das Sportabzeichen hat mich bislang nie interessiert. Ich bin aber auch (vom Leistungsvermögen, nicht vom Interesse her) ein ausgesprochen schlechter Sportler.
1. Oliver, zur Erklärung deiner Probleme gibt es ja nun reichlich Ansätze: Gewicht, Verletzung, Talent ...
2. Warum sollte unlogisch sein, dass ein sehr guter Langstreckler Olivers (Ex-)100-Meter-Zeit nicht erreichen kann? Oder anders gefragt: Wozu sollte Carsten diese Zeit erreichen? Das hilft ihm nicht. Herbert Steffny schreibt auch, dass er durch bestimmte Trainingsumstellungen Bestzeiten in den kurzen Langstrecken erreichte, seine Marathonleistung aber schlechter wurde.
Im Prinzip reicht hier doch ein vergleichender Blick auf den Körperbau eines Sprinters und eines Langstrecklers.
3. Wozu das Sportabzeichen? Zum einen sicherlich Motivation zu einem moderaten Training verschiedener Disziplinen. Mit dem Hintergrund, bei dem einen oder anderen vielleicht eine Leidenschaft zu wecken oder unerkannte Begabungen zu Tage zu fördern. Oder auch aufzuzeigen, wie sich die Leistungen in den verschiedenen Disziplinen über Jahre verändert haben - ich vermute, ein guter Amateurkugelstoßer wird durch fehlendes Training in zwei Jahren nicht so viel Leistungsvermögen verlieren wie ein Langstreckler.
4. Natürlich ist so ein Leistungsprofil nicht gleichmäßig und nicht "gerecht". Auch Zehnkämpfer sind ja (abgesehen von den erheblichen individuellen Unterschieden) von der Weltspitze in den Einzeldisziplinen nicht immer gleichmäßig weit entfernt: Auf den Sprintstrecken sind viele ja z. B. immer noch besser als die schnellsten Frauen, über 1.500 Meter gilt das aber nicht. Und in den Sprungdisziplinen sind sie im Verhältnis viel besser als bei Wurf und Stoß.
5. Wir müssen Talent und Vorlieben unterscheiden: Oliver ist offensichtlich als Sprinter recht talentiert. Wenn er dem nicht nachgeht, sondern lieber Langstrecken trainiert, ist das vollkommen legitim, aber über einen bestimmten Punkt hinaus kann Training halt Talent nicht ersetzen.
Wenn es nur ums Talent ginge, müsste ich von der Leichtathletik komplett die Finger lassen und mich auf Radfahren und Schwimmen konzentrieren. Das möchte ich aber nicht - und muss mich somit halt damit arrangieren, dass ich auch nach 4 Monaten Trainings deutlich schlechter bin als untrainierte, aber talentiertere Läufer und wahrscheinlich auch nach 18 Monaten langsamer als andere nach 6 Wochen (und, fürchte ich, auch noch immer langsam als manche Untrainierten - aber immerhin weniger als nach 4 Monaten

)
Wer irgendwelche Wettkämpfe gewinnen will, sollte tunlichst deckungsgleiche Talente und Vorliebe haben - allen anderen kann es eigentlich wurscht sein.
Gruß,
Guido