Tegeler Seen bei Regen umrundet
Asche auf mein Haupt - ja dieser Marathon hat bereits vor 3 Monaten stattgefunden
und mein Bericht kommt erst jetzt - wie das, obwohl ich doch nun seit vielen Wochen
nicht mehr zur "arbeitenden Bevölkerung" gehöre, klar ist natürlich mache/arbeite ich
noch so Einiges, zuletzt sehr viel im Garten (Umgestaltung/Neuanlage), doch die tägliche
"Tretmühle", bei mir in Schichtarbeit bleibt mir erspart. Die Gründe für meine extrem
verspäteten Laufberichte (es kommen noch ein paar) liegen woanders. Es gehört ein
wenig dazu das der relativ strikturierte Tages-/Nachtablauf eines bisherigen Arbeitstag
wegfällt und damit irgendwie so fixe Zeiten wo ich mich um "Derartiges" gekümmert habe.
Viel mehr wiegt jedoch Ärger und vieles Unvorsehbares in meinem Umfeld mit dem ich
ganz plötzlich auseinandersetzen MUSS. Ausgerechnet in einer Zeit als ich dachte ich kann
mich an eine "ruhigere Gangart" gewöhnen und da ich sowieso weniger Laufen werde (v.a.
Wettkämpfe), wirken ohne mein Zutun heftige Einflüsse auf mein Leben ein, die meine
Tagesabläufe sehr strapazieren und viel Aufmerksamkeit, Kraft und Nerven beanspruchen.
Teilweise beeinflusst das sogar meine Lauflust und DAS will etwas heißen - ich laufe als
auch im Training wesentlich weniger und nicht so befreit und entspannt, wie ich das so
geplant hatte.
Auch wenn sich dieser Zustand und das ganze Umfeld etwas stabilisiert hat - ich laufe auch
wieder um mich selbst zu finden/erden, beendet ist das leider noch lange nicht - ich werde
versuchen müssen damit zu leben. Auch wenn sich das alles etwas "theoretisch" anhört, ich
möchte darauf nicht näher eingehen. Fakt ist: es ist eine schwere Zeit für mich - auch lauf-
technisch gesehen... und es hat so gar nix mit meinem Vorruhestand zu tun.
Wie so oft bin ich am Karfreitag mit der Bahn unterwegs nach Berlin, Etze mein alter Berliner
Lauffreund ruft zu seinem 11. Ostermarathon. Wobei man genau genommen sagen muss, es
ist nimmer so ganz "sein Marathon" - auch hier hat Er die Organisation größtenteils an die:
"Freunde der Vollmondläufe Kristin Drechsler & Jörn Künstner" abgegeben - schon bei den
Vollmondläufen von Berlin (ähnliche Strecke aber mit Start/Ziel Sport Centrum Simensstadt)
hat Er es so gemacht und ich kann es gut verstehen, im fortgeschrittenen Alter will sich Fank-
Ulrich Etzrodt (Etze) das nicht mehr antun. Ich kenne auch die neuen Veranstalter bereits gut
und Etze stellt ja hier immer noch den Start-/Zielbereich, seine Laube in der Kleingartensiedlung
HoKa IV zur Verfügung. Das ist hier natürlich alles etwas beengt und improvisiert, doch für
die knapp Hundert Teilnehmer reicht es aus, vieles wird mit sehr persönlicher Betreuung und
viel Herzblut wettgemacht.
Am Karfreitag komme ich am Nachmittag mit U-Bahn und Bus in Spandau an, die S-Bahnen
sind ausgerechnet dieses WE wegen größerer Buarbeiten nur sehr eingeschränkt verfügbar.
Da ich sowieso nur an diesem Abend in Berlin bin habe ich sehr einfaches Hotel gewählt...
und nun ja, diese Ansprüche werden bestenfalls erfüllt und nicht mehr - ich komme klar. In
einer Regenpause mache ich mich auf einen kleinen Spaziergang zu einem ebenfalls sehr
einfachen Cafe und entdecke ein Restaurant für den Abend, mehr brauche ich nicht. Zum
Glück gibt es am folgenden Morgen gerade noch rechtzeitig ein Frühstück, dann mache ich
mich auf den (relativ) kurzen Weg zur Gartenkolonie. Schon beim Umsteigen in den Bus fallen
mir einige weitere Läufer auf, mit Sporttasche und Laufoutfit nehmen Sie den selben Weg zum
Ostermarathon. Allerdings bin ich wohl der Einzige der zusätzlich ein 5-Liter-Partyfass mit
besonderen fränkischen Bier (einer Erlangener Kleinbrauerei) unterwegs ist - das ist mal wieder
mein persönliches Mitbringsel für Etze, Er freut sich wie Bolle über diese besondere Erinnerung
an seine zeitweilige fränkische Heimat und ich "darf dafür kein Startgeld bezahlen".
Kaum dort angekommen übergebe ich Ihm das Partyfässchen und Etze strahlt als wolle Er die
reichlichen Regenwolken, die dieser Ostersamstag mit sich bringt, damit vertreiben. Es hat die
Nacht zuvor schon unerwartet stark geregnet, so versichert mir Etze, es sind schon Strecken-
posten unterwegs, welche die Markierung überprüfen/ausbessern und als ich später unterwegs bin
sehe ich mehrmals einen Radfahrer, der genau diese Aufgabe übernimmt - bei Ihm bedanke ich
mich ganz herzlich. Da erinnere ich mich an ein Mißgeschick beim MA im vergangenen Jahr, der
letzte VP war sehr spät und ich dachte schon da kommt gar keiner mehr, da es damals recht warm
war musst ich unterwegs echt kämpfen, Trinkgurt war komplett leer und ich war auf Ausschau nach
Passanten mit Flüssigkeit, als ich dann endlich Erfolg hatte war der VP quasi schon um die Ecke.
So erkundige ich mich gleich mal um die Standorte der VP's und plane entsprechend. Da das Wetter
wirklich nix Gutes verspricht gehe ich in das erstmals aufgestellte Umkleidezelt und entscheide mich
bei den 10 Grad und sehr wahrscheinlich einiges an Regen für lang/lang bei den Laufklamotten,
nicht sonderlich warm, aber eben lang - wie sich zeigt eine gute Entscheidung.
Ich halte schon immer Ausschau nach meinen Münchner Lauffreunden, ich weiß das Sie heute auch
starten. Da entdecke ich auch Andreas und Judith schon und begrüße Sie erfreut, dabei erfahre ich
das Judith heute (verspätet - wegen mehrerer ausgefallener MA, aufgrund Verletzung) heute Ihren
300.Marathon läuft - dazu wünsche ich Ihr natürlich alles Gute, das Sie finishen wird davon bin ich
überzeugt.
Es geht endlich los, auf dem Fuß-/Radweg neben dem Gelände stellen wir uns auf und fast pünktlich um
10Uhr starten wir - Sigrid Eichner ist, wie wir erfahren schon vor 2 Std. gestartet. Unter dem wilden
Gebell von Bruno (Etzes Hund) geht es am Schifffahrtkanal entlang, die Strecke ist mir wohl bekannt.
Hier auf relativ geraden Geläuf (nur einige Bodenwellen) entzerrt sich schnell die Gruppe der Läufer-
(innen), ich habe ja heute nicht wirklich eine Zielzeit im Sinn und laufe ohne jeden Stress und großen
Ehrgeiz los. Vielleicht kann ich ja trotz des angekündigten Regen und vieln Wolken ein paar Fotos von
der Strecke machen. Es ist bereits alles sehr grün, der Ostertermin ist in diesem Jahr relativ spät - bei
anderen Wetter würde es sicherlich vor Ausflüglern rund um den Tegeler Seen nur so wimmeln... wäre
für unseren Lauf auch nicht so optimal, also hat auch dieses Wetter was für sich: wir können relativ
ungestört unsere Bahnen ziehen und Probleme beim Einteilen des Trinkvorrats in meinen Trinkgürtels
wird es sicherlich auch nicht geben.
Eine genauere Beschreibung der Laufumgebung und der Strecke werde ich diesmal nicht geben, das habe
ich schon mehrfach bei früheren Ausgaben dieser Veranstaltung getan.
Es geht eben um die Tegeler Seen, das Wasser liegt fast immer links von uns, wir laufen an Strandbädern,
Yacht-/Segelhäfen vorbei, überqueren viele Brücken (z.T. mit größerer Vorsicht, da nasses Holz sehr
rutschig sein kann) und kommen an vielen (ziemlich verlassenen) Ausflugslokalen vorbei. Nur gelegentlich
sind Jogger(innen) zu sehen, die nicht an unserem Lauf teilnehmen, noch seltener Spaziergänger (meist
mit Regenschirm bewaffnet).
Am 1.VP bei KM11 ist es noch einigermaßen trocken, der 2.VP unter einer Brücke, sonst oft erfreulicher-
weise im Schatten, hat nun seinen Reiz als überdachter Zwischenstopp, den es regnet nun schon intensiver
und viel besser wird es nur zwischenzeitlich, aber immerhin regnet es nie wirklich stark... das ist doch auch
schon was - immer positiv denken. Tatsächlich gucke ich mal beim Verlassen des VP's auf die Uhr. Ich bin
erstaunt das ich so ohne Zeitziel gar nicht so langsam unterwegs bin - ich denke es ist die Aussicht auf ein
trockenes Ziel die mich "irgendwie" antreibt...
Wie immer ist ein Teil dieses Laufs auch der sogenannte Mauerweg, der auf der ehemaligen innerdeuten
Grenze entlangführt. Ich bin ihn mehrmals komplett gelaufen bei meinen Teilnahmen an den 100 Meilen
von Berlin (Mauerweglauf) - das letzte Mal im vergangenen Jahr... und das soll dann auch meine letzte
Teilnahme gewesen sein. Deswegen sind hier auch viele Teilnhmer vom Verein der Mauerwegläufer dabei -
immer gut erkennbar an den gelben Vereinsshirts, oft mit der Rückenaufschrift: Niemand hat die Absicht
100 Meilen zu laufen!
Vorbei an vielen (vor allem für mich) prominenten Orten - der Regen wird intensiver, irgendwo zwischen
KM 25 - 30 erkenne ich von weitem eine Läuferin mit umgehängten gelben Müllbeutel, etwas ungelenk
und schief im flotten Gehschritt, mein Blitzgedanke: das kann doch nur die Sigrid (Eichner) sein, als ich
Ihr näherkomme, bestätigt sich meine Vermutung und ich begrüße Sie - der Gruß wird erwidert, ob Sie
mich auch erkannt hat bezweifle ich... obwohl wir uns schon zig-fach über den Weg gelaufen sind und
auch schon mehrfach unterhalten haben. Ihre Laufbekannten sind so zahlreich, da kann Sie sich nur
gelegentlich erinnern. Sie wird erst das Ziel erreichen, wenn ich schon auf dem Heimweg bin - so knapp
unter 8 Std. - es dürfte bei Ihr der ca. 2.400 MA/Ultra sein.
Hier im Wald ist es nicht so schlimm mit dem Regen, doch als es raus auf freies Gelände geht wird das
schon etwas lästiger... ein Glück das es wieder weniger wird. Der Radfahrer der die Markierungen (bei
Bedarf) ausbessert ist mir schon paarmal begegnet und ich gebe meine höchste Anerkennung an Ihn
weiter! Jetzt wo ich ein Stück vor Ihm auf der Strecke bin erkenne ich so manche verwaschene Markier-
ung, für mich kein Problem, meist weiß ich schon im voraus wie es weitergeht. Doch während ich mich
so über meine Streckenkenntnis erfreue, sehe ich vor mir einen Läufer, der den Abbiegepfeil wohl über-
sehen hat und (etwas verunsichert) geradeaus weiterläuft, ich rufe laut... Er hört mich wohl nicht mehr!
Genau in diesem Moment dreht Er sich um und ich kann Ihm mit heftigen Winkbewegungen auf die
Streckenführung aufmerksam machen. Ich laufe etwas langsamer, damit Er mich sehen kann, wie es
weiter geht - Er ruft mehrmals laut Danke, Danke ... und hat den richtigen Weg gefunden. Im Ziel wird
Er sich nochmals ganz herzlich bedanken!
Ich bin nun schon weit über 30KM und weiß ja diesmal ungefähr wo sich der letzte VP befindet, als ich
dort ankomme (ca. KM 36/37) wird für mich schnell die Abdeckfolie (Regenschutz) weggenommen. Als
ich mich verabschiede, sage ich noch: für die letzten KM ist es nun auch egal wieviel es noch regnet.
Tatsächlich kriege ich nimmer viel ab, bald ist der Saatwinkler Steg erreicht und nach dem kleinen Auf-
wärts- und Abwärtskreisel sind wir wieder am Kanal Richtung Kleingartenkolonie. Nur noch auf die
Bodenwellen achten und den knappen KM bewältigen, schon bin ich am Ziel - viel schneller als gedacht:
in 4:38 Std ist der verregnete Ostermarathon diesmal bewältigt. Nach kurzer Zielverpflegung sehe ich
auch schon das Andreas und Judith im Ziel sind - ich gratuliere Ihr ganz besonders herzlich zu Ihrem
300ten Finish. Dann trockne ich mich ab und ziehe mir im Zelt warme trockene Klamotten an.
Nach ein paar Gesprächen und Verpflegung mache ich mich auf dem Heimweg - wegen der fehlenden
S-Bahn-Verbindung mache ich mich zeitig auf den Weg zum Bahnhof, erreiche aber gut meine ICE-Ver-
bindung nach Nürnberg.
Grüße Roland
Zu den Fotos:
1. Wieder mal bei Etze - zum 11. Ostermarathon in Berlin
2. Welch ein Glück - das erste Mal das es ein Umkleidezelt gab
3. Einen trinkbaren Gruß für Etze aus seiner ehemaligen fränkischen Heimat: das Storchenbier
Re: 11. Ostermarathon am 19.04.2025
2Weitere Fotos:
1. Meine Münchner Lauffreunde: Judith (vor Ihrem 300.Finish) und Andreas
2. Neben der Kleingartenkolonie sammelt man sich zum Start - noch ohne Regen
3. Das sieht nach Regen aus an den Tegeler Seen
1. Meine Münchner Lauffreunde: Judith (vor Ihrem 300.Finish) und Andreas
2. Neben der Kleingartenkolonie sammelt man sich zum Start - noch ohne Regen
3. Das sieht nach Regen aus an den Tegeler Seen
runners.high - Nomen est omen 

Re: 11. Ostermarathon am 19.04.2025
3Weitere Fotos:
1. Ein Teil der Strecke - der Mauerweg
2. Jeder der hier schon gelaufen ist kennt das: Jagdhaus an der Havel
3. Mitbringsel: Start.-Nr., Urkunde und Medaille
1. Ein Teil der Strecke - der Mauerweg
2. Jeder der hier schon gelaufen ist kennt das: Jagdhaus an der Havel
3. Mitbringsel: Start.-Nr., Urkunde und Medaille
runners.high - Nomen est omen 
