Moin,
ich suche bei euch Rat und Erfahrung zum Thema chronifizierter Achillodynie. Grund: Kenne selbst wenig Läufer mit ähnlicher Problematik und der Orthopäde erscheint mir manchmal nicht der richtige Ansprechpartner ("hören Sie auf zu laufen").
Mein Fall: Seit ein Jahr einschleichende Achillodynie (mid-portion). Hat die letzten Monate ein unverändertes Plateau erreicht (wird nicht schlechter, aber auch kaum besser). Symptomatik meist morgens (Morgensteifigkeit, Anlaufschmerzen) und im Alltag in Form von Anlaufschmerzen (ca. 5 Schritte) nach längerer Inaktivität. Beim Laufen meist beschwerdefrei. Ich kann auch Longruns (30 km) absolvieren ohne Schmerzen beim Laufen. Direkt danach zwar verstärkt Symptome, aber sonst wird es "gut kompensiert", in dem ich keine nennenswert stärkeren Schmerzen habe. Auch Tempoläufe und Intervalle sind möglich. Alles in allem: Ich kann gut damit leben.
Mein Pensum ist 60-80 km / Woche. Longruns alle 1 - 2 Wochen über 26-32 km.
Orthopäde: "Den Marathon haben Sie geschafft, dann können Sie ja jetzt aufhören zu laufen." Ja klar, genau. Danke. Trotzdem Röntgen gemacht: Kein Haglund. Keine Verkalkung am Ansatz. Schwein gehabt. Dann Ultraschall: Sehne diskret verdickt. Druckschmerz deutlich. Sehne an sich ist okay. Keine Wassereinlagerungen. Kein Hinweis auf Neovaskularisation. Eigentlich ganz gut. Nur eben gereizt.
Was ich unternehme: Nunmehr seit 8 Monaten regelmäßig Exzentriktraining für die Wade. Regelmäßig Dehnen, Aufwärmen, andere Stabi-Übungen, Massagepistole, gesunde Ernährung (Kollagenpeptide, Omega 3, insgesamt entzündungshemmende Ernährung), Faszienrolle für Wade, Oberschenkel, Ball für die Fußsohle. Einlagen habe bisher wenig gebracht - habe aber bald wieder einen weiteren Termin mit erneuter Laufbandanalyse und neuen Einlagen (mal schauen). Beim Gedanken, mir Stoßwelle auf die Sehne zu ballern, werde ich ohnmächtig.
Verlauf: Insgesamt eher unverändert. Wenn, dann über die Monate nur minimale Verbesserungen. Aber es ist schon so lange da, dass ich es gar nicht sicher weiß, ob es besser, schlechter oder unverändert blieb. Ich führe nun ein Schmerzprotokoll. Bin morgens bei Anlaufschmerzen bei 3/10, beim Laufen 0 bis 1 / 10, im Alltag 1 bis 2 / 10. Also nicht einschränkend, aber nervig.
Was will ich nun von euch? Vielleicht ein paar Erfahrungen mit ähnlichem Problem. Meine Befürchtung ist, dass es sich dennoch verschlimmern könnte. Wie würdet Ihr vorgehen? Würdet Ihr dem Rat des Orthopäden (nicht mehr oder weniger laufen) folgen? Damit habe ich schlechte Erfahrungen gemacht (früheres Patellaspitzensyndrom profitierte vom Laufen. Laufpause hatte alles verschlechtert). Meint ihr, dass weitere Exzentrikübung und Laufpensum beibehalten langfristig zur Besserung führt, das Plateau hält oder eher verschlechtert? Was hat euch geholfen?
Natürlich habt ihr keine Glaskugel, aber vielleicht finde ich hier etwas Support, da auch geringere Schmerzen doch zermürbend sein können, und die Vorfreude auf den nächsten Lauf der Befürchtung, etwas könnte doch wieder mehr weh tun, weicht.
Danke & LG
Re: Erfahrungen mit chronischer Achillodynie
2Das Buch "Sei Dein eigener Sehnenheld: Achillessehne - mittleres Drittel" von Dr. Frank Weinert kennst du schon?
Im Prinzip läuft es auf moderat Weiterlaufen, aber nur solange, wie einigermaßen schmerzfrei und Exzentrikübungen raus.
Im Prinzip läuft es auf moderat Weiterlaufen, aber nur solange, wie einigermaßen schmerzfrei und Exzentrikübungen raus.
Re: Erfahrungen mit chronischer Achillodynie
33/10 ist doch nix...hauntologist hat geschrieben: 07.08.2025, 23:33Ich führe nun ein Schmerzprotokoll. Bin morgens bei Anlaufschmerzen bei 3/10, beim Laufen 0 bis 1 / 10, im Alltag 1 bis 2 / 10. Also nicht einschränkend, aber nervig.
Weitermachen und nicht dran denken - irgendwann wird's besser.
Generell: Maximal bis an den Schmerz laufen, nie drüber.
Re: Erfahrungen mit chronischer Achillodynie
4Geduld, ich kenne Leute, die hatten das 12 Monate und länger bis es wieder wurde ... bei mir selbst hat mal eine radioaktive Bestrahlung geholfen, und natürlich alles was du eh schon an Eigenbehandlung durchführst weitermachen
Re: Erfahrungen mit chronischer Achillodynie
5Hallo h.,
über meinen A-Sehnen-Beschwerdeweg-/geschichte habe ich in diesem Forum schon zig Male ellenlange Darstellungen über zwei Jahrzehnte der Zugehörigkeit zum Forum verfasst. Es ist schlichtweg nicht möglich und im Detail erinnere ich mich auch gar nicht mehr daran, wie, wann, wie oft, wie sehr ich meiner chronisch geschädigten A-Sehne Schmerztribut zollen musste. Lass mich aber im Folgenden meine Achillodynie-Geschichte grob umreißen und mit Zeitangaben versehen, um dir vielleicht ein bisschen Mut zu machen oder Ängste zu nehmen.
Die Schädigung der Sehnen (es waren ursprünglich beide, unterschiedlich stark betroffen) zog ich mir mutmaßlich lange vor meinem ersten Marathon 2002 (Alter 48) als junger Mensch beim sportlichen Bergwandern/-steigen zu. Nach dem ersten Marathon (bei dem ich noch nichts spürte) setzten die Schmerzen schleichend ein. Ich tat nichts dagegen (außer Hoffen). 2004 beim Training zu einem Marathonversuch Sub3h wurde es schlimm. Beim Versuch diese Sub3 in Florenz umzusetzen explodierte die Sehne etwa zur Mitte der Distanz, die Sub3h misslangen natürlich (auch wegen taktischer Fehler). Danach dümpelte das so vor sich hin, um dann so nervig zu werden, dass ich mich im Januar 2006 (damals noch Berufssoldat) beim Bundeswehrkrankenhaus in Ulm in der Orthopädie vorstellte. Dort gab es exzellente Orthopäden und jener Oberarzt der mich befundete war selbst Läufer. Also nix von wegen "Aufhören, dann tut auch nix mehr weh". In seinem Sprechzimmer standen dreckige Laufschuhe zum Trocknen unter der Heizung - da wusste ich: hier bist du richtig. Dieser Doc riet mir (nach MRT, Röntgen, usw.) zu einer OP, um Narbengewebe, dass sich lange vorher in der einen A-Sehne gebildet hatte und an dem sich immer wieder die Achillodynie entzündete, zu entfernen. Er konnte und wollte mir nicht garantieren, dass das hilft. Immerhin hätte die OP ja eine neue Narbe zur Folge gehabt. Allerdings stellte er mir das Risiko eines A-Sehnen-Abrisses, wenn ich nichts dagegen unternehme und weiter vehement trainiere als langfristig real, sogar ein bisschen "unausweichlich" dar. Der Mann war gut, dramatisierte nix, sprach auch nicht von Laufpause, nicht mal davon weniger zu laufen, hatte Ahnung und Erfahrung, ich daher Vertrauen.
Also entschloss ich mich nach der Saison, im Herbst, die OP durchführen zu lassen. Danach hätte ich sicher ein halbes Jahr gebraucht, bis ich wieder hätte joggen können - so die Prognose des Arztes. Während des anschließenden (bisher härtesten) Trainings für einen erneuten Sub3h Marathon in Prag im Mai verbesserte sich dann ganz überraschend, wie durch ein Wunder, die A-Symptomatik. Die Beschwerden wurden weniger statt mehr. Schließlich lagen sie meist unter der Wahrnehmungsgrenze. Und das nachdem ich davor monatelang oft elende Schmerzen aushalten musste. Ich habe damals analysiert, woran es gelegen haben kann, erinnere mich aber nicht mehr genau an alle möglichen Gründe (natürlich Kühlen, üben, Umschläge, usw. aber eben auch mehr). Ich habe diese Gründe aber vor Jahren hier schon mal dargestellt. Ev. findest du das über die Suchfunktion.
Also nahm ich NATÜRLICH wieder Abstand von der OP. Tatsächlich blieb ich danach sehr, sehr lange (fast) beschwerdefrei. Nach starken Belastungen - abends, morgens, beim Wiederanlaufen, du kennst das - spürte ich die Sehne. Sonst war Friede-Freude-Eierkuchen. Was ich danach meiner Sehne zumutete möchte ich kurz hier anreißen: Ich wechselte zu Ultrastrecken, lief 2007 100 km, 2008 meinen ersten 24h-Lauf (219 km), jeweils nach entsprechend vielen km Vorbereitung. Seither gelangen mir mehr als 360 Marathons und weiter (darin ca. 120 Ultraläufe). Dazu 2016 der Spartathlon (246 km), 2017 "10 Marathons in 10 Tagen" und 2018 der Olympian Race in Griechenland (180 km mit vielen Höhenmetern und sehr viel grottenschlechten Pisten). Das alles mit derselben unoperierten Sehne. Nun bin ich 71 Jahre alt laufe noch immer und spüre meine A-Sehne selten bis gar nicht. So viel zum Thema einer mir 2006 als reales Risiko dargestellten Sehnenruptur.
Nur einmal flammte der Mist noch einmal übelst auf. Das war im Gefolge des Spartathlons 2016/17. Grund: Wer den Spartathlon gefinisht hat, noch dazu im zarten Alter von 62 Lenzen, schwebt monatelang 1 m über der Erde und hält sich a) für unsterblich und b) unkaputtbar. Was er natürlich nicht ist und, was die A-Sehne auch komplett ignoriert. Ich achtete nicht auf erste Vorboten, d.h. ich arbeitete nicht entgegen (z.B. mit exz. Übungen, die du kennst), ließ es geschehen. 2017 hatte ich wieder starke Schmerzen und begann dagegen zu trainieren. Es dauerte 5 Monate (!) in denen ich täglich (!) gegen die Schmerzen anübte, in denen ich nach Läufen mit Eis kühlte, Tinkturverbände anlegte, etc. bis dann - kein Witz - innerhalb einer, bis zwei Wochen der Schmerz von vorher konstant auf null zurückging. Seither blieb es dabei, obwohl in der Zeit noch über 150 Marathons und Ultras dazu kamen.
Lass mich betonen: Körper und Läsionen an Körpern, der dazugehörige Krankheitsverlauf und die Rekonvaleszenz sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Vergleiche haben also nur sehr bedingt ihre Berechtigung. Dennoch sollte dir mein "Fall" Hoffnung geben, dass du das Problem im Griff behalten kannst, so lange du am Ball - pardon! - an der Sehne bleibst und ihr hilfst. Und ganz ehrlich: Von der Stoßwelle riet mir damals sogar der Oberarzt in der Orthopädie ab. Und wieder ehrlich: Ich müsste schon SEHR verzweifelt sein, bis ich dergleichen an mir vornehmen lassen würde.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen Mut machen. Alles Gute.
Gruß Udo
über meinen A-Sehnen-Beschwerdeweg-/geschichte habe ich in diesem Forum schon zig Male ellenlange Darstellungen über zwei Jahrzehnte der Zugehörigkeit zum Forum verfasst. Es ist schlichtweg nicht möglich und im Detail erinnere ich mich auch gar nicht mehr daran, wie, wann, wie oft, wie sehr ich meiner chronisch geschädigten A-Sehne Schmerztribut zollen musste. Lass mich aber im Folgenden meine Achillodynie-Geschichte grob umreißen und mit Zeitangaben versehen, um dir vielleicht ein bisschen Mut zu machen oder Ängste zu nehmen.
Die Schädigung der Sehnen (es waren ursprünglich beide, unterschiedlich stark betroffen) zog ich mir mutmaßlich lange vor meinem ersten Marathon 2002 (Alter 48) als junger Mensch beim sportlichen Bergwandern/-steigen zu. Nach dem ersten Marathon (bei dem ich noch nichts spürte) setzten die Schmerzen schleichend ein. Ich tat nichts dagegen (außer Hoffen). 2004 beim Training zu einem Marathonversuch Sub3h wurde es schlimm. Beim Versuch diese Sub3 in Florenz umzusetzen explodierte die Sehne etwa zur Mitte der Distanz, die Sub3h misslangen natürlich (auch wegen taktischer Fehler). Danach dümpelte das so vor sich hin, um dann so nervig zu werden, dass ich mich im Januar 2006 (damals noch Berufssoldat) beim Bundeswehrkrankenhaus in Ulm in der Orthopädie vorstellte. Dort gab es exzellente Orthopäden und jener Oberarzt der mich befundete war selbst Läufer. Also nix von wegen "Aufhören, dann tut auch nix mehr weh". In seinem Sprechzimmer standen dreckige Laufschuhe zum Trocknen unter der Heizung - da wusste ich: hier bist du richtig. Dieser Doc riet mir (nach MRT, Röntgen, usw.) zu einer OP, um Narbengewebe, dass sich lange vorher in der einen A-Sehne gebildet hatte und an dem sich immer wieder die Achillodynie entzündete, zu entfernen. Er konnte und wollte mir nicht garantieren, dass das hilft. Immerhin hätte die OP ja eine neue Narbe zur Folge gehabt. Allerdings stellte er mir das Risiko eines A-Sehnen-Abrisses, wenn ich nichts dagegen unternehme und weiter vehement trainiere als langfristig real, sogar ein bisschen "unausweichlich" dar. Der Mann war gut, dramatisierte nix, sprach auch nicht von Laufpause, nicht mal davon weniger zu laufen, hatte Ahnung und Erfahrung, ich daher Vertrauen.
Also entschloss ich mich nach der Saison, im Herbst, die OP durchführen zu lassen. Danach hätte ich sicher ein halbes Jahr gebraucht, bis ich wieder hätte joggen können - so die Prognose des Arztes. Während des anschließenden (bisher härtesten) Trainings für einen erneuten Sub3h Marathon in Prag im Mai verbesserte sich dann ganz überraschend, wie durch ein Wunder, die A-Symptomatik. Die Beschwerden wurden weniger statt mehr. Schließlich lagen sie meist unter der Wahrnehmungsgrenze. Und das nachdem ich davor monatelang oft elende Schmerzen aushalten musste. Ich habe damals analysiert, woran es gelegen haben kann, erinnere mich aber nicht mehr genau an alle möglichen Gründe (natürlich Kühlen, üben, Umschläge, usw. aber eben auch mehr). Ich habe diese Gründe aber vor Jahren hier schon mal dargestellt. Ev. findest du das über die Suchfunktion.
Also nahm ich NATÜRLICH wieder Abstand von der OP. Tatsächlich blieb ich danach sehr, sehr lange (fast) beschwerdefrei. Nach starken Belastungen - abends, morgens, beim Wiederanlaufen, du kennst das - spürte ich die Sehne. Sonst war Friede-Freude-Eierkuchen. Was ich danach meiner Sehne zumutete möchte ich kurz hier anreißen: Ich wechselte zu Ultrastrecken, lief 2007 100 km, 2008 meinen ersten 24h-Lauf (219 km), jeweils nach entsprechend vielen km Vorbereitung. Seither gelangen mir mehr als 360 Marathons und weiter (darin ca. 120 Ultraläufe). Dazu 2016 der Spartathlon (246 km), 2017 "10 Marathons in 10 Tagen" und 2018 der Olympian Race in Griechenland (180 km mit vielen Höhenmetern und sehr viel grottenschlechten Pisten). Das alles mit derselben unoperierten Sehne. Nun bin ich 71 Jahre alt laufe noch immer und spüre meine A-Sehne selten bis gar nicht. So viel zum Thema einer mir 2006 als reales Risiko dargestellten Sehnenruptur.
Nur einmal flammte der Mist noch einmal übelst auf. Das war im Gefolge des Spartathlons 2016/17. Grund: Wer den Spartathlon gefinisht hat, noch dazu im zarten Alter von 62 Lenzen, schwebt monatelang 1 m über der Erde und hält sich a) für unsterblich und b) unkaputtbar. Was er natürlich nicht ist und, was die A-Sehne auch komplett ignoriert. Ich achtete nicht auf erste Vorboten, d.h. ich arbeitete nicht entgegen (z.B. mit exz. Übungen, die du kennst), ließ es geschehen. 2017 hatte ich wieder starke Schmerzen und begann dagegen zu trainieren. Es dauerte 5 Monate (!) in denen ich täglich (!) gegen die Schmerzen anübte, in denen ich nach Läufen mit Eis kühlte, Tinkturverbände anlegte, etc. bis dann - kein Witz - innerhalb einer, bis zwei Wochen der Schmerz von vorher konstant auf null zurückging. Seither blieb es dabei, obwohl in der Zeit noch über 150 Marathons und Ultras dazu kamen.
Lass mich betonen: Körper und Läsionen an Körpern, der dazugehörige Krankheitsverlauf und die Rekonvaleszenz sind bei jedem Menschen unterschiedlich. Vergleiche haben also nur sehr bedingt ihre Berechtigung. Dennoch sollte dir mein "Fall" Hoffnung geben, dass du das Problem im Griff behalten kannst, so lange du am Ball - pardon! - an der Sehne bleibst und ihr hilfst. Und ganz ehrlich: Von der Stoßwelle riet mir damals sogar der Oberarzt in der Orthopädie ab. Und wieder ehrlich: Ich müsste schon SEHR verzweifelt sein, bis ich dergleichen an mir vornehmen lassen würde.
Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen Mut machen. Alles Gute.
Gruß Udo