24. Fränkisch Schweiz Marathon 07.09.2024
Es ist und bleibt ein besonderer Marathon für mich, dieser Fränkisch-Schweiz-
MA, kein Wunder es war damals im Jahr 2001 mein allererster MA, das Jahr
zuvor als er aus der Taufe gehoben wurde, konnte ich leider noch nicht
teilnehmen. So wurde es bei der 2.Auflage mein 1.MA - ich war damals
top trainiert und natürlich motiviert bis in die Haarspitzen (und entsprechend
nervös) und feierte mit 3:17Std einen tollen Einstand, in den MA-Zirkus.
Nur bei meinem 2.MA, einige Wochen später in Florenz war ich noch schneller,
mit 3:12Std lief ich PB.
An diese Anfänge muss ich denken, als ich jetzt zum 18.Mal zum Start dieses
Marathons fahre. Nun bin ich zwischenzeitlich in 25 Jahren ein "paar MA" und
richtig lange Ultras gelaufen - vor allem bin ich aber 25 Jahre älter geworden.
Da ich beim Eintritt ins lange Laufen (eigentlich überhaupt Laufen) schon fast
40 Jahre alt war, ist es klar: ich zähle zu den alten Läufern... unwiederbringlich.
Gleichwohl laufe ich nun eben langsamer, aber bin immer noch häufig (bis sehr
häufig - ein Frage der Relation) unterwegs. Im vergangenen Jahr trieb ich es auf
die Spitze, in diesem Jahr werden es wesentlich weniger werden... mal sehen was
das restliche Jahr noch so bringt bzw. wieviel Zeit ich dafür aufzuwenden bereit
bin - entsprechende Gesundheit/Fitness vorausgesetzt.
Genau diese Voraussetzung plagt mich gerade eben auf den Weg zu diesem Lauf.
Beim Tegernsee-MA vergangenes WE habe ich mir wenige KM vor dem Ende, bei
einem Foto als ich zum Flussufer hinabstieg das linke Knie verdreht, ich konnte
kaum mehr ins Ziel laufen... hingekommen bin ich natürlich trotzdem. Das Aus-
laufen am Folgetag wurde mehr ein Gehen und den Gedanken an einen "Mittwochs-
MA" bei Ulli in Crailsheim musste ich sofort aufgeben. Doch natürlich wollte ich gerne
bei "meinem Fränkisch-Schweiz-MA" fast vor meiner Haustüre dabei sein - wie gut
das klappt... oder auch nicht werde ich bald wissen.
So komme ich mit starker Unsicherheit in Ebermannstadt an, nur gut das ich hier
die Gegebenheiten gut kenne und mir von daher keine weiteren Risiken drohen.
Klar kennt man sich bei der 18.Teilnahme hier gut aus, auch wenn die Strecke
mehrfach geändert wurde, Start und Ziel und sonstige Bedingungen - zur Auflage
von 2024 gibt es keine Änderungen, sogar das Wetter ist ähnlich warm... nicht
ganz so heftig, aber das ist ja nun kein Nachteil für mich.
Ich parke ganz in der Nähe wo ich meine Startunterlagen abhole und bereite mich
vor - soll heißen ich teste sehr zurückhaltend mein linkes Knie, ob es denn bereit ist
und befinde ich werde einfach mal loslaufen. Ich gehe in Richtung Startgelände ca.
1KM entfernt auf die gesperrte B470, diese zentrale Bundesstraße wird seit jeher am
Marathonsonntag für mehrere Stunden für die Autos gesperrt. Früher wurden hier
zuvor auch noch mehrere Kehrmaschinen über die Straße geschickt, da es seit einigen
Jahren keinen Inlineskater-Wettbewerb mehr gibt ist dies hinfällig. Die Handbiker
starten nach wie vor als Erstes vor den verschiedenen Läufen. Der Sprecher erzählt das
in diesem Jahr die Teilnahme an den Läufen um ca. 20% gestiegen ist. Ein tolles Zeichen
für diesen kleinen Marathon, hier sind es nun 230 Finisher.
Als wir anschließend an die Startaufstellung gehen, entdecke ich Udo, auch Er ist nach
seinem Comeback vor 2 Wochen in München wieder hier am Start. Ich begrüße Ihn,
wünsche alles Gute und schon bald geht es los - ein paarmal werde ich von verschied-
enen Läufern begrüßt, abgeklatscht - auch wenn ich nicht Alle zuordnen kann so erwidere
ich natürlich die Glückwünsche.
Los geht es erstmal in die entgegen gesetzte Richtung (Forchheim), bei der Abzweigung
nach Weilersbach (genau nach 5KM) wird gewendet und wieder nach Ebermannstadt ge-
laufen, um nach 10KM in Richtung Fränkischer Schweiz weiter zu laufen. Nun aber erst
die 5KM, sehr bald kommen uns die schnellen Handbiker entgegen geflitzt - die Schnellsten
brauchen für die 42,2KM nur eine gute Stunde, wobei die zwei Wenden Sie natürlich etwas
ausbremsen... bei diesem Tempo spielt das eine größere Rolle. So verhalten wie ich laufe
befinde ich mich schnell im hinteren Viertel der MA-Läufer... aber da werde ich mich sowieso
früher oder später einfinden, auch ohne Vorsichtsmaßnahmen wegen des lädierten Knies.
Aber ich werde mich damit abfinden und sicherlich nicht zu schnell angehen, sollte es extrem
"gut laufen" kann ich später immer noch versuchen zuzulegen.
Bei bedeckten Himmel beginne ich zumindest nicht sofort mit übermäßigen Schweißfluss,
das kommt noch früh genug. Nach ca. 3KM läuft mir auch bald die Spitzengruppe der Mara-
thonis entgegen. Nach meiner Kehre bei KM5 und dem 1.VP sehe ich zumindest noch einige
Mitläufer(innen) die hinter mir sind - Viele sind es nimmer.
Wiederrum etwas später kommen mir die ersten Halb-Marathonis entgegen, die eben nach
uns gestartet sind. Bevor ich nach 10KM wieder über die Start-/Ziellinie laufe kommt mir der
nächste Pulk entgegen: die 10KM-Läufer(innen). Ich trinke kurz am 2.VP und laufe nun die
B470 entlang ins Wiesenttal hinein. Meine 10KM-Zeit ist mit etwas über 1.Std wohl zu schnell,
das weiß ich jetzt schon... die zunehmende Wärme und mein Knie werden mich "automatisch"
langsamer werden lassen - daran hege ich keine Zweifel. Kurz nach Ebermannstadt beginnt
auch schon der erste langgezogene Anstieg - nix Neues für mich und entsprechend paßt sich
meine KM-Pace an. Immer wieder ziehen flotte Halb-MA's an mir vorbei, Sie wenden dann bei
KM15,5 und laufen ins Ziel zurück.
Links von uns Gasseldorf, von dort fließt die Leinleiter unter die Bundesstraße hindurch und
mündet auf der anderen Seite in die Wiesent, die uns fortan auf der Strecke hin und zurück
mal mehr oder weniger nah begleiten wird. Hier fahren immer wieder Kajaks/Kanus den Fluß
entlang und parallel führt eine alte Bahnlinie auf der Eisenbahn-Oldtimer eine alte Dampflok
samt einiger Wagons betreiben - auch heute begegnet diese mir wieder.
Nachdem es nun wieder wieder etwas bergab geht liegt die nächste Ortschaft links an unserer
Laufstrecke - Streitberg, hier gibt es immer eine Band, die heiße Sambarhythmen spielt, dazu
auch immer ein paar Tänzerinnen - es sind wohl schon längst irgendwelche Nachfolgerinnen von
den Jahren zuvor. Immerhin sind auch heute zwei entsprechend gekleidete Tänzerinnen unterwegs,
das Wetter passt ja gut... und trotz Schweiß und Respekt vor Knieproblemen wage ich ein paar
Schritte dazu....
Weiter geht es, raus aus Streitberg, hier folgt die Wende für die 21,1KM -Teilnehmer(innen), die
Marathonis laufen nach Muggendorf. Dort erwartet uns nicht nur ein weiterer VP, auch etwas
Animation für die Zuschauer samt Moderation. Ich werde begrüßt als 18maliger Teilnehmer mit
Namen und meinem Verein (LG Ultralauf) - nebenbei erklärt Er den Umstehenden was denn ein
Ultraläufer so macht...
Immerhin werde ich so etwas zusätzlich motiviert - und das kommt mir bei der aufkommenden
Wärme... die Sonne scheint jetzt sehr intensiv und mein linkes Knie macht sich jetzt doch intensiv
bemerkbar, auch wenn es noch erträglich ist, so ist Zurückhaltung angesagt... befreites Laufen
ist was Anderes.
Nun steht immerhin die Halbmarathonmarke an - die 21KM sind endlich erreicht.
Ich denke an Positives, es kommt für mich ein "relativ kurioser" Streckenabschnitt, die B470 führt
kurvig durchs Wiesenttal... und es geht z.T. auf und ab, keineswegs eben dahin. Doch seit Jahren
unterliege ich hier einer Art optischer Täuschung, ich habe fast dauernd das Gefühl ich würde
bergab laufen und zwar in beide Richtungen - das ist ja absolut nicht möglich und natürlich ist
es auch nicht so, ob es daran liegt das die Straße seitlich abfällt oder die Wiesent die tiefer liegt
den Blick trübt. Ich weiß es nicht und es ist mir letztendlich egal - das Gefühl abwärts zu laufen
stimmt mich positiv... ob das nun so ist oder nicht...
Ich nehme jede optimistische Regung gerne... sehr gerne an, dazu gehört, ich komme ins Über-
holen, nicht das ich plötzlich schneller werden würde, ich kann mein Tempo einigermaßen halten
bzw. werde weniger langsamer als die Läufer(innen) die ich überholen kann. Sie verfallen in Geh-
pausen, die Hitze macht Ihnen gewaltig zu schaffen, oder Sie sind einfach zu schnell angegangen.
Ich kann meine Pace fast halten... das lässt mein Knie zu, allerdings schnell ist was anderes.
KM26,5 die Wendemarke bei Behringersmühle ist endlich erreicht, nun also wieder zurück auf der
B470 nach Ebermannstadt, nach einigen Minuten kommt mir Udo entgegen und wir klatschen uns
ab. Weiter geht es auf den "imaginären Downhillrun" - es wird trotzdem kein Selbstläufer, zeitweise
Waldstrecke spendet immerhin gelegentlich Schatten und ich nehme es wieder als gutes Signal, so
langsam bin ich davon überzeugt auch heute werde ich es ins Ziel schaffen... werden aber noch ein
paar intensive KM.
Bei KM35 in Muggendorf an der Moderation hole ich mir etwas Motivation ab, hier und dort etwas
Abklatschen und die Stimmung genießen - und dann einfach weiterlaufen. Als ich nun auf Streitberg
zulaufe sehe ich aus diesem Blickwinkel die Ruine Streitburg die über dem Ort thront. Nun der vor-
letzte VP, die Sambaband hat eben aufgehört zu spielen. Auf dem Rückweg gibt es immer eine kleine
Schleife durch den Ort. Auf der rechten Seite sind Bierbänke und ein Ausschank aufgebaut, da aber
keine Musik mehr, ist es entsprechend ruhig... in mir erwacht der "Motivations-Teufel", ich animiere
die Leute und reiße die Arme hoch, viele springen auf die Bänke und jubeln und feuern mich an - ja
so gefällt mir das... herrlich!!!
Derart beflügelt sind die letzten 3KM auch noch zu schaffen - jetzt erst mal den langgezogenen Berg
hoch, was soll das... jetzt kann mich nichts mehr stoppen. Da quälen sich ein paar Mitläufer den
Anstieg hoch, ich laufe jetzt sogar etwas flotter als zuvor... was so ein spontanes Anfeuern so alles
bewirkt - und die letzten Kräfte werden mobilisiert. Der letzte VP naht, hier gibt's endlich auch Cola-
her damit, kann ich jetzt gut gebrauchen. Noch etwas weiter hoch... ein paar Läufer "einsammeln",
die letzten 1,5KM geht es dann runter nach Ebermannstadt, ich lasse es rollen und haue nochmal
Alles raus - dann nach 4:39Std bin ich im Ziel. Ein intensiver Lauf, bei dem ich zwar durch meine
Knieprobleme gebremst wurde, aufhalten konnte mich das jedoch nicht - da habe ich mich mal
wieder durchgekämpft, ich bin mit mir zufrieden.
Nach dem Finisherbier gehe ich gemütlich zum Auto und mache mich etwas frisch, ziehe mich um.
Dann auf dem Marktplatz hole ich mir eine Nudelportion (Gutschein) ab und setze mich dort hin und
verfolge die Siegerehrung und quatsche ein wenig. Als ich den offiziellen Teil der Veranstaltung für
beendet glaube will ich noch nebenan zur Eisdiele. Da werden noch alle anwesenden Mitglieder des
Jubilee-Clubs (mindestens 10 Teilnahmen) auf die Bühne gebeten und so treffe ich da manche mir
bekannte Läufer(innen).
Dann bekomme ich mein Eis und bin kurz danach auf dem Heimweg - ich werde sicher wieder hierher
zurück kommen.
Grüße Roland
Zu den Fotos:
1. Startlogo
2. Das alte Wasserrad in der Wiesent ist gleich nahe der Start-Nr-Ausgabe
3. Fachwerkhäuser neben dem Marktplatz in Ebermannstadt
Re: Wenn das mal gutgeht...
2Weitere Fotos:
1. Die ersten Handbiker an der Startlinie - Sie machen, wie immer den Anfang
2. Dann sind die Marathonis bei der Startaufstellung an der B470
3. Trotz der Widrigkeiten - glücklich im Ziel
1. Die ersten Handbiker an der Startlinie - Sie machen, wie immer den Anfang
2. Dann sind die Marathonis bei der Startaufstellung an der B470
3. Trotz der Widrigkeiten - glücklich im Ziel
runners.high - Nomen est omen 

Re: Wenn das mal gutgeht...
3Weitere Fotos:
1. Die Mitbringsel vom Fränkisch-Schweiz-Marathon
2. Garmindaten
1. Die Mitbringsel vom Fränkisch-Schweiz-Marathon
2. Garmindaten
runners.high - Nomen est omen 
