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Ungefragt zum Pacemaker auserwählt

Ungefragt zum Pacemaker auserwählt

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42. Mainova Frankfurt Marathon am 26.10.2025
 
Zeitumstellung zur Winter-(Normal-)Zeit bedeutet für mich seit vielen
Jahren: Der Frankfurt-Marathon steht auf dem Programm.
Da meine körperliche Verfassung das zulässt - meine Knieprobleme
sind noch nicht komplett Geschichte, aber nicht großartig hinderlich -
bin ich also wieder dabei. Mit der 17.Teilnahme ist es einer der MA
die ich schon SEHR häufig gelaufen bin und deswegen im Frankfurt-
Marathon-Club (ab 10 Teilnahmen). So hole ich meine Startunterlagen
auch dort am Stand des Clubs auf der Expo ab, darin meine "ewige 
Start-Nr." 516.
Die Anfahrt nach Frankfurt ist für mich ja ca. 3Std lang und nur deshalb
am selben Tag machbar, da zum einen die Uhr in der Nacht eine Stunde
zurückgestellt wurde und der erste Start auf 10Uhr terminiert ist.
Die Wettervoraussagen habe ich seit einigen Tagen immer wieder verfolgt,
bin zu dem Entschluss gekommen: es wird zwar frisch (um die 6-9 Grad)
werden, der Wind jedoch immer wieder mal heftiger. Positiv stimmt mich,
es soll nicht viel bzw. gar nicht regnen. Bei solchen Voraussetzungen laufe
ich lang/lang - insbesondere mein langärmliges (hochwertiges) Shirt hat 
sich bei solchen Wetter als geradezu optimal erwiesen, selbst wenn es etwas
wärmer wird als erwartet, ist dieses Teil einfach genial, ich bin davon einfach
überzeugt!
Ich steuere (wie immer) das Parkhaus Rebstock an, hier geht ein nahtloser
Shuttle-Bus-Transfer direkt zur Frankfurter Messe. Hatte ich ich in den letzten
Jahren noch das Problem: man braucht eine Reservierung um sein E-Auto
während der Parkzeit an einer Ladestation zu laden, aber nirgendwo eine
solche Reservierungsmöglichkeit zu finden - so habe ich es diesmal (mit 
vielen Wirrungen) geschafft. Ich habe eine derartige Bestätigung bei mir
und zeige sie dem Einweiser vor dem Parkhaus, Er holt einen Kollegen hin-
zu der mich entsprechend in ein abgesperrtes Areal einweist. Da hinten
sind die Lader und einer ist auch für Dich reserviert, wenn das seine Ord-
nung hat - meint Er. Ich stehe an der Ladesäule und ein Zettel hängt da mit
meinem Kennzeichen... scheint alles Bestens. Doch vor dem Laden steht da
noch eine verschlossene Buchse, die geöffnet werden muss. Okay - da steht
auf dem Hinweisschild, wenn Niemand vor Ort ist (die Einweiser sind ca. 200m
entfernt) soll man diese Nummer anrufen. Gesagt - getan, tatsächlich wird 
mir versichert es kommt Jemand um die Buchse zu entriegeln... es dauert gut
5min. dann ist auch das erledigt. Während mein Auto jetzt am "Langsam-Lader"
steht kann ich meinen MA laufen und wenn ich zurück bin, sollte der Akku 
wieder voll sein - meiner eher leer...
Schnell bin ich mit dem Shuttle an der Messe und hole meine "516-Nr." ab,
dann rufe ich meine Münchner Lauffreunde (Judith+Andreas) an. Sie sind
ein Stockwerk tiefer bei der Kleiderbeutelabgabe, da sind Sitzgelegenheiten
bei den Massagen. Da ich auch noch meinen Dropbag loswerden will mache
ich mich auf den Weg. Kurz darauf unterhalten wir uns noch ein wenig. Sie
sind bereits gestern angereist und hatten für die Nacht ein Hotelzimmer in
der Nähe, sind aber bereits ausgecheckt, da Sie direkt nach dem Lauf zurück
nach München fahren. Andreas hat einen Presseausweis, da Er für das Portal
marathon4you wieder einen Laufbericht (mit vielen Fotos) verfasst. Seine App
fürs Wetter sagt was von teilweise 90%iger Regenwahrscheinlichkeit - da glaube
ich lieber "meiner App" - tatsächlich bleibt es beim kompletten Lauf trocken.
Wir verabschieden uns und wünschen gutes Gelingen, ich verlasse die warmen
Hallen, kreuze die Startaufstellung und gehe zur Ludwig-Erhard-Anlage. Dort
mache ich mich etwas warm... das mache ich dort schon immer so - z.T. ist es
ja um die Jahreszeit schon recht kühl... und auch heute tut mir das ganz gut, ich
gewöhne mich an den kalten Wind. Als ich nachher in den Startblock gehe bin ich
froh soviele Mitstreiter um mich zu haben, da ist es doch etwas windgeschützt.
Die ersten Starter gehen um Punkt 10Uhr raus - später gehen wir nach vorn und
ich gehe ca. 8min danach über die Startlinie... endlich geht's los, erst mal wieder
richtig warm werden.
Ich werde nicht so ausführlich über den Streckenverlauf durch Frankfurt schreiben,
das habe ich die Jahre vorher schon getan. Wie immer geht es die ersten KM im
wilden Zick-Zack durch Westend und Innenstadt und auch wieder an der Messe vor-
bei. Taunusanlage, Roßmarkt, Alte Oper und Fressgass heißen die Stationen, auch
ein kleines Stück nach Nordend-West laufen wir. Alle 5KM eine Zeitmessung, nach
der Ersten fast genau 30min, nach 10KM genau 1:01Std, das würde eine 4:30 mög-
lich machen... doch ich befürchte langsamer werde ich sowieso, die Frage ist nur ab
wann und wieviel? Noch keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen....
Ab KM12 geht es erst ein Stück östlich, um kurz darauf nach Süden abzubiegen, auf
der Alten Brücke wird der Main überquert und wir sind in Sachsenhausen angelangt.
Erst direkt am Flussufer entlang, anschließend etwas entfernt führt uns die Strecke -
KM15, wie erwartet werde ich etwas langsamer, nun etwas über 1:32Std. Wir sind
in Niederrad, Mit parallelen Abstand zum Main laufen wir über die A5, da ist auch
schon KM20 ... die Pace sinkt geringfügig weiter. Am Schwanheimer Ufer (direkt am
Main) endlich die Halb-MA-Marke - ich fühle meine Kräfte schwinden, was ist da heute
noch drin?
Es geht "auffahrtmässig" auf die B40 (autobahngleich) über den Main und ähnlich ver-
lassen wir die Straße auch wieder. In Nied erwartet uns nicht nur ein größerer Hotspot
am KM25 auch der große VP kommt kurz danach - VP's alle 5KM (meist nahe der Zeit-
nahme) dazwischen Wasserstationen. Mein Trend setzt sich fort, wieder einige Sekunden
langsamer als zuvor, nicht viel, aber eindeutiges Zeichen: Roland Deine Kraft/Ausdauer
ist endlich!!! Noch dazu steht nun Höchst "vor der Türe", gleich mal ein Gel eingeworfen,
es geht nun eine zeitlang gering aber doch bergauf. Für mich immer auch das Zeichen,
zwischen KM25-30 ist der westlichste Punkt erreicht, es geht wieder Richtung Innenstadt.
Immerhin dürfen wir die gewonnen HM wieder runter laufen und eine zeitlang sieht man
auch die Läufer(innen) die diese "Höchstrunde" noch vor sich haben. Zu Beginn des MA
hier in Frankfurt wurde damals in Höchst gestartet... das ist schon viele Jahre her.
Mir fällt ein Läufer auf der heftig kämpft, vor allem an leichten Anstiegen fällt Er zurück,
doch immer wieder kommt Er nach vorne. Er ist etwas nach vorn gebückt und "rudert"
heftig mit seinen Armen... kaum bin ich an Ihm vorbei, schon kommt Er wieder mit den
heftigen Armbewegungen. Er trägt ein Shirt vom RLT Rodgau, ich kenne den Verein, dort
war ich 2 oder 3x beim Winterklassiker 50KM-Ultralauf. Immer saukalt dort... das blieb
mir in Erinnerung. Und Er kämpft hier, wohl heftiger als ich - zuletzt habe ich Ihn aus den
Augen verloren... vermutlich hat seine Kraft noch mehr nachgelassen als meine?
Wir sind wieder in Nied und biegen nach links ab, Richtung Osten, die langgezogene 
Mainzer Landstraße erwartet uns, doch vorher ein Hotspot mit Moderation/Animation,
hier ist der letzte Wechselpunkt für die MA-Staffeln... reichlich Stimmung mit Musik, dann
endlich KM30 - Zeit für Hochrechnung. Ich laufe nun zwar einigermaßen konstant, doch
an den VP's verliere ich etwas mehr Zeit. 2-3 Becher Iso, später auch Cola brauchen eben
etwas länger, hier werde ich auch noch von Einem der mit Baby-Jogger läuft eingeklemmt,
Er kommt kaum mehr weg, da irgendwas am Rad blockiert. Meine Vorausberechnung (ist
immer nicht ganz einfach mit zunehmender Dauer... Konzentration lässt auch nach) sagt
mir, ich darf jetzt wirklich nimmer langsamer werden, wenn ich sub 4:30 noch erreichen
will - das wäre schon ein Ziel, nachdem mein linkes Knie sich wirklich nur noch gelegentlich
kurz meldet. Also Roland ranhalten und die letzten Körner mobilisieren...
Fast 5Km geht's diese Straße entlang, gefühlt sind das ein paar KM länger, immerhin spüre
ich da gelegentlich etwas Rückenwind, eine Trommelband verleiht mir zusätzliche Motivation.
Mit geballter, emporgereckter Faust laufe ich vorbei und gebe sie weiter. Wenn da nicht am 
VP35 dieses Missgeschick mit den Bechern wäre - gleich 2 Becher klatschen wir auf den Boden,
das mit der Übergabe funktionierte da gar nicht... und beim Trinken auch noch viel daneben.
Also nochmals einen Becher Cola. 3:42 bei KM35 - jetzt aber Gas geben durch die Frankfurter
City.
Tatsächlich werde ich etwas flotter, Roland die 4:30 sind noch zu schaffen - so mache ich mir
Mut. Ich verwerfe den Gedanken den Einlauf in die Messehalle (roter Teppich) zu fotografieren.
Ich werde jede Sekunde brauchen um das Ziel eventuell zu schaffen. Am letzten großen VP bei
KM40 laufe ich weit rechts vorbei, nehme lieber großen Schluck Iso aus dem Trinkgurt... die Uhr
sagt: es ist möglich - das sage ich jetzt auch: unbedingt und hole meine allerletzten Reserven
raus. Die letzten beiden KM wie ein verdammt langer Endspurt...endlich ist die Festhalle zu sehen.
Ich juble den Zuschauern zu: Ihr seht noch gut aus -  rufe ich und dann biege ich ab in die Halle,
der rote Teppich - nix kann mich jetzt aufhalten mein Ziel zu erreichen...
Nettozeit: 4:29:23 - es ist vollbracht, der laaaage Endspurt hat sich gelohnt!
Zufrieden hinter der Ziellinie mache ich die Fotos dort und gehe dann durch die Halle bis zum Hinter-
ausgang, die Treppen runter. Dort gibt es erst die Warmhaltefolien... die brauche ich jetzt auch, dann
die Medaillenausgabe.
Heiße Brühe und Tee als erstes bei der Endverpflegung - das tut gut, ich will mich noch kurz hinsetzen,
da ist unser privater Pacemaker höre ich aus der Ecke und es wird mir ein Platz angeboten. Ich schaue
fragend in die Runde, da sitzt eine Gruppe Läufer und 3-4 davon meinen Sie sind die letzten 25-28KM
hinter mir her gelaufen. Du hast so schön gleichmäßig und zielstrebig Deine KM abgespult, wir sind 
immer gerade so noch mitgekommen, da haben wir uns an "unseren Pacemaker" drangehängt.... und
Du hast uns ganz klasse ins Ziel gebracht. Die letzten 2KM waren aber heftig anspruchsvoll sagt der
Eine, die Anderen nicken zustimmend - na sowas, ich habe es gar nicht so gleichmäßig empfunden,
antworte ich - und andererseits nach so vielen MA, sollte da schon auch eine gewisse Erfahrung da sein.
Sie zeigen mir Ihren "Daumen hoch" und prosten mir mit den Heißgetränken zu - das freut mich für Sie
und macht mich ein wenig stolz... ich verabschiede mich und gehe nach einem Finisherbier und etwas
zum Beißen schnell Richtung warme Messehallen.
Ich hole meinen Dropbag ab und auf der Toilette trockne ich mich ab und ziehe trockene, wärmere Sachen
an. Dann gehe ich einen Stock höher zur Expo, in einem kleinen Café stärke ich mich und rufe schon mal
Andreas an. Sie sind auch eben angekommen (späterer Start) mit knapp 4:45 und 4:50Std und brauchen
noch längere Zeit bis Sie hier wären. Da verabschieden mir uns - und gute Heimfahrt, schnell bin ich mit
dem Shuttle-Bus am Rebstock-Parkhaus zurück. Mit dem Auto laden hat alles geklappt, das habe ich schon
in der entsprechenden App überprüft. So steht einer schnellen Heimfahrt nichts mehr im Wege - nur noch
ein Stopp an der Tanke für einen großen "Kaffee To Go". Bald holt mich die Dämmerung ein, ist ja Winterzeit,
um 17Uhr ist es fat komplett dunkel. 
Ich programmiere mein Navi für das Speiselokal in meiner Zuhause-Nähe, dort bin ich zum "Schäuferle-Essen"
verabredet und auch der Wirt möchte wieder das ich vom Frankfurt-MA und sonstigen Läufen berichte - Er 
ist dort früher auch paarmal gelaufen. Wer nun nicht weiß was ein Schäuferle ist - es ist eine fränkische
Spezialität, eine Art Schweinebraten aus der Schulter, beinhaltet den Schulterknochen und ist am Stück,
also nicht in Scheiben geschnitten, sondern eine ordentliches Stück Fleisch (samt Knochen) je Portion am
Stück gebraten, die Haut/Schwarte wird speziell angeritzt und dadurch total knusprig und lecker. Das Ganze
wird mit Kartoffelkloß (in meinem speziellen Fall mit zwei Klößen), Sauce und Salat serviert, deftig und reich-
lich - genau richtig nach so einen Tag!!!
Satt und glücklich bin ich bald Zuhause - Keep The Fire Burning!
Roland

Zu den Fotos:
1. Im Parkhaus durfte ich, nach gelungener Reservierung mein Auto laden
2. Bevor es zum Start geht - Treffen mit Freunden (mit freundlicher Genehmigung von Andreas Bettingen)
3. Im Startblock - Windschatten ist angesagt
 
runners.high - Nomen est omen :logik:
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