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Die Tücke des fremden Wortes

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Tell hat geschrieben:Und genau diese Witschaft ist es auch, die uns einredet, dass die Kids von heute zu schlecht ausgebildet aus der Schule kommen.

Es ist sicher so, dass viele die Kriterien der Unternehmen nicht erfüllen wenn sie aus der Schule kommen. Aber nicht weil sie schlechter sind als frühere Generationen sondern weil die Wirtschaft die Latte immer höher ansetzt.
Das stimmt nicht. Dann müßte mich mein gesunder Menschenverstand wirklich täuschen. Ich kenne von einigen die Anforderungen in der Berufausbildung und beim Studium und weiß auch, was die Firmen von Diplomierten fordern, da ich selbst letztes Jahr noch "betroffen" war.
RalfF hat geschrieben: Nein, davon gehe ich auf keinen Fall aus, ganz im Gegenteil! Ein Mensch, dessen Beruf die Politik ist wird (genau wie jeder andere) in erster Linie seine eigenen Interessen verfolgen. Er muss wie jeder andere auch in erster Linie an sein eigenes Fortkommen denken.
Stimmt. Aber welcher Politiker kommt weiter : der, der beim "Volk" beliebt ist, oder der, der bei der Wirtschaft beliebt ist :wink: ? Die Wirtschaft ist garnicht so abstrakt, es gibt Verbände wie den BDA oder BDI, die u.a. die Interessenvertreter der Wirtschaft sind. Das Volk ist natürlich abstrakt, aber als Wähler sind ja alle gleichgestellt.

@ CarstenS : Ich meinte den Numerus Clausus. Da die Unis überlaufen sind, werden wahrscheinlich auch mehr Unis den NC einsetzen ? Eine mathematische Aufgabe war z.B. die Berechnung der Seiten eines Dreiecks mit einem rechten Winkel. Ist für Dich als Mathematiker natürlich ein Witz ;-).
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Pumuckl hat geschrieben:Was gehört denn zu einer fehlerfreien Literaturangabe dazu? So schwer kann das ja nicht sein, aber vielleicht mache ich ja auch etwas falsch.
Autor, Buchtitel, Erscheinungsjahr, Auflage, Verlag, ISBN-Nummer......mit einer oder mehreren dieser Angaben ist doch jedes Buch ausfindig zu machen.
Was sind denn die Fehler, die die Leute machen?

Auch wenn wir uns hier immer weiter von der humanen Schlachtung entfernen (Renn-Schnecke möge es mir verzeihen, immerhin beackern wir hier auf einem Nebenschauplatz ein weites wichtiges Feld ]nicht [/b]in der Lage sind, irgendeine der unabdingbaren Angaben zu machen. Da werden Titel frei phantasiert, aber darauf beharrt, dass das Buch so und nicht anders heißt...im Nachhinein kommt da oft was total anderes bei raus aus Fräulein von Scuderi machen die Frau Skuder ;-), ISBNs werden falsch abgeschrieben, oftmals muss man mit den Angaben blaues Buch für Wirtschaftswissenschaften arbeiten...wohl der Buchhändlerin, die dann auf Anhieb weiß, dass das dann Steinmann/Schreyögg, Management ist. :daumen:

Ich liebe aber diese bibliographischen Herausforderungen, da kann ich mich richtig reinhängen...es macht immer wieder Spaß, ein Buch nach Farbangabe und Seitenzahl glaszukugeln :D . Das meine ich wirklich so, wenn es auch den Arbeitsablauf und damit die Wartezeit für die Schlange, die sich daraufhin bis zur Mensa ausdehnt, erheblich verkürzen würde, wenn der Student fehlerfrei mitgeschrieben hätte ;-)

Aber ich hab' jetzt Wochenende, die Buchhandlung hat zu! :)

Gruß
Kylie

try running in my shoeshttp://kyliecat.wordpress.com/

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Renn-Schnecke hat geschrieben:Das stimmt nicht. Dann müßte mich mein gesunder Menschenverstand wirklich täuschen. Ich kenne von einigen die Anforderungen in der Berufausbildung und beim Studium und weiß auch, was die Firmen von Diplomierten fordern, da ich selbst letztes Jahr noch "betroffen" war.
Versteh ich nicht. Ich sag ja auch, dass sie die Kriterien nicht erfüllen, aber halt weil die Anforderungen immer höher werden, weil immer mehr in einen viel zu engen Lehrplan gestopft werden muss. Und das bei immer kleiner werdenden Mitteln. Oder meinst du die Kinder werden immer dümmer oder fauler?
http://thovo.ch/_blog/

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Renn-Schnecke hat geschrieben:Aber welcher Politiker kommt weiter : der, der beim "Volk" beliebt ist, oder der, der bei der Wirtschaft beliebt ist :wink: ?
wie im normalen Berufsleben neige ich dazu zu behaupten, dass "beliebt" die falsche Kategorie ist. Oder machst du Karriere weil du bei deinem Chef beliebt bist. Sicher nicht sondern doch eher, weil du unter den konkreten Umständen im Vergleich zu den anderen zur Auswahl stehenden Bewerbern am ehesten den Eindruck vermittelst, seinen Interessen am besten zu genügen.

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Renn-Schnecke hat geschrieben:Die Wirtschaft ist garnicht so abstrakt, es gibt Verbände wie den BDA oder BDI, die u.a. die Interessenvertreter der Wirtschaft sind. Das Volk ist natürlich abstrakt, aber als Wähler sind ja alle gleichgestellt.
Das der BDA und vor allem der BDI sich gerne als Interessenvertreter der Wirtschaft sehen ist natürlich richtig, nur denke ich nicht, dass sie es wirklich sind. Eher sind sie die Interessenvertreter der Großindustrie. Vergessen werden leicht die vielen Klein- und Mittelständischen Unternehmen. Da könnte die IHK sicher einiges tun, nur sehe ich deren Glaubwürdigkeit gerade bei kleinen Firmen durch die Zwangsmitgliedschaft doch sehr in Miteidenschaft gezogen.

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Tell hat geschrieben:Versteh ich nicht. Ich sag ja auch, dass sie die Kriterien nicht erfüllen, aber halt weil die Anforderungen immer höher werden, weil immer mehr in einen viel zu engen Lehrplan gestopft werden muss. Und das bei immer kleiner werdenden Mitteln. Oder meinst du die Kinder werden immer dümmer oder fauler?
Gute Frage. Vielleicht liegt es daran, daß sich die Elterngeneration geändert hat ? Erziehung ist verpönt (es stört die Persönlichkeit des Kindes), das Kind wird nicht gefordert, höchstens gefördert, wenn Zeit und Geld da sind, es muß erst spät Verantwortung übernehmen und die Eltern sind meist keine Entscheidungshilfe. Die Lehrer fühlen sich von den Kindern überfordert, der Staat kürzt die Mittel und die Motivation ist auch im Eimer, wenn man den Schülern keine Perspektiven (wie Berufsausbildung) aufzeigen kann. Das ganze setzt sich immer weiter fort und als Ergebnis haben wir dann "die Jugend". Sicher ist das alles sehr pauschal, Ausnahmen gibt's zum Glück immer. Vielleicht werden die Kinder immer dümmer und fauler - aber einen großen Anteil daran haben die Eltern, der Staat (der Eltern keine Unterstützung bietet) und, um wieder abstrakt zu werden, letztenendes auch die Wirtschaft.

Auch wenn sich das alles sehr pessimistisch anhört : ich bin Berufsoptimist und hoffe, unser Kind zu einem überlebensfähigen Individuum zu erziehen, daß in unserer Gesellschaft gut zurechtkommt :) .

So, jetzt fahr ich nach Dräschdn und werd am Sonntag mal'n bißchen durch die Gäschnd dribbeln, nu !
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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RalfF hat geschrieben:wie im normalen Berufsleben neige ich dazu zu behaupten, dass "beliebt" die falsche Kategorie ist. Oder machst du Karriere weil du bei deinem Chef beliebt bist.
Eine interessante Studie zu diesem Thema hat ergeben, daß der bessere Karrierechancen hat, der öfter mal mit seinem Chef einen trinken geht. Ich glaube nicht, daß dort dann über fachliche Themen diskutiert wird :wink: .
Renn-Schnecke

... von 2 auf 100 in 11 Jahren ...

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Ralf :givemefiv danke.
Das der BDA und vor allem der BDI sich gerne als Interessenvertreter der Wirtschaft sehen ist natürlich richtig, nur denke ich nicht, dass sie es wirklich sind. Eher sind sie die Interessenvertreter der Großindustrie. Vergessen werden leicht die vielen Klein- und Mittelständischen Unternehmen. Da könnte die IHK sicher einiges tun, nur sehe ich deren Glaubwürdigkeit gerade bei kleinen Firmen durch die Zwangsmitgliedschaft doch sehr in Miteidenschaft gezogen.

So ist das und nicht anders, nach meiner Meinung.

Gern wird pauschal immer alles über einen Kamm geschoren wenn man von der Wirtschaft, den Arbeitnehmern oder halt den....oder...den...gesprochen wird.
Folgt man Ralfs Argument, sind das ca. 13 % aller Arbeitnehmer in Deutschland. Der Großteil der Firmen, und damit verbunden auch deren Angestellten, haben keinen Interessenverband oder sonstige Fürsprecher.
Bei Kritiken über die Wirtschaft und die Manager werden somit auch eben diese Kleinst- und Mittelständler mit kritisiert, die immer noch die Hauptlast in diesem Land hier tragen. Da kommt niemand mal eben bei flauer Auftragslage und setzt sich mediengerecht in Szene (siehe Holzmann o.ä.), es geht hier nur eine verschwindend geringe Zahl von Arbeitsplätzen, aber auch hier macht es die Summe.
Diese Firmen sind auch nicht die Subventionsabschöpfer, welche ihre Arbeitsplätze mal eben ins Ausland verlagern um kostengünstiger produzieren zu können.
Sicher bedarf es hier auch der Fürsprache und Rettung der 13 % Arbeitsplätze der Großindustrie in diesem Land, allerdings sollten die 87 % nicht vergessen werden, die mit Recht als Wurzel der Wirtschaft bezeichnet werden können.

Grüße an alle
Micha
:hallo:
Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen Dich auf ihr Niveau und schlagen Dich dort mit Erfahrung!

Jugendcodes

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Renn-Schnecke hat geschrieben: @ Manu : Ich habe es schon vor einer Weile aufgegeben, im Auftrag der deutschen Sprache zu missionieren - irgendwann werden wir uns (wieder) über Gestik und Mimik oder Sprachfragmente ("Ich Tarzan - Du Jane) verständigen. Anfänge davon kann ich jeden Tag in der U-Bahn hören, wenn sich ein paar Jugendliche "unterhalten" : "Escht cool Older, hast Du geile Karre !" - "Jo, escht heavy !" - Auf-die-Brust-Trommeln - "Kann ich geile Chicks checken !" :hihi: .
Du wirst es nicht glauben: Die da so reden - sie *wollen* gar nicht, dass du sie gut findest. Du könntest Ihnen wirklich weh tun, wenn du Ihnen ernsthaft zu verstehen gibst, dass du sie gut findest. Das ist die Natur einer Jugendkultur - ob man sie mag oder nicht: Sie will sich ja gerade von so vernünftigen Menschen wie dir absetzen. Offensichtlich schaffen die Jungs das ganz gut. Ich glaube nicht, dassdie Gesellschaft oder die Kommunikation, geschweige denn die Sprache, daran leiden oder zerbrechen werden.

Als ich so Jung war hab ich auch eine Menge Stuss erzählt - dafür ist man doch jung, oder? Man sollte daran aber keine Untersuchung über den korrekten gebrauch von Sprache und Grammatik festmachen.

Mir war immer so, als sei Sprache etwas dynamisches, sich veränderndes ... deshalb bin ich immer wieder über Sprachwächter verwundert, die genau diese Eigenschaft der Sprache offensichtlich nicht wahrhaben wollen und die entsprechenden Symptome kritisieren. Manchmal sogar die Menschen, welche eine Sprache verwenden, an der die Symptome sichtbar werden.

Human find ich das nicht ;-)

Ich hab letztens gemerkt, wie alt ich geworden bin, als ich in einer Diskussion über die "Jugenkultur" auch erst argumentiert habe, wie flach ich die finde ... dann hab ich gemerkt wie flach unsere Jugendkultur damals war (die 80er, hallo, das *war* flach). Trotzdem hats mir damals was bedeutet. Und ich war froh, dass die alten Säcke das nicht nachvollziehen konnten (und etwa New Order für Nazis gehalten haben, prust - das war ein Spass). Dabei hab ich gemerkt (sicher nicht als Erster ;-) ), dass es eben genau die Funktion von Jugenkulturist, dass die Jugend sie gut findet und die alten Säcke nicht.

Was hat das mit den Dialekten zu tun? Naja, die Sprachwächterhaltung scheint mir hier die selbe und die Funktion des Codes/Dialekts auch: Abgrenzung und Definition von Gruppenzugehörigkeit. Ist ja was schönes. Im Leben.

Nebenbei ist es ja so, dass eine der "höchsten" literarischen Gattungen, die Poesie, eben gerade oft einen Dreck um Regeln der Grammatik und Rechtschreibung schert.

Vorletzter Gedanke: Manchmal bin ich als mittleuropäischer, hie und der der Schnelllebigkeit zuneigener Mensch auch froh, wenn die meldungen schnell kommen. Das darunter die Sprache leidet, nehme ich gerne in Kauf. Wenn es mich nachhaltig interessiert, lese ich am nächsten Tag einen längeren, ausführlich recherchierten Hintergrundartikel in einwandfreiem Deutsch in einer der Tageszeitungen. Unterschiedliche Funktionen der Meldungen und redaktionellen Inhalte bringen andere Bearbeitungsprozesse und damit unterschiedliche Qualität mit sich.

Letzter Gedanke: Ich kenne jemanden, der schneidet Filme. Als er damit angefangen hat und Filmstudent war, konnte man mit ihm - natürlich - nicht ins Kino gehen. Er hat sich so sehr über sein "Fach" identifiziert, dass er natürlich nicht konsumiert hat, wie ich, sondern immer den Cutter (oder Editor) raushängen liess. Lästig. Irgenwann auch ihm, er konnte ja nicht mal mehr unbelastet fernsehen. Weil da die Schnitte ja auch für den ein oder anderen Laien unfilmisch und grausam sind. Inzwischen schneidet er gut und erfolgreich. Jetzt hat er es nicht mehr nötig, den Sittenwächter über seine Cutterkollegen zu spielen und mir damit die Filme zu verderben.

Gruß,

Markus

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RalfF hat geschrieben:wie im normalen Berufsleben neige ich dazu zu behaupten, dass "beliebt" die falsche Kategorie ist. Oder machst du Karriere weil du bei deinem Chef beliebt bist. Sicher nicht sondern doch eher, weil du unter den konkreten Umständen im Vergleich zu den anderen zur Auswahl stehenden Bewerbern am ehesten den Eindruck vermittelst, seinen Interessen am besten zu genügen.
Das ist eine naheliegende Option, warum man Karriere machen könnte. Meine Erfahrung (nicht mal negativ gemeint, sondern pragmatisch und beobachtet), ist das oft diejenigen bevorzugt werden, die Ihrem Chef sympatisch sind (oder ein Bierchen mit ihm trinken). Ich finde das nicht immer verwerflich. Manchmal arbeite ich auch lieber mit einem "geringer" qualifizierten zusammen, mit dem ich mich verstehe, statt mit einem "höher" qualifizierten, der ein Stinkstiefel ist. Dabei können natürlich evtl. sogar bessere Ergebnisse herauskommen, weil der Teamgeist besser ist, den ich persönlich höher bewerte als schiere Fachkompetenz. Schön ist es natürlich, wenn man mit hochqualifizierten zusammenarbeitet, die auch noch über soziale Kompetenz verfügen. Die haben auch selten Karriereprobleme.

Probleme habe ich oft mit Mitarbeitern, die generell recht haben, sich aber nie integrieren. Dann haben sie zwar alle Rechthaberpunkte, aber bringen sicher keine Ergebnisse. Alleine! Wie denn?

Aber Sympathie/Empathie/soziale Kompetenz ist sicher nicht der einzige Weg, Karriere zu machen. Je nach Umfeld siegt auch der stärkere Ellbogen, der bessere Politiker, macnhmal gar der bessere Taktiker, öfter jedoch der bessere Stratege.

Aus meiner Erfahrung sind die meisten Entscheidungen ab dem mittleren Management sowieso nicht faktenbasiert. Warum dann Einstellungsentscheidungen?

Gruß,

Markus

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Renn-Schnecke hat geschrieben:Gute Frage. Vielleicht liegt es daran, daß sich die Elterngeneration geändert hat ? Erziehung ist verpönt (es stört die Persönlichkeit des Kindes), das Kind wird nicht gefordert, höchstens gefördert, wenn Zeit und Geld da sind, es muß erst spät Verantwortung übernehmen und die Eltern sind meist keine Entscheidungshilfe. Die Lehrer fühlen sich von den Kindern überfordert, der Staat kürzt die Mittel und die Motivation ist auch im Eimer, wenn man den Schülern keine Perspektiven (wie Berufsausbildung) aufzeigen kann. Das ganze setzt sich immer weiter fort und als Ergebnis haben wir dann "die Jugend". Sicher ist das alles sehr pauschal, Ausnahmen gibt's zum Glück immer. Vielleicht werden die Kinder immer dümmer und fauler - aber einen großen Anteil daran haben die Eltern, der Staat (der Eltern keine Unterstützung bietet) und, um wieder abstrakt zu werden, letztenendes auch die Wirtschaft.

Auch wenn sich das alles sehr pessimistisch anhört : ich bin Berufsoptimist und hoffe, unser Kind zu einem überlebensfähigen Individuum zu erziehen, daß in unserer Gesellschaft gut zurechtkommt :) .

Und wieder sind wir einer Meinung, Steffi.
U.a. kommt hier auch u.a. die von mir zuvor einmal erwähnte Wohlstandsverwahrlosung zum Tragen. Eltern sind heute eben sehr viel egoistischer ihre eigene Lebensplanung betreffend. Vater und Mutter gehen nicht selten beide arbeiten, an Geld mangelt es nicht, Kindermädchen werden eingestellt, für's leibliche Wohl der Kinder und auch für alle Wünsche wird Sorge getragen. Aber oftmals führt das dazu, dass Alltag nur noch organisiert wird, die Kinder keine Grenzen und wenig Familienleben kennen lernen und im Gegensatz zu früheren Generationen recht alleingelassen der Medienflut ausgesetzt sind. Damit kommen viele genausowenig klar, wie mit Überbehütetsein, echter Verwahrlosung, Armut.
Damit will ich überhaupt nichts anprangern und um Himmels Willen die Mütter nicht zurück an den Herd zitieren (wo ich selbst nie war, trotz zweier Kinder und auch bei Kind. Nr. 3 werde ich mich nicht auf Dauer dorthin verkrümeln) - aber es ist schwierig, vor allem, weil sich das ganze Umfeld der Kinder und Jugendlichen so verändert hat.
Wenn meine Mutter nachmitttags arbeiten musste (geschieden), ging ich im Lehmberg spielen und kam zum Abendessen ausgetobt, schmutzig und hungrig nach Hause. Ich habe den Eindruck, dass die Kinder heute allein vor Glotze und PC hängen und da wirklich einiges im Argen liegt. Auch hier mache ich es mir nicht so einfach, den Medien den schwarzen Peter zuzuwerfen...aber irgendwie ergibt eins das andere und am Ende steht da die Generation 15 bis 20, so wie sie sich heute darstellet.
Kylie

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Hallo markusa,

ich bin beeindruckt über deine Statements und die Darstellung deiner Meinung und Erfahrungen :daumen: .

Schöne Postings, schöne Diskussion und vor allem schöner Umgangston aller Beteiligten.

Danke, nur mal so
Micha
Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen Dich auf ihr Niveau und schlagen Dich dort mit Erfahrung!

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drops hat geschrieben:Hallo markusa,

ich bin beeindruckt über deine Statements und die Darstellung deiner Meinung und Erfahrungen :daumen: .

Danke, nur mal so
Micha
So viel Lob vor dem Wochenende - was soll da noch schiefgehen?

Danke,

Markus

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@markusa

Selbst Mutter zweier Jugendlicher bin ich da an der "Quelle". DEN Jugendcode gibt es nicht. Du kannst immer noch sehr schnell erkennen, aus welchem sozialen Umfeld die Teenies kommen. Und zum Glück ist der von Steffi beschriebene extrem retardierte Sprachcode nicht überall Standard.
Meine 14 jährige Tochter slangt ein bisschen herum, aber doch erträglich. So das an speziellen Vokabeln, was halt dazugehört...
Mein 16 jähriger Sohn spricht wie ein Erwachsener...der war schon immer abgeneigt, sich irgendwo anzupassen, schon gar nicht an irgendwelche Sprachcodes.
Auch in den jeweiligen Klassen (Gymnasium/Fachoberschule) wird noch ein erträgliches Deutsch gesprochen. Leider ist das an Hauptschulen schon wieder ganz was anderes. Eine Bekannte unterrichtet in einer berufsbildenden Schule Jugendliche, die den Hauptschulabschluss nachmachen wollen...was sie da täglich miterlebt und anhören muss, mag man gar nicht glauben.
In jeder Generation gibt es eine Jugendsprache und einen Sprachcode. Nur das Ausmaß der Retardierung ist größer geworden: früher waren das einfach ausgewählte Vokabeln.
Kylie

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Ach herrjeh, man möchte ja meinen, der Untergang des Abendlandes stünde bevor. Seid doch, was die Jugend angeht, nicht gar so schwarzmalerisch und pessimistisch! Zu allen Zeiten gab es Erwachsene, die glaubten, die jeweilige Jugend tauge nichts und aus ihnen würden nie anständige Menschen werden.
Jede Zeit hat ihre Besonderheiten, heutzutage ist es eben eine Medien- und Informationskultur, zu meiner Jugendzeit waren es die Hippies und deren ungeliebtes Pendant, die Gammler, denen man eine schwärzeste Zukunft vorhersagte... auch damals sprachen die Erwachsenen von Verwahrlosung...

Provokante Frage:
Wäre euch der Drill, die Zucht und Ordnung einer Hitlerjugend lieber? Oder in Fabriken arbeitende Kinder? Oder Duckmäuser, wie sie es noch in den 50er bis Ende der 60er Jahre waren?

Es ist schon interessant zu beobachten, wie man in den (altersmäßig) 30er Jahren ("trau keinem über 30" hieß es damals schon wohlweislich) kritisch gegenüber der Jugend wird, nur um dann später (hoffentlich) wieder etwas gelassener gegenüber den Tollheiten der Adoleszenz zu werden....

Ja ja, früher war einfach alles besser :D

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@markusa: ich sehe zwischen dem von dir gesagten und dem was ich meine (und hoffentlich auch rüberbringen konnte) keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil. Unter Berücksichtigung aller Umstände heißt für mich auch die von dir genannten. Aber nur beliebt ist auf jeden Fall zu wenig, wer will schon in seinem Zeugnis zu stehen haben: Er/Sie war allseits beliebt.

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Kylie hat geschrieben:...aber irgendwie ergibt eins das andere und am Ende steht da die Generation 15 bis 20, so wie sie sich heute darstellet.
Hallo Kylie,

soviel Kulturpessimismus! Zuerst würde ich gerne verstehen, *wie* sich denn (zumindest dir) die Generation zwischen 15 und 20 so darstellt. Ist es aus deiner Sicht wirklich so schlimm?

Zum anderen denke ich, dass auch der einseitige Vorwurf an die Eltern ein wenig zu kurz greift. Stehen nicht Eltern (wie auch die Jugend) heute vor ganz anderen Herausforderungen und Rahmenbedingungen? Die es eben auch schwerer machen all die Bälle auf einmal zu jonglieren? Ich kann schon verstehen, dass da viele überfordert sind, an sich zweifeln und hie und da auch scheitern.

Das liegt glaube ich, unter anderem daran, dass (ich beklage es nicht) die Familienstruktur in der Gesellschaft sich geändert hat. Familie? Und an vielem anderem. Nur der Vorwurf an das Individuum alleine wird nicht viel helfen, denn ich denke, die meisten wollen. Ich glaube überhaupt, dass die meisten in vielen Bereichen versuchen ihr bestes geben.

Eine Beobachtung an Individuen habe ich aber doch gemacht, die für mich belegt, dass die Einstellung der Individuen ein gesellschaftliches Problem im diskutierten Zusammenhang schnell verringern kann. Kinderfreundlichkeit!

Ich habe in England, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, etc, gearbeitet. Und überall war klar und toleriert, ja gar unterstützt, dass Kinder eine zentrale Rolle im Leben spielen und dies einen flexiblen Umgang miteinander bei der Arbeit notwendig macht. Dort war klar, dass Papa mal den Freitag frei macht um einfach mit den Kindern zu spielen, oder um 15 Uhr geht, weil der Sohn zurm Gitarrenunterricht muß. In Deutschland ist aber Arbeit weiterhin über Zeit und Anwesenheit und starre Einhaltung geregelter Anwesenheitszeiten definiert, statt über Ergebnisse. Selbst in Zusammenhängen, in denen dies gar nicht nötig ist. (Man kommt erst um 11, Arzttermin mit dem Kind: "Aha, halben Tag Urlaub genommen." Man geht um 16 Uhr:"Wattn, schon Feieramnd?" usw.)

Mehr Beweglichkeit in diesem Punkt würde sicher einigen der überforderten Eltern helfen, sich besser um ihre Kinder kümmern zu können.

Nein, ich bin kein Papa.

Gruß,

Markus

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RalfF hat geschrieben:@markusa: ich sehe zwischen dem von dir gesagten und dem was ich meine (und hoffentlich auch rüberbringen konnte) keinen Widerspruch, ganz im Gegenteil. Unter Berücksichtigung aller Umstände heißt für mich auch die von dir genannten. Aber nur beliebt ist auf jeden Fall zu wenig, wer will schon in seinem Zeugnis zu stehen haben: Er/Sie war allseits beliebt.
Hi Ralf,

ich sehs auch nicht als Widerspruch, aber es hat mich "getriggert" ;-)

Viele Grüße,

Markus

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Uschi hat geschrieben:
Ja ja, früher war einfach alles besser :D

Nein Uschi, das meine ich keinesfalls - es wird schon immer weitergehen und vom Untergang kann keine Rede sein ;-)
Wenn ich mir eines bewahrt habe, dann den Optimismus und die Überzeugung, dass nicht alles bleiben muss, wie es ist, oder gar wieder werden soll, wie es einmal war...trotzdem beobachte ich sehr genau, in welche Richtung man gerade so tuckert - durch meine Kinder gerade sehr sensibilisiert für das, was die Jugendlichen derzeit so bewegt. Ich jammere den alten Zeiten nicht nach, finde es aber sehr erfreulich, heute nicht mehr Teenager zu sein...früher war halt doch manches besser ... :wink:
Kylie

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Uschi hat geschrieben:Ach herrjeh, man möchte ja meinen, der Untergang des Abendlandes stünde bevor. Seid doch, was die Jugend angeht, nicht gar so schwarzmalerisch und pessimistisch! Zu allen Zeiten gab es Erwachsene, die glaubten, die jeweilige Jugend tauge nichts und aus ihnen würden nie anständige Menschen werden.
Jede Zeit hat ihre Besonderheiten, heutzutage ist es eben eine Medien- und Informationskultur, zu meiner Jugendzeit waren es die Hippies und deren ungeliebtes Pendant, die Gammler, denen man eine schwärzeste Zukunft vorhersagte... auch damals sprachen die Erwachsenen von Verwahrlosung...

Provokante Frage:
Wäre euch der Drill, die Zucht und Ordnung einer Hitlerjugend lieber? Oder in Fabriken arbeitende Kinder? Oder Duckmäuser, wie sie es noch in den 50er bis Ende der 60er Jahre waren?

Danke Uschi, besser hätt ich es nicht ausdrücken können. Es gab zu allen Zeiten solche und sone.
Es ist schon interessant zu beobachten, wie man in den (altersmäßig) 30er Jahren ("trau keinem über 30" hieß es damals schon wohlweislich) kritisch gegenüber der Jugend wird, nur um dann später (hoffentlich) wieder etwas gelassener gegenüber den Tollheiten der Adoleszenz zu werden....

Hm, ich bin 40....

Tina

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Kylie hat geschrieben:@markusa

DEN Jugendcode gibt es nicht. Du kannst immer noch sehr schnell erkennen, aus welchem sozialen Umfeld die Teenies kommen. Und zum Glück ist der von Steffi beschriebene extrem retardierte Sprachcode nicht überall Standard.
Hallo Kylie,

nie würde ich die Jugend auf *einen* Code reduzieren. Ich denke auch nicht, dass ich das irgendwo angedeutet habe. Natürlich grenzen die sich auch untereinander ab -> also viele viele Codes. Schön!

Von der Tatsache etwas nicht gut zu finden oder nicht zu verstehen und der Tatsache, es dann als "retardiert" zu bezeichnen ist es aber für mich ein langer Weg.

Aber @Uschi hat es, glaube ich, viel schöner ausgedrückt.
Ach, 40 bin ich auch ;-)

Kylie, nochmal - was ist es denn, was Dir den Eindruck des (jetzt schon) Retardierens gibt, was bewegt die Jugend, was so negativ ist.

Mein Gott, was hab ich für einen Sch*** gebaut in meiner Jugend - geschadet hats mir nicht. Konflikte mit meinen Eltern hatte ich ohne Ende, verstanden haben wir uns oft nicht - ein Problem war das für meine Entwicklung nicht, gehört das nicht dazu?

Ich seh es ja auch so: Die arme Jugend von heute wächst mit so wenigen Tabus auf. wie sollen die uns denn noch aufregen? Ganz einfach. Rumprollen zieht den Eltern gegenüber immer ;-) Zweck erfüllt!

Viele Grüße,

Markus

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[quote="markusa"]Hi Ralf,

ich sehs auch nicht als Widerspruch, aber es hat mich "getriggert" ]in diesem Zusammenhang fällt mir noch eine kleine Geschichte ein, die inzwischen so etwa 15 Jahre her ist. Ich hatte damals an einer Berufsfachschule gerade als Dozent angefangen, die Arbeit machte mir großen Spass, ich habe wohl auch ein bisschen Talent zum unterrichten, kurz ich war richtig gut und bei den Teilnehmern durchaus beliebt (im positiven Sinne). Irgendwann sind der Schulleiter und ich mal Essen gegangen, da hat er so ganz beiläufig gesagt, dass es immer ein kleines Problem wäre, wenn aus der Dozentenschaft einer so herausragen würde (er hat keine Namen genannt, vielleicht hat er mich ja gar nicht gemeint). Ich bin ihm für diese Bemerkung jedenfalls sehr dankbar gewesen und habe versucht sie zu beherzigen.

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RalfF hat geschrieben: Ich bin ihm für diese Bemerkung jedenfalls sehr dankbar gewesen und habe versucht sie zu beherzigen.
Sehr schöne Geschichte ;-) Wobei es, wenn man sich ständig zurücknehmen muß, natürlich dazu führen kann, dass man in diesem Arbeitszusammenhang sehr unzufrieden wird und sich eine Umgebung sucht, wo man nicht mehr herausragt und eben wieder natürlich wachsen kann.

Schönes Wochenende,

Markus

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@markusa

Möglicherweise liegt die Schwierigkeit hier in Deutschland tatsächlich an den kinderunfreundlichen Rahmenbedingungen. Erziehung und Betreuung ist heutzutage sehr schwer geworden: alles muss organisiert werden, Großfamilien, die dicht zusammenwohnen, mit Oma und Tanten oder Onkeln nebenan oder unter einem Dach gibt's immer seltener...d.h. der Staat ist gefordert und überfordert.
Frau muss sich (meistens, immer noch sehr selten der Mann) entscheiden: Kinder und Beruf, Kinder oder Beruf? Oder von beidem ein bisschen vielleicht? Fernsehen und Computer müssen all zu oft als Babysitter herhalten, ohne damit sagen zu wollen, dass sie Teufelswerk sind ;-)

Trotz allem möchte ich nicht den Eindruck erweckt und hinterlassen haben, ich sei nun über die Maßen frustriert und pessimistisch, was unsere Gesellschaft und Jugend betrifft. Aber ich muss gestehen, gerade im Hinblick auf meinen kleinen Nachzügler mache ich mir schon häufig Gedanken, wie es für ihn später mal ausschaut, wie es so weitergeht. Mir wird irgendwie gerade unheimlich bewusst, welche Verantwortung ich da auf mich genommen habe...noch mal.
Zum Glück sind meine beiden Großen da kein abschreckendes Beispiel...Glück gehabt oder was richtig gemacht? Ich weiß es nicht...
Kylie

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75
Kylie hat geschrieben:@markusa

Trotz allem möchte ich nicht den Eindruck erweckt und hinterlassen haben, ich sei nun über die Maßen frustriert und pessimistisch, was unsere Gesellschaft und Jugend betrifft. Aber ich muss gestehen, gerade im Hinblick auf meinen kleinen Nachzügler mache ich mir schon häufig Gedanken, wie es für ihn später mal ausschaut, wie es so weitergeht. Mir wird irgendwie gerade unheimlich bewusst, welche Verantwortung ich da auf mich genommen habe...noch mal.
Zum Glück sind meine beiden Großen da kein abschreckendes Beispiel...Glück gehabt oder was richtig gemacht? Ich weiß es nicht...
Einen frustrierten Eindruck habe ich von Dir nicht gewonnen. Aber vielleicht sind nicht alle Dinge, die man nicht versteht oder unterstützt, gleich furchtbar oder schlecht oder r***.

Das du Dir Gedanken um Deine Kinder machst und mit Ihnen so umgehst wie es zu Dir passt und du mit deinen "Erziehungsergebnissen" zufrieden bist ist doch zum einen schön, zum anderen irgendwie Deine Pflicht, vor allem aber doch dein recht.

Jetzt wirklich schönes Wochenende,

Markus

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markusa hat geschrieben:
Von der Tatsache etwas nicht gut zu finden oder nicht zu verstehen und der Tatsache, es dann als "retardiert" zu bezeichnen ist es aber für mich ein langer Weg.

Sorry, da ist wohl die verhinderte Sozialwissenschaftlerin in mir aus dem jahrzehntelangen Tiefschlaf erwacht. Ich habe mich mit retardierten Sprachcodes zu Studienzeiten mal sehr ausführlich befasst.
Jugendcodes sollten eigentlich nur ausnahmsweise retardiert sein, dafür aber gespickt mit in der Erwachsenensprache verpönten oder anders gedeuteten Vokablen.
Das hat sich in den letzten 20 Jahren meiner Ansicht nach verändert. Heutzutage weist die Jugendsprache meiner Meinung nach häufiger als früher Merkmale der retardierten Sprache auf.
Keine Ahnung, was die Soziologen heute darüber denken, bin da zu lange raus. Insofern kann ich das nur aus dem Bauch raus in den Raum stellen. Ich werde aber, angeregt durch diese Diskussion mal ein wenig in der neueren Literatur zum Thema stöbern.
Kylie

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Ich denke auch, dass dieses Aufbegehren in Sprache, Kultur, Lebenswandel und Rebellion gegen alles Ältere in jeder Generation schon so vorhanden war, natürlich immer der jeweiligen Zeit angepasst.

Ich fand es früher auch "Hipp" und "Klasse" und habe zwischen dem 11-20. Lebensjahr versucht einen eigenen Stil und Kultur zu entwickeln. Da findet man meistens alle vorgeschriebenen Normen und Regeln dämlich und versucht sein eigenes "Ich" durchzusetzen.
Mit Mitte 20 habe ich dann schon ab und an mal gedacht, dass meine Eltern früher doch mal recht hatten um mit der Geburt meiner Kinder festzustellen, dass sie früher doch recht oft richtig lagen.
Mittlerweile denke ich: Hoffentlich werden deine Kinder in dem Alter bloß nicht so wie du früher :wink: :P .

Allerdings sieht man auch wirklich allgemeine Veränderungen, wie von Markusa beschrieben, dass die allgemeine "Ego"-Mentalität die Gesellschaft zurzeit doch verändert und vor dem Freiraum den Kinder haben sollten nicht halt macht. Das die Kinder/Jugendlichen in dieser Veränderung auch versuchen sich ihren Platz zu erhalten, kann man denen aber nicht übel nehmen.

Ich finde nicht, dass "früher alles besser" war :zwinker5: , allerdings waren die letzten 50 Jahre überschaubarer und einfacher strukturiert, die aktuelle Informationsflut und ständigen Veränderungen erfordern ein extremes Umdenken und Anpassen an die neuen Voraussetzungen.
Viele Erwachsene sind damit schon total überfordert, was sollen wir da den Kindern vorwerfen?

:hallo:
Micha
Diskutiere nicht mit Idioten, sie ziehen Dich auf ihr Niveau und schlagen Dich dort mit Erfahrung!

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Kylie hat geschrieben:es macht immer wieder Spaß, ein Buch nach Farbangabe und Seitenzahl glaszukugeln
Kleine Wochenendbeschäftigung für Dich:
Welchen Titel hat das Buch, mit dem ich mich in den nächsten 5 Monaten seeehr viel beschäftigen werde?
Es ist grün und hat 2065 Seiten :P

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Kylie hat geschrieben:Sorry, da ist wohl die verhinderte Sozialwissenschaftlerin in mir aus dem jahrzehntelangen Tiefschlaf erwacht. Ich habe mich mit retardierten Sprachcodes zu Studienzeiten mal sehr ausführlich befasst.
Jugendcodes sollten eigentlich nur ausnahmsweise retardiert sein, dafür aber gespickt mit in der Erwachsenensprache verpönten oder anders gedeuteten Vokablen.
Das hat sich in den letzten 20 Jahren meiner Ansicht nach verändert. Heutzutage weist die Jugendsprache meiner Meinung nach häufiger als früher Merkmale der retardierten Sprache auf.
Keine Ahnung, was die Soziologen heute darüber denken, bin da zu lange raus. Insofern kann ich das nur aus dem Bauch raus in den Raum stellen. Ich werde aber, angeregt durch diese Diskussion mal ein wenig in der neueren Literatur zum Thema stöbern.
Sorry, Kylie, aber ich glaube, du meinst "restringierter Code" - "retardiert" ist mir im Zusammenhang mit Linguistik oder Sprachwissenschaft noch nicht untergekommen.

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Uschi hat geschrieben:Sorry, Kylie, aber ich glaube, du meinst "restringierter Code" - "retardiert" ist mir im Zusammenhang mit Linguistik oder Sprachwissenschaft noch nicht untergekommen.

nee, retardierter Code. Stammt auch nicht aus Sprach-, sondern Sozialwissenschaften.
P.S. dort eher aus dem psychologischen oder medizinischen Bereich, meistens verwendet im Zusammenhang mit geistiger Behinderung, aber auch mit Einschrumpfung der Sprache auf ein dem Entwicklungsstand nicht entsprechendes Maß.
Kylie

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Hmmm

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Hmmm,

ich kenne aus der Linguistik "restricted code" - deutsche Übersetzung kenne ich nicht, könnte man wohl im Lyons o.ä. nachsehen.

Retardiert halte ich noch für unwahrscheinlich, gerade im soziologischen Umfeld, weil der Ausdruck doch sehr sehr negativ belegt ist. Doe positivste Bedeutung , die mir einfällt, ist noch das "retardierende Moment" im Drama ;-)

Wikipedia (sorry!) sagt, und die letzte Zeile scheint mir den Begriff doch ins stark diskriminierende einzuordnen, zumindest bei Anwendung auf *DIE JUGENDSPRACHE/KULTUR/UMGANGSFORMEN*: "Mental retardation (also called mental handicap and, as defined by the UK Mental Health Act (1983), mental impairment and severe mental impairment) is a term for a pattern of persistently slow learning of basic motor and language skills ("milestones") during childhood, and a significantly below-normal global intellectual capacity as an adult. One common criterion for diagnosis of what used to be called mental retardation is a tested intelligence quotient (IQ) below 70."

Ich bin mir sicher, dass DIE JUGEND einen Durchschnitts-IQ über 70 hat ;-)

Gruss,

Markus

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Hallo,

dann sind wir jetzt doch wieder zu den Fremdwörtern zurückgekommen. Wenn jemand mit 16 ein Sprachniveau hat, das mal für 12jährige typisch war, dann ist seine Sprache retardiert. Dann ist nämlich seine Sprachentwicklung verzögert. Deshalb muss er nicht geistig zurückgeblieben sein. Bei Studenten ist übrigens eine retardierte Adoleszens nicht untypisch.

Auch zu Fremdworten: Wie fand ich es schön, als in einer Diskussionsrunde im Fernsehen ein Universitätsprofessor diskriminierende Prüfungen forderte. Dafür bin ich auch.

Gruß,

Carsten

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Ja, ich habe eben noch mal nachgeschaut. Die Bezeichnung retardiert ist in diesem Zusammenhang tatsächlich ungünstig und irreführend - in meiner damaligen Arbeit ging es um retardierte Sprache bei geistig Zurückgebliebenen, und das kann man auf die normale Jugendsprache nicht übertragen (wenn ich auch beschwören könnte, dass mein Prof. auch im Zusammenhang mit Jugendsprache von retardiertem Code gesprochen hat...aber es mag zu lange her sein.)

Das, was ich bei den Jugendlichen meinte, ist zwar eine zurückgebliebene und reduzierte Sprache, aber nicht auf Grund tatsächlicher geistiger Behinderungen!

Ansatzweise ist hier zu lesen, worum es im soziologischen Sinne geht:

http://mitglied.lycos.de/holloch/8_sprache_und_gesellschaft.pdf

P.S. ich habe dann das Studium ja auch abgebrochen - war wohl besser so :-)
Kylie

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Ich finde auch dass unsere Kids eine sehr wegradierte Sprache haben...

Gibts für diesen Fachbegriff denn kein passendes Ersatzwort (ich lass' hier das Fremdwort mal weg :-) ) , so oft wie ihr das benutzt(wieder ohne Fremdwort) da wirds einem ja schwindlig. Das is ja schlimmer als Sonntag Nacht aufm Sofa mit Volker Panzer im Nachtstudio...
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

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einfach-Marcus hat geschrieben:Ich finde auch dass unsere Kids eine sehr wegradierte Sprache haben...

Gibts für diesen Fachbegriff denn kein passendes Ersatzwort (ich lass' hier das Fremdwort mal weg :-) ) , so oft wie ihr das benutzt(wieder ohne Fremdwort) da wirds einem ja schwindlig. Das is ja schlimmer als Sonntag Nacht aufm Sofa mit Volker Panzer im Nachtstudio...
Für den Begriff, den ich meinte (restringiert) könnte man auch "beschränkt, eingeschränkt" sagen. Das Gegenteil davon wäre der "elaborierte Code", sprich die "ausgefeilte, durchkonstruierte" Sprache.
So, nun aber Schluss mit dem Linguistik-Seminar :wink:

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Ich meinte ja auch das "wegradiert"...

Danke, Uschi...
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

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Kylie hat geschrieben:Pschyrembel?
Grün ist der zwar, hat aber (in der 258sten Auflage) nur 1745 Seiten.
Soll ich auflösen, oder möchtest Du weiterraten?
Kleiner Tip(p) noch:
Der Pschyrembel begleitet einen ja nicht nur 5 Monate lang. Das Buch, um das es hier geht, ist aber nicht länger als ein paar Monate zu genießen :nene:

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Uschi hat geschrieben:Für den Begriff, den ich meinte (restringiert)... Das Gegenteil davon wäre der "elaborierte Code", sprich die "ausgefeilte, durchkonstruierte" Sprache.
Ha, genau, jetzt fällts mir wieder ein! Das "restringiert" ist das restricted, dass ich oben erwähnte, elaboriert ist - naheliegenderweise "elaborated" bei Lyons und Kollegen.

Markus

90
Pumuckl hat geschrieben:Grün ist der zwar, hat aber (in der 258sten Auflage) nur 1745 Seiten.
Soll ich auflösen, oder möchtest Du weiterraten?
Kleiner Tip(p) noch:
Der Pschyrembel begleitet einen ja nicht nur 5 Monate lang. Das Buch, um das es hier geht, ist aber nicht länger als ein paar Monate zu genießen :nene:

Das will ich jetzt rauskriegen! Aber warum genau 5 Monate? Fachbuch, Prüfung? Belletristik, danach keine Zeit mehr zu lesen? (Tolkien Herr der Ringe, broschierte Ausgabe hat auch nur 1100 Seiten...hmmm)
So einen kleinen Tipp bräuchte ich schon noch. Irgendwas aus dem juristischen Bereich vielleicht (auch wegen des Verfallsdatums, danach vielleicht Neuauflage...die kommen oft im Februar raus, das käme hin)...wobei Beck kommentierte Gesetzestexte oft rot einbindet...

Also sag mal, was heiß oder kalt ist ;-)
Kylie

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Kylie hat geschrieben:Das will ich jetzt rauskriegen!
Find' ich witzig, daß Dir das Spaß macht........also.........

Die 5 Monate sind eine individuell festgelegte Zeitspanne. Manche nutzen das Buch länger, manche kürzer, aber nicht jeder, der in meiner derzeitigen Lage ist, nutzt es.
Prüfung ist schon heiß.
Aber Jura ist eher kalt :zwinker5:

Muß noch etwa ergänzen:
Ich habe gerade mal bei Amazon und auch auf der Homepage des Verlages, bei dem das Buch erscheint, nachgesehen. Die jeweils angegebenen Seitenzahlen weichen minimal von meiner Angabe ab. Laß Dich also nicht verunsichern, wenn es um ein paar Seiten geht.

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CarstenS hat geschrieben:Wie fand ich es schön, als in einer Diskussionsrunde im Fernsehen ein Universitätsprofessor diskriminierende Prüfungen forderte. Dafür bin ich auch.
Das ist aber auch ein typisches Beispiel dafür, dass Wissenschaft ein Vermittlungsproblem hat (außer es handelte sich um einen rhetorischen Kniff des Profs), weil diese Formulierung ja fast jeder in dem nicht gemeinten Sinne versteht.
Zeigt aber zugleich, das Sprachen sich ausdifferenzieren, auch wenn man meint, man spräche die gleiche.
Strategisch verfolgen Wissenschaftler und Jugendliche mit ihrem Sprachcode dabei ähnliches: Beide wollen mit 'ihrer' Sprache rumprollen.

jasper, prolliger Sozialwissenschaftler

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Pumuckl hat geschrieben:Die 5 Monate sind eine individuell festgelegte Zeitspanne. Manche nutzen das Buch länger, manche kürzer, aber nicht jeder, der in meiner derzeitigen Lage ist, nutzt es.
Prüfung ist schon heiß.
Aber Jura ist eher kalt :zwinker5:

Ach Du heiliger Strohsack, okay, das Wochenende ist lang ;-)
Da Du den Pschyrembel kanntest, bleibe ich vorerst in der medizinischen Ecke...evtl auch Richtung Pflege oder Heilpraktiker... :gruebel:
Welcher Verlag hat denn da viel Grün im Programm...Thieme ist weißblau, ...oh je, Kohlhammer isses wohl auch nicht.
Gibt ja den Felix Meiner Verlag, bei dem ist alles grün und Philosophie...aber der isses sicher auch nicht...Philosophen haben keine Bücher mit 5 Monaten Verfallsdatum ;-)
Kylie

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Ich tippe mal auf Kofler, Michael - Linux - Installation, Konfiguration, Anwendung

5 Monate, weil dann spätestens merkt man dass es nichts taugt... :D
Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!
Diogenes von Sinope
Dem Speed Badminton verfallen...da muss man auch viel laufen!

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@ Kylie
Noch Tip(p)s gefällig, oder willst Du es noch ohne weitere Hinweise versuchen? Ich muß mich nämlich jetzt noch 'ne Runde hinter das Buch klemmen :klatsch:

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Kylie hat geschrieben:Klemm Dich mal
Yep, mach ich.
Aber noch ein kleiner Tip: Ausm Kohlhammer-Verlag, aus dem von uns (Studenten) eher wenige Bücher gekauft werden, habe ich ein sehr gutes Psychiatriebuch.

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Pumuckl hat geschrieben:Yep, mach ich.
Aber noch ein kleiner Tip: Ausm Kohlhammer-Verlag, aus dem von uns (Studenten) eher wenige Bücher gekauft werden, habe ich ein sehr gutes Psychiatriebuch.

Jetzt träume ich bestimmt davon. Ich kann mich in sowas immer so reinsteigern :D
Suse Linux ist auch grün, jawohl, Marcus. Da kommt jetzt die 10.0 Jubiläumsedition heraus...aber das bringt mich bei Pumuckls Buch jetzt auch nicht weiter...
Psychiatrie...da geht's oft um so Listen, nach denen irgendwelche Störungen klassifiziert werden, ja, sowas haben wir auch da rumstehen. Aber nicht so dick und umfangreich in der Seitenzahl.
Egal, ich hör jetzt auf...schaukel das Baby in Gedanken und werde gaaaanz ruhig ;-)
Kylie

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Hallo!

Nochmal zu den diskriminierenden Prüfungen...
jasper hat geschrieben:Das ist aber auch ein typisches Beispiel dafür, dass Wissenschaft ein Vermittlungsproblem hat (außer es handelte sich um einen rhetorischen Kniff des Profs), weil diese Formulierung ja fast jeder in dem nicht gemeinten Sinne versteht.
Wenn ich mich recht erinnere, war es Dietrich Schwanitz, der damals durch seinen Roman "Der Campus" in der Öffentlichkeit stand. Ich glaube nicht, dass das ein typisches Kommunikationsproblem eines Wissenschaftlers war. Ich glaube, er war einfach jemand, der noch eine Bildung hatte, die immer seltener wird, und diese auch bei anderen erwartet hat.

In Erinnerung geblieben ist es mir auch, weil eine Frau, die auch vor dem Fernseher in unserer WG-Küche saß, sich schrecklich aufgeregt hat. Als ich dann erklärt habe, was er meinte, fand sie immer noch unmöglich, dass er sich so missverständlich ausgedrückt hatte. Sie war immerhin Studentin der Theaterwissenschaft. Da dürfte man doch wohl eigentlich auch eine überdurchschnittliche Sprachkompetenz erwarten, oder?

Gruß,

Carsten,

dessen Sprache auch immer mehr verlottert und der sich Mühe geben muss, wenn informelle Sprache mal nicht angemessen ist.

100
Kylie hat geschrieben:Psychiatrie...da geht's oft um so Listen, nach denen irgendwelche Störungen klassifiziert werden
ICD 10- Kriterien :P
Aber ich kaufe ja nicht nur Psychiatriebücher.
Und Kohlhammer ist nicht grün.
Aber in Wuppertal kann man "mein" Fach nicht studieren, deswegen könnte ich mir vorstellen, daß Ihr gar nicht so viele Bücher zum Thema habt.
Gesperrt

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