Diesmal muss die 3:30 unbedingt wieder fallen. Im letzten Jahr war ich mit der 3:33 zwar auch zufrieden, aber ab km 35 wurde ich doch immer langsamer und es hatte nicht ganz gereicht.
Heute wird nicht defensiv hinter dem 3:30 Zugläufer hergelaufen und irgendwann event. überholt. Nein, ich stell mich weiter vorne in den 3:00-3:30 Block, habe dort mehr Platz als hinten, und will den Ballon mit der 3:29:59 erst gar nicht sehen.
Schuss, rote Ballons am Himmel, nach knappen 2 Min. piepst es und ich bin über die rote Matte
Rosa Puscheln, kurzes Winken

: „Hallo Frau Schmiiitt“, Antwort ein verduztes: „Hi“

. Beim 2. Mal deute ich auf mich: „Forrest Gump!“, Antwort: „Aaah!“

. Aber ich hab ja keine Zeit, weiter geht´s.
Den „unter 5er Schnitt“ kann ich bis ca. 25 locker laufen, immer zwischen 4:45-4:55, schon 3 Min. Polster auf die 3:30. Die linke Wade zwickt ein wenig. Bin ich doch zu schnell angegangen?? Nur keinen Krampf riskieren.
Sicherheitshalber nehm ich Tempo raus und laufe ein paar Kilometer deutlich über 5Min, noch hab ich ja ein Polster.
Zwischendurch überholt mich Dieter Baumann. Logisch schließlich ist er ja als Staffelläufer erst irgendwo bei 25 eingestiegen. Sonst hätte ich ihm gezeigt, wo der Hammer hängt.
Die leichte Steigung durch Höchst tut der Wade richtig gut und auch das dichte Zuschauerspalier lenkt mich ab. Auch geographisch geht es wieder zurück das macht Mut und die Wade beruhigt sich wieder. Ab dem Verpflegungsstand 30 gehen immer mehr Läufer. Das baut mich richtig auf und ich überhole auf der Mainzer Landstrasse ziemlich viele. Dieter Baumann seh ich nicht mehr, sitzt er irgendwo am Straßenrand?
Nach der kilometerlangen Geraden wieder rein in die Stadt, wo sind die rosa Puscheln? Sicher puscheln sie zu den Läufern, die mir auf der anderen Straßenseite schon entgegenkommen und es gleich geschafft haben. Das Gesichtsfeld wird auch enger, Tunnelblick. Ein Trompeter spielt ein Lied, dass ich eher von Beerdigungen kenne. Die Zeit sieht gut aus das wird sogar PB, den letzten Getränkestand lass ich sicherheitshalber aus, jetzt werd ich auch nicht mehr zusammenbrechen.
Auf der anderen Straßenseite seh ich auch keine Puscheln mehr, aber irgendwie ist mir jetzt auch die Festhalle lieber (Sorry, Fr. Schmitt, war wirklich so).
Die letzten beiden KM gehen sogar noch mal unter 4:45, roter Teppich, grelle Farben, laute Musik. Ohne Geheimtraining im Wald fällt mir jetzt keine gescheite Siegerpose ein, also lass ich´s bleiben.
Zielzeit: 3:27h, PB um 1:30Min. pulverisiert!
Essen, trinken (das erste RedBull meines Lebens schmeckt:

), Beutel abholen, Rolltreppe nach oben ist kaputt
Später sitz ich mit meinem Bier auf der Empore in der Festhalle und genies in aller Ruhe die Atmosphäre.

Der Zieleinlauf in der Festhalle ist wirklich geil.