ich sehe das mit Brutto und Nettozeit SO: *aushol*
Die Bedeutung der Bruttozeit geht von einem Wettkampf aus, bei dem alle Läufer auf einer Linie starten. In diesem Fall bestimmt (insbesondere bei kurzen Strecken) somit auch z. B. die Reaktionsgeschwindigkeit eines Wettkämpfers über dessen Erfolg (wer nicht aus den Puschen kommt beim Startschuss ist als Trantüte selber Schuld ;-) Für so einen Wettkampf ist es natürlich sinnvoll, die Bruttozeit zu nehmen.
Nun geschah es aber, dass immer mehr Lieschen Müllers (auch Lizzy genannt) auch mal so einen Wettkampf mitlaufen wollten. Nun war in der ersten Reihe kein Startplatz mehr frei und Lieschen sowieso langsamer als die Starter der ersten Reihe. So sagten sich die Veranstalter: "Lieschen zahlt ja sogar Geld dafür - das können wir doch gleich

dazu benutzen, unserem Sieger einen Preis auszuzahlen! Die paar Sekunden, die Lieschen dabei verliert, interessieren sie nicht und uns nicht und allen ist geholfen."
So geschah es und alle waren glücklich. Doch siehe da: immer mehr Lieschens und Hans und Franzen wollten ebenfalls mitspielen. Und sie waren auch bereit, dafür zu zahlen. Den Veranstaltern fiel es schwer, das angebotene Geld auszuschlagen und eine Begrenzung der Teilnehmerzahlen einzuführen. Weil sich aber so breite Straßen und Wege nicht finden lassen, die tausende und abertausende an Laufwilligen aus einer Reihe starten lassen können, wurde das Starterfeld nach hinten immer größer und folglich die Zeit länger, die es brauchte, bis die hinteren über die Startlinie liefen.
Nun sagte sich Lieschen irgendwann: "Wenn ich minutenlang rumstehe, bis ich mich in Bewegung setzen kann, dann weiß ich ja nachher gar nicht, wie schnell ich die Strecke laufen kann. Ich bezahle also das viele Geld (denn zwischenzeitlich wurde es immer teurer, bei so einem Laufspiel mitzuspielen), um zu erfahren, wie lange eine träge Masse von mehreren tausenden Läufern braucht, sich in Bewegung zu setzen." An dieser Auskunft war Lieschen Müller - als noch nie sonderlich Physikbegeistert - nicht weiter interessiert und erwog, an derartigen Veranstaltungen doch nicht mehr teilzunehmen.
Der Veranstalter hätte aber gerne NOCH mehr zahlende Kunden gewonnen und dachte sich daher ein neues System der Zeitmessung aus, das auch Hinz und Kunz und Lieschen sagte, wie schnell sie gewesen sind. Er montierte technische Geräte, die ermöglichten, die wirklich gebrauchte Zeit zu messen.
Lieschen Müller - bzw. Lizzy - startete also sogar beim Marathon, bei dem es sage und schreibe 15 Minuten vom ersten Startschuss aus dauerte, bis sie die Startlinie überquerte. Wäre ihr diese Zeit als gelaufene Zeit angerechnet worden, wäre sogar Lieschen - obwohl nie in Gefahr, unter die Gewinner zu geraten

- ein bisschen enttäuscht gewesen.
Also sehe ich es wirklich SO: Wenn Spitzenläufer, bei denen auch die Psychofaktoren und Sekundenbruchteile an Reaktionsvermögen, Windvorteil oder sonstiges Zeug, mitentscheiden über Sieg oder Niederlage - wenn also diese erwiesenermaßen aus einer Reihe starten (das sollte dann aber gewährleistet und überprüft sein - z. B. durch einen getrennten Startzeitpunkt der Spitzengruppe), dann finde ich eine Bruttozeitnahme okay. Für alle, die hinten starten, interessiert natürlich nur und ausschließlich die Nettozeit.