Tiger-Chrisi hat geschrieben:
Also es ist alles eine Frage des Anspruchs. Und wenn der Marathon-Boom viele so wie mich von der Chouch holt, was kann daran schlecht sein?
Hi Chrisi,
hier ist natürlich garnichts schlecht dran, dass ist gut und z.B. auch ein Grund warum ich Nordic Walking für viele nicht als unnötig ansehe, auch wenn m.M. 90% der NW mit reinem Walken das gleiche erreichen würden. Viele bewegen sich aber halt nur wenn sie die Stöcker in der Hand habe, wenn sie das als Motivation brauchen, dann sollen sie dies tun, denn besser unnötig mit Stöckern in der Gegend gehen, statt sich garnicht zu bewegen. Ebenso sehe ich es beim Läufer, wenn er ein Marathon Event braucht um überhaupt mit dem Laufen anzufangen, dann braucht er das eben, besser als garnichts zu tun. Wobei viele Läufer hier vom Training gar keine Marathonläufer sind und eigentlich bei kürzeren Strecken gut aufgehoben sind, was doch auch nicht schlimm ist. Etwas Laufen ist schließlich besser als garnicht laufen.
Tiger-Chrisi hat geschrieben:Weil sie so ein Event als Motivation brauchen um dran zu bleiben. Der Einzige Erfolg, den man ab einem Gewissen Alter und einer gewissen Gewichtsklasse noch verbuchen kann ist nicht die Zeit, sondern die Tatsache, dass man es geschafft hat.
Hier irrst du m.M. aber bzw. das muss man deutlich differenzierter betrachten. Die Begründung wird gerne von schlecht trainierten (ich sage extra nicht langsamen) M-Läufern (HM, such dir einfach eine Strecke aus) benutzt, die nicht bereit sind entsprechend zu trainieren. Denen ist einfach nicht klar, dass Leute die die Strecke im Griff haben, dies auch nicht einfach so ohne Training erreichen und wenn die dann entsprechend ihrer Möglichkeiten auch noch schnell sein wollen, muss noch mal mehr gemacht werden. So eine Leistung fällt für niemanden vom Himmel, das ist aber gerade das was m.M. viele "ich laufe nur auf Ankommen" Läufer erwarten. Sprich ich laufe ja 3 Mal die Woche 10-12km und dabei evtl. auch einmal 20km statt 10km, dann muss es doch auch mit dem Marathon klappen. So ist es aber nicht (OK, einigen werden auch 2x10+1x20km reichen) , wenn man einen Marathon laufen (Betonung auf Laufen, je nach pers. Leistungsstand ist das ein individuell stark unterschiedliches Tempo) möchte, dann muss (sollte) man eben auch bereit sein entsprechend zu trainieren, denn ohne geht (bzw. gehend geht es schon

) es nun mal nicht. Wenn man dafür die Zeit nicht aufbringen kann, dann sollte man m.M. die Motivation im Laufen auf anderen Strecken suchen oder den Marathon halt als Fernziel betrachten, was irgendwann mal angegangen wird, wenn man entsprechend trainieren möchte. Damit kann man dann schon mal auf Ankommen laufen und vielen reicht das auch und sie sind damit für sich zufrieden. Unabhängig wie schnell du bist, wirst du mit besserem Training (deutlich aufwendiger) aber auch bzgl. deiner Möglichkeiten noch deutlicher schneller laufen können, dass heißt bzgl. deiner Möglichkeiten bei entsprechendem Training ist das reine Ziel des Ankommens garnichts "besonderes" mehr, dann geht es auch hier um die Zeit.
Um das mal an einem Zahlenbeispiel grob zu verdeutlichen. Nehmen wir an man läuft 10km in 50 Minuten. Damit kann man bei vernünftigen auf Ankommen orientiertem Training den Marathon sicherlich in 4:40h laufen (man lege mich jetzt bitte nicht auf 5 Minuten fest, aber 4:40h ist hier schon recht langsam sofern man "voll" läuft). Alles darüber hat aus meiner Sicht für einen Läufer mit diesem Grundspeed nichts mehr mit Marathonlaufen zu tun und spricht entweder für einen extrem lockeren Trainingslauf oder dafür, dass er viel gegangen ist. Wenn man aber nur so den Marathon beenden kann, spricht dies dafür, dass man eben nicht mal ansatzweise Marathon geeignet trainiert hat. Wenn der gleiche Läufer richtig gut und ambitioniert trainiert, kann er aber unter 4h ins Ziel kommen. Hier spielt also auf einmal doch wieder die Zeit rein und 60 Sekunden Zeitunterschied auf einem Kilometer ist schon eine kleine Ewigkeit. Für den 50 Minuten/10km und sub4h Marathonläufer ist Ankommen dann sicherlich kein Ziel mehr für den Marathon, denn er weiß, das kann er "jederzeit" auch wenn er absolut gesehen nicht sehr schnell ist, aber das sind eh nur ganz wenige.
Du siehst, ich lege hier den Fokus ganz klar auf das Training. Wer bereit ist vernünftig (*) zu trainieren, der wird den Marathon schaffen und weiß das eigentlich auch schon vorher, zum. dann wenn man ehrlich genug zu sich selbst ist und nicht irgendwelchen Wunschträumen hinterher hängt. Sprich wer z.B. 50km in der Woche trainiert und gerade 2 mal 30km als längsten Lauf gemacht hat, damit aber eine optimale Zielzeit (also z.B. 10km Zeit mal 4.66) erreichen möchte, der wird damit auf die Nase fallen, auch wenn er den Marathon mit so einer Vorbereitung, wenn auch deutlich langsamer, laufen könnte.
(*) Was das grob bedeutet weiß man eigentlich schon, denn entsprechende Trainingspläne gibt es ja nun zu genüge.
Viel Spaß beim Laufen,
Torsten