Hi Holzwurm,
Meerbuscher hat geschrieben:
Zitat von Meerbuscher
Zwar nicht 100% perfekt, aber ... primstens. Den Händler behalte ich aber ganz schwer im Hinterkopf.
[Ergänzung: Zitat aus meinem Posting # 36]
Holzwurm hat geschrieben:Das verstehe ich jetzt aber langsam gar nicht mehr.
Kann es sein, daß Du zu den Menschen gehörst, die einfach aus Prinzip immer weiter suchen und selbst dann nicht mit dem Produkt zufrieden sind, wenn es eigentlich alle Kriterien erfüllt, die man sich vorgestellt hat?
Antwort: Nein ... aber ...
Zunächst mal - um Missverständnisse zu vermeiden - der oben zitierte Satz von mir, auf den du dich beziehst, meint: Wenn ich demnächst ungefähr weiß, welchen Schuh ich benötige, frage ich bei diesem einen Händler sicherlich die Lieferbarkeit ab. Diesmal habe ich die Schuhe zurückgegeben, weil ich beim Probelauf durch die Wohnung (ich kann da 15 Meter am Stück geradeaus laufen

) das Einknicken des rechten Fußes doch als zu intensiv empfand.
Sicher suche ich nicht aus Prinzip um des Suchens Willen, aber ich habe keine Schmerzen dabei, einfach mal den Händler zu wechseln. Dieses Thema ist in vielfacher Hinsicht interessant, vor allem, weil wir es heute mit weitaus stärker transparenten Märkten zu tun haben, als noch vor 20 Jahren. So ist es heute kein Problem, innerhalb von 10 Minuten den Preis oder auch die Verfügbarkeit eines Produktes bei zig Händlern gleichzeitig abzufragen. Was das für Folgen für die Handelslandschaft haben kann, habe ich in Posting # 36, auf das du dich auch beziehst, kurz mit dem Begriff der möglichen "Katastrophe" angedeutet - zumindest bedeutet es einen enormen Veränderungsbedarf auf Seiten des stationären Handels, den viele noch nicht begriffen haben.
Mit dieser Entwicklung werden übrigens dann auch weichere Verkaufsargumente, wie z. B. die Freundlichkeit des Personals oder die Verfügbarkeit von bequemen Sitzgelegenheiten im Kaufhaus für Männer, immer bedeutender. Ich schleppe meine Frau z. B. tatsächlich lieber in Geschäfte, in denen ich mich auch mal hinsetzen kann - ich kann zwar 30 km rennen, aber 2 Stunden einkaufen machen mich fertig.
Du schreibst:
Holzwurm hat geschrieben: [...]selbst dann nicht mit dem Produkt zufrieden sind, wenn es eigentlich alle Kriterien erfüllt, die man sich vorgestellt hat?[...]
Ich habe von nicht ganz 100% gesprochen. Vorstellen kann ich mir aber viel mehr, als das, was ich von diesem Online Händler bekommen habe. Nur mal kurz angedacht, bezogen auf meine Situation (Ich schicke die Schuhe nach 14 Tagen zurück): Ich hätte statt einer Textmail eine bebilderte HTML-Mail bekommen können, in der die Alternativprodukte abgebildet und zu einem (bei diesem Händler noch nicht vorhanden) Online-Shop verlinkt sind. Ebenso möglich eine Verlinkung zum Hersteller. Ein konkreter Hinweis auf den Anwendungsbereich dieser Schuhe wäre möglich, ebenso wie Angaben über Materialien und Gewicht. Sehr hilfreich wären Hinweise und Verlinkungen zu Testberichten. Es fehlte - wie bei dem ganzen Geschäft - ein Hinweis und eine schriftliche Aufklärung über Widerrufs- und Rückgaberecht (was v. a. Problem des Händlers und nicht meines ist). Denkbar ist auch eine Live-Online Beratung (Chat) und, und, und ... vorstellen kann ich mir also viel mehr, als das, was du mit "eigentlich alle Kriterien erfüllt, die man sich vorgestellt hat" ansprichst.
Holzwurm hat geschrieben: Solche Menschen erlebe ich immer wieder im Antiquaritat einer Bekannten. Sie reißt sich echt ein Bein aus, um Kundenwünsche zu erfüllen, was bei den Büchern manchmal nicht leicht ist. Wenn sie dann zu 95-100% die Bücher gefunden hat, die ein Kunde mit Nachdruck gewünscht hat, ist der Kunde aber schon wieder unzufrieden und sucht wieder etwas, was ja sooooo schwer zu beschaffen sei, und wonach er mit Herzblut schon sooooo lange suche.
Kunden sind nun mal mitunter schwierige Wesen. Auf Käufermärkten - wie sie heute größtenteils vorherrschen - hat es der Verkäufer sicher nicht leicht. Wer sich als Händler differenzieren will, muss Besonderes leisten und in der Lage sein, den Wünschen seiner Kunden sehr nahe zu kommen. RP versucht die Differenzierung bzw. seine Einzigartigkeit über das Argument: "Der Punkt ist die Beratung" herauszustellen (wenn sie das auch in meine Augen nicht konsequent umsetzen). Wenn man aber einzigartig und anders sein möchte und mit einem Beratungsargument kommt, dann muss das auch am langen Ende - also in den Filialen - beim letzten Verkäufer perfekt funktionieren. Das hat bei mir nicht geklappt, deshalb mein nicht so positives Urteil über meinen ersten RP Versuch (der aber sicher nicht verallgemeinernd gemeint ist).
Immer wieder erlebe ich aber im Handel Dinge, die sich ein Verkäufer/Händler heutzutage absolut nicht leisten kann: Verkäufer karten hintenherum über vielleicht schwierig gewesene Kunden nach. Da muss ich im Geschäft als Kunde öffentlich geführte Diskussionen/Bemerkungen mit Kollegen über einen Kunden anhören, da muss ich erleben, wie eine Verkäuferin mir gegenüber über den Kunden der vor mir mit Centstücken gezahlt hat anzügliche Bemerkungen macht. Wer die Augen und Ohren aufsperrt, bekommt eine Menge mit. Wer von einem Kunden z. B. am Telefon beschimpft wird, danach den Hörer auflegt und "Arschloch" sagt (prüfe sich mal jeder selbst), hat im Prinzip an dieser Stelle nichts zu suchen. Im Gegenteil muss er sich doch fragen, was ist falsch gelaufen, dass der Kunde so reagiert?
Holzwurm hat geschrieben:Daß man Schuhe zurückgeben kann (bei RP sogar beim Laufen getragene Schuhe) ist doch schon ein wirklich geniales Angebot, welches den teuren Schuhkauf etwas leichter macht, weil man auf einem wirklichen Fehlkauf nicht sitzen bleibt.
Das war auch der Hauptgrund, warum ich RP mal ausprobiert habe und warum ich bereit war, die 10-20% mehr zu bezahlen, die ich bei einem Online-Händler bezahlen würde. Daneben habe ich selbstverständlich eine herausragende Beratung erwartet. Ich werde RP aber durchaus nochmal antesten, wenn ein Orthopäde im Haus ist, denn das bewerte ich ebenfalls recht hoch und finde ich auch ziemlich einzigartig.
Mir stößt dabei bei RP übel auf: Offensichtlich werden Kunden bezüglich der Rückgabefrist unterschiedlich behandelt (was ich aber in einer Mail an RP jetzt noch klären werde) und ich kann es nicht leiden, wenn der Kunde vor mir nur sagen braucht: "Ich bin im LC Humpelhausen!" und dann 10% Rabatt erhält ... aber die Rabattfeilscherei ist ja Einstellungssache. Für den Bunert haben wir da auch einen Geheimwort ... ich hasse es.
Holzwurm hat geschrieben:Das ist jetzt zwar kein besonders schmeichelhaftes Posting von mir, aber diese Gedanken beschlichen mich einfach beim Lesen der Schuhkaufproblematik.
War schon okay. Ich bin zudem leider ziemlich marketingaffin, handelsverseucht und serviceorientiert, sehe die Dinge deshalb oft mit anderen Augen oder aus einem anderen Blickwinkel.