ich muß mal kurz von einer Begegnung berichten, die mir gestern zuteil wurde.
Wetter bekanntlich (jedenfalls in vielen Teilen der Republik) zunächst äußerst schwül-warm - unmittelbar nach meinem 17 km-Trainingslauf folgte die Entladung. Die ersten Meter fühlte ich mich eigentlich trotz des Dampfs noch ganz wohl. Nach ca. 500 Meter flog plötzlich ein Pfeil an mir vorbei, begleitet von einem Fahrrad. Stellte sich dann raus, war doch kein Pfeil sondern ein Läufer. Also ein echter Läufer, nicht so eine nichtswürdige Nacktschnecke wie ich.

Ich hatte den Typ und seinen Trainer schon öfter gesehen. Diesmal machte er an der nächsten Gabelung halt. Als ich sie 1 Minute nach ihm erreicht hatte, überkam es mich. Ich tat etwas was ich nur in Notfällen tue, ich hielt an und unterbrach meinen Lauf. Und eumelte mich langsam an den Trainer heran um ihn schließlich demütig anzuwispern: Entschuldigung, äh, wie lange hat er (ich deutete auf seinen Schützling) denn für diese Strecke gebraucht?
Der Trainer war ein wenig überrascht, aber mir schien er freute sich, daß jemand an seinem "Projekt" Anteil nahm. "Naja, die Strecke ist genau 1150 Meter (Danke, wollte ich schon lange wissen), und er läuft da Intervall, jeden Teil in genau 3.30 Min. mit 3 Minuten Erholung dazwischen". Man muß dazu auch wissen, daß die Strecke nicht ganz flach und der Belag eher rutschig ist. Ich machte eine feinsinnige Bemerkung ("WOW" oder so ähnlich

Gab dann zu, daß er über 5000 Meter auch eine Bestzeit stehen hat, und zwar von 15.34 min.
Nachdem ich mich gebührend bedankt hat, lief ich ehrfürchtig weiter. Anstatt nacktschneckenmäßig demoralisiert fühlte ich mich komischerweise eher inspiriert. Jedenfalls für einige km, dann holte mich die unerträgliche Schwüle wieder ein, und ich stolperte den Lauf irgendwie zu Ende, mit dem Vorsatz, meinen soeben begonnenen Urlaub nicht mit weiteren längeren LÄufen zu verunstalten, sondern demnächst mal richtig Spaß beim Tempo Bolzen zu haben. Dank dem Inspirator (ob ich ihm noch danke, wenn ich dann im Krankenhaus lande, muß ich noch überlegen

Der Pfeil scheint mir noch ein recht jugendlicher Läufer zu sein, der dann noch lange nicht am ENde seiner Entwicklung angelangt wäre. Vielleicht habe ich ja den künftigen Olympiasieger gesehen (vorausgesetzt, man verbietet den Kenianern, Äthiopiern etc. endlich mal die Teilnahme 8) ).
Gruß an alle Pfeile und Nacktschnecken,
Jürgen