Klar war, dass meine PB von 2:13 (Bertlich Nev.2003) sicherlich nicht fallen könnte, da bei meinem Training eigentlich immer nur so 2:20 rauskamen.
Naja - ich wollte sicher unter 2:20 ins Ziel laufen, davon war ich überzeugt, dass es klappen würde. 2:15 wäre absolut klasse gewesen und ich hätte einen Freudentanz aufgeführt.
Unter 2:10 - schlichtweg utopisch und keiner weiteren Überlegung wert.
Meine Laune und meine Zuversicht sanken rapide als mein Zugläufer Sumowalker mir sofort verkündete, dasss er wohl eher als Hase ausfallen würde, da er Probleme mit dem ein oder anderen Muskelchen hätte...

Brigitte43 und ich wollten zumindest zusammen starten und dann sehen, wie lang es gutgehen würde.
Also nicht ganz alleine laufen müssen - das beruhigte mich dann doch.
3 Minuten vor dem Start fand sich dann auch wieder unser Hase beim Treff ein und wir drei machten uns auf den Weg.
Meine Uhr versagte kurzfristig ihren Dienst - die ersten Sekunden fehlen also. Naja, schneller geht eh nicht, da das Starterfeld doch sehr dicht ist und wir wollten sowieso nicht schneller laufen und die Körnchen lieber für später aufbewahren.
Also trabten wir locker mit 6:20 auf den ersten 3 Km daher.
Gut lief es - für mich schon zu gut, ich hatte Mühe so langsam zu laufen. Sollte ich es riskieren oder lieber nicht, schaff ich ein höheres Tempo auch auf den nächsten 18 Kilometern??

Einen KM weiter war mir das eigentlich auch noch ein wenig langsam und ein kleines bisschen zog ich das Tempo an. Das lief sich gut, ich hatte das Gefühl, ich könnte ewig so weiterlaufen. Dann war plötzlich mein Hase wieder da und nun liefen wir recht konstant ein Tempo so um den 6er Schnitt.

Ich achtete darauf, dass mein Puls nie höher als 155 kletterte. Erst ab KM 11 wollte ich dann das Tempo anziehen - so auf 160 - 165 Schläge.
So genau weiss ich gar nicht mehr, wann es war, dass Georg verkündete, ich solle mal laufen, er würde sich zurückfallen lassen...und frohen Mutes machte ich mich alleine auf den Weg, ein "Du läufst ja super" im Ohr.
Das dachte ich auch, und ab KM 12 ging es dann schon im konstanten 5:50 er Schnitt daher.
Georg allerdings liess nicht locker und ab KM 14 war er wieder da und wir pendelten uns auf 5:45 ein. Wir beteuerten uns gegenseitig, dass das Tempo verrückt wär, wir unbedingt ein wenig bremsen sollten - und zogen dennoch weiter.
Es hat aber auch soviel Spass gemacht, an vielen anderen locker-flockig vorbeizuzischen...

Ich versuchte noch schnell auszurechnen, ob eine Zielzeit von unter 2:05 möglich wäre, dieser Gedanke war wohl von meinem Gesicht abzulesen, Georg sagte schon, nee, das langt nicht mehr. Also gut, Tempo bleibt, und so liefen wir dann bis KM 19 weiter im 5:45er Schnitt.
Dann nur noch 2 klitzekleine Kilometerchen - und Gasgeben war alles. Ich rannte, der Puls kletterte auf Werte um 175, aber das war mir egal, ich fühlte mich keineswegs platt. Georg liess mich ziehen, holte mich aber auf der Stadionrunde wieder ein.
Da konnte ich auch gar nicht mehr so schnell laufen, weil mir der Hals etwas eng wurde und ich Mühe hatte, die Augen trocken zu halten...Was für ein Gefühl, ins Stadion einzulaufen, unbeschreiblich!

Erst da hab ich dann gemerkt, dass eine Wahnsinnszeit herauskommt: Mit 2:04:nochwas hab ich gestoppt.
Vorsichtig frag ich bei Georg nach, ob er etwa auch sowas auf der Uhr stehen hat. Er hat.
Erst einmal wird mein Hase, der sichtlich angeschlagen ist, ganz doll gedrückt - Danke fürs Ziehen und für die super aufmunternden Worte zwischendrin! - ungläubig nehme ich meine Rose und die Medaille in Empfang, dann gehts hinaus mit der Plastikfolie umwickelt und dort stehen auch die KLR-Leute - die ebenfalls freudestrahlend sind und gegenseitig wird sich umarmt und gratuliert.
Ja, ein toller Tag war das, ein Lauf, den ich perfekt eingeteilt hab und in meinen kühnsten Vorstellungen nicht für möglich gehalten hätte.
Ein Halbmarathon, zu dem ich mich einfach mal so angemeldet hab, für den ich nicht besonders trainiert habe und die Nervosität auch erst am Vortag losging.
Keinen grossen Gedanken habe ich daran verschwendet - aber ich werde noch oft an diesen tollen Lauf zurückdenken!

Tja, das war es dann mit dem Spruch: Ich lauf nie wieder einen Marathon - denn dieser "Testlauf" war genau das....

(nachtrag: offizielles Ergebnis: 2:04:42)