Passte zwar eigentlich nicht in den Plan, aber ich wollte auf jeden Fall die 1:50 schaffen welche mir in Katzwang (siehe http://www.laufen-aktuell.de/laufen-akt ... ml?t=20980) nicht gelangen und außerdem war eine Standortbestimmung nötig.
Geplanter Start für den Halbmarathon war um 10.30 Uhr. Gegen 9.45 Uhr war ich vor Ort am Nürnberger Tiergarten, dem Start und Ziel der Veranstaltung. Die an und für sich reichlichen Parkplätze waren komplett belegt, was sicher daran lag, dass um 9.00 Uhr schon das 10 km Rennen stattfand. Zum Glück gibt's dank Tiergarten noch einen etwas weiter gelegenen Großparkplatz, der für mein Auto noch eine Lücke bot.
Der Himmel zu dem Zeitpunkt bedeckt, kein Regen, von einem kurzen Nieseln abgesehen. In der Nähe des Start/Zielbereichs war die Anmeldung für die Nachmelder und für alle die ihre Startunterlagen noch nicht geholt hatten. Hmm, ganz schöner langer Lindwurm an Leuten die anstanden. Ob das was wird bis zum Start?
Vor dem obligatorischen Warmlaufen einen kurzen Abstecher zum Ziel um dort die Feinheiten der Zeitmessung zu erfahren. Jeder Teilnehmer (auch mein Sohn für den 1.200 m Schülerlauf) hatte einen in Klettband eingeschweißten Chip für die Zeit-messung erhalten. Unerfahren wie ich bin, ging ich davon aus, dass bei diesem Lauf im Start und Ziel die entsprechenden Matten für die Zeitmessung zum Einsatz kämen.
Weit gefehlt! Am bzw. direkt hinter dem Ziel befand sich ungefähr auf Brusthöhe ein blauer Kasten an dem man den Chip halten musste. Ein erfolgreiches Erkennen wurde dann mit einem Piep quittiert. Dieses Prozedere konnte ich beim Einlauf der 10km Läufer studieren. Da es genau einen Kasten gab, kam es gelegentlich zu Staus bei der Zielzeitnahme; dem ein oder anderen Läufer dabei ein Fluch über die Lippen (durchaus verständlich, wenn man 10 bis 20 Sekunden offizielle Zielzeit vergeigt, falls man mit einer Traube ins Ziel eingelaufen ist und warten muss).
Vorweg: Ich hatte zum Glück keinen Stau bei meinem Zieleinlauf.
So langsam näherte sich die Uhr halb elf, als uns über Lautsprecher mitgeteilt wurde, dass sich der Start des HM auf 10.45 Uhr wegen der vielen Nachmeldungen verschieben wird. Okay, auch gut noch ein bisschen zusätzliches Warmtraben auf den ersten Metern des Streckenanfangs. Das Absperrband nach ca. 500 m welches bei der ersten Trabrunde noch oben war, lag mittlerweile am Boden und ein Streckenposten stand bereit um uns den rechten Weg für die kurze Anfangsrunde zu weisen.
Der Kurs für den HM bestand aus einer kurzen Schleife (ca. 1,2 km) und zwei langen Schleifen, die stark einer Acht ähnelten. Auf der kurzen Schleife lief mein Sohn mit den anderen Kindern den Schülerlauf.
Noch fünf Minuten bis dreiviertel elf. Wieder im Startbereich, es fängt etwas das Tröpfeln an. Durchsage: "Der Start findet um 11.00 Uhr statt". Auch gut, was weniger gut war, dass ein, zwei Minuten später der Himmel seine Schleusen öffnete und es anfing wie aus Kübeln zu gießen. Zusammen mit meiner Frau, großen und mittleren Sohn standen wir unter einem Knirps gedrängt beisammen und langsam wurden mir trotz Schirm die Schuhe nass. Dem einzigen dem das Ganze nichts ausmachte war unser Jüngster im gut abgedeckten Kinderwagen.
Es schüttete und schüttete, der Startbereich in dem sich am Anfang des Wolkenbruchs tapfer einige Läufer aufgehalten hatten, war mittlerweile leergespült und ich spielte mit dem Gedanken eventuell gar nicht loszulaufen. Beim Laufen ungeschützt in einen Regen zu kommen ist das Eine, aber bei strömenden Regen nur in kurzer Tight und Shirt loszulaufen ist doch etwas anderes…
Zwei Minuten noch bis elf. Keine Besserung in Sicht, im Gegenteil jetzt wurde es noch merklich kühler. Die ersten Unerschrockenen fanden sich wieder im Startbereich ein; also gut los geht's. Eine Minute noch. Rein in den Startblock. Das Käppi hielt den schlimmsten Regen ab und das Shirt war schon klitschnass, aber immerhin fror ich nicht.
Elf Uhr. Der Startschuss fiel und das Läuferfeld setzte sich in Bewegung, nach 25 geriet es nochmals kurz ins Stocken und dann lief es einigermaßen flüssig. Das erste Stück auf Asphalt leicht bergan. Jeder der links oder rechts von der Strasse überholen wollte, musste großen Pfützen ausweichen oder klitschnasse Schuhe in Kauf nehmen. Wie ich später erfuhr, verpassten etliche der insgesamt 484 Teilnehmer den Startschuss wegen des Regens (eine Ansage zwei Minuten vor elf, dass gleich gestartet wird, wäre sicher gut gewesen).
Nach 500m rechts in den Wald; der Forstweg bestand an manchen Stellen nur aus Pfützen und so sahen wir alle nach dem ersten Kilometer mehr wie Crossläufer als wie 'normale' Halbmarathonis aus.
Kurze Schleife beendet, erneut an Start/Ziel vorbei und die Asphaltstrasse die sich südlich am Tiergarten entlang schmiegt hinauf. Diesmal wurde nicht rechts in den Wald abgebogen sondern es ging weiter die Strasse entlang und dann halbrechts auf einen Forstweg weiter. Hier war auch der einzig nennenswerte Anstieg der Strecke geschafft. Das Läuferfeld hatte sich etwas auseinander gezogen und ich fand meinen Rhythmus. Der Regen hatte merklich nachgelassen und die Luft war einfach herrlich.
Ein Blick auf die Uhr verriet mir bei km 3, dass ich mit knapp über 5 min/km unter-wegs war und mein Puls sich im grünen Bereich bewegte. Bis jetzt fühlte sich alles wie bei einem meiner Tempodauerläufe an. Hmm, vielleicht doch auf die sub 1:45 (meinem heimlichen Maximalziel für diesen Lauf) gehen?
Beschloß nicht zu übertreiben, meinen Puls im Auge zu behalten und mich hauptsächlich nach ihm zu richten. Lief in meinem Rhythmus dahin und näherte mich langsam dem Knotenpunkt der Acht. Clever wie die Ausrichter von Finish Line und Post SV Nürnberg waren, hatten sie genau an dieser Stelle die Versorgung mit Caipirinha, Cappuchino und anderen Trinkköstlichkeiten sowie Musikbeschallung errichtet und beim Beenden der ersten Schleife näherte man sich der gleichen Versorgungsstelle anstatt von Norden von Süden – somit optimaler Helfereinsatz! Leider ist es mir nicht geglückt eine der beschriebenen Trinkköstlichkeiten zu ergattern. Bei mir war immer Wasser im Becher

Am Ende der großen Runde hatte es komplett aufgehört zu regnen und neben den Wasserköstlichkeiten gab es hier auch ein Isogetränk. (Cappuchino mit Schuß sozusagen). Da ich mir diesmal beim Trinken aus den Bechern viel Zeit ließ (gaaanz kleine Schlucke) war ich meist soweit gelaufen, dass keine Auffangbehälter mehr am Wegrand standen. Diesmal wollte ich die Becher nicht einfach am Rand 'deponieren' und habe sie bis zur nächsten Versorgungsstelle weitertransportiert. Erstaunlicherweise fühlte ich mich durch den Becher in der Hand in keinster Weise beieinträchtigt und der Luftwiderstand war bei meinem Tempo sicher zu vernachlässigen. A propos Tempo. Bei Kilometer zehn (übrigens sehr gute Kilometerbeschilderung) zeigte die Uhr 50:01 und ich fühlte mich nach wie vor wie bei einer Trainingseinheit Tempodauerlauf. Sollte es mit 1:45:00 klappen?
Erneut ging es den Anstieg die Strasse hinauf, wieder in den Wald. Erste Sonnenstrahlen bahnten sich den Weg durch die Wolken und es wurde etwas wärmer. Optimistisch lief ich mit leicht erhöhter Geschwindigkeit auf den Knoten der Acht zu um meine vorletzten Wasserbecher zu ergattern. Es ging, die Beine machten mit, der Puls blieb wo er sollte. Okay, diese Schleife noch und wenn es dann noch geht, drehst Du für die letzten vier, fünf Kilometer noch etwas auf, dachte ich mir.
Zum letzten Mal von Süden kommend einen Becher Wasser getankt und dann Schluß'spurt'. Mein Gesamtschnitt war bei km 17 5:01 km/min, also hieß es etwas draufsatteln. Die Beine waren doch schon etwas schwer. "Langt es oder hättest Du doch noch etwas warten sollen?" solche und ähnliche Gedanken gingen mir durch den Kopf.
KM18:
4:50 auf dem letzten km. Weiter, locker bleiben, Schultern nicht verkrampfen. Keuchen von hinten, werde überholt; Dich bekomme ich wieder, dachte ich mir, blieb aber in meinem Rhythmus. Der Puls war mittlerweile bei ca. 90% Hfmax und ich atmete bewusst tiefer ein und aus.
KM 19:
1:34:58. "Ah, das wird knapp, sind ja immerhin noch 100m zusätzlich zu den zwei Kilometern", schießt es mir durch den Kopf. Noch eine Schippe draufgelegt. Kurz darauf überholte ich den Läufer von vorhin und hänge ihn ab.
KM 20:
1:40:06. Endspurt. Am Rand unterstützten uns einige Zuschauer, jemand schlug eine Kuhglocke. Die Beine liefen wie von selbst, vorne die ersten Gebäude der Akademie der bildenden Künste, dahinter das Ziel. Noch ein Blick auf die Uhr. Weiter, weiter…
Zieleinlauf
Stopp-Taste: 1:44:38. Juhuu! geschafft. Maximalziel erreicht.
Die offizielle Zeit: 1:44:40.
Ein schöner Lauf. Alles geklappt wie ich es mir gewünscht hatte und die richtige Renneinteilung. Prima. Nächstes Jahr wieder.