Dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu. Angereist sind wir schon am Samstag, da ich mir die 1,5h Anfahrt am Sonntagmorgen nicht auch noch antun wollte. Wir, dass sind mein Zweiter und meine Frau. Die beiden anderen hatten wir bei Opa untergebracht. So kurz vor 17 Uhr waren wir dann an der Schule. Eigentlich herrschte noch mäßiger Betrieb, aber durch die Enge der Räume war es schon etwas unübersichtlich. Die Ausgabe der Startunterlagen ging flott und dann haben wir uns noch etwas auf der Marathonmesse umgesehen. Diese fanden wir aber ziemlich enttäuschend. Irgendwie hatte man doch so den Eindruck, dass da versucht wird noch die Ladenhüter loszuwerden. Sodann haben wir noch einen kleinen Trip durch die Stadt gemacht und den Zielbereich inspiziert. Man kann es nicht anders sagen, die Altstadt wir ihrem guten Ruf gerecht. Es war richtig was los, aber doch nur wenige, die mit einem Kleiderbeutel durch die Gegend zogen. Zu gegebener Zeit sind wir bei einem Italiener eingekehrt, haben unsere private Pastaparty veranstaltet und dort den Abend verbracht.
Nach einer doch nicht ganz so ruhigen Nacht bin ich erst kurz nach 6 Uhr aufgestanden und habe gefrühstückt. Rosinenbrot, wie mein alter Berater es empfohlen hat plus 1 L grüner Tee.
Um kurz nach 8 Uhr sind wir dann durch den Schlosspark Richtung Start gezogen. Die Sonne schien und es kam mir doch nicht so kalt vor, so dass ich den Rolli wieder auszog. Vor dem Schloss fand anscheinend der allgemeine Fototermin statt. Einschließlich „Nordenia“ Massenauflauf. Obwohl es eigentlich noch etwas früh war, habe ich mich dann schon mal in die Schlange vor den Dixis eingereiht. So kriegt man die Zeit auch rum. Dann wurde es aber auch schon Zeit sich Richtung Startblock zu bewegen. Mein Ziel war diesmal sub 4 h. Mit der Zeit von meinem ersten Lauf über 4:12 h stand ich aber ganz hinten. Etwa 50m vor mit leuchtete aber schon das Schild des 4h Pacers. Damit war das erste Zwischenziel schon erspäht. Der musste auf jeden Fall überholt werden. Da fiel auch schon der Startschuss und noch einer nervigen Stop and Go Phase ging es dann doch flüssig über die Startlinie. Hat immerhin 3 Minuten gedauert. Erst mal trabte ich locker mit. Beim Abbiegen Richtung Altstadt wurde es aber schon eng und ich verlor den Pacer aus den Augen. Bei km 2 steht die Familie und winkt. Das erfreut doch immer! Nichts gegen die vielen Fahrräder, aber an einigen Stellen ragen doch viele Lenker unangenehm in die Laufstrecke rein. Auch an überholen ist nicht zu denken. Vor mir ein „Nordenia“ Block. Die laufen so eng, dass sie gleich Hand in Hand laufen könnten. Ich fasse mich also in Geduld und suche eine Lücke. In der Stadt wird das zum Standard, das Überholen artet in ein Intervalltraining aus. Bei km 7 überhole ich einen der schon geht und kaum noch Luft bekommt. Wahrscheinlich wäre er besser gar nicht gestartet. Bei km 8 rückt endlich der Pacer wieder ins Blickfeld. Umgeben von einer Läuferwolke! Dabei auch zwei Mann in kurzer Lederhose und Filzhut mit Feder dran. Einfach schön! Aber da sind wir schon auf der Promenade und viele überholen auf den Gehwegen, so dass das Durchkommen leichter wird.
Bei km 10 liege ich eine Minute hinter dem Plan und schwitze auch durch die Überholmanöver ganz schön. Aber da geht es auch schon aus dem Stadtkern raus und das Läuferfeld lockert deutlich auf. Endlich bietet sich auch die Gelegenheit den eigenen Rhythmus zu laufen. Die Brücke über den Aasee ist so voller Zuschauer, dass man von dem See nicht viel zu sehen bekommt. Die Strecke ist hier schön und ich genieße die Sonne. An dieser Stelle auch schon mal ein Lob an die vielen nicht professionellen Unterstützer. Es ist bewundernswert, was sie da alles vorbereiten. Gruppen in tollen Kostümen, die schmissige Musik machen usw. usw. Man hat wirklich das Gefühl, dass die Bürger mitziehen. Kurz nach der HM Marke fühle ich eine Hand auf meiner Schulter und werde zur Seite gedrückt! So ein Rübezahl von Staffelläufer mit 190 drängt mich zur Seite um mich zu überholen. Der Waldweg ist zwar eng, aber so etwas empfinde ich dann doch als dreist.

Aber bei so vielen Läufern muss es ja auch solche geben. So bei km 22 entdecke ich dann eine Dame im KLR Shirt vor mir, eingerahmt von zwei Herren. Den Linken kann ich sofort als Highopie identifizieren, da ich mir mal seine Homepage angesehen habe. Wer der andere war konnte ich leider nicht mehr feststellen, da er mit Sarah dann hinter uns blieb. Bei km 27 wartete dann wieder meine Frau mit Verpflegung und nur ein paar hundert Meter weiter stand Marcel wie angekündigt am Straßenrand.

Ein Wunder, dass er mich überhaupt noch vor die Linse bekommen hat, da ich doch sehr knapp hinter Thorsten lief. An dieser Stelle auch noch herzlichen Dank für die tollen Bilder. Irgendeine Ähnlichkeit mit Roland habe ich aber nach meinem Gefühl nicht.

Auf der anderen Seite kommen uns schon die Eiligen entgegen. Irgendwie haben wir aber nicht das Gefühl, dass sie viel schneller laufen als wir. Aber doch eine Stunde Vorsprung, man mag es kaum glauben. Dabei auch Astrid Benöhr. Also brauche ich mich nicht zu schämen. Was fällt noch auf? Fahrradbegleitung ist verboten, aber nicht für alle. Dass es vor Roxel bergab geht fällt weniger auf. Auf dem Rückweg allerdings umso mehr. In Roxel ist wieder Straßenfest. Manchmal irritiert es schon, wenn man seinen Namen hört, aber er steht halt unter der Startnummer und viele Zuschauer nutzen diese Gelegenheit einen direkt anzusprechen. An einer besonders engen Stelle fuhr doch tatsächlich so ein Depp mit seinem Motorrad im Läuferpulk. Zum Glück bog er nach 100m ab. Manche Menschen haben wirklich nerven. Schon tauchte wieder einer dieser Wechselpunkte der Staffel auf. Völlig unkontrolliert drängten die Staffelläufer in die Laufstrecke. Am Ende passen nicht mal mehr zwei Läufer nebeneinander durch den Trichter.

Sagte ich was von Nerven? Manche Leute können auch einfach nicht gucken und sind nur mit sich selber beschäftigt. Dann kam auch schon der VP mit dem hoch gelobten Ultra Buffer. Allerdings musste ich feststellen, dass es eine sehr satte Lösung war. Nicht gerade nach der Zubereitungsanweisung. So habe ich nur die Hälfte getrunken und den Rest ausgekippt. An der Steigung hinter Roxel verlor ich dann den Kontakt zu Highopie. Sein Tempo konnte ich nicht mehr mithalten. Aber ich musste nicht lange allein laufen. Bei km 37 stand schon mein Kilian und brannte darauf loszulegen. Hier gab es auch das letzte Gel. So zockeln wir dann auch zügig weiter. Die Straßenränder füllten sich wieder stärker mit Zuschauern und die Stimmung war klasse. Bei km 40 fängt Kilian plötzlich an zu pfeifen, sein Bauch rumort und wir drosseln das Tempo. Doch zwischendurch zuviel gegessen und getrunken. Für die sub 4h müsste es aber immer noch reichen. Nach einem km ist das aber überwunden und er fängt schon wieder an zu treiben. Da ist er dann gnadenlos, selbst wenn ich protestiere mit der Begründung, dass ich ja schon ein paar km mehr hinter mir habe. Zu einem Endspurt lasse ich mich aber nicht mehr hinreißen. Das Kopfsteinpflaster ist mir zu kritisch. Im Vorbeiflitzen sehe ich noch so etwas von 3:47 und es war geschafft. Schnell ließ ich mir die Medaille umhängen, denn da waren meine Batterien wirklich leer. Ich kippte erst einmal zwei Cola runter und stellte mich dann in die Schlange beim Erdinger. Und wieder mal ein Staffelläufer der sich vordrängelt. So langsam ging mir die Staffel auf den Keks. Natürlich sind nicht alle Staffelläufer so, aber irgendwie hatten es einige von denen auf mich abgesehen. Aber ich bekam auch einen Becher, der allerdings ruckzuck verdunstet war.

Noch einmal wollte ich mich nicht anstellen. Also schnappte ich mir mein Finshershirt, das sich als wirklich schön herausstellte. Ordentliche Qualität und netter Aufdruck.
Da meine Frau den Rückweg von Roxel bis zum Ziel nicht so schnell schaffen konnte wie wir, gingen wir zu unserem Treffpunkt am Dom. Um es ganz klar zu sagen, es war nicht zu warm. Dort habe ich mein nasses Laufshirt aus- und das Finishershirt angezogen. Und so in der warmen Sonne zu sitzen hat echt gut getan. Da habe ich mir dann vorgestellt, wie es denn gewesen wäre, wenn es laufideale 15 Grad gewesen wäre. Nein Danke! Highopie kam noch vorbei und wir haben uns verabschiedet. (Es war wirklich nett mit Dir zu laufen und ich würde es gerne wieder tun) Nach kurzer Zeit kam auch schon meine Frau und wir haben uns erst mal ein Eis geholt, bevor wir wieder zu der Schule gegangen sind, um die Urkunde zu holen. Dort gab es die übliche Suche nach dem Ende der Schlange. Aber auch hier ging das sehr flott und das ist auch wieder ein großes Lob an die Organisatoren wert. Nur war ich natürlich gespannt auch meine Zeit und war bei dem Ergebnis von 3:44:10 doch etwas baff. Damit habe ich sogar noch meine erträumte Zeit von 3:45 unterboten.
Danach sind wir duschen gegangen und habe uns noch etwas an den Aasee gesetzt, bevor es dann auch wieder Richtung Heimat ging.
Peter
PS: Wann ist ein Marathon ein Marathon? Diese Frage beantworte ich heute so: einen Marathon läuft man, wenn man sich ungefähr an die Ideallinie hält. Also nicht an jeder Ecke über den Bürgersteig läuft und bei diesem Tun auch noch den Läufern, die auf der Strecke bleiben, vor den Füßen rumtrampelt, oder noch schlimmer, quer durch die Grünanlagen läuft um abzukürzen. Klar machen das viele, aber so kommt man nicht mal auf 42 km.
