Seit Dienstag nicht mehr trainiert - bis einschließlich Samstag Voltaren geschluckt - Sonntagmorgen nicht warm gemacht (nur etwas gedehnt und im Startblock 10-20m hin- und hergetrabt...) - bis zuletzt immer Angst davor gehabt, dass die immer noch im Hinterkopf verbliebene Reizung in der rechten Wade tatsächlich wieder aufbricht...
Und dann tatsächlich mein Ziel "<3:00:00" erreicht - und sogar quasi gleich schnell auf beiden Hälften geblieben (1:28:33 + 1:28:40)!
Mein schnellster 5km-Turn war bei 30-35, wo ich auf dem Kudamm die Leute quasi "einsammelte". Es bzw. ich lief wie am Schnürchen - der Wind und die Wärme störten mich überhaupt nicht. War einfach auf Erfolg programmiert.
Ich profitierte aber auch von der (fast) perfekten Betreuung meiner kompletten Familie, welche an den km-Punkten 14, 23, 36 und 38 standen und mir insgesamt 3x eine 500ml-Wasserflasche reichten, sodass ich a) genügend und "ruhig" trinken bzw. meinen Schwamm auffüllen und b) mich bei 4-5 Verpflegungsständen aus dem "Chaos-Pulk" heraushalten und mein Rennen ohne Ablenkung durchziehen konnte.
Die letzten km auf dem Weg zum Brandenburger Tor waren stimmungsmäßig einfach nur GENIAL. So viele Leute am Streckenrand, die einem zujubeln - und welche sich durch meine ermunternden/anfeuernden Gesten und Schreie/Rufe (Motto: "Ich höre ja gar nichts - ICH WILL KRACH!!!") zu noch extremeren Euphoriewellen motivieren liessen! Dies wiederum liess mich nicht im Tempo abbrechen, sondern waren die quasi "letzten Kohlen für den Ofen". Selbstverständlich war die Stimmung auch schon vorher unvergleichlich - ich habe allerdings dies durch das "Tunnelblick-Phänomen" nicht bewusst wahrgenommen, bis ich eben kurz vor Schluss endgültig sicher war, dass nichts mehr anbrennen kann. Ehrlich: bis km 41 habe ich noch wie "bekloppt" immer wieder nachgerechnet, welche Zeiten ich mir noch jeweils auf den verbleibenden Kilometern leisten dürfte, um unter 3 Std. zu bleiben. Um dann beim Anblick des "Teufelslappen" (41,195km - noch 1km!) die Emotionen herauszulassen.
Im Ziel angekommen viel der Druck komplett ab. Ich humpelte zu den Verpflegungsständen, zog direkt meine Schuhe aus, da sich durch jüngst bekommene Schuheinlagen und noch nicht ausreichender Gewöhnungszeit ein "Knubbel" unter meinem linken Fuss direkt hinter den Zehen gebildet hatte und entsprechend höllisch schmerzte (während des Rennens wurde der Schmerz durch das Adrenalin wohl betäubt). Einen Schokoriegel, 1 Becher Redbull - dann nichts wie ab zur Massage (auch auf Anraten eines Betreuers/Mediziners, welcher sich herzlich um mich kümmerte! - SORRY SOMIT, DASS ICH WIDER UNSERER VERABREDUNG NICHT AM GETRÄNKESTAND BLIEB BZW. BLEIBEN KONNTE!

).
Die Massage/Betreuung wirkte Wunder - sodass ich 5min. später mit meinem (am Kleiderbeutelwagen wiederentdeckten) Trainingskollegen gemeinsam unser SIEGERBIER genoss. Nach einem weiteren kühlen Becher gingen wir dann Richtung Reichstag, wo mich bereits meine komplette Familie herzlich in Empfang nahm und beglückwünschte. Man sah ihnen regelrecht die Erleichterung an, dass "unser Guido" es endlich geschafft hatte und die hierfür aufgenommenen Strapazen sich doch tatsächlich gelohnt hatten.
Es ist ein Wahnsinnsgefühl (um bei der Begrifflichkeit zu bleiben), es geschafft zu haben!
