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Bericht Verler Halbmarathon 5.11.06

Bericht Verler Halbmarathon 5.11.06

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Zwei Wochen nach meiner Teilnahme am Hachenburg-Marathon wollte ich testen, wie ich bei einem HM abschneide. Manchmal ist die Form 2 Wo. nach einem MRT sehr gut, aber verlassen kann man sich darauf nicht.
Der Wetterbericht hatte "zeitweise Regen" und "frischen Wind mit starken Böen" angekündigt. Deshalb stellte ich mich darauf ein, nicht meine derzeitige PB von 1:45:20 zu unterbieten (vor 14 Jahren: 1:43:40), sondern hätte mich mit 1:47 zufrieden gegeben, nachdem ich den letzten HM im August mit 1:50 und Gehpauen nach zu schnellen 16 km vergeigt hatte.

Anmelden kann man sich untypischerweise nur am Starttag, und da ich Sonntags bis kurz nach 12 im Gottesdienst bin, würde das knapp bei einem Start um 13.15 Uhr und 30 Min. Fahrzeit. Daher hab ich mir die Startnr. bereits um 10.00 Uhr vor der Fahrt zur Gemeinde besorgt. So war ich stressfrei vor Ort und konnte mich noch ausführlich aufwärmen.
Beim Start gab es offenbar Probleme mit dem zu dichten Starterfeld der über 800 HM-Teilnehmer; der Startschuss verzögerte sich um mehrere Minuten und das Feld wurde mehrfach aufgefordert, sich weiter nach hinten zu verteilen. Da keine Netto-Zeiten gemessen werden, wollte wohl jeder möglichst flott über die Startlinie kommen.

Nach dem Start war es für mich, nach dem ich mit ca. 10 Sek. Verzögerung über die Linie kam, tatsächlich schwierig, aus der Mitte des Feldes heraus in einen ordentlichen Rhythmus zu finden. Im Gedränge brauchte ich für den ersten Km durch den Ortsrand von Verl 5:20. Allerdings hatte ich ohnehin 5:30 geplant und für die weiteren 10 km einen Schnitt von 5:05; danach wollte ich sehen, was noch geht.
Beim 2. Km liefen wir auf einem Wirtschaftsweg aus Verl heraus auf die Wiesen, Felder und parkähnliche ostwestfälische Landschaftsstruktur hinaus. Mit 4:55 war ich für meine Planung zu flott, auch der Puls lag bereits bei 165 (geplant sub 162, MaxP = 192). Zudem blies hier der angekündigte Wind scharf von vorn und so musste ich mich disziplinieren, hier nicht zu viel Kraft zu lassen. Die nächsten 2-3 Km lief ich dann tatsächlich knapp über einen 5er-Schnitt.

Nach 4 km führte uns die Strecke in die Siedlung Verl-Sürenheide, diese Schleife wurde nur auf der ersten der drei Runden gelaufen. Die erste Runde hat gut acht, die anderen beiden Runden je gut sechs Km. In Sürenheide boten die noblen Neubauvillen etwas für die Augen; vermutlich haben sich hier wohl vor allem höhergestellte "Bertelsmänner" niedergelassen, deren Arbeitsplatz in Gütersloh ganz in der Nähe liegt.
Nach der Schleife durch Sürenheide liefen wir auf der Hauptstraße von Sürenheide nach Verl zurück, jetzt mit angenehmem Rückenwind. Auf diesen Kilometern konnte ich den 5er-Schnitt deutlich unterbieten, sodass ich Km 8 in der Nähe des Startbereichs bei 39:57 passierte und somit bereits unter einem Gesamt-5er-Schnitt lag. Diesen Schnitt hielt ich auch die ersten Km der zweiten Schleife.

Zwischen Km 9 und 10 überholten uns plötzlich Mountainbiker mit Signalwesten; zunächst dachte ich mir nichts dabei. Darauf folgten jedoch Läufer, die mich nicht nur überholten, sondern überrundeten: ein Farbiger gefolgt von einem Europäer. Da bei diesem Lauf hochkarätige Kenianer mitlaufen - mit einem hatte ich zusammen Aufwärm-Gymnsatik gemacht - hatte ich mich darauf eingestellt, überrundet zu werdern, nach meiner Schätzung jedoch erst gegen Ende der zweiten Runde. Jetzt dachte ich: Ich habe noch nicht mal die Hälfte der Strecke und werde überrundet? Laufen die mehr als doppelt so schnell wie ich? Mein Blutzuckerspiegel reichte aber noch aus, um nachzurechnen, dass diese beiden Führenden, die jetzt ca. 16 km hinter sich hatten, eine Zeit von ca. 1:03 erzielen werden, also nicht doppelt so schnell (das wäre nur so, wenn man bei bei einer Strecke von zwei gleichgroßen Runden vor der Hälfte überrundet würde). (Nachtrag: In de Ergebnisliste ist nachzulesen, dass der Kenianer 1:04:49 und der Zweite, ein Ukrainer, 1:05:03 liefen.)

Auf diesen Km in Richtung Sürenheide versuchte ich mich immer wieder, in den Windschatten anderer Läufer zu hängen, was z.T. auch ganz gut klappte. Allerdings war ich hier schon oft am Überholen und blieb nicht lange bei einem bestimmten Läufer dran. Die Rückenwindstrecke wieder zurück nach Verl war ein schmaler Radweg entlang der Hauptstraße; hier musste man beim Überholen immer wieder aufpassen, keinen schnellen Läufer der 3. Runde zu behindern. Teilweise rief ich den nebeneinander laufenden Vorderleuten "Platz da" oder "Vorsicht" zu, wenn jemand von hinten kam. Ich an Stelle der schnellen Läufer hätte mich über diese Streckenführung bzw. das Nebeneinanderlaufen der Langsamen doch etwas geärgert. Einmal versuchte ich mich an einen der schnellen Drittrundenläufer dranzuhängen, ein paar Meter ging das, aber die Vernunft lies mich dann doch schnell wieder entschleunigen.
Auf diesem letzten Abschnitt der zweiten Runde überrundeten mich einige bekannte Gesichter, die sonst bei Volksläufen in dieser Region auf dem Siegertreppchen stehen - hier liefen sie nun etwa in den Positionen 15 bis 40 ins Ziel. Das zeugt davon, wie hochkarätig besetzt dieser Lauf ist.
Km 14 in Nähe des Startbereiches erreichte ich bei ca. 1:09:45, hatte also einen Km-Schnitt unter 5 min gehalten. Ich hatte etwas Bedenken, das Tempo durchzuhalten, denn bei meinem letzten HM drei Monate vorher war ich zu schnell gelaufen, die ersten 15 km quasi im 10-KM-Tempo bzw. -Pulsbereich, und hatte mich dann halb gehend, halb trabend ins Ziel geschleppt. Aber dem Gefühl nach ging es heute ganz gut, ich konnte gleichmäßig weiterlaufen, obwohl der Puls mit jetzt ca. 170 fast so hoch war wie beim verkorksten letzten HM.

Nun also wieder - zum letzten Mal - die Gegenwindetappe. Wieder an Läufer dranhängen, andere mitziehen. 5er-Schnitt halten. Dann ab km 17, wo die Strecke sich zum Rückenwind kehrte, noch mal Gas geben. Ein hartnäckiger ca. 50-Jähriger meinte mich überholen zu müssen, ich blieb dran. Er hat einen ganzen Sprengstoffgürtel gelber Flüssigkeit in Fläschchen dabei. "Dein Proviant reicht ja noch für einen ganzen Marathon", versuche ich ihn zu motivieren. "Ich brauche es halt nicht", die nüchterne Antwort.

Bei km 18 zeigt die Uhr 1:29:55, d.h. wenn ich jetzt einen 4:50er-Schnitt laufe, könnte ich eine 1:44er Zeit erreichen. Den 50-Jährigen überhole ich wieder, und so manch anderen auch. Puls 175. Aber auch hinter mir hör ich es jappsen, zwei junge Spunde von vielleicht 18 Lenzen ziehen an mir vorbei. Auch da bleib ich dran. Es ist hart, auf den letzten Km das Tempo zu halten. Die Hauptstraße zieht sich lang hin, ich fange mit Gedankenspielen an, wie lang die Strecke vergleichsweise noch sein mag. Versuche vergeblich, den 10-Meter-Sprungturm des Freibads am Startbereich schon von weitem zu erspähen. Ich laufe tatsächlich 4:50 auf diesen Km. Dann wird die Hauptstraße verlassen Richtung Startbereich (Start und Ziel liegen ca. 700 m auseinander), hier der Wind wieder von vorn. Ich laufe im Windschatten der beiden 18-Jährigen, dann überhole ich sie á la Michael Schumacher aus dem Windschatten heraus - macht Spaß. 200 m vor dem Ziel die Abbiegung in eine Seitenstraße, die den Blick aufs Ziel freigibt. Jetzt Endspurt, wie viel Kraft habe ich noch? Nicht so viel wie die beiden Teenager, die in einem enormen Spurt an mir vorbeiziehen. Sie ziehen mich mit, aber hängen mich ab. Immerhin überhole ich in diesem Elan noch ein paar andere Läufer kurz vor der Ziellinie, aber ich fühle mich zum K.... Ein Blick auf die große Uhr am Van: 1:45:09 brutto - schade, aber doch schön. Ach, fast vergessen, meine eigene Nettozeit-Uhr zu stoppen: 1:45:04 - keine Ahnung, ob ich netto jezt unter 1:45 hatte oder nicht. Ohne Gedränge beim Start sicher, aber was solls, ich bin hoch zufrieden.

Zufrieden sein kann man auch mit der Strecke und Organisation des Laufes. Wenn es nicht gerade stürmisch ist, sicher eine bestzeitentaugliche Strecke (bir mir heute PB trotz Wind). Getränke (Wasser + Tee) gabs zweimal pro Runde, also insgesamt 5 Mal. Auch alles andere lief meines Wissens reibungslos. Verbesserungsvorschläge wäre eine Netto-Zeimessung und eine Anmeldemöglichkeit vor dem Starttag. Aber vielleicht würde diese Laufveranstaltung, die mit den Unterdistanzenn zusammen weit über 1000 Teilnehmer zusammenbringt, dann noch voller und jenseits der Kapazität. Denn der Engpass ist ganz klar das Überrunden der langsameren Läufer auf dem Radweg von km 17,5 - 20,5 für alle Sub-1.25 Läufer.

Veranstalter-Homepage: http://www.verler-volkslauf.de
Garmin: betanien, Strava: https://www.strava.com/athletes/10542641

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Hallo Wernher! :hallo:

Danke schön für den ausführlichen Bericht von Deinem Lauf! Du hast Recht: Die Strecke ist nicht so toll bei sovielen Startern. Das überunden war doch recht nervig.

Liebe Grüße!

Thorsten.
Meine Homepage (www.meinewebseite.net/runningmanthorsten) freut sich immer über Gästebucheinträge! :)

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sehr schöner bericht :daumen:

seid vorhin sind auch die bilder online... zu erreichen über die HP. da kann man noch nen paar euros ausgeben wenn man fotografiert wurde !!! :D

mir gings übrigens ähnlich.. ich hab auch meinen ersten HM im August in Marienfeld verhauen... da hats mich nach etwa 12km umgehauen und mein kreislauf ging gar nicht mehr. da war ich von meinem geplanten ziel meilenweit entfernt. gestern liefs dann wesentlich besser !

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Glückwunsch Wernher!
Da ich an der Strecke stand, konnte ich sehr vielen Gesichtern das "PB" Zeichen beobachten!! Trotz Wind waren sehr viele sehr zufrieden!
Der Verler HM ist eigentlich sehr unbeliebt bei den Läufern, die ich kenne und es sind immer wieder die gleichen Geschichten.
1) Der Verlauf. Vor 2 Jahren verlief sie noch durch Industriegebiet. Sehr Öde.
2) Zu eng.
3) Immer wieder Probleme im Startbereich, sie lernen nicht dazu!
4) Kuchentheke miserabel. Die Bratwurststand sehr lahm.
5) Probleme mit den Getränken im Zielbereich.
Wenn bei dem Lauf keine 500 Wintercup Läufer teilnehmen würden, würde der Lauf sehr mager ausfallen.

Was mich gewundert hatte, das keine Wattenscheider gestartet sind. Auch keine schnelle Frau hat sich blicken lassen. Nur ein Mädchen, die unter 1:20 laufen könnte musste verletzt nach 8km aufgeben.

Egal, so sind mein Freunde Westdeutschermeister in M60 und M65 geworden!

@TLFKAK: ja Marienfeld war hart. 30°C und kein Schatten. Da bin ich auch gestorben. :sauer:

PS. @Wernher: deine Zeit bei KM15 passt nicht. Bestimmt noch müde. :confused:

Gruß
Rolli

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Rolli hat geschrieben:Glückwunsch Wernher!
DANKE!
Rolli hat geschrieben: Da ich an der Strecke stand
Was los, doch nicht verletzt? Hatte dich schon unter den Überrundern vermisst ...
Rolli hat geschrieben: deine Zeit bei KM15 passt nicht. Bestimmt noch müde. :confused:
Hupps, danke für den Hinweis!
statt "1:29:45 bei km 15" muss es heißen "ca. 1:09:45 bei km 14"
Mit meiner neuen Polaruhr komme ich noch nicht richtig klar und hab keine Zwischenzeiten gestoppt, sondern nur zerebral gespeichert.

Glückwunsch insbesondere an deine Frau! Sie lief ja sonst in meiner Leistungsklasse, ab jetzt ne ganze Klasse höher - was ist ihr Erfolgsgeheimnis?

Verkaterte Grüße
Wernher
Garmin: betanien, Strava: https://www.strava.com/athletes/10542641

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Wernher hat geschrieben: Glückwunsch insbesondere an deine Frau! Sie lief ja sonst in meiner Leistungsklasse, ab jetzt ne ganze Klasse höher - was ist ihr Erfolgsgeheimnis?
Ich bin ihr Trainer!!! :hihi:
Gute Marathonvorbereitung für Köln (schon da um 13 min. PB verbessert) und jetzt 3 schnelle, kurze Wettkämpfe in 3 Wochen.

Gruß
Rolli
Gesperrt

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