"Bewußte" Ernährung
oder
Die harte und die weiche Seite des Läufers
In mir stecken zwei Läuferseelen.
Auf der einen Seite die des einigermaßen ambitionierten Freizeitläufers, der schon ein paar Wettbewerbe hinter sich gebracht hat und seit dem ersten Halbmarathon im Sommer die Schwelle vom Anfänger zum fortgeschrittenen Läufer überschritten haben dürfte.
Die des Läufers, der schon ein ganz gutes Grundlagenwissen hat und sich recht konsequent auf Wettbewerbe vorbereitet und dessen Ziel es unter anderem ist, seine Zeiten zu verbessern und 2004 den ersten Marathon zu laufen.
Die des Enddreißigers, der sich mit Fahrtspielen und Intervalltrainings auch in unbequeme Laufbereiche begibt und sich auch von schlechten Wetter nicht schrecken läßt.
Die des Hobbysportlers, der sich vor Wettbewerben seine Kohlenhydratspeicher auffüllt und darauf achtet, dabei nicht zu früh, zu spät, zu viel, zu wenig oder das Falsche zu essen und zu trinken.
Oh ja, ich ernähre mich bewußt!
Und da ist auch schon die andere Seele des Läufers.
Die des etwas übergewichtigen Läufers, der schon einige Kilos verloren hat, aber auch noch einige vom idealen Läufer-BMI entfernt liegt.
Bewußte Ernährung heißt in meinem Fall: ich bin mir jeder meiner kulinarischen Sünden bewußt.
Die andere Seele des ambitionierten Freizeitläufer ist bei der Ernährung nämlich nicht so konsequent und unterliegt leider zu häufig den süßen, kulinarischen Versuchungen.
Chips, Flips und deren Kollegen aus den Knistertüten so wie Alkohol locken mich kaum oder gar nicht.
Aber Marmorkuchen vom Markt, die legendären Nougatrollen mit Marzipanhülle und Schokoladenüberzug aus der Nachbarstadt (mir läuft beim Schreiben schon das Wasser im Mund zusammen...), Mohnkuchen mit und ohne Streusel und was das Bäckerhandwerk noch so alles aus dem Ofen zaubert.
Und dann gibt es noch die göttliche Kaffee-Sahne-Schokolade aus dem Discounter, wo es auch Al di anderen Verführer wie Blätterkrokant, Rumstreuseleier, Trüffeleier und was weiß ich noch gibt.
Ja, ich gestehe: ich bin ein Schoko-Junkie!
Einer, der sich, teils unter Nervenstress, teils auch einfach unbeherrscht, nahezu hemmungslos dem kakaohaltigen Naschkram hingeben kann.
Einer, bei dem nach dem „Anfall“ das schlechte Gewissen Einkehr hält.
Einer, der sich hinterher jedesmal selbst Besserung gelobt und den guten Vorsatz kurze Zeit später wieder verdrängt.
Es gibt so viele ungesunde Gaumenschmeichler und der arme Läufer ist ganz alleine und hoffnungslos unterlegen.
Aber schließlich ist man ja nicht nur Läufer, sondern hauptsächlich Mensch...