Hallo shrike,
vorneweg, ich weiß keinen Tipp oder Rat, der dir unmittelbar zu dem verhilft, wonach dein Hilferuf bittet: Neue Motivation zum Laufen. Obwohl du uns mit dem Satz "mich nerven ... die Zipperleins" eine Zielrichtung für Vorschläge gibst, sei folgende Frage erlaubt: Sind die kleinen Wehwehchen wirklich der Grund für deine Unlust, oder tragen sie nur dazu bei, oder bietest du sie dir selbst und uns deshalb an, weil es sonst keine greifbare Erklärung gibt? Sicher ist das nicht vergleichbar und etwas gewagt (Psychofritzen würden mich wahrscheinlich verbal verprügeln). Aber menschliche Downs (depressive Stimmungen) haben oft auch keine erkennbaren Ursachen. Es würde mich also nicht wundern, wenn es für deine Laufunlust einfach gar keine wirkliche Erkärung gäbe, jedenfalls keine, die sich ohne intensive innere Suche anböte.
Wenn es hauptsächlich die immer wieder auftretenden Blessuren sind, gibt es erst recht keine Sofortlösung. Ich kenne das von mir auch: Mal meldet sich die Achillessehne, dann meckert das Knie, später spinnt die Wade rechts und aktuell - tatsächlich - nervt mich der Gesäßmuskel rechts. Meist ist das nix Bedeutendes und verschwindet ebenso unerklärlich, wie es auftauchte. Anderen Problemen musste ich tatsächlich mit Maßnahmen wie Kräftigung-Dehnung, Einlagen, u.a. zu Leibe rücken. Und oft war es auch so, dass der Wunsch raus zu gehen, davon total aufgehoben wurde. Auch ausgelöst von einer diffusen Angst, es wieder zu spüren oder dass es sich verschlimmert. Ich weiß also sehr intensiv wovon du redest.
Was tun? Wenn ein Läufer Beschwerden hat, hartnäckig an einer Stelle, oder mal hier und mal da, dafür eben auch dauernd, dann kann man dafür mindestens zwei Erklärungsansätze finden. Der Erste ist der Einfachste und die Lösung wohlfeil: Überlastungsprobleme, also weniger laufen.
Die zweite Erklärung ist auch leicht zu verstehen, die Konsequenzen sind dagegen weitreichend: Der Läufer hat einen in Teilen falschen Bewegungsablauf, oder irgendwelche Fehlstellungen im Bewegungsapparat, oder leidet unter muskulären Ungleichgewichten, oder, oder ... Mit anderen Worten: Es gibt etwas im orthopädischen Bereich oder einfach im Laufstil, das deine Beschwerden auslöst.
Vielleicht liegt die Wahrheit irgendwo mittendrin. Du hast dich seit September recht schnell zu längeren Belastungen gesteigert. Vielleicht war das etwas zu "dynamisch". Vielleicht spielt auch dein Alter eine Rolle. Nein nicht die nackte Zahl, sondern die Tatsache, dass man mit 42 schon jede Menge Gelegenheit hatte, sportlich-orthopädische Sünden auf anderem Gebiet zu begehen (es spricht ein Betroffener). Vielleicht ist "etwas" Orthopädisches an oder in dir, was deine Probleme auslöst. Vielleicht läufst du mit ungünstigem "Schlappschritt" und überlastest auf diese Weise mal hier mal dort irgendwelche Muskeln, Gelenke, Bänder, Sehnen ... Oder deine Muskulatur ist an verschiedenen Stellen zu gering entwickelt. Man läuft mit dem ganzen Körper, was viele Läufer übersehen. Die beiden zum Laufen wichtigsten Muskelbereiche (außer direkt an den Beinen) sind Bauch und Rücken. Wer trainiert die schon, wenn er Läufer ist?
Keiner der Foris hier, und höchstwahrscheinlich auch du selbst nicht, kann sagen, woher deine Schmerzen tatsächlich rühren. Es macht auch keinen Sinn, ein Schmerzlein isoliert zu betrachten und damit zum Orthopäden zu rennen. Eine Möglichkeit wäre, dass du dich in einer qualifizierten Bewegungsanlyse (Laufbandanalyse) in einer dafür ausgerüsteten Einrichtung anschauen lässt. Hier geht es nicht um ein bisschen "Laufbandvideojogging" vor dem Kauf von Laufschuhen. Sondern um eine etwa eine Stunde dauernde Prozedur, bei der dein kompletter Körper in Ruhe, barfuß laufend und in Schuhen, detailliert betrachtet wird. Danach sitzt du vielleicht immer noch ratlos zu Hause, weil nichts gefunden wurde. Zumindest hättest du aber die Sicherheit, dass deine Zipperlein tatsächlich aus Überlastung resultieren.
Falls doch etwas in der oben dargestellten Art gefunden würde, säßest du nicht mehr so ratlos auf der Couch, aber ev. immer noch ohne Antrieb. Weil die Unlust immer noch da ist und zusätzlich deshalb, weil man dir Übungen oder Maßnahmen empfohlen hätte, wie dein Problem zu beheben ist. Was ja neuerlich Mühen und Aufwand bedeutet ...
Es widerstrebt mir in deinem Fall "Durchhalteparolen" der Art "Wird-schon-wieder", "Geht-vorbei", "Da-musste-jetzt-halt-durch", o.ä. abzusondern. Dafür scheint mir das Loch, in dem du sitzt, zu tief und mit Deckel drauf. Fakt ist aber auch, dass dir Laufen Spaß gemacht hat und wenig Gründe denkbar sind, dass es nicht wieder so werden könnte. Denk nach! "Warum tue ich mir das an?" Mein Gott, den Satz hatte ich tausendmal im Sinn, wenn's grade sehr unangenehm in allen Gräten zog, oder die Schwäche mich kirre machen wollte. Den Satz kenne ich zur Genüge, wenn Minusgrade Wasser in Flocken vom Himmel taumeln ließ und starker Wind sie mir waagerecht in die Augen fetzte. In diesen Sch....situationen, von denen es noch etliche andere gibt, blieb der Satz immer unbeantwortet. Der Willen war stark genug, es mir eben doch anzutun. Entspannt auf der Couch sitzend, könnte ich dir dann ohne großes Nachdenken einige Gründe aufzählen, die die Mühe und die Unbill lohnen. Auch die immer wieder aufflackernden Wehwehchen.
Denk nach: Warum war das Laufen so schön für dich und was hat es dir gegeben? Und warum ist das jetzt nicht mehr so? Vielleicht kommst du auf diese Weise weiter.
Dinge, die eine gewisse Anstrengung erfordern oder Überwindung kosten, machen Menschen nur, wenn sie ein konkretes Ziel vor Augen haben. Hast du läuferisch ein Ziel? Das muss keineswegs ein Volkslauf sein. Aber was willst du erreichen? 3 x die Woche ne Stunde gemütlich, locker für die Gesundheit? Oder mehr, oder anders? Gibt es das Ziel, oder die Vorgabe?
Das mit dem Rauchen solltest du jetzt mal nicht mit dem Laufen verknüpfen. Sicher fiele es dir von Erfolg zu Erfolg, oder Erlebnis zu Erlebnis, laufend leichter die Lungentorpedos in der Packung zu lassen. Aber besser eins nach dem anderen.
Ich wünsche dir, dass du bald wieder aufstehst. Dass du wieder den Wunsch verspürst laufend die Welt zu sehen.
Alles Gute
Udo