happy spider hat geschrieben:da muß ich dir leider widersprechen (und ich wünschte, ich müßte es nicht).
Kinder sind heutzutage sehr vielen Konflikten ausgesetzt:
In einer Umfrage haben immerhin 1/3 (!) aller Schüler Angst vor Gewalt an der Schule, und das sicher nicht grundlos.
Der Bundesverband der Unfallkassen ermittelte, daß an jedem Schultag 480 Schüler in Deutschland so schwer verletzt werden, daß sie zum Arzt müssen. Von den Opfern schulischer Gewalt gaben 79 Prozent in der Umfrage an, sie seien geschlagen, gestoßen oder sonst körperlich verletzt worden. 22 Prozent mußten nach der Mißhandlung einen Arzt aufsuchen. 32 Prozent wurden in der Schule bestohlen, acht Prozent sogar mit einer Waffe bedroht. 65 Prozent wurden auf dem Schulhof, 54 Prozent im Schulgebäude angegriffen. 13 Prozent der Opfer klagten, ihre Lehrer würden bei Gewalt ebenfalls wegsehen.
http://www.abendblatt.de/daten/2006/03/15/543443.html
Nein-sagen lernt man am besten in der familie. das wird aber nur was, wenn kinder auch nein-sagen dürfen und nicht nur funktionieren sollen. die kinder in der schule werden mit den konflikten allein gelassen und lernen, sich zu ducken, weil es sonst noch schlimmer kommen könnte.
gutes konfliktverhalten lernt man nur mit hilfe und durch vorbild.
meine tochter sagt übrigens sehr oft nein

man glaubt gar nicht, wie schwierig es ist, die großeltern davon zu überzeugen, dieses NEIN auch zu respektieren (vor allem, wenn es um küßchen und umarmungen geht).
Ich habe nie gesagt, dass Kinder heutzutage keinen Konflikten ausgesetzt sind. Ich stelle nur tagtäglich fest, dass Kinder selbst auf kleinster Stufe (jemand nimmt mir z.B. ungefragt meinen Stift weg) nicht selbst reagieren sondern erwarten, dass jemand (also ein Erwachsener) das Problem für sie löst. Da sie aber spätestens ab Schuleintritt diese "Hilfe" nur begrenzt in Anspruch nehmen können, führt das zu Problemen.
Außerdem halte ich Kinder mittlerweile für fast häuslich überbewacht (wenn man allein bedenkt, dass die meisten bis in die Schule gefahren und dort abgeholt werden, zu nachmittäglichen organisierten Freizeitaktivitäten gebracht werden und ansonsten sich im sicheren Haus aufhalten). Erwachsene regeln für sie oftmals zu viel. Der erste richtige "überwachungs-Eltern- und Erwachsenefreie" Raum ist dann der Schulhof. Eine Eskalation ist da eigentlich schon fast logisch.
Es ist erschreckend zu beobachten, wie viele Kinder schon eine klassiche Opferrolle ausstrahlen. Sie sind oftmals wirklich hilflos, weil sie über kein anderes Handlungsrepertoire verfügen, als ihre Eltern um Hilfe zu bitten.
Ich bin durchaus nicht für das Wegsehen. AUßerdem stimme ich dir voll zu, dass KInder Vorbilder brauchen und Anleitung zum "Nein" sagen. Aber Eltern müssen auch aushalten können, dass Kinder in (kleinere, nicht gewaltsame) Konflikte und Meinungsverschiedenheiten verwickelt werden, ohne gleich helfend und schützend und vermittelnd einzugreifen. Beobachten muss man. Helfen, wenn es gewaltsam wird auch. Aber meiner Meinung nach ist die "Hilfe zur Selbsthilfe" der wichtigste Schritt.
Man sollte sich natürlich nicht leichtsinnig in eine Gefahrensituation begeben. Meiner Meinung nach ist ein Park "gefährlicher" oder ein gut besuchtes Wanderwegnetz "gefährlicher" als eine einsame Strecke irgendwo ansich. Ich denke mir, als Täter lege ich mich da auf die Lauer, wo es eine gute Chance auf ein Opfer gibt. Allerdings kann man so oder so Glück oder Pech haben.
Nur: Die Wahrscheinlichkeit im Auto zu verunglücken ist nun wirklich sehr hoch. Wer von uns verzichtet deshalb auf das Auto fahren?