Alfathom hat geschrieben:Spiele nach China zu vergeben hat u.a. auch mit Diplomatie zu tun, der lange mühselige Weg, um einen Demokratisierungsprozeß in Gang zu setzen. Die Chinesen sind ein Volk, wo Veränderungen immer sehr langsam stattfinden. Was wurden nicht alles für Szenarien erhoben, als es um die Rückgabe von Hong Kong ging. Und was ist passiert ?
Letzlich hat die Strategie der Einbeziehung von nichtdemokratischen Ländern in Prozesse ( bsw. wie die Vergabe sportlicher Großereignisse, die dadurch auch bewußt zu poitischen Zwecken genutzt werden ) auch zur Öffnung des Ostblocks dazubeigetragen, weniger der kalte Krieg. Dass mit der Vergabe nach Peking auch ein grosses wirtschaftliches Kalkül aller Entscheidungsträger verbunden ist, steht natürlich außer Frage.
Dem kann ich nur zustimmen. Da ich derzeit in China lebe, bleibt mir nichts anderes übrig, als mich mit den Gegebenheiten hier auseinanderzusetzen. Daher hier einige kurze Kommentare.
Das politische System in China ist für einen freiheitlich, demokratisch denkenden Menschen untragbar, aber kratzt das einen Chinesen? Denken die so (manche ja, viele nein)?
Auch wenn China zahlenmäßig die größte Armee hat, so gibt es keine geschichtlichen Beispiele, in denen China außerhalb des eigenen Teretoriums aktiv in kriegerische Handlungen eingegriffen hat (bin mir aber nicht 100%ig sicher).
Wer sieht, was hier derzeit passiert, der kann verstehen, dass China auf dem besten Wege ist, eine wirtschaftliche Großmacht zu werden. Man sieht allerdings auch, dass es für 90% des Landes noch ein verdammt langer Weg sein wird. Aber bei der schieren Masse reichen die 10% auch schon aus.
Bei den olympischen Spielen wird die Weltöffentlichkeit auf China blicken, dass hat auch zur Folge, dass viele Dinge sich positiv verändern (noch nie durften Journalisten sich so frei in China bewegen, Blogs sind zugänglich gemacht worden in den letzten Tagen etc.). Allerdngs auch negative Auswirkungen, wie zum Beispiel "Reinemachen" einschließlich der Vertreibung nicht gewünschter Menschen. Die Öffnung Chinas und die Einleitung von Reformen hat erst 1978 mit Deng Xiaoping eingesetzt, ein verdammt kurzer Zeitraum für ein Land mit jahrtausende langer Geschichte.
Zum Thema: Ich war letzte Woche in Peking und hatte Sonne und blauen Himmel, statt wie sonst Sonne und grauen Himmel, kam mir komisch vor. Aufgrund meiner vergangenen Erfahrungen hier, möchte ich aber auch keinen Marathon hier laufen müssen, auch wenn während der Spiele Massnahmen gegen die Luftverschmutzung getroffen werden. Tests sollen offiziel eine Verbesserung von 30-40% gebracht haben, daher gehe ich eher von realistischen 10-20% aus.
Auch wenn Haille nicht starten wird, werden die Läufer immer noch schneller sein, als die normale Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Autobahn in Peking an einem ganz normalen Wochentag.
Ich werde die Olympischen Spiele hoffentlich auch persönlich hier erleben.
Gruß
Lars