Ich glaube, ich war in meiner frühesten Jugend mal auf dem Rennsteig so ein, zwei Schritte oder gar Kilometerchen unterwegs.
Denn die Familienurlaube gingen damals ja entweder an die Ostsee oder den Thüringer Wald. Irgendwie sagte mir das Örtchen Stützerbach was. Auch in Ilmenau oder Oberhof glaube ich schon mal gewesen zu sein...
Da werd ich doch mal zu Hause nachfragen, wann wo und wie wir uns damals dort rumgetrieben haben.
Eins allerdings weiss ich ganz genau: am vergangenen Wochenende habe ich am 36. GutsMuths Rennsteiglauf teilgenommen. Na ja, streng genommen, bin ich gar nicht gelaufen, sondern gewalkt. Und zwar den Halbmarathon. Da uns die speziellen Nordic-Walking-Strecken nicht ansprachen und die 50km-Wanderung erst am Sonntag stattfand, haben wir uns halt beim Halben der Läufer angemeldet. is ja nicht das erste Mal, dass wir als Walker auf diese "Notlösung" zurückgreifen...
Um uns schon ein wenig auf das Thüringer Land einzustimmen, sind wir schon am Donnerstag Mittag angereist und haben unser Quartier in Suhl bezogen. Mir gefällt ja so wuchtiges, dunkelhölzernes Mobiliar normalerweise überhaupt nicht, aber zum Rennsteig-Feeling hat es sowas von gepasst.
Nachdem wir ein wenig die Weltmetropole Suhl erkundet hatten, riskierten wir auch einen kleinen Abstecher nach Ilmenau. Am Freitag gönnten wir uns eine Mütze Ausschlafen und machten uns auf den Weg nach Schmiedefeld, um mal zu schauen, was uns denn im Ziel erwartet. Pünktlich zur erstmöglichen Startnummernausgabe trudelten wir dann in Oberhof ein. Hier klappte alles wunderbar.
Am späten Nachmittag ging es dann wieder nach Schmiedefeld zum Foritreffen im Gastinger. Bis auf Kathrin war mir alle Gesichter so im real life neu. Schön euch kennengelernt zu haben. Ach ja, und lecker Futter gibt's da natürlich auch. Sei es Roulade mit Rotkohl und Klößen oder lecker Apfelstrudel. Das Köstritzer Schwarzbier darf natürlich auch nicht vergessen werden.
Am Vorabend des Laufes stellte sich nun die Frage: wie machen wir das mit der An- und Abreise? Mit dem Auto nach Oberhof, dort frühzeitig einen Parkplatz erkämpfen, Klamotten im Auto deponieren (da es ja gaanz fürchterlich regnen sollte und die Kleidersäcke ungeschützt auf der Schmiedefelder Klamottenwiese abgelegt werden) und dann mit dem Transferbus von Schmiedefeld zurück nach Oberhof und mit Auto dann nach Suhl.
Oder aber mit dem extra zur Verfügung gestellten Bus für 3 Euronen pro Nase von Suhl nach Oberhof, die Klamotten in Tausend Plastiktüten verpackt in einen der vielen Kleidersacktransporter verfrachtet und Zeit mit Parkplatzsuche gespart. Zurück soll es ja auch einen Linienbus geben der über Schmiedefeld nach Suhl fährt.
Letztere Variante war dann die Wahl. So konnten wir etwa ein Stünchen länger schlafen und dann gemütlich mit einigen Dutzend anderer Laufwilliger, die kurz vor sechs aus den Suhler Löchern gekrabbelt kamen, nach Oberhof fahren.
Es war schon recht frisch so zwischen kurz vor sieben (bis sieben muss man seinen Kleiderbeutel abgegeben haben) und 07:42Uhr (Start des Blocks V und VI des Halbmarathons). Um den frischen Tempareturen und dem Nieselregel zu trotzen, rückten die Läufer in den Startblöcken noch ein wenig enger zusammen, was ja beim Schunkeln des Schneewalzer so richtig schön die Stimmung hebt.
Auf Grund seiner Vorjahresleistung beim Halben wurde Georg in Startblock IV eingeteilt. Da ich aber als Neuling Startblock VI hatte und wir sowas von überhaupt nicht im Tempotraining stehen, war uns das hinterste Ende des letzten Blocks ganz recht. Eine Zielzeit gab's bei uns sowieso nicht. Lediglich ankommen, die Landschaft und Stimmung geniessen und nebenbei einige Läufer hinter sich lassen ;-) war die Devise.
Erstaunlicherweise waren wir nicht die einzigen Walker (!!!! das sind die OHNE Stöcke!!!), die Halbmarathon der Läufer unterwegs waren. Zu Beginn der Strecke zog eine Walkercombo an uns vorbei und teilte auf Nachfrage mit, eine Zielzeit von 3h30 angepeilt zu haben. Na, dafür waren die aber ganz schön schnell unterwegs.
Nachdem die ersten paar Meter auf asphaltierter Strasse gelaufen (bzw. gewalkt wurde), folgte ein erster Anstieg in den Wald hinein. Leider kann ich nicht sagen, wer von den Sportlern, die wir so im bergauf-dahintrotten überholten, nun Läufer oder Walker war, denn in unserem Umkreis sind fast alle den Berg hochgegangen. Auch ich habe mich deutlich zurückgenommen. Zwar ging die Puste ganz schön, aber die Beine schmerzten nie bei entsprechend gemütlichem Aufstieg. Munter überholten wir die bis Kilometer acht an den Steigungen die gehenden Läufer und diese uns dann wieder auf den Geraden und Abstiegen. Bis kurz vor Kilomter 16 ging es dann fast nur bergab und man konnte herrlich dahinkullern un die Landschaft und die "Mitläufer" geniessen.
Nach der zweiten Verpflegungstelle folgte dann noch mal ein behäbiger Anstieg, der sich wunderbar nutzen ließ, um einen ganzen Becher Vital Cola (Schwarz) im Marschschritt zu leeren. Normalerweise bekommen ich ja kaum mehr als ein paar Tropfen Flüssigkeit während des "Laufs" hinunter, denn entweder läuft's am Mund vorbei oder aber aus dem zerdrückten Plastikbecher aus. Hier aber gönnte ich mir den kompletten Becher. Obwohl ich mich nicht kaputt fühlte (vom vielen Schonen und langsam machen ;-) gab die Vita Cola einen merklichen Schub. Das Zeug sollten sie laufveranstaltungsweit einführen. Kommt richtig gut.
Irgendwo bei Kilometer 18 oder 19 stießen dann auch die Kurzstreckenwanderer und 17km-Nordic-Walker zu uns. Hui, was da die Stöcke flogen und gelaufen wurde. Na ja, soll sich doch jeder selbst bescheissen, wie ich immer wieder zu sagen pflege..
Ich selbst musste mich immer wieder daran erinnern, auch die bergabigen Passagen zu walken und nicht in den Laufschritt zu verfallen, denn teilweise kam man schon ganz schön in Schwung und die Beine kaum hinterher und lechzsten nach Flugphasen. Aber konsequent wie ich nunmal bin, habe ich die komplette Distanz durchgewalkt und immer mindestens einen Fuß am Boden gehabt. (Ich gestehe, ein einziges Mal hatte ich eine Flugphase. Da war ich gestolpert und konnte mich noch so eben fangen. Ich hoffe, es sei mir verziehen...).
Nun konnte man auch schon den Zielsprecher hören, der jeden einzelnen Zieleinläufer ansagte, und das Publikum am Wegesrand gab immerwährend Auskunft: "Noch 1km". "Noch 800m". "Noch 400m". "Da vorne ist der Zieleinlauf"... Georgs Grinsen wurde immer breiter, denn sein Forerunner verriet ihm, dass wir im Ziel mit 2h59min26sec angekommen waren.
Na!!
Angekommen.
Unter der "magischen 3Stunden-Marke" geblieben.
Die Aussicht und vor allen Dingen den Lauf - äh, Walk - genossen. Und laut Ergebnisliste für den Halbmarathon mindestens 135 Mitstreiter hinter uns gelassen :-)
Da schmeckt die Suppe, die Rostbratwurst und das Schwarzbier doch noch mal so gut.
Der Urkundendruck lief vorzüglich und auch den Kleiderbeutel fanden wir ohne Mühe wieder (nun ja, die meisten Halbmarathonis hatten ihren Beutel ja schon längst in Empfang genommen).
Einen letzten Kleiderbeutel sahen wir direkt im Zieleinlauf hängen, als wir kurz vor 19:00Uhr - nachdem wir mit dem Taxi nach Suhl gefahren waren, da der Linienbus nun doch nicht seine gewohnte Route fuhr; schön geduscht und ein wenig relaxt hatten; meine Schwester in Empfang genommen und auf ihren Geburtstag angestossen hatten; mit dem Auto wieder nach Schmiedefeld gefahren und den letzten fiesen Anstieg (-> Zielgerade der Marathonis) erklommen hatten - das Festzelt ansteuerten. Der letzte SMler war noch immer nicht da.
Keine Ahnung, wann der mit frenetischem Jubel angekündigt und im Ziel empfangen wurde, denn im Festzelt war die Stimmung ordentlich angeheizt. Gassenhauer und Schunkelmusi, die ich mir ansonsten nicht antue, ließen die Sportler auf den Bänken hopsen, als wäre der eine oder andere nicht gerade nen Marathon oder gar den Supermarathon gelaufen. Von ein paar kaum wahrnehmbaren Hinkefüssen mal abgesehen, blühte hier das Leben und das Läuferherz. Und überall wo man hinschaute sah man mit stolz geschwellter Brust die medaillientragenden Finisher.
Da es für den Halbmarathon leider kein "Edelmetall" zu erwerben gibt, und wir auf jeden im nächsten Jahr wieder zum Rennsteiglauf kommen werden, werden es dann wohl ein paar Kilometerchen mehr werden ;-) Und im Jahr darauf. Und darauf. Und darauf...
Das Rennsteigfieber hat uns gepackt.
Drum lasst uns alle gemeinsam singen: "Diesen Weg auf den Höh'n..."
Gruß an alle Mitstreiter
EDDI
Den Bericht mit ein paar Bilderchen garniert bekommt ihr hier.
2
Hallo liebste Eddi,EDDI hat geschrieben:Da es für den Halbmarathon leider kein "Edelmetall" zu erwerben gibt, und wir auf jeden im nächsten Jahr wieder zum Rennsteiglauf kommen werden, werden es dann wohl ein paar Kilometerchen mehr werden ;-) Und im Jahr darauf. Und darauf. Und darauf...
genau so stelle ich mir das auch vor.
Mich hat das Rennsteigfieber ja schon im vergangenen Jahr gepackt. Find ich klasse, dass wir diese Sucht jetzt teilen.

Danke schön für den tollen Bericht.

Bis gleich
Georg
3
EDDI hat geschrieben:Ach ja, und lecker Futter gibt's da natürlich auch. Sei es Roulade mit Rotkohl und Klößen oder lecker Apfelstrudel. Das Köstritzer Schwarzbier darf natürlich auch nicht vergessen werden.
Da schmeckt die Suppe, die Rostbratwurst und das Schwarzbier doch noch mal so gut.
Ich sach noch: Eine vernünftige solide Ernährung ist die Basis des Erfolgs!
Glückwunsch und Danke für den schönen Bericht.
Gruß Martin
4
Ist es nicht lustig was man am Rennsteig plötzlich alles cool findet - dunkles Holzmobiliar, gutbürgerliche Küche, Schunkeln mit Wildfremden, Gassenhauer singen...
Willkommen im Club der angefixten Rennsteigler.
Den Umstieg auf den Ganzen kann ich ebenfalls nur empfehlen. Man muss dort viel walken, denn die An- und Abstiege sind um einiges heftiger. Bestimmt seid ihr da einiges im Vorteil gegenüber nurlaufenden Walklegasthenikern wie mir, ich wurde am Berg nämlich regelmäßig walkenderweise versägt. Und das Essen ist auf der längeren Strecke natürlich auch umfangreicher und besser
Nicht zu Vergessen noch Herzlichen Glückwunsch zur wirklich guten Zeit!
Viele liebe Grüße, auch an Sumo.
Cathleen

Willkommen im Club der angefixten Rennsteigler.
Den Umstieg auf den Ganzen kann ich ebenfalls nur empfehlen. Man muss dort viel walken, denn die An- und Abstiege sind um einiges heftiger. Bestimmt seid ihr da einiges im Vorteil gegenüber nurlaufenden Walklegasthenikern wie mir, ich wurde am Berg nämlich regelmäßig walkenderweise versägt. Und das Essen ist auf der längeren Strecke natürlich auch umfangreicher und besser

Nicht zu Vergessen noch Herzlichen Glückwunsch zur wirklich guten Zeit!
Viele liebe Grüße, auch an Sumo.
Cathleen
6
Vielen Dank Eddi, für Deinen lebendigen Bericht. Nun kann ich mir die Strecke ja schon ein wenig vorstellen, die ich nächstes Jahr laufen werde...
Glückwunsch zur tollen Zeit. Ich versteh nur nicht, warum Du keine Flugphasen zugelassen hast, wenn es keine Walker-Wertung gab! Oder ist das sowas wie "Walker-Ehre"? Dann versteh ich das 


☼ ☼ ☼
Entscheide Dich. Und wenn Du Dich entschieden hast,
vernichte die Alternativen.
7
Tja, wieviel Leninpunkte die Kinderchens dafür wohl gekriegt haben...19joerg61 hat geschrieben: Abgelacht habe ich beim Rennsteigliedvideo,

(Gab's das wirklich?)
Glückwunsch zu euren Zeiten, da habt ihr ja ganz schön "reingehauen"!

8
Wirklich schöner Bericht Eddi, vor allem mal von der Strecke, die ich selbst kenne
.
Herzlichen Glückwunsch zur tollen Zeit, also wirklich!
mandy

Herzlichen Glückwunsch zur tollen Zeit, also wirklich!
mandy
mein Blog: AmandaJanus
9

vielen Dank für den interessanten Bericht und Glückwunsch zur sub3 Zeit

Bis bald mal
Angie

What was hard to suffer, is sweet to remember.Seneca
10
Vielen Dank für den schönen Bericht vom Walken auf dem Rennsteig.
Herzlichen Glückwunsch zum Unterbieten der 3-Stunden-Marke!
Gruß
Ralph
Herzlichen Glückwunsch zum Unterbieten der 3-Stunden-Marke!
Gruß
Ralph