

Kurz zu mir: ich heiße Peter, bin nun gerade 27 geworden und bin mittelsportlich. Also schon sportlich, aber eben nich richtig. Ich spiele Volleyball und fahre Mountainbike. Volleyball ist zwar anstrengend, aber man hat immer kurze Verschnaufpausen, und beim Mountainbike reizte mich von je her eher das technische, knifflige- nicht die knackigen Bergfahrten... Deswegen mittelsportlich.

Das alles, in Verbindung mit dem Start meiner Berufskarriere als Sesselpupser führte langsam aber stetig zu immer mehr weicher, kuscheliger Fülle, vor allem rund um den Bauch. Ja, ein Rettungsring, Motorradreifen oder wie tausende Männer die liebgewonnene und teuer bezahlte Ausbuchtung der Körpermitte auch nennen, ist so durch die Lande gewabert, hat mich gesehen und beschlossen, ich sei genau sein Typ.

Außerdem hatten meine Frau und ich ein Körpergewichtsmessgerät bei einem größerem Kaffeeröster erstanden, hauptsächlich, weil die Waage schick aussah und sich farblich harmonisch in unser Badezimmer einfügte. Ich habe immer häufiger vermieden, mich dem erbarmungslosen Display zu stellen, aber irgendwann hab ichs dann doch nochmal gewagt und mich erschrocken.
Jetzt bin ich nie sonderlich dick gewesen, und manche mögens lächerlich finden, aber bei 89,8kg (jahaa. Digitale Waagen zeigen in 100g Schritten an- zum Glück!) war meine persönliche Schmerzgrenze erreicht, hatte ich doch vorher immer so zwischen 83 und 85kg gewogen, bei ganzen 182cm Körperlänge. (Mein Vater auf so ziemlich JEDER Familienfeier: „Der ist >LANG<! >Groß< musser noch werden. Karl der >Große< war auch ziemlich >kurz<!“) 83 bis 85kg ist nämlich „ungefähr 80kg“, aber „knappe!! 90“, das hat mir echt zugesetzt. Schiebts meinetwegen auf beginnende Midlife-Crisis oder so- 90kg: INAKZEPTABEL! Nun ja.
Worauf wollte ich eigentlich hinaus? Achja: die Rennerei ohne vernünftigen Grund.
Es musste was passieren! Also erstmal recherschie- rescherchi- ...nachlesen, was man so tun kann. Also Internet. FOREN! Ich liebe Internetforen. Hat jemand von Euch schonmal „abnehmen“, am besten noch „einfach abnehmen“ und „schnell“ bei Google eingegeben?

Kohlehydrate- (ach, das heißt ja jetzt „Carbs“) vermeiden, Fette vermeiden, beide vermeiden, aber ausreichend zu sich nehmen... An jeder Ecke gibt es Tipps en masse zum Thema abspecken, aber alles durcheinander und widersprüchlich.
Nach langem Lesen begriff ich: [Weltuntergangsstimme aus den Pro7 Reportagen und der VW-Werbung] Der heilige Gral des Abspeckens ist das KALORIEN-DEFIZIT!

Aha. Ganz einfach also. Ein Patentrezept. Kein Problem.
Nachdem mir meine Erfahrung gezeigt hat, dass ich überhaupt nicht der Typ für Diäten bin- viel zu schusselig und unstrukturiert- habe ich entschieden auf der anderen Seite der Gleichung Kalorien hinzuzufügen, also mehr zu verbrauchen, als beim Essen einzusparen. Bloß nicht Kalorien zählen, um Gottes Willen.
Irgendwas Ausdauersportliches. Aber erstmal heimlich. Ich habe also meine 12€-Decathlon-Jogging-Schuhe genommen und bin in dem Fitnessstudio, in dem ich ewig nicht mehr aufgetaucht bin, aufs Laufband. Joggen. Joggen ist Langeweile pur, deshalb das Laufband im Studio, da hängen Fernseher rum, und man hat was zu gucken. Dreimal pro Woche, jeweils so zwischen 3 und 8km. Das hat immerhin schon gut geklappt, immerhin bin ich schon immer mittelsportlich gewesen.

Allerdings gelang es mir natürlich etwa eine halbe Woche lang, mein Unterfangen vor meiner Frau zu verbergen und all meine gehässigen Äußerungen von „früher“ fielen schlagartig auf mich zurück und die Kunde über meine neue lächerliche Schnapsidee machte schnell die Runde in Familie und Bekanntschaft, die mir allesamt höchstens eine Woche Durchalten attestierten.

Schon ein Monat also. Soo lang hatten meine Freunde plus meine Frau meinem Durchhaltevermögen nicht gegeben, und der Hohn wandelte sich langsam in eine verhaltene Form der Anerkennung um. Sätze wie „Tscha, ich sollte wohl auch mal anfangen irgendwas zu machen...“ und „Das Du das so konsequent durchhältst...“ wurden häufiger, und Sätze wie „Hähä. Du biss ja nich ganz dicht.

Der „fast90kgSchock“ war nach Weihnachten im Januar. Mein erster Tag auf dem Laufband noch in der ersten Woche des Jahres (Neujahrsvorsatz). Auf die Waage gehe ich gar nicht mehr, weil ich inzwischen nicht mehr laufe, um abzunehmen, sondern einfach, weils mir Spaß macht. Abgenommen habe ich dennoch deutlich. Seit Mai wiege ich etwa 75kg, zwar immer noch mit kleinem Rettungsring, der ist aber nicht der Rede wert.
Interessant ist, dass meine Frau nach ersten Erfolgen meinerseits von meiner „Ernährungsumstellung“ (grmbl) mitgezogen wurde. Meine Ablehnung gegen Pizza und Fastfood, Süßigkeiten und so hat sie geschickt auszunutzen verstanden, sie ist auf den Zug aufgesprungen. Sie ist seitdem auch schlanker geworden und (haltet Euch fest): Sie ist jetzt auch schonmal gelaufen. Schon drei mal. Heimlich, also, sie hats mir erst hinterher erzählt. Sie möchte auch erstmal nicht, dass wir zusammen laufen, das sei ihr zu blöd, sie sei zu langsam etc.. Ich möchte jetzt, dass sie Schuhe bekommt, aber soviel Geld für ne fixe Idee, eine vorübergehende Laune ausgeben... nee..
Tja. So fängts an...
Liebe Grüße,
Peter
„P.S.“: Uii. Ganz schön lang geworden, und wahrscheinlich ganz schön konfus. Danke fürs Lesen!