
Also habe ich mich für den Altmühlseelauf angemeldet. Mein Ziel war, dass ich ihn unter 2 Stunden schaffe. Auf Grund meiner Trainingszeiten liebäugelte ich mit einer Zeit um 1:51 h.
Nun der Tag des Laufs: Ich kam mit meiner Rostlaube in Unterwurmbach an. Es waren schon viele andere Läufer da. Jeder zweite hatte irgendein Shirt, mit dem er zeigte, dass er schon irgendeinen Marathon, eine Challange, einen Ironman oder sonstwo gefinisht hat. Irgendwie kam ich mir da mit meiner Aldi-Laufhose und meinem NKD-Funktionsunterhemd und ohne jegliche Lauferfahrung etwas deplaziert vor. Mir fiel auch auf, dass die meisten Menschen sehr ernst, fast schon grantig, schauten. Als ich diese ganzen Profis sah, kam auf einmal die Aufregung. Irgendwie hatte ich ab diesem Zeitpunkt vergessen, dass ich hier nur "gegen mich" laufe. Ich habe sogar vergessen, meinen Brustgurt für die Pulsmessung anzulegen, obwohl ich bisher nur mit Pulser gelaufen bin. Wobei vergessen eigentlich gelogen ist. Mir war es peinlich, weil ich nicht wusste, ob man bei so einer Veranstaltung einen Gurt überhaupt trägt. Deshalb wollte ich ihn in einem unbeobachteten Moment anlegen (dumm, oder). Der Moment kam übrigens nie ... Unter diesen Eindrücken zitterte ich mich zur Ausgabe der Startunterlagen.
Die Abholung der Startunterlagen wirkte auf mich sehr gut organisiert. Ich hatte fast keine Wartezeit. Vor dem Lauf war für die meisten Teilnehmer großes Aufwärmen angesagt. Hier wieder einer meiner Anfängerfehler: Ich laufe ja sowieso über 20km - da wird's mir schon warm. Also habe ich mich in die Wiese gelegt und den anderen zugeschaut.
Bei der Startaufstellung waren Schilder, mit denen man sich entsprechend seiner angestrebten Zeit aufstellen konnte. Ich stellte mich knapp vor das 2 Std.-Schild. Irgenwie fühlte ich mich unwohl zwischen all den Menschen. Nach dem Startschuss ging es dann zunächst im Stop- und Go-Modus Richtung "Start". Die Zeit, bis ich die offizielle Startlinie erreichte erschien mir ewig - in Wirklichkeit waren es nur 30 Sekunden. Die Zeit wurde übrigens ab den Startschuss gewertet, was aber bei der Preisklasse, in der ich laufe, keine Rolle spielt.
Ich trabte mit der Karavane los. Pünktlich zum Start bekam ich so ein komisches Gefühl im Bauch, eine Mischung aus Hunger und Sodbrennen (nachdem ich nicht wusste, was man vor so einem Lauf isst, habe ich mich tagsüber mit Honigsemmeln ernährt). Nach 3,5 km kam schon die erste Wasserstation. Die ließ ich aus. Ich lag mit einer km-Zeit von 5:10 Sekunden etwas schneller, als ich mir vorgenommen hatte. Trotz des komischen Gefühls im Bauch lief es eigentlich gut. Bei der nächsten Verpflegungsstation, die etwa nach 6 km kam, habe ich mir dann einen Becher Wasser ins Gesicht geschüttet - den Ablauf trinken zu nennen wäre übertrieben. Viele Läufer gingen kurz, um richtig trinken zu können. Keine schlechte Idee, ich hatte aber Angst, dass ich dann nicht mehr loslaufen will bzw. kann. Das Wasser brachte es: Mein Bauch meldete sich nicht mehr. Nach der Hälfte der Strecke kontrollierte ich meine Zeit. Ich bin viel langsamer geworden. Sch... Wind. Also wollte ich beschleunigen. Die Betonung liegt auf wollte ... Als ich bei km 13 meine Zeit nachrechnete stellte ich fest, dass sich zwar meine Atmung massiv beschleunigt hat, ich aber zeitmäßig nichts gutgemacht hatte. Ich konnte mich ja auch nicht einschätzen, weil ich keine Erfahrung habe und mein Pulsgurt im Auto lag. Na ja, bei der folgenden Verpflegungsstation gab es Cola. Sehr gut (dachte ich zumindest). Dort habe ich mir einen Becher zu gleichen Teilen im Gesicht, auf dem Hemd und im Mund verteilt. FEHLER! Kurz darauf meldete sich mein Bauch. Mir war inzwischen die Zeit total wurscht. Hauptsache ankommen. Also schleppte ich mich bis ins Ziel. Ich hätte nie gedacht, dass der letzte Kilometer so lang sein kann. In einer Stunde 55 Minuten und ein paar zerquetschten kam ich im Zielbereich an.
Dort wurden die Läufer ausgezeichnet versorgt, mit Obst (Äpfel, Bananen, Wassermelonen) und Getränken (Schorle, Wasser, Eistee). Gegen Rückgabe des Chips für die Zeitmessung bekam man eine schöne Medaille. Im Bereich des Sportheims waren dann auch Duschmöglichkeiten.
Tja, jetzt habe ich "Blut geleckt". Ich werde in diesem Jahr sicher noch einen HM angreifen und versuchen, meine Wunschzeit von 1:50 zu erreichen. Das witzige ist ja, dass ich vor zehn Tagen einen Trainingslauf über 19 km gemacht habe, in dem ich ohne große Anstrengung auf eine km-Zeit von 5:12 gekommen bin. Deshalb habe ich mir schon eine solche Zielzeit ausgerechnet. Dummerweise war das aber auch der einzige lange Lauf in letzter Zeit. Aber mein großes Ziel unter 2 Stunden anzukommen habe ich erreicht.
Ich hoffe, ich habe den Bericht nachvollziehbar und verständlich geschrieben. Vielleicht konnte ich darlegen, was im Kopf eines Anfängers bei seinem ersten HM überhaupt, abläuft.
Viele Späße noch!