salix hat geschrieben:Mal zwei Fragen zu den langen Läufen in der Marathonvorbereitung:
die haben ja meines Wissens nicht nur die Anpassung des Bewegungsapparates zum Ziel, sondern sollen auch den Fettstoffwechsel trainieren - also dem Körper beibringen, zur Energiegewinnung nicht nur die Kohlenhydratspeicher, sondern auch die Fettreserven heranzuziehen.
1. Ist es in diesem Sinne also kontraproduktiv, während des Laufes (zu viel) Kohlenhydrate aufzunehmen?
2. Wie soll das überhaupt funktionieren - den Fettstoffwechsel zu "trainieren"? Es fällt mir irgendwie leichter, mir die Sache mit der Kräftigung von Muskeln, Bändern und Sehnen vorzustellen, weil sich da ja tatsächlich etwas "Greifbares" ändert - aber bei einem biochemischen Vorgang!? In meiner Naivität stelle ich mir das so vor: wenn KH da sind, werden die verbraucht, und wenn nicht, dann eben Fett. Warum der Körper bei der nächsten Belastung oder beim Marathon dann früher/leichter/whatever auf das Fett zugreifen soll, verstehe ich irgendwie nicht so recht ... kann mir das bitte jemand gaaanz langsam erklären, so als ob ich 6 Jahre alt wäre?
generell brauchst du in deinen muskeln maschinen (kraftwerke), die aus kohlenhydraten und fettsäuren letztlich verwertbare energie atp (daher mein profilname) produzieren. diese kraftwerke nennt nennt man mitochondrien und ihre menge unterscheidet sich um bis zu den faktor 3 zwischen untrainierten und trainierten menschen. offensichtlich ist da ein knackpunkt.
der abbau von fett wird über enzyme gesteuert. auch die anzahl der enzyme hängt vom training ab. je mehr enzyme, umso mehr energieumsatz ist möglich.
der fettabbau wird durch insulin gehemmt, was durch zufuhr von kohlenhydraten leider passiert. daher solltest du im training nur dann kohlenhydrate zuführen, wenn du die km sonst nicht "überleben" würdest.
insgesamt produziert der körper seine wundervollen nanomaschinen bedarfsorientiert. in deinen genen stecken die programme, wie die maschinen gebaut werden. aber diese programme laufen nicht ständig ab, sondern werden offensichtlich bedarfsorientiert aktiviert. genau das ist das prinzip des trainings.
wenn du mit kohlenhydraten immer ausreichend klar kommst, besteht kein bedarf lipase (fettenzyme) zu produzieren. wenn du nicht regelmäßig erhöhte energieumsätze in den muskeln hast, besteht kein bedarf, mitochondrien zu produzieren. und selbst wenn du sie erst mal antrainiert hast, aber nicht mehr brauchst, wird kein aufwand betrieben diese maschinen zu erhalten.
aus der logik dieses prozesses folgt aber, dass man mit geringen glykogenreserven und kürzeren läufen das gleiche erreichen müsste bzgl. fettstoffwechsel und glykogenspeicher, als wenn man normal gefuttert einen langen lauf macht.
daher sehe ich die wirkliche notwendigkeit für den langen lauf nur in der anpassung des bewegungsapparates einschließlich der reizung aller muskelfasern, die bei kürzeren läufen teilweise nur reservefunktionen haben.