schrambo hat geschrieben:redcap: 2:38:02 h, wenn ich es richtig gesehen habe...
Verdammt noch mal, das scheint zu stimmen. Es war ein Lauf, wie in einem Rutsch, in 5er Abschnitte vergingen wie im Flug. Klar, ich wußte ja, auf was ich mich einlasse, die Durchgangszeiten waren mir ein Begriff, aber dennoch durfte die Zeit auf der Zieluhr für mich erstmal nur so ein Haufen Ziffern sein.
Ja, ich geb schon zu, wegen der fehlenden drei Sekunden zur nächsten "Minute" hab ich nach dem Lauf schon das ein oder andere Mal geflucht, aber das war einfach im Überschwang. Irgendwas muß man ja finden, sonst fühlt man sich zu erschlagen. Das waren schlicht zu viel geile Eindrücke während des Laufes, wie soll ich es sagen, so eine Art 'Uiii' dröhnte mir durch den Kopf. 2:38:02
Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich möchte mich aber einreihen und auch einen Glückwunsch an die anderen aussprechen. Die Bedingungen waren so genial, da war die eine oder andere Superzeit einfach fällig. An dieser Stelle einen ganz besonderen Glückwunsch an Rolli, toller Split und wirklich super wie du dich dann selbst überrascht hast und schneller liefst als du durftest/konntest/wie auch immer. Nee, wirklich Daumen hoch.
Der angesprochene negative Split. Also ich hätte den auch drauf haben können, wären da nicht die auch schon angesprochenen 2.2 letzten Kilometer gewesen. Ich hatte da sogar ein paar Läuferchen die finalen Minuten um mich rum, und die überquerten dann auch etwa zehn Sekunden vor mir die Zielmatte. 'Um mich rum' heißt, erst war ich dran, dann nicht mehr.
Bevor das in Berlin auf die Zielgerade geht, verläuft die Strecke über ein Stück Kopfsteinpflaster, davor, danach ne scharfe Kurve. Das Brandenburger Tor: Kopfsteinpflaster, ne Treppenstufe danach hinunter. Alles nix Wildes, aber mir hats gereicht, ich bin so ein mieser Kopfsteinpflaster- und Kurvenläufer, es wollte einfach nicht schneller, der letzte Abschnitt wurde der langsamste des Rennens. Und Zielspurt. Zielspurt, Zielspurt, Zielspurt! Na, ich hab schon versucht, langgezogen das Tempo so hoch wie möglich zu halten, hab mich bis ins ZIel wirkich richtig angestrenge. Aber ich konnte noch stehen, gehen im Ziel, brauchte eben nicht die Handvoll Sekunden um wieder klar zu sehen. Ich hätte sicher noch was spurten können. Aber ich sah aus der Ferne, wie die Uhr umsprang auf 2:38, und ich war so weit entfernt vom Ziel, die Sekunden verrannen. Vertan hatte ich mich, hatte im Hinterkopf etwa zehn bis zwölf Sekunden Differenz zwischen Brutto- und Nettozeit zu haben, es waren aber achtzehn. 2:38:20 lautete die Zeit beim Überqueren der Matte. So fern der Minute und eigentlich sowas von dran. Naja, ein kleiner blöder Fehler - wenn überhaupt, wahrscheinlich rede ich mir bloß ein, nicht richtig schnell eingelaufen zu sein -, er sollte mir den Rest nicht schmälern.
18:45-18:46-18:42-18:37-18:42-18:44-18:36-18:50-8:20
sind meine Splitzeiten.
Ich muß meine Eindrücke noch ein wenig in mir ordnen, ich wollte sie schon sehr gerne die nächsten Tage auf einen Laufbericht abbilden. Deshalb hier nur so ein Bißchen was zum Rest:
Am Start genau vorne zwischen Startblock A und Startblock B gestanden. Gleiches Spiel wie überall, hätte ich eigentlich wissen müssen. Aber ehrlich, es kam mir anmaßend vor, weiter vorne zu stehen. So standen dann gefühlt bestimmt über 500 Leute vor mir, als es losging, war das bloß ein furchtbares Gedränge, die ersten Meter des Rennens mußte ich gehen. Es waren bloß ganz wenige Meter, aber mir hats gereicht, um nervös zu werden, hab mich beim (im Vergleich zu weiter hinten natürlich nur leichten) Slalomlaufen tierisch geärgert. Und was mir da alles entgegenkam, und dann teilweise zu mehreren nebeneinander den Durchgang blockierend. Ich muß eingestehen, diejenigen, wo ich es echt nicht eingesehen habe, und wo es einfach nur eng wurde, dann auch ein wenig umgerempelt zu haben, anstatt mir Arme und Beine zu verrenken beim Durchquetschen.
Nach vielleicht so zwei Kilometern war es dann frei genug, um absolut unengeschränkt laufen zu können, dabei hab ich auf dem ersten Kilometer dann knapp zehn Sekunden verloren und lief dabei nochmal fünf bis zehn Sekunden "zu intensiv". Also so gefühl, würd ich mal sagen.
Danach kam totale Ruhe rein. Die Läufer, die auch ein ganz gleichmäßiges Tempo laufen, die gehen so hier und da wo sie sind in dem ganzen Läuferfeld unter. Ich hatte nur das Gefühl, vom Anfang bis zum Ende (die letzten 2.2km mal ausgenommen) durch das Starterfeld durchzulaufen. Es waren so unglaublich viele Läufer, das war so der Wahnsinn, es fühlte sich so langsam an, weil so viele um einen rum waren. Erste Lücken im Feld, ein erstes Aufreißen dieses Läuferwurms gabs bei mir nach vierzehn Kilometern. Und während ich so lief, ich lief immer von einem Inselchen zum nächsten auf. Und als ich dann so angekommen war, war ich ja schneller gewesen als sie, sonst wäre ich nicht aufgelaufen und hab mich nicht aufgehalten.
Ich bin mir recht sicher, ohne Uhr wäre ich letzten Sonntag nicht wirklich anders unterwegs gewesen. Zwischenzeiten habe ich zwar genommen, auf jedem einzelnen Kilometer. Aber nicht die Uhr, sondern ganz allein ich habe mein Tempo gemacht.
Und das war so genial, wie es funktionierte. Es kam mir so locker, so richtig, so machbar vor. Konzentriert habe ich schon die ganze Zeit in den Körper gehört, innerlich war ich eins. Aber anders als Rolli hatte ich die ersten - sagen wir - dreißig Kilometer nicht den Ansatz eines Tunnelblicks. Nein, der war zur hundertprozentigen Konzentration auf mein am Laufen bleiben, eben auf dieses genau so schnell wie es locker geht, nicht notwendig, vielleicht sogar kontraproduktiv.
Obwohl, kontraproduktiv klingt bescheuert, es war nur geil (mist, da fehlen mir die worte, ich wiederhol mich mit dem geil zu häufig, aber es war einfach so), diesen ganzen Lauf, diese ganze Atmosphäre so aufzunehmen. Die Strecke, das Wetter, die Leute, der Lärm der Leute. Unterwegs zu sein, mit sovielen anderer Läufer, die genau das gleiche machten, wie man selbst, genauso schnell waren wie man selbst. Und so viele davon.
Im Übrigen konnte ich bei so etwa drei Kilometern eine ganz leicht abschüssige (mein ich jedenfalls) Gerade entlang bis nach vorne und bis zu den ganzen Fahrzeugen schauen. - Das Bild hat sich mir festgebrannt.
Was will ich sonst noch schreiben? Bestimmt ne Menge.
Hab ein paar Bilder gemacht. Fahrt hin, Messe, Unterkunft, Marathonmorgen und nachher. Wer mal Lust hat:
Picasa-Webalben - Christian - Berlin
gruß,
redcap