alexb hat geschrieben:Hallo,
irgendwie hat keiner von euch in der Laufbibel folgende Aussage gelesen:
Es geht bei der Laufstilverbesserung nicht darum, schneller zu werden, sondern mehr die Muskulatur anstelle der Gelenke zu belasten. Er schreibt Muskulatur (welche dann mehr belastet wird) kann man trainieren, Gelenke kann man aber nicht mehr erneuern. Er schreibt auch definitiv, daß es anstrengender wird.
Auch wenn man über die Thesen von Marquardt durchaus diskutuieren kann, gibt es, und gab es bereits vor dem Buch, Läufer, die noch nie mit Gelenkproblemen zu tun hatten und auch nie welche bekommen werden, egal ob sie nun hoppelnd, schleichend, hüpfend, auf dem Vorfuß, dem Rückfuß, auf einem Fuß oder wie auch immer sie sich fortbewegen. Ich sehe für jene Läuferkreis keinerlei Notwendigkeit ihren jeweiligen Laufstil grundlegend und ganz bewusst auf ein andere Technik umzustellen. Mit fortschreitendem Trainingszustand und mit steigender Laufgeschwindigkeit wird sich der Stil sowieso anpassen müssen und das tut er auch ganz automatisch.
Was bringt mir ein angeblich gelenkschonender Laufstil, wenn ich deswegen ständig muskuläre Probleme habe? Muskelkraft lässt sich trainieren, kein Zweifel, doch auch starke Muskeln können zerren, reißen, sich verhärten, sich entzünden oder was auch immer. Man muss sie nur ausreichend oft, ausreichend gleichförmig und ausreichend intensiv belasten. Manche haben ihr Kreuz mit den Bändern und Gelenken, manche eher mit den Muskeln, wiederum andere kennen die Läufer typischen Problemchen fast gar nicht.
Ich selber habe und hatte niemals Probleme mit Gelenken, Bändern oder Sehnen. Ich wäre bescheuert, wenn ich ein bewährtes System riskiere, nur weil ich versuche einer Mode gerecht zu werden.
Victor Röthlin sagte einmal, als er auf die "bessere" Technik (es ging um Vorfuß- / Rückfuß) angesprochen wurde, dass es keine "bessere" Technik gibt und er selber während eines Marathonlaufs beide Techniken anwendet um Muskeln und spezifische Belastungen gleichmäßig zu verteilen. Dies passt auch zur folgenden Aussage auf sportmedinfo.de: "Vorfuß-, Mittelfuß- und Rückfußlauf sind natürliche Lauftechniken, die Anwendung in jedem abwechslungsreichen Lauftraining finden können. Wer variabel und situativ angemessen die einzelnen Techniken einsetzt, wird nicht nur den muskulären Wirkungsgrad erhöhen, sondern beugt auch Überbelastungsreaktionen vor. Einen 'natürlichen Laufstil' haben Sportler, wenn sie auf jede Situation mit der adäquaten Lauftechnik reagieren."
Wer also stur den Marquardt kopiert, könnte langfristig vom Regen in die Traufe kommen. Ja, mir ist schon klar, dass sich Marquardts Technik Philosophie auf zig 100 Seiten nicht nur auf den Aspekt Vor-/Rückfuß beschränkt, doch der ist nun mal Kern und fundamentaler Bestandteil seiner Thesen.