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Erschöpfung, Übertraining, Ruhephase notwendig?

Erschöpfung, Übertraining, Ruhephase notwendig?

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Hallo geschätztes Forum,
nachdem ich meinem Zustand nun seit einigen Tagen ratlos gegenüber stehe, erhoffe ich mir nun auf diesem Wege etwas Erhellung oder zumindest Anregungen. Dieses Jahr bin ich bisher ein - für meine Verhältnisse, ich laufe seit drei Jahren - ein stattliches Pensum von nunmehr 3000 km gelaufen und habe kürzlich noch eine PB im HM erzielt. Das war Anfang November. Die Tageslichtdauer wurde kürzer und kürzer, die Arbeit mehr und mehr, dazu noch zwei Kinder und das Training wurde etwas geringer. Letzte Woche etwa nur zwei Mal Training, dann am Wochenende ein Crosslauf, bei dem ich wirklich leiden musste, der aber dennoch einiger Maßen lief. Soviel zum Selbstlob. Bereits in der letzten (wie gesagt, schwachen) Trainingswoche, noch viel mehr aber diese Woche habe ich das Gefühl, es geht nichts mehr voran. Geschwindigkeit und Puls passen einfach nicht mehr, die Schritte gehen nur zäh, ich fühle mich schlapp. Um die Trainingsintensitäten von vor einigen Wochen zu laufen, muss ich deutlich höhere Anstrengung aufbringen. Zwar habe ich ein wenig Schnupfen, aber das kann dieses Formloch nicht erklären.

Kennt jemand dieses Gefühl oder derartige Schwächephasen? War die Laufleistung dieses Jahr vielleicht einfach zu hoch und brauche ich eine Pause? Die kann ich mir allerdings kaum ein- und auch nicht zugestehen, da ich an Silvester unbedingt im Rahmen einer Rennserie laufen möchte. Keine Ahnung, ob ich nun aussetzen oder vielleicht nur ganz ruhig weiter laufen soll, in der Hoffnung, es käme irgendwann wieder die Frische zurück.

Vielleicht also hat jemand bis hierhin gelesen und kann irgendwas dazu beitragen, danke schön dafür.

Grüße
Oliver
Ein Rennen ohne Schmerzen kann kein großes Rennen gewesen sein! (Faris Al Sultan)
Links ist wie rechts, nur auf der anderen Seite! (Philipp Lahm)

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Hi,

klarer Fall, Du hast kräftig überzogen. Deinen ganzen privaten und beruflichen Stress musst Du zu Deinem Trainingsstress, (ich nenne es mal so) dazu zählen, leider ohne einen Trainingseffekt. Jetzt hast Du Dich in ein Loch trainiert und da wirst Du nicht mal eben so wieder herauskommen. Ganz sicher nicht mit noch mehr Training und schon gar nicht mit irgendwelchen stramm gelaufenen Winterserien.

Ich laufe auch supergerne und auch mal zuviel, trotzdem verstehe ich einige Laufkollegen nicht. Da wird ganzjährig trainiert was das Zeug hält, Regeneration braucht man ja nicht, war doch gerade wieder ne PB, (die hast Du übrigens nach 3 Laufjahren schneller mal als später) dann könnte man mal zur Ruhe kommen, nee, jetzt ist Winterlaufserie. Du hast wirklich alle Chancen im kommenden Frühjahr nichts mehr zu reissen. Wenn Du jetzt nur einen Schnupfen hast, bist Du noch ganz gut bedient. Ich kann Dir aus eigener Erfahrung berichten, weil es mir ähnlich ging. Ich habe dann an diese Phase, auch schon mit Schnupfen, noch einen Marathon gehängt, den ich voll versemmelt habe, anschliessend war 3 Monate lang die Luft raus. Ein Infekt jagte den nächsten und der ganze Mist hat mich fast 3 Monate gekostet.

Du solltest sofort dringend Deine Trainingsplanung, zumindest für die nächsten Wochen überdenken. Mach mal Laufpause, geh schwimmen, oder sieh mal nach, was Deine nicht-laufenden Freunde machen. Vergiß einfach Training, glaube mir, es geht. Wenn Du unbedingt diese Serie laufen willst, dann max. locker.
Du musst für eine Zeit richtig herunterfahren, anderes geht es leider nicht.

Grüße
IR

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Hallo Oliver, mir ging es 2008 ähnlich wie Dir und ich kann mich Icerun nur anschließen.
Mich streckt gerade eine kräftige Halsentzündung nieder, Zwangspause, ist auch gut so.
Ich war im September schon ausgelaugt und der F-Marathon im Oktober ging in die Hose. Ursache waren im Frühjahr zuviel Wettkämpfe aneinander gereiht und die meisten Jahreskilometer (2400) in meiner Läufer-Laufbahn (seit 2005)
Im November, Dezember habe ich nun runtergefahren um im Januar wieder aufzubauen (April09 Marathon)
Ich laufe gerne an Laufserien mit, habe aber gelernt nicht jeden unbedingt in Bestzeit laufen zu müssen, auch das dabei sein macht spaß.
1-2 Wochen Pause und dann erstmal nur eher langsame Läufe würden Dir bestimmt gut tun.
Nimm Dir doch Bestzeiten für den Herbst 2009 vor, teile Dir Deine Bestzeiten gut ein, irgend wann ist eh schluß damit :D
Gruß Rolf :daumen:
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:teufel:Mit Bio in der 1.Liga :teufel:

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Hallo Oliver

Mir ergeht es ähnlich wie Dir.
Laufe seit ca. 2 Jahren wieder regelmäßig, habe die letzten 2 Jahre einige Wettkämpfe (10 km + Halbmarathon) gemacht.
Gerade 2008 habe ich mein Laufpensum ziemlich gesteigert und auch Resultate (Zeitverbesserung) erzielt.
Ging alles immer ohne Probleme ab.

Ich war (Kopf und Körper) irgendwie total frisch und motiviert, selbst nach harten Wettkämpfen war am nächsten Tag alles wieder fit und ich habe schon wieder (allerdings locker) trainiert.

Bin auch z.B. in 2 Wochen 3 Halbmarathons gelaufen - Zeit ca. 1:35 bis 1:40 (mit einigen Höhenmetern).

Bis ich vor ca. 4 Wochen einen Halbmarathon gelaufen bin (450 Höhenmeter). Die Zeit war zwar noch in Ordnung (1:44), allerdings war der ganze Wettkampf eine einzige Qual für mich.

Ich habe danach erst mal nen paar Tage gar nichts gemacht, dann wieder moderates! Training, allerdings hatte ich irgendwie keine richtige Lust und auch mein Körper schmerzt seitdem, wenn ich länger als 45 Minuten laufe.
Habe seit dem HM nur einen längeren Lauf über 16 KM gemacht, nach diesem tat mir der ganze Körper weh.

Ich fühle mich, als ob ich gerade mit dem Laufen angefangen habe und bin irgendwie total schlapp.
Kann ja nicht nur am Wetter (Dunkelheit, fehlende Sonne usw.) liegen.

Auch an meiner Ernährung (Flüssigkeit, Obst und Gemüse, wenig Fett, viel Vollkorn) kann es eigentlich nicht liegen.

Habe irgendwie das Gefühl, daß ich so eine Art "Burnout" bezüglich Laufen habe.

Dabei habe ich mir fest vorgenommen, nächstes Jahr endlich mal einen ganzen Marathon zu finishen !!!

Naja, werde wohl einfach mal 2 bis 3 Wochen Laufpause machen und vielleicht zum Schwimmen gehen ......

Vielleicht kommt ja Anfang 2009 wieder die Lust aufs Laufen ...
(hoffe bei Dir auch ....)

ciao
Thomas

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Oliver Sch. hat geschrieben:,Kennt jemand dieses Gefühl oder derartige Schwächephasen?
Grüße
Oliver
Ich denke das kommt und geht immer wieder mal.Übertraining hat man nur wenn man die Balance zwischen Training und Regeneration nicht findet.
Es gibt Leute die trainieren mehr und haben kein Übertraining.Das Wort hört man oft letzte Zeit.
Mach einfach weiter und vergesse die Regeneration zu rechten Zeitpunkt nicht und dann wird es schon wieder.
Gruß Achim

Erschöpfung, Übertraining, Ruhephase notwendig?

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Oliver Sch. hat geschrieben:Ein Rennen ohne Schmerzen kann kein großes Rennen gewesen sein! (Faris Al Sultan)
Das mag für Profi-Rennen gelten, vielleicht manchmal auch für uns Jedermänner. Aber die Verwendung dieser "Weisheit" in deiner Signatur deutet auf eine falsche Grundhaltung hin. Bei mir steht der Genuss im Vordergrund, wenn es anders kommt, gebe ich nicht einfach auf und muss mich auch mal durchbeißen, was ich letztlich auch als Genuss empfinde…
Icerun hat klug geschrieben, viel klüger als berschee, denn der Umfang an km sagt nichts über die Verträglichkeit für den Einzelnen, zumal wenn noch andere Faktoren hinzukommen, die als Stress empfunden werden. Mach mal was anderes, ich fahre z.B. mit dem Bergrad (MTB) durch die Gegend oder wandere ein paar Stunden, es kann, muss bei dir aber nicht gleich barfuß sein. Besonders das Wandern macht mich müder als Laufen, aber es erschöpft nicht, sondern führt zu erquickendem Schlaf in der Nacht. Ein Indiz für Übertraining – auch im Sinne von Überanstrengung – ist für mich der Ruhepuls. So lange ich diesen nicht wieder erreicht habe, gehe ich nirgendwo an den Start.

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Oliver Sch. hat geschrieben:
Vielleicht also hat jemand bis hierhin gelesen
Nö. War mir zu anstrengend. :nene:

Vielleicht gehts doch wieder...

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Hallo nochmals,
die Anfrage in das Forum hat sich fraglos gelohnt, fast ausschließlich aussagekräftige Antworten. Irgendwo muss ich mich wohl zwischen Heinzbert und Berschee einordnen. Zwischendurch hatte ich leise Zweifel, ob sich diese Schwächephase durch Zeitablauf - gleichsam von alleine - erledigt; allerdings bin ich längst nicht in einem Stadium eines Lauf-"Burn Outs". Seit einigen Tagen laufe ich mit etwas reduziertem Einsatz (soweit möglich), die Anstrengung in den Beinen ist unverändert, aber allmählich scheint es wieder etwas lockerer zu gehen. Vielleicht also hat Berschee doch Recht...

Jedenfalls werde ich nun versuchen, zwar noch den letzten Lauf zu meiner Wertungsserie anständig zu laufen und ansonsten etwas zurück zu nehmen und kontinuierlich zum Frühjahrsmarathon aufzubauen.

Beste Grüße,
hoffentlich gehts wieder bergan ohne größere Einbrüche oder Gesundheitsbeschwerden,
ohne längere Erschöpfungs- oder Ruhepause,
Oliver
Ein Rennen ohne Schmerzen kann kein großes Rennen gewesen sein! (Faris Al Sultan)
Links ist wie rechts, nur auf der anderen Seite! (Philipp Lahm)

Signatur...

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Noch ein kleiner Nachtrag: die unten stehende Signatur von ist zum Einen natürlich etwas plakativ und zum Anderen natürlich humorig gemeint, trotz Allem aber hat diese durchaus ein Stückchen Gültigkeit, die ich nicht verfehlt finde. Wenn ich intensiv trainiere und dann zu einem Rennen melde, dann gebe ich in diesem Rennen schlicht ALLES, andernfalls ich nicht anzutreten bräuchte, mit Anfahrt, Startgeld, Zeitaufwand etc.. Ein Genuss sind die Rennen, vielleicht abgesehen von den letzten km oder Runden, dennoch, alleine durch die Wettkampfatmosphäre, den Push der Bestzeit und die grenzenlose Freude und Bestätigung auf dem Weg zu einer guten oder gar Bestzeit. Mit dem Streben nach Genuss, glaube ich zumindest per heute, wird man sich selbst kaum entscheidend voran bringen können. Allerdings muss ich einräumen, mir vorgenommen zu haben, künftig Wettkämpfe ein wenig untergliedern zu wollen in Angriffe auf Bestzeit und bloße Teilnahmen. Bei Letzterem könnte sich also Genuss einstellen. Ab nächstes Jahr versuche ich das...
Grüße
Oliver
Ein Rennen ohne Schmerzen kann kein großes Rennen gewesen sein! (Faris Al Sultan)
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Ich glaube ich habe mich am wenigsten "übertrainiert" gefühlt, als ich Fahrradkurier war und täglich 10 Stunden auf dem Rad gesessen habe.
Am meisten habe ich mich "übertrainiert" gefühlt, wenn ich einen stressigen Job hatte und zusätzlich noch intensiv Sport betrieben habe und tausend andere Verpflichtungen hatte. Der Grund war, daß die stressigen Jobs eher Kopfarbeit waren und der Stress einen ausgepowert hat. Ich hatte mal einen Job in London, der an sich stressig war. Ich bin in der Zeit jeden Mittag schwimmen gegangen und habe 3 Abende die Woche Aktzeichenkurse gemacht(Jobbedingt) und zwei Abende die Woche Wing Chun(Kung Fu) trainiert. Ich war in der Zeit oft erkältet und fühlte mich Montagsmorgens beim Aufstehen, als wäre ich garnicht ins Bett gegangen...völlig platt und kraftlos. Alleine der gedanke wieder eine Woche mit vollem Programm hat mich ausgepowert.

Als ich als Fahrradkurier gejobbt habe(wenn ich in meinem normalen Job keine Arbeit fand), hatte ich außer den ganzen Tag auf dem Rad zu sitzen und Päckchen zu liefern, keinen anderen Stress. Natürlich hatte ich die ersten Wochen einen Muskelkater, der erst eine neue Definition braucht, da der Job körperlich mega anstrengend ist. Ich war in der Zeit gut drauf, nie erkältet und nach ein Paar Monaten topfit und unverwüstlich.

Ich denke, viel vom dem ausgepowert sein, hat mit psychischen Stress zu tun, wenn man zuviel auf dem "Plan" hat. Das hat weniger mit dem eigentlichen Übertraining zu tun, sondern mehr mit der Tatsache, daß man mental nie entspannen kann. Wenn ich heutzutage im Job den totalen Stress habe, fahre ich mein Pensum an Sport automatisch etwas runter oder ich sehe zu, daß ich mich genügend entspannen kann.

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Oliver Sch. hat geschrieben: Mit dem Streben nach Genuss, glaube ich zumindest per heute, wird man sich selbst kaum entscheidend voran bringen können. Allerdings muss ich einräumen, mir vorgenommen zu haben, künftig Wettkämpfe ein wenig untergliedern zu wollen in Angriffe auf Bestzeit und bloße Teilnahmen. Bei Letzterem könnte sich also Genuss einstellen.
Grüße
Oliver

Also, das wäre doch glatt eine eigene Signatur wert. Besonders der erste Satz!

Viele Grüße
von Bifi

Tjaja, der mentale Stress. Und jetzt die ganze Reizüberflutung gerade zur Vorweihnachtszeit. Unsere Nachbarn haben auch schon wieder ihr penetrantes Rentier-Leuchtgebilde im Garten......
Was man nicht im Kopf hat,
muss man in den Beinen haben :D

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Elguapo hat geschrieben:Ich glaube ich habe mich am wenigsten "übertrainiert" gefühlt, als ich Fahrradkurier war und täglich 10 Stunden auf dem Rad gesessen habe.

Ich denke, viel vom dem ausgepowert sein, hat mit psychischen Stress zu tun, wenn man zuviel auf dem "Plan" hat. Das hat weniger mit dem eigentlichen Übertraining zu tun, sondern mehr mit der Tatsache, daß man mental nie entspannen kann. Wenn ich heutzutage im Job den totalen Stress habe, fahre ich mein Pensum an Sport automatisch etwas runter oder ich sehe zu, daß ich mich genügend entspannen kann.
Das ist sehr schön geschrieben. Ich mag nicht in der Stadt wohnen, sonst wäre Fahrradkurier mein Traumjob gewesen, allerdings mit der ständigen Angst, dass sich jemand mein Rad ausleiht.

Beim zweiten Abschnitt habe ich die umgekehrte Erfahrung gemacht. Wenn der Laden brummt, Arbeit rund um die Uhr, nehme ich mir täglich Auszeit für den Sport. Ist nix los, hätte ich eigentlich mehr Zeit für den Sport, habe dann dazu aber nicht den großen Antrieb.

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Zitat Elguapo!
Am meisten habe ich mich "übertrainiert" gefühlt, wenn ich einen stressigen Job hatte und zusätzlich noch intensiv Sport betrieben habe und tausend andere Verpflichtungen hatte.


Das unterschreibe ich Wort für Wort.
Ich kenne das vor allem in zwei Phasen des Jahres. Blöderweise habe ich nämlich immer genau zu jenen Zeiten, in denen im Frühjahr und im Herbst die Hauptbwerbe auf dem Programm stehen, die meiste Arbeit - und vor allem auch noch jede Menge (Auslands-)termine.
Zitat Oliver!
Kennt jemand dieses Gefühl oder derartige Schwächephasen? War die Laufleistung dieses Jahr vielleicht einfach zu hoch und brauche ich eine Pause?


3000 km sind nicht wenig, aber durchaus machbar, können also - müssen aber nicht - ein Grund für deine Schlappheit sein.
Ich würde auf jeden Fall etwas leiser treten. Wenn du mal zwei oder drei Wochen lang dein Pensum reduzierst (auf zwei, maximal drei kürzere und locker gelaufene Einheiten) solltest du schon spüren, ob deine Energie wieder zurückkommt, oder ob der Ofen ganz aus ist. Im zweiten Fall hilft ohnenhin nur eine Pause. Der Körper sagt uns immer, wenn es genug bzw. zuviel ist. Man muss nur genau hinhören.

Liebe Grüße

Wolfgang
Gesperrt

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