26.04.09
31,1 km über die Höhen des Teutobuger Waldes.
Steigungen 515 m (gesamt), Gefälle 710 m (gesamt)
Wetter: sommerlich warm bei 25°
Vorgeschichte
Nachdem Linn bei dem Triell Sempreinbici – Fritzi2 – harriersand verloren hatte (aber bloß weil sie nicht zum Laufen gekommen war wegen beruflichem Stress) bot sie Dagmar und mir Übernachtungen zu einem Laufevent an, und wir wurden vor die Wahl gestellt, zum Paderborner Osterlauf oder zum Hermannslauf zu kommen, und wir entschieden uns für den Hermann.
Dagmar hatte ich schon beim HH- Marathon 2008 getroffen. Nun freute ich mich sehr auf das Wochenende, den Lauf, das Wiedersehen mit Dagmar und darauf, auch Linn persönlich kennenzulernen. Fori ToMe hatte sich erboten, am Samstag unsere Startunterlagen abzuholen und bei Linn vorbeizubringen, was ein netter Service! Darum mussten wir uns also nicht mehr kümmern. ToMe „briefte“ uns auch noch ausführlich, was die Tücken der Strecke anging und wie diesen zu begegnen wäre.

Nun aber zur Hauptsache, dem Lauf!
Ich hatte ja arge Bedenken wegen meiner Achillessehne und mir deshalb vorgenommen, sehr langsam zu machen, öfter mal zu gehen und viel zu fotografieren unterwegs. Das Wetter hätte schöner nicht sein können; nun ja, optimales Läuferwetter war es zwar nicht mit 25°, aber egal, ich wollte es ja eh ruhig angehen lassen.
Linn brachte uns morgens nach Detmold, wo die Shuttlebusse zum Start fahren sollten.
Auf dem Parkplatz am Freilichtmuseum war es völlig still, absolut tote Hose. Hä??


Gottseidank waren wir früh genug dran gewesen, nun lief alles reibungslos. Oben am Hermannsdenkmal herrschte das übliche Gewühl von sich umziehenden, dixiklowartenden, dehnenden, warmlaufenden, tütenabgebenden und sonstwie beschäftigten Läufern. Wir taten wie alle Anderen, liefen noch zum Denkmal, um Beweisfotos zu machen und sahen den Startern der Gruppe A zu, wie sie um 11 Uhr losschossen.
Um 11.15 h waren wir dran.
Zunächst lief man bergab. An der ersten Steigung wollte ich gehen, so wie ich es mir vorgenommen hatte; Dagmar zog davon. Es war recht voll um mich rum, ich hoffte, das würde sich bald lichten. Der Untergrund war sehr wechselnd, von kurzen Sandpassagen über huppeligen Waldboden mit Steinen und Wurzeln bis zu etwas glatterem Naturboden, man musste doch sehr schauen, wohin man trat. Wer in Berlin den Weg zum Planetarium auf den Insulaner kennt: die Steigungen waren so wie im ersten Teil, bloß dann ca. 1 km lang oder so wie der obere Teil, allerdings mehrere 100m lang, oder noch doller oder Treppen. Ich ging konsequent, sobald es bergauf ging, das aber so schnell ich konnte. Mein Puls lag dabei manchmal nur 10 Schläge unter meiner HFmax, aber ich konnte dabei sehr oft überholen. Viele latschten so schlapp und lustlos, wahrscheinlich waren sie frustriert, dass sie nicht durchlaufen konnten, ich dagegen tat ja genau das, was ich mir vorgenommen hatte. Häufig blieb ich stehen, um zu fotografieren, aber jedesmal kriegte ich „meine Bezugsgruppe“ wieder ein.
Leider hatte ich irgendwas gegessen, was meine Verdauungsfreudigkeit stark beflügelte, und ich musste zweimal in die Büsche! Das kostete einige Minuten, ärgerlich! Auch nach dem Zieleinlauf war mein dringendstes Bedürfnis ein Dixi, sowas war mir noch nie passiert.
Bei km 16 wartete Linn mit Getränken. Sie meinte, Dagmar sei gar nicht so weit vor mir und hätte schon ans Aufgeben gedacht. Mir ging es aber gut, die Sehne zickte nicht mehr als nötig und die Anstiege konnte ich mit meinem Powerwalking auch ganz gut bewältigen.
In Oerlinghausen war Kopfsteinpflaster und Riesenstimmung! Das ganze Dorf war auf den Beinen zum Anfeuern. Überhaupt war trotz der Natur rund um die Laufstrecke überall Stimmung: Trommelgruppen, discolaute Dröhnung aus einer Stereoanlage mitten im Wald – sie spielte bei mir „Smoke on the Water“, Dagmar hatte was von AC/DC gehört. Oben an einer langen Treppe spielte eine Schotten- Band Scotland the Brave , es war echt klasse, weil man die Stufen schön im Rhythmus hochstiefeln konnte!
Man passierte auch einige alte Gebäude, aber die Zeit, nach erklärenden Tafeln zu suchen, nahm ich mir dann doch nicht.
An einer der letzten Verpflegungsstellen traf ich den Viermärker. Er meinte, er sei erkältet, und es liefe nicht so gut bei ihm. Ich hatte gerade nochmal einen kleinen Energieschub und lief nach Vorstellung und ein paar kurzen Worten weiter. Wir sahen uns aber später im Ziel noch einmal, und ich habe auch Fotos gemacht.
Die Ausblicke in die Landschaft waren wunderbar. Nur musste man dafür stehen bleiben, da es riskant war, den Blick allzu lange vom Untergrund abzuwenden. Die letzten 4 km ging’s bergab, aber so steil, dass man nicht locker „laufen lassen“ konnte. Eher war bremsen und vorsichtiges Treten angesagt, denn der Boden war hier echt schlimm. Wer den Berliner Crosslauf der LG Süd im Herbst kennt, darf sich das in etwa genauso vorstellen! Die Bergab-Passagen mochte meine A-Sehne nun gar nicht und wurde giftig. Eigentlich wollte ich auf den letzten flachen Metern noch etwas zulegen, aber sie machte nicht mehr so recht mit.
Das Ziel, hurra! Medaille um – hach wie schick! 4:15:24
Es herrschte ein dickes Gewühle, man konnte allerhand stärkende „Köstlichkeiten“ erwerben wie Bratwürste, Bier… Mist, ich hatte kein Geld eingesteckt, und dabei hätte ich jetzt soo Lust auf Bier. Aber bei der Klamottenausgabe wartete Dagmar auf mich, und sie hatte gottweißwo zwei Getränkegutscheine aufgetrieben! So kam ich doch noch zu meinem Zielbier.
Die Pullen schwenkend, machten wir uns auf die Suche nach dem Parkhaus, wo Linn auf uns wartete. Dagmar sah mich an und meinte: Du läufst etwas unrund. Gut beobachtet! Allerdings: heute laufe ich noch viel unrunder…
Aber trotzdem: wir verabredeten uns, den Lauf nächstes Jahr zu dritt zu machen. Linn ist den Hermann immerhin schon mal in 3:08 gerannt. Ist, wie gesagt, nur wegen Mangel an Training dieses Jahr nicht angetreten.
Fazit: anstrengend, gut organisiert, Landschaftslauf mit viel Publikum (dieses Jahr sicher auch dem Sommerwetter verdankt!), Untergrund teils arg holperig – macht einfach Spaß trotz der ekligen Anstiege.
Ulrike