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von Stormbringer
Hallo pandomus,
bei allem was ich von Dir gelesen habe, scheint es Dir an einem zu fehlen: Geduld!
Bitte nehme mir meine Ehrlichkeit nicht übel. Da Du Deine Geschichte aber öffentlich machst, denke ich schon, dass Du auch negative Kritik vertragen kannst.
Du steckst Dir hohe Ziele, das ist noch nicht verwerflich. Im Gegenteil. Schwieriger wird es, wenn Du diese kurzfristig erreichen willst. Ich denke, man kann hier Deine Art abzunehmen und Deine Art in den Laufsport einzusteigen sehr gut miteinander vergleichen:
Du willst schnell abnehmen und machst dafür eine absolute Crash-Diät. Sicherlich war sie bisher erfolgreich. Du hast ja schliesslich abgenommen und damit einen guten Einstieg in den Laufsport bekommen. Die Gefahr, dass Du wieder zunimmst, sobald sich Deine Ernährung normalisiert, ist aber nicht von der Hand zu weisen (Jojo-Effekt). Überschätze in Bezug auf das Abnehmen nicht das Laufen. Ich laufe 2500-3000km pro Jahr und habe schon seit Jahren nicht mehr abgenommen. Am Anfang ging es ähnlich schnell.
Du willst laufen und hast Dir als kurzfristiges (!!) Ziel einen Halbmarathon gesetzt. Dein Weg dahin war wie es sich liest ein ständiges Brechen von Rekorden, sei es Zeiten für eine Runde oder Umfänge. Zwei Tage vorher läufst Du noch einen schnellen 10er-Trainingslauf. Das Ergebnis: Du hast den HM gefinisht, weit entfernt von Deinem "Ziel". Ok, das ist für sich genommen schon eine Leistung. Aber wie beim Abnehmen eher kurzfristig gedacht. Nun weiss ich nicht, wie Du Dich nach Deinen Crash-Diäten ernähren möchtest. Vielleicht tue ich Dir in dem Punkt Unrecht.
Aber: Du willst doch sicherlich auch in einem Jahr noch in einem für Dich zufriedenstellenden Gewichtsbereich sein und Du willst doch sicherlich in mehreren Jahren immer noch laufen, oder? Dafür brauchst Du aber Geduld. Hier war oft von solchen Geschichten wie von Deiner zu lesen. Dann kamen die ersten Fragen nach Verletzungen und nachher waren die Leute nicht mehr zu sehen/lesen.
Während des Lesens dachte ich mir, dass Du zumindestens nicht so einer bist, der sofort Marathon laufen möchte. Und prompt druckst Du Dir einen Trainingsplan für einen Marathon aus, schaust auf den Plan und denkst: "Müßte ich schaffen!" Woher weisst Du das? Du musstest bisher schon Deine Umfänge innerhalb von wenigen Wochen umstellen, um einen Halbmarathon zu laufen. Beim Marathon wird das noch eine Spur umfangreicher.
Die Anpassung des Herz-/Kreislaufsystems erfolgt immer sehr schnell. Man hat sehr schnell Erfolge. Deine Orthopädie aber (Bänder, Sehnen, Gelenke) brauchen viel länger zur Anpassung. Sie sind eine solche Belastung über einen längeren Zeitraum wahrscheinlich nicht gewohnt. Das merkt man leider nicht sofort. Irgendwann kommen die Zipperlein und wachsen sich zu langwierigen Verletzungen aus. Das muss nicht passieren. Wenn man aber geduldig aufbaut, kann man die Gefahr reduzieren.
In der Literatur und zu Plänen steht häufiger zu lesen, dass man für einen Halbmarathon schon 1 Jahr laufen sollte. Bei einem Marathon geht man von 2 Jahren aus. Jetzt kann man darüber streiten, ob das für jeden nötig ist. Es hängt da viel von Alter, Gewicht, sportlicher Vorgeschichte und Regenerationsfähigkeit ab. Die Zeiten hängen aber insbesondere auch mit der langsameren Anpassung Deiner Orthopädie zusammen.
Wie man so schön treffend sagt: "Breche es nicht übers Knie!" Wenn man lange beim Laufen bleiben möchte ist viel Geduld gefragt.
Liebe Grüße
Andre