Kathrinchen hat geschrieben:Gibts doch! Mehr sag ich aber nich

Ich hoffe, er verzeiht mir das
klar, wo ich doch so säumig bin - aber jetzt-
Nun denn – mit etwas Verspätung auch von mir ein kurzer Rückblick – sorry, aber unmittelbar nach dem Rennen war ich noch be-hindert und gestern ver-hindert. Die Be-hinderung ließ sich wohl am ehsten mit dem permanent blöden Grinsen noch Stunden nach dem Zieleinlauf belegen. Etwa so

Erst nach und nach legte sich der Gesichtsmuskelkrampf.
Am Samstag startete also meine erste wirkliche „Herausforderung“ 2009. Zwar redete ich mir ständig ein – „ruhig Acki, ist doch nur ein Koppeltraining wie jedes verdammte WE davor“. Diese Mantra half aber nur halbwegs. War doch der Große SpreewaldMan meine wichtige Standortbestimmung und Formtest vor dem wahren Event. Also erste Stunde der Wahrheit. Erste kleine Belohnung für ca. 120 km Schwimmen, 5500 Rad – km und aus Läufersicht mickrige 900 Lauf – km. Aber diese Belohnung fliegt einem nun mal nicht ins Maul. Sie bezieht ihren eigentlichen Wert erst aus den vielen Trainingsstunden und eben diesem unmittelbaren letzen Kampf mit allen Anstrengungen Qualen und Unwägbarkeiten . Diese Belohnung lässt sich nicht einfach aufreißen wie ne Tafel Schokolade, reinbeißen und Glück. Und genau dieser Unterschied zaubert in manchen gelungenen Fällen dieses blöde nicht enden wollende Grinsen ins Gesicht – besser als jede Medaille.
Genug gesülzt – auf geht’s – lasst uns noch mal die Runden drehen!! Ich weiß, ihr braucht das!!
Eine Zeit knapp unter 5 Stunden sollte es werden. Das war anspruchsvoll aber realistisch, genau so wie Ziele sein sollen.
Als kleine Hilfestellung und vor allem für meine mentale Ablenkung – ich brauche dafür keinen MP3-Player, ich habe ja meinen Kopf und jede Menge Minuten, Sekunden und km mit denen es sich herrliche herumspielen lässt – hatte ich mir eine kleine Tempotabelle mit den wichtigsten Durchlaufzeiten erstellt und sichtbar auf meinem Rad-Cockpit deponiert.
Mein Plan….siehe unten
Kurz vor 11 Uhr standen wir Keinohrhasen nun endlich am Wasser. Kathrinchen hatte ich natürlich auch vorher schon getroffen. Was sollte jetzt also noch schief gehen. Der Schwimmkurs 2250 m oder 3 x 750 m mit jeweils kurzem Landgang – große gut sichtbare Bojen, moderater Wellengang – PENG!!. Und mit dem Start kommt die Ruhe wieder – mental natürlich – im Wasser gabs erst mal die übliche Kloppe. Aber das muss so sein und ich starte auch schon lange nicht mehr von hinten links – die Mitte halb vorn ist MEIN PLATZ und da halte ich auch im Wasser gegen – hier schwimme ich!!
Das Geradeausschwimmen und die Orientierung sind für mich durch häufiges Freiwassertraining kein Problem. Nur mit wenigen Blicken kann ich mich sehr gut auf Kurs halten und die Bojen jeweils sehr eng anschwimmen. Hier immer mal wieder kleine Rangeleien – auch mal mit den Bojen selbst, mal mit dem Arm im Verankerungsseil, mal mit dem Kopf direkt gegen – vielleicht doch etwas zu eng. Aber es läuft super. Nach den Landgängen brauch ich jeweils die ersten ca. 50 m um den Rhythmus wieder zu finden, aber sie erlauben auch ein kurzes Kiebitzen auf die Zwischenzeiten nach 750 / 1500 m – gut im Plan für 39 min – Der Wasserausstieg handgestoppt dann auch bei 38:17 – ca 50 m die Rampe hoch zur Zeitnahme – 39:01 – haken dran!
Was sagte der Plan – bei 00:42 auf dem Rad sitzen – 00:41:30 und ab geht die Post. 84 km oder 2 Runden a 42 km flach und recht windanfällig. Und dieser Wind blies fieser Weise natürlich aus Westen und damit immer auf der jeweils letzten Rundenhälfte ins Gesicht und in die Oberschenkel.
Also musste der Schnitt jeweils auf dem ersten Teilstück aufpoliert werden. Gut jetzt, dass ich die Strecke vom Duathlon vor 5 Wochen – 20-84-5 noch recht gut kannte, auch mit ihren Windtücken. Damals reichte es nach 20 Lauf-km Vorbelastung für einen 33er Schnitt – der Plan heute ohne Vorbelastung in den Beinen Schnitt 34, macht insgesamt 2:28 oder 1:14 je Runde. Und damit wieder genug Input und Zeit für Rechenspielchen und Zahlenmeditation unterwegs.
Es lief gut aber nicht ohne Mühen. Das Überholen und Überholt werden hielt sich ziemlich die Waage. Ich fand gute Rücken für den notwendigen Augenkontakt. Zwischendurch sogar ein kleines Rennen – ich war die Bergziege, er holte mich immer abwärts – ein kurzer Plausch – ah ja Glücksburg, bei mir wird´s Roth und verschwand. Bei T2 sollte ich ihn wieder haben. Aber zunächst die gute Zwischenbilanz, Runde 1 bei 1:11:07 durch. Es ist nicht wirklich leicht. Hoffentlich habe ich nicht überzockt. Und weiter geht die Kopfrechnerei als Ablenkung von geschundene Oberschenkeln und Gesäßmuskeln. Zwischendurch auch mal der Gedanke an den Kraichgau – was wird wohl schwerer zu fahren sein, bergig mit knackigen, die Oberschenkel zerreißenden Anstiegen aber dafür erholsamen Rollphasen, oder eben das ständige (fast) ununterbrochene Treten in der Fläche, 90 bis 95 Umdrehungen ohne Unterlass – tack-tack-tack-tack-Näh-maschi-ne-tack-tack….ich funktioniere wie eine Nähmaschine, kann diesen Rhythmus stundenlang treten – auch eine Mantra – alles ist Rhythmus – Schwimmen – Radfahren Laufen. Wenn der Rhythmus stimmt, kann der Kopf auf Reisen gehen und den geschundenen Körper für kurze Pausen verlassen.
Die zweite Radrunde nähert sich dem Ende. Ich bin nicht eingebrochen. Alte Bekannte aus der ersten Runde treffe ich wieder und ziehe vorbei, gutes Gefühl und nach 1:11:23 ist die zweite Runde und die Radtour gesamt nach 2:22:30 Geschichte. Fast 6 Minuten unter Plan (oder sagt man über Plan? – egal schneller!!)
Auch dieser Wechsel klappt reibungslos. Drei Gel in die Tasche, in die Schuhe mit den neuen und noch nicht wirklich getesteten Lock Laces geschlüpft – los geht’s. Etwas eierig noch, aber das kennen wir ja. 20 km oder 4 x 5 km Runden leicht crossig mit wechselndem Untergrund im 5er Schnitt, so der Plan. Und wieder das Hämmerchen im Kopf – bei 3:06 auf die Laufstrecke plus 1:40 – Zielzeit 4:45 / 4:46 Wahnsinn– jetzt bloß nicht verrückt werden!
Langsam rollte es sich ein. Und wie immer sagte mein sonst recht gutes Tempogefühl – im Triathlon aber kaum zu gebrauchen – etwas von „grottiger Lauf“, die Uhr korrigierte aber glücklicher Weise auf knapp unter 5er Schnitt. Also laufen lassen. Das Gefühl kehrte in die Füße und Beine zurück. Was kann jetzt noch passieren. Der „Wilde Eber“ (Berlin-Marathonis wissen) tobte hier am Campinplatz, 5 oder 6 Rentner in Campingstühlen ließen sich nach Startschwierigkeiten zur La Ola verleiten und zelebrierten dies dann auch brav zu jeder Runde – welch eine Kulisse, welch eine Gänsehaut. Was, sind schon Hells Bells aus der Box, wenn man „Hells Angeles“ leibhaftig in Campingstühlen und Jogginghosen haben kann.
Es war schwer, aber beherrschbar. Ein Einbruch sollte jetzt nicht mehr kommen. Die neue Zielzeit rückte Runde um Runde in greifbare Nähe. Und immer mal wieder zuckte es bereits im Gesicht und riss unvermittelt die Mundwinkel nach oben. Noch verhalten, aber Runde um Runde heftiger. Und als mich die „Hells Angeles“ in die letzte Runde peitschten gab`s kein halten mehr. Jetzt nur noch die Frage 4:45 oder 4: 46 und vielleicht sogar auf´s Treppchen, hier im Spreewald bei den Großen. Ihr wisst bereits, ne 45 ist es nicht geworden, dafür das Treppchen in einer genialen Zeit – 4:46:17 / Platz 2 M 50 – Glücksburg ich komme!
Im Ziel das Übliche – Erdinger, Melone, Massage und eine herzliche Umarmung und Glückwünschen von Kathrinchen. Bei reichlich heißem Tee und Eierkuchen mit Erdbeeren ging mein schöner Tag langsam am Strand vom Briesensee zu Ende.
So schön kann Triathlon sein!
kurze technische Zusammenfassung:
Schwimmen 2250 m in 38:xx macht ca. 17:00 min / 1000m
Rad: 84 km in 2:22:30 bedeutet ca. 35,4 km/h
Lauf: 20 km in 1:40:25 – 5er Schnitt
Gruß Acki...immer noch grinsend
