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von LaufSteff
Mal wieder ein bisschen entstauben hier:
04.02.24 – 5KM-WK (5.) - Wettkampf Nr.19
Vorzeichen: Leichte Erkältung und dadurch stark eingeschränktes Training seit ca. 2 Wochen vor WK, 8 Tage zuvor allerdings ein guter 4,1KM Wald-WK mit 3:40er Pace auf profilierter Strecke, aber gefühlt Ausdauereinbußen - länger hätte der WK nicht sein dürfen.
In den letzten 2 Tagen vor WK deutliche Verbesserung der Erkältungssymptome (Husten + Schnupfen).
Erwartungshaltung: Sub-18 könnte doch drin sein, deutlich darüber wäre eine Enttäuschung.
Beim kleinen Frühstück (Brötchen mit Honig) nochmal kurz den Routenplaner aufgerufen – über eine Stunde Fahrzeit! Gestern stand da noch ca. 40 Minuten. Was da los ? A3 teilgesperrt. So ein Mist! Schnell alles in die Tasche werfen und dann nix wie los!...Halt, Laufschuhe vergessen! Das wäre ja was gewesen. Jetzt aber los, Warm-Up muss wohl deutlich gekürzt werden.
Ganz schön Durst von dem hektischen Rumgerenne, erstmal ein Schluck Wasser...wo ist denn die Flasche, die ich gerade aufgefüllt hatte ? Wühl, wühl, wühl – nix – definitiv vergessen! Na, prima! Ich hab' Durst! - Heul doch, einfach vor Ort noch ein Schluck trinken und gut is.
Oh, Tanklicht geht an. Noch 60 Kilometer und es sind noch 50...sollte sich ausgehen, für Tanke is jedenfalls keine Zeit mehr.
Hier muss ich also runter und über die Dörfer tingeln. Na prima. 15Km/h! 15Km/h fährt der Opa in seinem dicken Benz vor mir! Das gibt’s doch gar nicht, gleich stehen wir. Das doppelte wäre erlaubt, hier im Nirgendwo, wo nicht mal ein Gaul zu erwarten ist, wäre das 4-fache gar kein Problem...aber keine Chance vorbeizukommen. Ruhig bleiben, reicht schon noch – erwartete Ankunftszeit 10:30 – also noch eine halbe Stunde vor dem Start, passt schon noch.
Parkplatz ist voll, na prima. Läuft! Ich hab' so Durst! - Heul doch!
Dann halt zum anderen Parkplatz und dann direkt zum Start laufen.
Der da mit dem Wägelchen mit Zeuch zum Verkaufen sieht so aus, als würde er sich hier auskennen. - Kann man beim Start Kleider abgeben oder irgendwo lassen ? - Da würde ich nicht von ausgehen! Die verlangen hier viel Geld für nix! - Naja, 12 € für einen DLV-vermessenen Lauf finde ich ok, da werden ja teilweise ganz andere Preise aufgerufen. - Ja, aber die bieten hier auch nix! Kosten haben sie so auch keine, muss ja nicht mal was abgesperrt werden hier. Aber muss jeder selbst wissen, was er da macht! - Ok, danke.
Da gibbet wohl irgendwie böses Blut. Egal, nicht mein Bier, aber Jäckchen bleibt dann mal lieber im Auto.
Kalt ist es im Singlet. Zwar 10 Grad, aber durch den Wind und Regen fühlt es sich kälter an. Egal, das wird gleich beim Wettkampf sicher kein Problem. Eigentlich perfekte Temperatur.
So, jetzt aber schnell die Startnummer abholen. - Welche Nummer ? Ah, shite. Nicht gemerkt, Handy liegt im Auto. Kann man das nicht nach Namen finden ?- Nein, aber draußen um die Ecke hängt eine Liste, einfach da suchen. Zeit läuft mir hier davon – keine 15 Minuten bis zum Start und ich habe meine Nummer noch nicht und noch kein Wasser in Sicht. - So, hier die Nummer, bitteschön. - Hm, was ist das denn für eine Nummer ? Die finde ich hier nicht. Da muss ich nach dem Namen suchen, das dauert einen Moment. - Ernsthaft ? - Ich hab' den Kaffee auf!Obwohl die Zeit nicht mehr für einen Kaffee gereicht hatte.
Schnell die Nummer ran und beim hektischen Gefummel noch kurz in den Bauch gestochen – hätte ich als Adrenalinkick jetzt eigentlich gar nicht gebraucht, aber vielleicht ja ein guter Kaffeeersatz.
Keine 10 Minuten bis zum Start. Zur Toilette gibbet eine große Schlange. - Will nur kurz zum Waschbecken, einen Schluck trinken. - Ha, das kann ja jeder behaupten! Ruhig, bleiben, einfach vorbeidrängeln - ohne dem Kasper den Ellenbogen in die Rippen zu rammen – Schluck Wasser trinken und ab zum kurzen Warmlaufen. Ein Kilometer, zwei Steigerungen, noch ein paar hundert Meter zur Startaufstellung. Oh, voll hier. Hätte gar nicht mit so vielen gerechnet. Keine zwei Minuten bis zum Start und ich stehe ganz hinten. Am Rand kann ich mich durch den Matsch vorschieben. Oh, schon nasse Füße bevor es losgeht – herrlisch. Jetzt stehe ich hier in der dritten Reihe, sollte eigentlich noch ein bisschen weiter vor, aber dazu müsste ich schon ziemlich dreist drängeln und ich habe so schon genug böse Blicke geerntet. Wird hier schon passen. Einfach beim Start direkt ganz rechts vorbei und dann vorne einreihen. Durst hab' ich, der Schluck Hahnenwasser war zu wenig. Irgendwie habe ich mir den rechten Schuh zu eng geschnürrt, aber jetzt ist es zu spät- - Heul doch! Das ist hier ein 5er! Vielleicht auch noch vergessen die Brustwarzen einzucremen ? Schlimm, mit dem Gejammer.
Es geht los. Mitte und links scheinen alle gut rauzukommen, rechts staut es sich. Läuft. Die ersten Meter geht’s dann halbwegs, dann eine Linkskurve und der Weg ist viel schmaler – jetzt stehe ich fast wieder. Also raus auf den Matschstreifen und am Rand vorbeiziehen. Teilweise aber riesige Pfützen hier, also im Zickzack zwischen Läufern und Pfützen durch. Nach ca. 600 Metern geht es auf einen kleinen Pfad im Wald, aber jetzt habe ich mich ziemlich freigekämpft und laufe am Ende einer schnellen Gruppe. Pace liegt bei 3:40/km und muss jetzt gedrückt werden...aber meine Beine fühlen sich mies an. Was ist da los? Total kraftlos. Gestern beim Footing war noch alles gut und heute das ? Gibt's doch gar nicht! - Kopfsache! Mal rauskommen aus diesem negativen Lauf. Einfach laufen! Und zwar schneller. Der erste Kilometer geht mit 3:36 durch, fühlte sich aber viel härter an und sollte eigentlich ein, zwei Sekündchen schneller sein. Das denkt die Gruppe wohl auch und ist weg. Ich steigere das Tempo etwas, aber kann einfach nicht mitgehen. Zwei Läufer sind wenige Meter Es ist schlammig und ich wechsle ständig von links nach recht und umgekehrt, um den besten Untergrund zu finden. Es geht um einige enge Kurven. „Eine der schnellsten Strecken Kölns und Umgebung“ ? U've gotta be kidding me! Bis jetzt noch gar kein Asphalt, stattdessen enge, matschige Waldpfädchen. Naja, zumindest flach ist es. Wenn es trocken ist, vielleicht. Wird bestimmt auch gleich besser.
Bei mir allerdings nicht, Beine jetzt schon schwer. Normalerweise ist der Flaschenhals bei mir ja gefühlt immer kardiovaskulär, heute wollen die Beine einfach nicht. Kilometer zwei geht mit 3:33 durch, aber es ist hart. Zu hart. Noch drei Kilometer! Das gibt heute nix, habe mich selten so kraftlos bei einem Wettkampf gefühlt. Eigentlich noch nie.
Auf Kilometer 3 kommt direkt eine ganz kurze Rampe. Fast hatte ich den Anschluss an die zwei Läufer vor mir hergestellt, da ziehen sie mir davon. Es gelingt mir auch nach der Rampe nicht mehr, richtig Fahrt aufzunehmen. Ich versuche das Gaspedal durchzudrücken, aber der Motor stottert...bzw. die Reifen sind platt - das ist wohl das passendere Bild.
Vielleicht wäre etwas weniger doch mehr gewesen in dieser Woche.Vielleicht machen sich aber auch jetzt erst die fehlenden Kilometer der beiden Vorwochen bemerkbar. Vielleicht spielen auch die wenigen Kilometer mit dem MTB, statt mit dem E-Bike, das sie mir geklaut haben, die Schweine, eine Rolle. Vielleicht ist die Erkältung auch noch nicht gut auskuriert…vielleicht vielleicht lieber mal wieder auf's Laufen hier konzentrieren und nicht schon während des Rennens die Gründe für die noch ausstehende Niederlage analysieren!
Ich habe mich noch nicht ganz aufgegeben, ich kämpfe, aber Kilometer drei geht nur mit 3:47 durch. 11 Sekunden zu langsam. Shite! Und es ist so hart. Die Moral ist jetzt auf dem Tiefpunkt.
Von hinten werde ich von einem Läufer überholt, der viel zu schnell wegzieht, als dass ich überhaupt daran denken könnte, mich ranzuhängen. Gefühlt werde ich immer langsamer. Gefühlt ? Blick auf die Uhr nach 500 Metern des 4. Kilometers: 4:05er Pace! Theoretisch ein ganzes Stück langsamer als Schwellentempo, aber dafür ist es immer noch viel zu hart.
Ich bin ziemlich gebrochen. Leck' mich, ich jogge jetzt ins Ziel, hab' keinen Bock mehr. Was für ein gebrauchter Tag! - Nix!Da wäre ja sonst bei einem TT vor der Haustüre mehr drin gewesen und ich bin extra hierfür nach Köln gefahren. Das ist ein WettKAMPF! Da wird jetzt gekämpft. Ganz egal, wie schlecht die Zeit wird – was zählt ist, alles rausgehauen zu haben! - Aber, aber, aber… - Nix, aber! Maul halte, weiterlaafe!
Es gelingt mir wenigstens noch den vierten Kilometer in 3:52 zu beenden und dann ist es ja auch nur noch ein Kilometer. Auf die Zeit habe ich bei genau 4 Kilometern nicht geachtet, aber es ist mir klar, dass Sub-19 außer Reichweite ist. Ich bin einfach schon viel zu durch, um hier nochmal einen grandiosen letzten Kilometer rauszuhauen. Vor mir habe ich aber wieder zwei Läufer in Sichtweite und einer davon scheint auf dem letzten Kilometern richtig einzugehen. Ich überhole ihn zügig und vordere ihn auf, sich bei mir ranzuhängen. Er versucht das kurz, muss aber schnell reißen lassen, weil ich jetzt doch nochmal anziehen kann und den Läufer vor mir ins Visier nehme. Der scheint ein ganzes Stück älter zu sein, den schnappe ich mir jetzt noch. Allerdings wird er auch schneller, es sind keine 300 Meter mehr und er ist doch noch ein ganzes Stück entfernt.
Ich pfeife aus dem letzten Loch, aber ziehe zum Quasi-Sprint an und nähere mich auf 40,30,20,10 Meter, dann bin ich direkt hinter ihm und es kommt eine 90-Gradkurve...auf nassem Kopfsteinpflaster. Mein „Gegner“ nimmt deutlich Geschwindigkeit raus und geht eng um die Kurve, ich reduziere nur minimal, nehme die Kurve weit…,rutsche aus und kann mich gerade so noch auf den Beinen halten, stehe aber fast komplett. Wie kann man denn hier so ein Kurve einbauen?! Ich starte nochmal durch, aber es sind keine 40 Meter mehr bis in Ziel und so kann ich den Läufer vor mir nicht mehr überholen, sondern nur direkt hinter ihm einlaufen.
Ich laufe nach der Ziellinie etwas auf die Seite, um auf den Knien abgestützt wieder zu Atem zu kommen und stoppe die Uhr bei 18:20. Hm, dürften so 1-3 Sekunden nach Überqueren er Ziellinie gewesen sein.
Erster Gedanke: Ach, Scheiße! Einfach schlecht.
Zweiter: Immerhin noch PB, danach sah es ja zwischenzeitlich nicht aus.
Dritter: Trotzdem – Mist! Einfach schlecht.
Vierter: Vielleicht war es ja 18:18, das wäre wenigstens eine schöne Zahl.
Fünfter: Ach, Scheiße!
Wenig später am Auto schaue ich auf die vorläufige Ergebnisliste: 18:17.
Auch das noch! Hätte dieses ganze Elend dann nicht wenigstens eine Sekunde langsamer sein können ?!
...diese Bitte wurde dann erhört. Warum auch immer da zunächst 18:17 stand, als ich später am Nachmittag wieder zuhause reinschaue, steht da plötzlich 18:18, 9./214 Platz gesamt, 1./14 Platz AK.
Die 18:18 freuen mich dann doch schon wieder etwas und ansonsten heißt es eben – Mund abbutze, weitermachen. Kann nicht jedes Rennen nach Plan verlaufen und immerhin trotzdem eine neue bestenlistenfähige PB.
1.KM: 3:36/km – 167bpm (88%mHF)
2.KM: 3:33/km – 176bpm (92,5%mHF)
3.KM: 3:47/km – 177bpm (93%mHF)
4.KM: 3:52/km – 178bpm (93,5%mHF)
5.KM: 3:29/km – 180bpm (94,5%mHF)
Gesamt: 5KM – 18:18 – 3:40/km – 176bpm (92,5%mHF)
Die Enttäuschung in den ersten Tagen danach war dann doch schon recht groß, was wohl hauptsächlich der extrem gestiegenen Erwartungshaltung nach dem guten profilierten Waldlaufwettkampf in der gleichen Pace (3:40/km) eine Woche zuvor geschuldet war.
Realistisch betrachtet, war ich aber einfach nicht zu hundert Prozent fit und dementsprechend war die Leistung schon in Ordnung. Immerhin auch meinen höchsten durchschnittlichen HF-Rekord bei einem Wettkampf mit 176bpm eingestellt. Der Einsatz war trotz kurzer Schwächephase schon in Ordnung, die Form gab halt einfach nicht viel mehr her. Ich denke zwar schon, dass es ohne die Erkältung für Sub-18 gereicht hätte, aber – hätte, hätte Fahrradkette.