Mittlerweile geht es mir wieder besser, die Schwellungen gehen zurück und die Schmerzen lassen auch mehr oder weniger nach. Ich konnte meinen Kopf Samstag schon wieder weitestgehend bewegen, weshalb ich nicht zum röntgen gefahren bin. Die blauen Flecken sind dafür punktuell so gut verteilt, dass ich mich schwer tue einzuschlafen, da auf der Seite liegen unweigerlich zu einem etwas unangenehmen Schmerz führt. (Eben so wie es sich anfühlt wenn man sich auf Prellungen und dicke blaue Flecken legt. Nichts wildes, aber eben unangenehm und etwas schmerzhaft.)
Generell bin ich also wieder ganz gut weggekommen und hatte Glück, dass ich die Kante nicht zu stark erwischt habe.
Zusammengefasst denke ich als Laie mal, dass ich einige Prellungen und vllt eine leichte Verstauchung am Ellenbogen habe, da dieser noch nicht so gut abgeschwollen ist wie der Rest. Ich werde es überleben
Viel ernüchternder ist für mich, dass es überhaupt zu einem weiteren Anfall gekommen ist. Die drei Wochen Ruhe davor waren doch ganz gut. Es hätte ruhig so weitergehen können wenn man mich fragt. Nur leider werde ich ja nie gefragt was das angeht. Wenn ich könnte würde ich mich jetzt am liebsten ein paar Tage lang in meinem Zimmer verkriechen und die Welt außerhalb meines Zimmers erst einmal wegschließen. Aber das kann ich nicht. Stattdessen muss ich morgen wieder in die Schule gehen, meinen Freunden und Mitschülern sagen, dass es mir gut geht und versuchen alles wieder so weit wie möglich herunter zu reden. Ich werde wieder im Unterricht sitzen, versuchen mich auf den Stoff zu konzentrieren und dabei die Angst das es wieder schlimmer wird möglichst weit in den Hintergrund drängen.
Wenn ich alleine bin, kann ich mehr oder weniger machen was ich will. Na gut, vllt. nicht unbedingt vor lauter Wut das Haus in Brand setzen, aber ich kann Schreien und Heulen und auf (leblose) Dinge einschlagen so viel ich will.
Aber ich bin nicht oft alleine und das macht es mir manchmal schwer. Mancher von euch mag sich jetzt vielleicht denken: "Was ist den jetzt los, man will dich doch nur unterstützen." Ja, das weiß ich und ich weiß das auch zu schätzen. Aber die Sache hat da einen Harken. Und der heißt Rücksicht.
Ich weiß, dass ich meistens nicht sonderlich gut im erklären bin, und ich verlange auch von niemandem, dass er es komplett versteht. Aber ich möchte den Menschen so gut ich kann begreiflich machen was mir (und anderen Menschen in solchen Situationen) manchmal (obwohl es nur gut gemeint ist) das Leben etwas erschwert.
Nach einem solchen Anfall, bzw gerade nach einem der mir wieder einen Rückschlag versetzt, möchte ich im ersten Moment einfach liegen bleiben, weinen und weiterschlafen. In dem Moment in dem ich wach werde, habe ich Kopfschmerzen wie andere sie als mittlere Migräne haben. Ich bin müde, fühle mich schlapp, verzweifle daran wieder völlig hilflos (gewesen) zu sein und habe also insgesamt genügen Gründe um eigentlich genau das zu tun: "Liegen bleiben, weinen, weiter schlafen."
Aber in solchen Situationen kann ich, auch wenn ich es mir manchmal wünsche, nicht einfach nur das tun was für mich das einfachste wäre. Stattdessen muss ich mich zügig wieder zusammen reißen und versuchen die Menschen um mich herum wieder zu beruhigen, damit sie sich nicht noch mehr Sorgen machen, als sie es sowieso schon tun. Ich muss daran denken, dass mein Umfeld mit dem was sie da miterleben umgehen muss und das mir nichts anderes übrig bleibt als alles herunter zu spielen um sie alle etwas zu beruhigen.
Das merkt man auch oft daran was ich meinen Freunden sage, wenn sie mich fragen was denn insgesamt bei meinem
Kh-Aufenthalt passiert ist. Meine Freunde sind mir wichtig, klar, aber ich kann sie wohl kaum damit belasten, dass ich erst ein paar Tage bevor ich wieder in die Schule gegangen bin mehr oder weniger tot war. Ich kann ihnen auch nicht sagen, dass es für sie eigentlich wenig Sinn hat mit mir befreundet zu sein, da ich mich häufig zurückziehe, grundlos patzig zu ihnen bin, sie sich Sorgen machen die sie ohne mich nicht hätten, oder allein schon weil ich nach dem nächsten Anfall eventuell nicht mal mehr ihre Namen kenne. Naja, genau genommen könnte ich ihnen das sagen, aber sie sind mir zu wichtig, als das ich ihnen diese Sachen an den Kopf knallen wollte und natürlich bin ich auch gerne mit ihnen zusammen.
Vereinfacht gesagt: Mir bleibt jedes mal, nach jedem Aufwachen nach einem Anfall, nur ein kurzer Augenblick in dem ich daran denken kann, was ich eigentlich will, bevor ich dann wieder versuchen muss alle anderen um mich herum zu schützen. In dem Sinne schütze ich nicht nur sie, sondern auch mich selbst, da ich mir so schon oft genug das Gehirn zerfresse weil ich mir Vorwürfe mache, weil ich anderen Sorgen und Angst bereite. Mir ist zwar völlig klar, dass ich keine Schuld daran habe und genau das versuche ich mir jedes mal aufs neue in den Kopf zu rufen, aber am Ende bleibt es immer dabei: Sie machen sich wegen mir Sorgen, haben wegen mir Angst, etc.
Ich weiß, dass ich die einzige bin die mir das vorwirft, aber das ist schon genug.
Okay, beim zweiten Lesen sehe ich schon, dass all dieser Text völlig wirr ausgedrückt ist, aber ich bin eben keine Person die sonderlich gut im erklären ist.
Ich versuche noch mal es auf den Punkt zu bringen:
Um Freunde, Familie etc, pp. nicht noch mehr zu belasten spielt man möglichst viel herunter,obwohl es das für einen selbst noch schwerer macht. Trotzdem zerfrisst man sich noch den Kopf vor Schuldgefühlen und oben drauf kommt noch das was der Anfall hinterlässt, wie zB Angst, Hilflosigkeit, ein hauch von Verzweiflung, Wut, Niedergeschlagenheit...
Was ich damit eigentlich sagen will: Es ist schwer einen passenden Grat zu finden, auf dem man halbwegs sicher bleiben kann, während man gleichzeitig von vielen Seiten beschossen wird, von anderen Unterstützung bekommt, die einem manchmal auch etwas zu viel wird, man andere und sich selbst irgendwie zu schützen versucht, versuchen muss alle möglichen Gefühle irgendwo unter einen Hut zu bekommen, den Mut nicht verliert, trotz alle dem versuchen muss irgendwie nicht "schlechter" als die "Norm" zu sein (bezogen auf die Schule), nicht völlig in Selbstmitleid zu versinken, nach jedem verdammten Rückschlag (kurzzeitigen Tot eingeschlossen) wieder aufzustehen, sich von den Leuten die einen beschießen nicht unterkriegen zu lassen, sich immer wieder durchzusetzen und den Leuten (metaphorisch gesehen) ins Gesicht zu schlagen, dass es eben Menschen gibt die solche Wege gehen müssen, dass wir es uns nie ausgesucht haben, dass wir nichts daran ändern können und sie uns unser Leben manchmal schwer machen und sie uns trotzdem wie "normale" Menschen behandeln sollen.
Gut, dadurch das ich mich dafür entschieden habe mich ein Stück weit dafür einzusetzen, habe ich es mir bestimmt nicht leichter gemacht, aber
DAS war wenigstens
MEINE Entscheidung.
Ich gebe ganz ehrlich zu: Den "richtigen" Grat habe ich auch noch nicht gefunden und ich glaube, es gibt ihn nicht mal. Sollte ihn jemand finden dann schickt bitte eine Anleitung mit Bildchen an mich weiter.
Aber ich glaube es gibt ihn weder für "normale" noch für "andere" Menschen. Nur haben manche es schwerer als die "meisten"
Okay, gut, dies ist jetzt vielleicht noch verwirrender, aber eventuell versteht ihr ja was gemeint ist.