skillstraining hat geschrieben:vielleicht erschrickt dein kopf auch nur vor der eigenen courage die dein körper zeigt und dann schwupps ist es aus mit dem läuferischen träumen oder dem träumenden laufen.
Zur Zeit ist es leider noch so, dass mir einfach die körperliche Kraft fehlt, die Strecke sehr weit auszudehen. Das muss ich mir hart erarbeiten, mein Körper schenkt mir leider nichts
skillstraining hat geschrieben:
5km können mit Kopf unendlich lang sein und ohne Kopf ganz kurz. In meinem ersten Jahr hab ich mir keine 10km zugetraut, war ich doch nach spätestens 5km schon ganz kaputt. Aber der Körper kann soviel und das zu erkennen und zu spüren ist wunderbar. Wie als kämen Kopf und Körper ein Stück mehr zusammen. Wir leben in einer seltsamen Welt denke ich da immer, wo das doch eigentlich das natürlichste sein sollte.
Ich spüre meinen Körper in den letzten Monaten mehr, als mir lieb ist. Zu meinen immer wiederkehrenden Depressionsdämonen haben sich Wechseljahrsbeschwerden gesellt, die mir Hitzewallungen und Schweissausbrüche bescheren. Ständig diese Wärme und das klamme Gefühl auf der Haut sind sehr lästig. Darauf könnte ich gerne verzichten.
Meinen Körper beim Laufen zu spüren finde ich wunderbar. Das Zusammenspiel von Atmung und Bewegung fühlt sich perfekt an. Wir sind schon toll konstruierte Maschinen
.
Alderamin hat geschrieben:Kann ich bestätigen. Ich war anfangs nach jeder neuen Streckensteigerung völlig k.o. 4 km, 5 km, 6km - immer fertig. Dann bin ich einmal zur Bestimmung des Maximalpulses einen Steigerungslauf gelaufen. Und der hat irgendwie einen Schalter umgelegt. Beim nächsten Lauf fühlte ich mich nach 6 km so, als ob ich ewig weiter laufen könnte. 8 und 10 waren überhaupt kein Problem. Erst bei 12 hatte ich nachher mal ein wenig Bauchweh, aber die Steigerungen bis auf 18 waren danach sehr einfach und jede Strecke schien machbar. Erst nach 21 war ich das nächste mal ziemlich platt. Die Woche drauf dann schon nicht mehr, aber der Fuß war da leider kaputt gegangen.
Ja, ja, Männer hören erst auf, wenn es richtig weh tut
.
Und genau aus dem Grund und weil ich eine kluge Frau bin, steigere ich mich nur soviel, wie es mir wirklich gut tut. 10 Kilometer? Ja sicher, irgendwann, wenn ich es ohne Brechstange hinkriege und mir danach nichts wehtut.
Mein oberstes Ziel ist es, bei der Lauferei gesund zu bleiben. Eine Pause wegen einer Verletzung wäre eine Katastrophe, da ich ja in erster Linie gegen die Dämonen laufe und mindestens alle zwei Tage raus muss.
Die letzten zwei Tage waren die Dämonen wieder in Höchstform. Ich kenne ja meine Empfindungen bei Depression sehr gut, und kann daher ausschließen, dass mich der Weg wieder dorthin führt. Meine Gedanken und Gefühle sind beherrscht von Wut. Ich bin wütend auf meine Kollegen und meine Arbeit und darf es nicht zeigen. Den ganzen Tag balle ich gedanklich die Faust, nachts liege ich wach und kann nicht schlafen. Ich MUSS laufen oder mir eine Axt nehmen und alle Bäume im Garten zu Kleinholz verarbeiten. Der Garten ist so, wie er ist, recht nett, also laufe ich.
Ich treffe mich mittags nach der Arbeit mit meinem Mann, die Laufklamotten sind schon im Auto, und wir fahren nach Osterwald. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich an dem Lauf Anfang September wirklich teilnehmen werde. Ganz klar, ich muss mal testen, wie weit ich inzwischen bin. Am 30.06. war ich die Strecke ja schon einmal gelaufen und habe schockiert nach ca. 5 Kilometer vor dem Schlussanstieg kapituliert.
Heute möchte der beste Ehemann von allen mal sehen, ob ich übertrieben habe
.
Im dichten Wald hatte runstastic wohl Probleme, mir richtig zu folgen, daher sind die einzelnen Kilometerzeiten unbrauchbar. Aber mein Körpergefühl sagt mir, dass wir die ersten 5 Kilometer sehr gut unterwegs sind. Die Strecke ist wunderschön. Es geht sehr kurvig immer wieder leicht rauf und runter durch den schattigen, windstillen Wald. Was für eine Erholung für uns, sind wir doch ständigen kräftigen Gegenwind gewohnt.
Ich muss gar nicht auf die Pulsuhr gucken, ich weiß, dass alles rund läuft.
Dann kommt der letzte Kilometer, und es geht nur noch aufwärts. Ich erkläre meinem entsetzt guckenden Mann, wie er von hier wieder zum Auto kommt und hoppele los. Er hält noch ein paar Meter mit, dann hört er auf, den Helden zu spielen und geht. Ich trippele los, will es schaffen, Stück für Stück, aber so ganz gelingt es mir nicht. Ich gehe ein paar Schritte, dann laufe ich wieder. Hui, das ist fies, mitten im steilen Stück wieder mit dem Laufen anzufangen. Für den Kopf scheint es fast schlimmer zu sein als für die Beine.
Ich schaffe den Anstieg mit drei kurzen Gehpausen und komme nach 6 Kilometern am Auto an. Ich habe 43:42 Minuten gebraucht, Pace 7:16 und 109 Höhenmeter bewältigt
Kurz danach kommt auch mein Mann an. Er ist sehr beeindruckt von der Strecke und meiner Leistung
.
Auf der Fahrt nach Hause überlege ich laut hin und her, was ich jetzt machen sollen. Mitlaufen oder nicht? Ich bin immer noch nicht überzeugt, aber mein Mann scheint Blut geleckt zu haben. Er meint, er begleitet mich an dem Tag ja ohnehin, warum soll er nicht auch mitlaufen? Ja, warum eigentlich nicht?
Zu Hause suchen wir im Internet nach weiteren Laufveranstaltungen in der Nähe. Und tatsächlich, zwei Wochen später, gibt es etwas, 5 Kilometer ganz flache Strecke. Ist schon in runtastic gespeichert und wird am Sonntag ausprobiert
.
Ganz egal, ob ich nun teilnehmen werde oder nicht, mit dem heutigen Lauf bin ich sehr glücklich. Ich bin wirklich schneller geworden, was ich nicht für möglich gehalten habe, als ich anfing, hier zu schreiben. Die Pace von 7:16 incl. meines Kampfes am Berg mit Gehpausen ist eine Welt