Eine weitere, planlose Laufwoche liegt hinter mir. Laufen nach Lust, Laune und Körpergefühl, das steht ja seit ein paar Wochen bei mir auf dem Zettel. Ich höre auf meinen Körper und passe das Laufen daran an. Das hat mir in dieser Woche einige Überraschungen beschert.
Montag
Eigentlich war die „doppelte“ Waldrunde mit ca. 8 KM geplant, aber ich merkte nach ein paar Schritten, dass es ein mühsames Unterfangen wird. Dazu kam ein starker Wind, der gefühlt immer nur direkt von vorn kam

. Mit Kälte, Schnee in haushaltsüblichen Mengen, Regen und Matsch komme ich gut klar, aber Wind ist mein Wetterfeind Nr. 1. Er setzt mir nicht nur körperlich zu, sondern nimmt mir komplett die Motivation, mich auch nur einen weiteren Schritt dagegen zu stemmen. Wind ist blöd!
Nach einem Kilometer, als wir endlich den Wald erreichen, bin ich nur noch kraftlos, genervt und maule vor mich hin. Der Gatte erzählt mir, dass er die kurze Schleife im Wald heute nur einmal läuft. Normalerweise laufe ich die zweite Waldschleife und den Rest nach Hause dann allein weiter.
Nach 3 KM muss ich mich entscheiden, ob ich es für heute gut sein lasse oder mir noch eine Runde gebe.
Ich muss nicht lange mit mir diskutieren, ich bleibe an der Seite des Gatten und laufe nach Hause. Nach 5 KM bin ich total müde und leer.
5,18 KM in 34:36, 6:41/km
Mittwoch
Mittwochs gibt es die „Bergrunde“. Ein netter Rundkurs mit 4,5 KM im Wald incl. fieser Steigung, dann den Rest am Waldrand mit unglaublich schöner Aussicht zurück zum Start.
Ich mag die Strecke wegen der tollen Aussicht. Es gibt einen kurzen Abschnitt, da laufen wir vom Waldrand bergab, und die Aussicht auf diesem Stück haut mich jedes Mal um. Dieses Stückchen läßt mich die Quälerei der Steigung vergessen. Mir geht da immer das Herz auf, ich sauge die Schönheit des Augenblicks komplett auf

.
Beim Start habe ich aber auch jedes Mal einen riesigen Respekt vor der Steigung. Es ist immer anders, mal fast mühelos, beim nächsten Mal kaum zu bewältigen.
Dieses Mal fühlt sich der Körper ähnlich an wie Montag: müde und unwillig. Ich schleppe mich die Strecke durch den Wald bis zur Steigung und komme tatsächlich laufend oben an. Ich habe gerade noch genug Kraft, um den Gatten abzubremsen, der zwar neben mir läuft, aber wohl gedanklich komplett in seiner eigenen Welt ist.
Ich weiß, dass auf dem Rückweg noch zwei kleine Hügelchen auf dem Weg liegen. Die sind mir heute viel zu viel. Und so biegen wir an der nächsten Ecke ab zurück in den Wald, um etwas abzukürzen. Es geht nur noch leicht abwärts, und selbst das ist mir zuviel. Ich muss ein paar Schritte gehen, der Unwille in mir verlangt das. Es war noch nicht einmal eine bewußte Entscheidung für eine Gehpause, die Beine liefen einfach nicht mehr weiter.
Nach ein paar Schritten hatte ich wieder die Kontrolle über den Körper übernommen und lief den Rest zu Ende. Nach dem Lauf war ich sehr zerknirscht, fühlte mich als Versager und hätte die Lauferei am liebsten an den Nagel gehängt.
8,23 KM in 57:54, 7:02/km
Freitag
Neuer Lauf, neues Glück.
Freitags gibt es den „langen Lauf“, der bei mir aber in den seltensten Fällen richtig lang ist. Stattdessen bemühe ich mich, noch langsamer als sonst zu laufen, um Kollege Puls mal eine Pause zu gönnen. Ich vermeide auch Höhenmeter, daher gibt es meist eine Runde auf dem Radweg an der Weser.
Die Länge ist heute variabel, wir haben nichts geplant. Die Geschwindigkeit wird vom Gatten als „Eierschaukeltempo“ bezeichnet. Keine Ahnung, was er damit meint…
Nach 4 KM kommt der erste Seitenweg, den wir nehmen, wenn wir nur eine recht kurze Runde laufen wollen. Nö, wollen wir heute nicht. Die Sonne scheint, der Wind meint es gut mit mir, das langsame Tempo macht mich zufrieden, wir können gerne weiter.
Nach 5,5 KM können wir entweder zurück oder rechts abbiegen für eine größere Runde. Keine Frage, heute biegen wir ab. Mir geht es immer noch gut. War Montag und Mittwoch irgendwas???
Nach 8 KM werden wir größenwahnsinnig und laufen nicht zurück, sondern ins nächste Dorf. Von hier aus geht es dann doch endlich zurück zum Start.
Auf den letzten 2 KM macht sich Müdigkeit in mir breit, und die Beine maulen leise vor sich hin. Ich lasse sie maulen, halte ein Schwätzchen mit dem Gatten und freue mich über den tollen Lauf.
15,08 KM in 1:48:50, 7:13/km
Sonntag
Na gut, gestern habe ich mich wirklich ausruhen müssen nach der Heldentat vom Freitag, aber am Sonntag geht es nach einem kurzen Frühstück wieder los.
Wir haben eine neue „Sonntagsrunde“ gefunden, die einfach nur Spaß macht. Total abwechslungsreicher Untergrund, von Asphalt über Schotterwege, Waldboden, Graswege ist alles dabei. Dazu ein kleiner Anstieg, eine tolle Aussicht auf einen Golfplatz, einen Bachlauf, etwas Wald und am Allerbesten: so gut wie nie ein Mensch mit Kind, Hund oder Oma unterwegs. Es ist unser kleines Paradies am Sonntag.
Heute war es mit Sonne und 16° allerbestes Laufwetter. Die ersten beiden Kilometer brauchte der Körper, um sich ans Laufen zu gewöhnen. Was die Beine da veranstalteten, war schon grenzwertig

und erinnerte nur entfernt an Laufen, aber es ruckelte sich dann doch zurecht. Schnell mochte kein Körperteil, ich griff auch nicht in die Bewegung ein. Sollte der Körper doch machen, er wird schon wissen, was heute richtig ist.
Es war ein purer Gute-Laune-Lauf.
6,74 KM in 45:52, 6:48/km
Jeder Lauf ist zur Zeit wie eine Wundertüte, aber das macht es schön und spannend
