Eines Tages beschlossen drei, die sich mehr Gedanken als andere machten, die Welt zu verbessern.
Der erste ging zu den Völkern im Osten und Westen, sprach auf Versammlungen und großen Plätzen über Frieden und Verständigung. Und siehe da: Die Völker im Osten spendeten Beifall, und die Völker im Westen spendeten Beifall. – die einen so laut wie die anderen.
Doch eine Woche später kam ein fremder zu den Völkern im Osten und Westen und sprach auf Versammlungen und großen Plätzen von Bedrohung und von Pflichten gegenüber dem Vaterland. Und sie da: Die Völker im Osten spendeten Beifall, und die Völker im Westen spendeten Beifall – die einen so laut wie die anderen.
Der zweite sammelte Geld. In allen großen und kleinen Städten sammelte er wochenlang, monatelang, jahrelang – bis er einen riesigen betrag zusammen hatte, den er zu verschenken gedachte. Und er teilte auf: Ein Viertel für die Kirche; ein Viertel für ein Land, das Hunger litt; ein Viertel für die kranke Frau, die er im Treppenhaus getroffen hatte; ein Viertel für Menschen, die Bäume, Wiesen und Tiere zu schützen versuchten.
Die Kirche freute sich über das Geld und bekehrte damit Ungläubige. Da Land, das Hunger litt, freute sich über das Geld, besonders sein Präsident, und ganz besonders dessen Frau.
Die kranke Frau aus dem Treppenhaus freute sich auch über das Geld und konnte endlich die teure Behandlung bezahlten. Leider war es schon zu spät.
Und die Menschen, die Bäume, Wiesen und Tiere zu schützen versuchten, freuten sich ebenfalls über das Geld. Sie konnten damit Millionen von papieren bedrucken, und verteilen, in denen sie alle Bürger des Landes aufforderten, Bäume, Wiesen und Tiere zu schützen. „Recht haben sie, diese Leute“, meinte jemand, verwöhnte seinen Dackel und mähte seinen Rasen.
Der dritte ging in den Park und setzte sich dort auf eine Bank. „He, Du?“ sagte ein kleiner Mensch von fünf Jahren und kletterte neben ihn. „Guten Tag“ sagte der dritte. „Das ist meine Bank!“ sagte der kleine Mensch. „Hmm“, sagte der dritte und kramte verlegen in seinen Hosentaschen. Zwei vergammelte Bonbons kamen zum Vorschein. „ Kannst ja eins haben.“ „Joooh.“ Der dritte und der kleine Mensch betrachteten angestrengt ihre Schuhe.
Der kleine Mensch malte mit seinen Zehen Kreise in die Luft:“ Kannst auch ein Stück von meiner Bank haben!“
Schweigend saßen sie dann lange Zeit nebeneinander und lutschten leise an ihren Bonbons herum.
(aus: „Wieviele Farben hat die Wirklichkeit“, erschienen im Lucy Körner Verlag von Bert Losse „Der kleine Weg zum Frieden“)
Ich hatte dies schonmal hier eingestellt.....ich find es passt ganz gut. Das soll allerdings auch nicht heissen, dass Geldspenden nicht eine gute Lösung wären, ich halte es nur für wichtig, genau zu hinterfragen, wo es landet und wenn man sich nicht sicher ist, dass es zweckbestimmt ankommt, kann man vielleicht auf andere Art den christlich-sozialen Grundgedanken leben, z.B. in dem man eher praktisches Gemeinnütziges leistet....oder sich engagiert für eine Verbesserung einsetzt, durchaus auf politischem Wege. Ist zwar ein mühsamer Weg und nicht schnell durchsetzbar, aber immerhin besser als nichts.
Lieben Gruß von flinki
Wer heute den Kopf in den Sand steckt,
knirscht morgen mit den Zähnen.