So, dann werde ich mal etwas zu meinem Part in der Staffel schreiben.
Rückblick:
Im letzten Jahr war ich ja für Karotte als Radfahrer eingesprungen. Ich hatte bereits ab Oktober an den gemeinsamen Ausfahrten teilgenommen und hatte daher genügend Radkilometer auf dem Tacho.
Dann konnte ich in Roth mein Traumziel, die 6 Stunden, deutlich unterbieten und kam bei 5:48 Stunden in die Wechselzone. Und dabei hatte ich nie das Gefühl, mich an die Leistungsgrenze oder gar darüber begeben zu haben.
Roth 2011:
Diesmal war die Vorbereitung nicht so gut gelaufen.

Mir fehlten ca. 1.500 Trainingskilometer im Vergleich zum Vorjahr und gelaufen war ich auch viel weniger.
Daher wollte ich mich auf mein Gefühl verlassen und während des Wettkampfes entscheiden, welche Zeit ich anstreben würde.
Nach dem Start merkte ich ziemlich schnell, dass ich das Tempo vom Vorjahr nicht halten konnte. Kreislaufmäßig hatte ich zwar keine Probleme, aber es fehlte einfach die Kraft. Also habe ich bereits nach ca. 15km das Tempo etwas zurückgenommen. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass dies die richtige Entscheidung war.
Als ich auf die zweite Runde einbog, stellten sich dann die muskulären Probleme ein.

Diesmal allerdings nicht in den Waden, wie ich es eigentlich erwartet hätte, sondern in den Adduktoren.

Bei jeder Steigung deutete sich dort ein Krampf an und ich musste deutlich den Druck auf die Pedale vermindern. Den Krampf konnte ich bis zum Gredinger Berg vermeiden, aber dann forderte die 10-prozentige Steigung ihren Tribut und ich musste sogar eine Gehpause einlegen, um den Krampf zu lösen.

Hier habe ich dann endgültig entschieden, meinen Teil irgendwie zu überstehen und wenigstens Rudi auf die Strecke zu bringen. Von jetzt an habe ich an jeder Steigung wegen der Krampfneigung das Tempo extrem verringern müssen, trotzdem ließen sich zwei weitere Krämpfe, und damit weitere Gehpausen, nicht vermeiden. Auf andere Art konnte ich die Krämpfe in den Adduktoren einfach nicht lösen.

So habe ich mich dann irgendwie, teilweise nur mit einem Schuh in den Klickpedalen und einbeinig fahrend, in Richtung Wechselzone bewegt. Die Durchschnittstemperatur von etwa 25 Grad und die hohe Luftfeuchtigkeit waren dabei auch keine große Hilfe, aber wenigstens hatte ich meinen Teil vor dem folgenden Starkregen und den Gewittern beendet.
Ich glaube, wenn nicht Rudi auf mich gewartet hätte, wäre dieses mein erster Abbruch eines Wettkampfes geworden. So bin ich dann doch noch nach knapp 6:30 Stunden in die Wechselzone eingefahren und konnte Rudi losschicken.
Nach dem Rennen:
Rudi war unterwegs und ich konnte mich erst einmal verpflegen und anschließend auf einer Massageliege zur Ruhe begeben. Meine Oberschenkel und Waden wurden durch zwei freundliche Helfer sanft bearbeitet. Tja, dann benötigten die beiden Helfer die Mithilfe von zwei weiteren Helfer, um meine plötzlich auftretenden Krämpfe in der hinteren Oberschenkelmuskulatur in den Griff zu bekommen. Fast eine Stunde wurde ich von insgesamt acht Händen bearbeitet, aber dann war wieder alles im Lot.
Nach einer Dusche fühlte ich mich schon wieder sehr gut und konnte später, glücklicherweise nach dem großen Regen, mit Claudia und Rudi gemeinsam das Zieltor in Roth ohne Beschwerden laufend passieren.
Und jetzt sitze ich hier in Oberstdorf und kann den nächsten Samstag nicht erwarten, dann geht es endlich los mit unserer Wanderung über die Alpen nach Meran in Italien.

Wir Renntiere sind eben nicht klein zu kriegen!
Bis in zwei Wochen
Michael