Vorgeschichte:
Bereits 2008 und 2009 lief ich den Rennsteig SM und ich kam jeweils mit einer Zeit von unter 6 Stunden ins Ziel. 2008 war es eine Zeit von 5:50 und 2009 eine Zeit von 5:49, 2010 musste ich leider nach ca.55km aussteigen, aber man sollte halt keinen Rennsteiglauf mit einer Bronchitis starten!

2011 war dann VERLETZUNGSPAUSE!
Aber 2012 bin ich wieder am Start, so hatte ich es vor und so geschah es auch.
Dieses mal wollte ich aber nicht MEINE Rennsteig Bestzeit laufen, sondern ich stellte mich in den Dienst meiner Laufkollegin Karin, mit der ich den Europacup der Ultraläufer (ECU) laufe und der ich dabei Helfen möchte, wenn möglich, auf das Stockerl zu kommen.
Ein GROSSES Vorhaben, aber Karin hat den nötigen Ergeiz dazu, dieses Ziel zu erreichen.
Schon bei unserem ersten ECU Wettkampf in Mnisek (Tschechien) lief es hervorragend. Karin erreichte den zweiten Gesamtrang, ärgerlich war nur, dass wir bis km 43 in Führung lagen.
So, als nächster ECU Lauf stand der Rennsteig SM auf dem Programm.
Bereits am Mittwoch reisten wir nach Thüringen (Finsterbergen). Der Mittwoch bestand eigentlich nur aus ANREISE.
Am Donnerstag liefen wir vor dem Frühstück 10km, dabei auch ein kurzes Stück auf dem Rennsteig. Nach dem Frühstück hatten wir noch eine sehr erholsame HOT-STONE - Massage und danach ging es Richtung Eisenach, wo wir die Wartburg besichtigten. Danach ging es noch in die Drachenschlucht und anschließend fuhren wir noch auf den Großen Inselsberg um Karin zu zeigen, was sie auf den ersten 25km erwartete.
Freitags Vormittag wurde nochmals ERHOLUNG groß geschrieben und am Nachmittag kam dann Eckhard (rumlaeufer) zu uns nach Finsterbergen. Gemeinsam fuhren wir dann nach Schmiedefeld um ein Auto für den Rücktransport am nächsten Tag zu deponieren.
Anschließend fuhren wir gemeinsam zurück nach Eisenach, wobei wir in Schmiedefeld auch noch den Peter trafen und mitnahmen.
Danach ging es zur Startnummernausgabe, anschließend weiter in ein Cafe am Markt und danach noch zum Fori-Treffen ins La Grappa. Im Cafe am Markt trafen wir auch auf den Seriensieger des Rennsteig SM, Christian Stork und seine zwei Kollegen, darunter auch die Gitti Schiebel, welche bereits die ersten beiden ECU Läufe gewonnen hat.
Beim Foritreffen im La Grappa hatten wir sehr viel Spass, auch wenn ich auf der Speisekarte die "Spaghetti Bolognese" vermißte

Danach ging es nur noch zurück nach Finsterbergen in unsere Unterkunft und ab ins Bett

DER RENNSTEIGLAUF-TAG!
Wie besprochen machten wir uns um 4:30 auf den Weg nach Eisenach. Nach der Abgabe unseres Kleiderbeutels stellten wir uns in eine Warteschlage vor den TIXIS. Wir standen ungefähr 30min vor dem blöden Ding, aber ich konnte auch nicht unverrichteter Dinge starten

Die Zeit verging und ca. 5min vor dem Start konnte ich entlich mein GESCHÄFT verrichten. ggg
Gemeinsam gingen wir dann schnell zum Start und drängten uns etwas vor, bis wir ungefähr in der 5-6 Reihe waren.
Gleich danach viel der Startschuß und auf gings. Schon nach 2km verläßt man Eisenach mit dem Hinweischild, NUR NOCH 70km BIS NACH SCHMIEDEFELD!!!

Danach geht es erst mal eine Straße hoch und oben über einen Feldweg Richtung "Rennsteig". Hier oben erwartet einen dann immer der Lärm eines Hubschraubers, der die Starter filmt.
Gleich danach rein in den Wald, denn man dann bis auf kurze Lichtungen bis nach Schmiedefeld nicht mehr verlässt. (verdammt viele Bäume, die man da sieht, auf 70km

Von beginn an musste ich Karin etwas BREMSEN, das ging so bis km 30. Auf diesem ersten Teil wurden wir die ganze Zeit nur überholt. Ich blickte immer wieder auf meinen Forerunner und sagte zu Karin: "Wir sind zu schnell, nicht schneller werden"
Wir wollten einen Kilometerschnitt von ca. 5:30min/km laufen, was eine Endzeit von 6:40 ergeben würde. ABER WIR WAREN ZU SCHNELL!!!!
Ich bin immer wiede überrascht, wie schnell man dann auf dem Inselsberg oben ist. Und bis hier soll man bereits die Hälfe der Höhenmeter gelaufen sein

Das schwierigste am Inselsberg ist wohl die Bergabpassage, hier war ein leichter Bremsschritt angesagt, es war einfach zu steil, um es LAUFEN zu lassen.
Aber auch nach dem Inselsberg wurden wir noch überholt und überholt und überholt, auch von 3 Läuferinnen und ich musste Karin immer wieder einbremsen, sich nicht von denen zu einem noch höheren Tempo verleiten zu lassen.
Mit den Worten: "Zeit zum schneller werden hat sie auch noch ab km 60, denn da wird das Rennen erst entschieden, wenn man dort abbaut und pro km etwas mehr als eine Minute verliert, können wir, wenn wir unser Tempo durchlaufen, noch immer 15min gutmachen"
Gott seih Dank ließ sich Karin von diesen Worten überzeugen.
Ach ja, seid kurz vor dem Inselsberg waren wir nicht mehr zu zweit, Matthias lief jetzt gemeinam mit uns.
Dann kam der KNACKPUNKT, ein Stück nach km 30 überholten wir die erste Dame, aber wir hatten über 3min Rückstand auf die Führende.
So blieb es auch auf den nächsten Kilometern. Bei km 37,5 wurde uns mitgeteilt, dass wir auf Platz 4 seien und wir liefen ganz unberuhigt weiter. Ich blieb an den Verpflegepunkten immer etwas stehen um möglichst VIEL zu tinken. Karin schnappte sich immer nur schnell einen Becher und lief weiter, so ging das von der ersten Verpflegestelle an.
Ab km 40 hatte ich dann immer mehr mühe, wieder zu Karin aufzuschließen und auch mein beleitigter rechter Oberschenkel machte sich immer wieder bemerkbar

Dann begann das ÜBERHOLEN, zuerst die Drittplatzierte, die meist in unserer Sichtweite lief, dann kurz vor km 45 die Zweitplatzierte und noch vor km 50 ging Karin in Führung

Das schien ihr FLÜGEL zu verleihen. Den hier blieb ich mal wieder etwas zu lange an einem Verpflegungspunkt stehen und so benötigte ich ca. 3km um wieder zu Ihr und Matthias aufzuschließen.
Jetzt brauchte ich Karin nicht mehr zu BREMSEN oder zu MOTIVIEREN, sie lief einfach unbeirrt ihr Tempo, einfach FANTASTISCH!!!!



Nach km 60 ging es nochmals einen Berg hoch, wir gingen auch hier einige male, sowie auch schon vorher immer wieder an den STEILEN Passagen

Nach km 62 ging es fast ausschließlich nur mehr abwärts. Ich und Matthias liefen meist voraus und kündigten die SCHNELLSTE DAME des Rennen an.
Jetzt ging es auch mir wieder viel besser!
Alle Wanderer die uns auf der Stecke jetzt begleiteten APPLAUTIERTEN für uns bzw. Karin, es war einfach G E I L und Karin wurde immer mehr beflügelt!!!
Erst auf den letzten Kilometern musste ich sie nochmals motivieren GAS ZU GEBEN und weiterhin alles zu geben.
Nur noch 3km, nur noch 2km, der Letzte, das Ziel!!!!
G E S C H A F F T, in 6:21:31 (eigentlich zu schnell

Der Zieleinlauf war einfach SENSATIONELL und ich hoffe ich darf sowas nochmals Miterleben.
Die vielen Anfeuerungsrufe und im Ziel warteten bereits die Fotographen, auf
DIE SIEGERN DES RENNSTEIG - SUPERMARATHONS.
Nach dem überqueren der Zielline hoben wir die Karin HOCH und die Kameras klickten und klickten
KARIN WAR DER STAR
aber ich und Matthias durfen an diesem Erfolg teilhaben, es war einfach




Nach dem Zieleinlauf und einem ersten kurzen Interview waren wir einfach ÜBERWÄLTIGT, ich vergaß sogar zur Zielverpflegung zu gehen.
Dann haben wir uns einfach schnell mal was übergezogen und sind HERUMGEIRRT!!!
14 Uhr zur Siegerehrung, dann zur AK Siegerehrung usw.
Am Abend dann noch zum SUPERTOLLEN Läuferfest ins Zelt, wo einfach eine so IRRE Stimmung ist, dass jeder auf den Bänken steht, singt und klatsch, zu Liedern wo ich sonst den Radio ausschalte

Aber so is das halt beim Rennsteiglauf.
Ich möchte nochmals ALLEN recht herzlich Gratulieren, die beim Rennsteiglauf dabei waren, den hier ist einfach JEDER SIEGER!!! (das macht den Lauf auch so einzigartig

So, mein überlanger Bericht ist nun zu Ende, ich hoffe der eine oder andere hat den ganzen Bericht gelesen ggg
Schöne Grüße aus der Steiermark
Kraxi
P.S. Und ich kann halt auch länger als 6 Stunden laufen!