Laufleiter hat geschrieben:Im Freundes- und Bekanntenkreis kam der Wunsch auf, eine kleine Laufgruppe zu gründen, vor allem auch für relative Laufanfänger(innen). Ich habe mich bereit erklärt, diese anzuleiten.
Hallo Jörg,
das ist eine gute Idee und kann sehr viel Spaß machen. Ich selbst leite seit knapp zwei Jahren eine Laufschule, die mit dem Marburger Hochschulsport kooperiert, mittlerweile aber auch unabhängig vom Unisportkurs ein sehr aktives "Eigenleben" führt.
Ich dachte so an eine kleine Erwärmung zu Beginn mit ein paar Dehnübungen. Dann lockeres Laufen mit Gehpausen, wenn nötig. Aber da fängt es schon an: An wem soll man sich orientieren und wie? Bestimmt der/die Langsamste das Tempo? Oder besser Treffpunkte alle 2..3km vereinbaren? Es gibt bestimmt ein paar bewährte Konzepte. Würde mich freuen, hier etwas darüber zu erfahren.Sportliche GrüßeJörg
Du musst Dir überlegen, wie anfängergerecht der Lauftreff werden soll. Ich habe mich nach einiger Zeit aufgrund der Struktur der Teilnehmerschaft entschieden, inoffiziell die Fähigkeit, 45 min ohne Pause auf ebener Strecke durchlaufen zu können, zur Mindestvoraussetzung zu machen. Andernfalls hätte ich mehr fortgeschrittene Teilnehmer verloren, als Untrainierte gewonnen. Auch glaube ich, dass man die absolute Grundlagenfitness besser allein aufbaut, als in einer Gruppe. Aber darüber kann man sicher geteilter Meinung sein.
Zum Punkt "Organisation der verschiedenen Geschwindigkeiten": Ab einer Gruppengröße von vielleicht 10 Personen ist es sehr hilfreich, eine/einen Übungsleiter-Assistentin/Assistenten zu haben. Dann kann einer vorne und einer hinten laufen. An markanten Wegpunkten kann der vordere Gruppenteil dann auf den hinteren warten oder aber umdrehen und sich von hinten wieder anschließen. Ich habe da nie strenge Regeln aufgestellt, und es hat sich dennoch fast immer so ergeben, dass die Gruppe gegen Ende wieder zusammen war. Die Strecke des Tages bespreche ich vorher kurz mit meinem jeweiligen Assistenten, meistens per zusammengeklicktem GoogleEarth-Track.
Zum Punkt "Übungen": Von allen Übungen, die man zur Unterstützung des gesunden Laufens durchführen kann, sind Dehnübungen wahrscheinlich die unwichtigsten. Gerade Anfänger sollten sich gleich eine ordentliche, sanfte Lauftechnik angewöhnen. Worin diese besteht (Oberkörper-, Armhaltung, Fußaufsatz, Schrittfrequenz, etc.), solltest Du neuen Teilnehmern gelegentlich zeigen und mithilfe des bekannten Lauf-ABCs einüben. Vielleicht findest Du auf meiner Webseite (Signatur) ein paar Anregungen.
Allgemein:
Es ist sicher für die Gewinnung neuer Teilnehmer(innen) gut, sich als Lauftreff ein gewisses Profil zu geben. Bei mir ist es z.B. der Lauftechnikaspekt und die Betonung des Barfußlaufens als Trainingsmethode.
Du musst bedenken, dass Laufen in einer Gruppe immer mit dem allein Laufen konkurriert (ist eben eine Individualsportart). Es gibt Lauftreffs (Laufabteilungen von Sportvereinen) hier in der Gegend, die eigentlich nur noch auf dem Papier existieren, weil fast alle Mitglieder allein trainieren und man höchstens noch Bahntraining und Wettkämpfe gemeinsam bestreitet.
Und selbst mit dem recht scharfen Profil meiner Laufschule stecke ich viel Zeit darein, Leute wieder zu motivieren, die den Spaß am (gemeinsamen) Laufen zu verlieren drohen (ich spreche gerne scherzhaft vom "Einfangen"

). Gerade jetzt im Winter, da die Lauftechnikübungen unter den Wetterbedingungen leiden, ist das nicht einfach. Es erfordert schon ein bisschen persönliches Engagement, wenn die Gruppe über Jahre florieren und auch die Nachwuchsarbeit nicht zu kurz kommen soll.
Es kann den Zusammenhalt stärken, wenn Du einige Deiner Teilnehmer auch von gemeinsamen Volkslaufteilnahmen überzeugen kannst. Andererseits darf man in dieser Richtung auch nicht zu viel Druck ausüben.
Ich denke, wenn Du selbst motiviert bist und es schon eine "Keimzelle" Deines Lauftreffs gibt, dann hast Du gute Chancen, dass sich die Sache gut entwickelt. Die Details ergeben sich dann in den ersten Monaten des laufenden Betriebs.
Lauftreffleiterliche Grüße
Martin