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Zermatt Halbmarathon 2014

Zermatt Halbmarathon 2014

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Und hier auch ein Bericht von mir zum Lauf - ich bin in Zermatt den Halbmarathon gelaufen.
(Ich hatte ihn schon mal gepostet, aber im falschen Unterforum).


Die Wettervorhersage für den Tag war sehr unsicher. Am Vorabend regnete es zwischendurch ziemlich kräftig, und auch am morgen früh nochmals leicht. Aber es hörte rechtzeitig auf und wir hatten optimales Laufwetter: sonnig mit leichter Bewölkung.
Ich war mit einem Kollegen angereist, mit dem ich für diesen Lauf trainiert hatte, und der ebenfalls den Halbmarathon laufen wird.

Ich hatte am Vortag extra viel getrunken, was wohl eher zuviel war, da ich in der Nacht mehrere Male auf die Toilette musste. Nach dem Frühstück habe ich extra noch eine 5 dl Flasche abgefüllt, die ich dann in der Hektik zusammen mit dem Gepäck fürs Ziel abgebe. Bis zum Start habe ich natürlich schon wieder Durst. :klatsch:

Damit wir die Marathon- und Ultraläufer nicht behindern, die zwei Stunden vor uns in St. Niklaus gestartet sind, gesellen wir Halbmarathonis uns in drei Gruppen "fliegend" dazu. Unsere Gruppe bildet dann doch einen rechten Pulk, und dichtgedrängt laufen wir an dichten Zuschauerreihen vorbei durch die schön geschmückte Bahnhofstrasse von Zermatt. Die Strecke verläuft aus dem Ort hinaus, über ein Hügelchen und wieder zurück. Ich laufe im Wohlfühltempo mit - wohl wissend, dass die weitere Strecke ziemlich hart werden wird. Meinen Kollegen verliere ich langsam aber sicher aus den Augen - er ist auf flachen Strecken einfach wesentlich schneller als ich.
Kurz bevor wir den Ort zum zweiten Mal verlassen kommt der erste Verpflegungsposten, und ich kann endlich einen Schluck trinken. Tut das gut! :)

Jetzt geht es von Zermatt hoch bis Sunnegga. Über rund 6 km machen wir 600 Höhenmeter. Ich walke diesen Abschnitt mit kräftigen Schritten. Mit meiner Pace von 8m40s kann ich mehr als nur mithalten. Die Strecke kenne ich seit meinem Besuch vor zwei Wochen. Die geteerte Strasse steigt stetig an, nach einiger Zeit kommt eine scharfe Rechtskurve, dann taucht sie in den Wald ein und wird von einer Naturstrasse aus rotem Waldboden abgelöst. Es kommt der Verpflegungsposten bei der Station Patrullarve. Wo ich wieder Wasser trinke. Nach einer zweiten scharfen Rechtskurve haben wir den ersten Aufstieg beinahe geschafft: Die Naturstrasse wird zur Kiesstrasse und wir verlassen den Wald. Jetzt geht es noch einen Kilometer bergauf, und dann eineinhalb Kilometer geradeaus bis zur Sunnegga.
Der Aufstieg hat mich dann doch sehr viel Substanz gekostet. Beim Verpflegungsposten bei der Sunnegga greife ich deshalb zu Isogetränk und Banane.

Der Abschnitt von Sunnegga bis Riffelalp ist der schönste der Strecke. Hier geht es am malerischen Leisee entlang, über eine Gletschermoräne hinab und dann entlang ihrer Flanke bergauf in ein wunderschönes Tal hinein bis zum Grindjesee. Ich klatsche mit meinem Kollegen die Hand ab. Ich bin hier schneller als er unterwegs, und ziehe vorbei.
Der Weg macht eine Kurve und es geht bergab! (jibbie) am Grünsee vorbei und weiter bergab!! (nochmals jibbie) in einen Trailweg über Stock und Stein und durch ein schönes Wäldchen hindurch. Tja, obwohl es abwärts geht, kann ich nur noch langsam Joggen und muss lange Abschnitte Walken.

Vor Riffelalp überquere ich die Zahnradbahnlinie, und laufe auf einem malerischen Weglein zum gleichnamigen Hotel. Hier machen die Lozärner Guggenmusig "Noteheuer" und das Publikum mächtig Stimmung während ich mache mich auf den Verpflegungsposten stürze: Isodrink, Banane und Wasser zum runterspülen. Kurz durchatmen, denn direkt nach dem Hotel kommt ein extrem steiles Stück. ...
... Puh! ...
... Ächz! ...
... Das war doch vor zwei Wochen nie so steil hier???
Ich komme hier nur mit knapper Not hoch: Tief nach vorne gebeugt walkend, beiden Hände auf den Knien abgestützt.

Dann wird es wieder etwas flacher und noch ein bisschen flacher - so schön! Der Streckenfotograf motiviert mich zu einem gequälten Lächeln und ein paar kurzen Laufschritten. (Echt gut die Stimmung von Helfern, Fotografen und Publikum hier!!!).

Hier hat es nochmals einen Verpflegungsposten mit Wasser. Echt toll, richtig Luxus denke ich. Aber dann wird mir gleich klar wieso: der Verpflegungsposten steht kurz vor der gefürchteten "Rampe"! :uah:
Die "Rampe" verläuft parallel der Zahnradbahnlinie in einer Kurve steil die Bergflanke hoch. ...
Die "Rampe" ist das einzige was hier noch (ver)läuft. ...
Von den Läufern tut dies keiner mehr. ...
Alle arbeiten sich mehr oder weniger tief gebeugt Schritt für Schritt hoch. Ich wieder mit beiden Händen auf den Knien. ...
A.n.s.t.r.e.n.g.e.n.d ist das hier. ...

Irgendwann ist die "Rampe" dann doch vorbei. Aber es kommt noch ein "extra fieses" Stück vor dem Hotel Riffelberg. ...
... Bin da auf dem Zahnfleisch hochgekrochen oder so. ... :schwitz2:
... und dann bin ich oben - O.B.E.N :ausruf: :rock2:

Damit uns nicht langweilig wird, verläuft der Weg jetzt noch weiter am Hotel vorbei über einen sehr schönen mit Tausenden Schweizer Fähnlein abgesteckten Trail. Es geht noch ein bisschen weiter und noch ein gaaanz kleines bisschen aufwärts (nehme ich gar nicht mehr richtig ernst), bis zum Abzweiger für die Ultraläufer. Für die geht es hier nochmals 3 km weiter und über 500 Meter höher hinauf. Die Helfer weisen mich zum Glück auf die richtige Strecke, und ich taumle abwärts dem Ziel entgegen.

Und es ist geschafft! ... :bounce:
Ich fasse nach allem was mir gereicht wird: eine Plastiktasche mit Goodies, Wasser, Banane, Cola, Finisher-Shirt, Medaille, ... nur her damit, muss ich alles haben.

Ich habe eine wesentlich kürzere Zeit benötigt als ich erwartet hatte. Jibbie. :)
Mein Kollege trifft wenig später nach mir ein. Auch er war schneller als erwartet! :)
Nach dem Duschen geniessen wir im Bergrestaurant noch gemütlich Kuchen und Kaffee. Beide mit einem sehr breiten, zufriedenen Grinsen im Gesicht. :D :D

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Hallo Losläufer,

habe beim Lesen sehr viel wiedererkannt, denn ich war auch dabei - und nur weil ich mich noch erholen musste :wink: hatte ich meinen Bericht noch nicht eingestellt. Hier ist er:

2.585 Meter - so hoch liegt das Ziel beim Zermatt Halbmarathon. Ziemlich heftige Vorstellung, auch wenn ich vor zwei Jahren schon mal den Aletsch-Gletscherlauf mit gelaufen war ... aber von Anfang an:
Mittwoch klingelte der Wecker sehr früh, dann folgte die durch Regen und tiefhängende Wolken doch recht eintönige Anreise nach Zermatt (Flug bis Zürich, Intercity bis Visp, Regio nach Zermatt). Dort angekommen sahen wir - wenig bis nichts. Außer vielen vielen Japanern. Und zweimal am Tag Ziegen, die durchs Dorf getrieben wurden. Als Attraktion für eben diese Japaner, die eifrig knipsten und wohl an Heidi und Geißenpeter erinnert werden sollten ...

Donnerstag früh dann der "Mund offensteh und Staun"-Effekt - blauer Himmel, keine Wolke und freier Blick vom Bett aufs Matterhorn! Aber ich machte mir doch Sorgen: ziemlich heftige Erkältung. Wandern ging, aber Laufen - naja. Freitag abend kamen dann die Freunde aus Hamburg an, nur leider nicht deren Koffer. Und damit auch nicht die Laufklamotten für den Lauffreund, der am Samstag den Ultra laufen wollte (und mich zur Meldung für den HM überredet hatte). Bis auf die Laufschuhe, die er glücklicherweise an hatte, musste alles im Eiltempo neu gekauft werden. Pech! (Um es vorweg zu nehmen: er finishte in 6:27 Stunden die 45,6 km und 2.458 Höhenmeter - höchste Anerkennung!)

Freitag schüttete es, Samstag morgen dann erstmal 10 Minuten trockener Husten. Klasse. Halbes Jahr Training für die Katz´, dachte ich. Das Wetter: trocken, immer mehr Wolken im Tagesverlauf, 14 Grad beim Start, 8 Grad im Ziel. Also auch nicht als Ausrede zu gebrauchen .... Einfach mal loslaufen und gucken, wie es geht, dachte ich mir. Apropos gehen - bei km 1,5 und 2,3 (Schleife) gingen die ersten schon. Ab km 3 ging es dann rund 7 km stetig auf einer Forststraße bergauf, da gingen quasi fast alle. So hatte ich kein allzu schlechtes Gefühl, im Stechschritt dort hoch zu marschieren. Ich habe nur schnell gemerkt, als es wieder ebener wurde: sobald der Puls in Richtung anaerobe Schwelle ging (im Training sonst gar kein Problem, auch mehrere Kilometer mit so einer Steigung waren als Trainingslauf immer drin gewesen) - die Luft blieb einfach weg. (Und nein, es lag nicht (nur) an der Höhe - ich habe diverse Trainingstage / -läufe in den Alpen hinter mir).

Blöde Erkältung. Also weitermarschiert. Und immer mal wieder angelaufen, so lange es halt ging. Beim Verpflegungsstopp in Sunegga heiße Suppe gefasst, einem Franzosen auf Spanisch (anders klappte es nicht mit der Verständigung) erklärt, wo es selbige Suppe gab, dann ab auf einen schmalen steinigen Bergpfad mit sauberem Anstieg und danach gleich wieder runter. (Gemein, da gewinnt man die Höhenmeter, um sie gleich wieder abzugeben)

Landschaftlich war das aber der schönste Teil, großzügige Umrundung eines Taleinschnittes, kleine Seen neben der Strecke, Blick auf Gletscher, Matterhorn usw. Dann Zwischenzeitnahme und Passieren der Zahnradstrecke.
Mit eben dieser Zahnradbahn war unser Begleittrupp hochgefahren auf nun schon 2.222 Meter. Und feuerten nochmal an, denn ich war doch schon recht fertig. Vor allem, als ich nach der Riffelalp und der "Guggenmusik" um die Kurve bog. O-Ton meiner Gedanken: "Pfad gerade aus die Wand hoch. Linkskurve, flach über die Wiese. Drei offizielle Fotografen hintereinander, die ihre liebe Not hatten, die Läufer zum leicht und locker aussehenden Trab vor dem Matterhorn (fürs offizielle Foto) zu bewegen. Ganz oben Richtung Himmel sah man dann eine langgezogene Rampe neben der Bahnstrecke, auf der die Läufer gingen. Wie um alles in der Welt soll ich da hochkommen?"
Ganz einfach: Schritt für Schritt. Oben angekommen, nochmal einen kleinen Pfad im Anstieg. Dann wäre ich da. Dachte ich. Denn da stand ein Schild: noch 666 Meter weiter. Erstmal noch einen Hügel hoch und dann runter ins Ziel. Erster Gedanke: hinsetzen und heulen. Zweiter Gedanke: nix da, geht auch noch. Und schon war ich im Ziel .... Dann schnell was Warmes angezogen und hoch zum Gornergrat (über 3.000 Meter), um dort das Finish der Ultra-Marathonläufer zu sehen. Tolle Leistung.

Negativ: das in S vorbestellte Finishershirt war aus. Und das in M hängt sackartig. Dabei will ich doch damit hier im Park angeben :zwinker4:
Positiv: Sonst sehr gute Organisation, gute Verpflegung und super Anfeuerung auf der ganzen Strecke. Und für das Wetter (kein tolles Foto mit Matterhorn im Hintergrund, stattdessen schöne Wolken ...) können die Veranstalter nun nichts.

Ob es so gesund war, mit der Erkältung zu laufen, weiß ich nun nicht. Ich bin auf jeden Fall rund zwei Drittel der Strecke gewalkt statt gelaufen (so hatte ich es mir eigentlich nicht vorgestellt). Und hatte gute Pulswerte sowie noch nie so leichte Beine wie nach diesem Halbmarathon. Waren ja nur schlappe 1.100 Höhenmeter.

Zeit: 3:35:54 Uhr - damit 27. (von 35) in meiner Altersklasse. Und genau 1:05 Stunde hinter der Siegerin, und 1:05 Stunde vor der letzten in der Altersklasse. Der Zermatt Halbmarathon war auf jeden Fall ein Erlebnis und eine Reise wert!
Läuferische Grüße
Anette und Iwan

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Hallo Anette,

Danke für deinen packenden Bericht!
Eine Erkältung so kurz vor dem Lauf zu kriegen ist schon grosses Pech.
Aber du hast es ja trotzdem sehr gut geschafft! :daumen:

Dass es keine Finishershirts in deiner Grösse mehr gab, finde ich sehr schade. Die sehen nämlich sehr schick aus.
Hast du den Organisatoren ein E-Mail geschrieben? Vielleicht stellen die dann nächstes Jahr mehr in Grösse S her.

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Hallo Losläufer,

ich habe dann halt in der Hektik eines in M genommen, was mehr sackartig hängt - schade. Alternativ hätte man sich in eine Liste eintragen können und sie hätten einem dann das S per Post zugeschickt .. so bin ich halt Samstag abend in Zermatt mit einem zu großen blauen Shirt, aber stolz, herumgelaufen.
Finde ich halt insofern bedauerlich, weil man ja bei der Anmeldung die gewünschte Größe angeben musste - also hätte es eigentlich ausreichend in jeder Größe geben müssen.
Dein Bericht las sich aber auch sehr spannend - nur so aus Interesse: welche Zeit hattest Du denn, wenn Du es verraten magst?
Läuferische Grüße
Anette und Iwan

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Ach so, Nachbestellen wäre auch gegangen. Aber klar - das T-Shirt gleich anzuziehen macht halt schon mehr Freude! :)
Ich habe meins übrigens noch nicht eingeweiht - ich hoffe es passt mir.


Ich habe ca. 3h:6m benötigt.
Ich bin einerseits sehr zufrieden damit, an meinem "Erkundungslauf" zwei Wochen vorher hatte ich noch 3h:45m benötigt und nie gedacht dass ich unter 3h:20m kommen könnte, andererseits bin ich ein bisschen enttäuscht, dass ich so lange Abschnitte von Sunnegga bis Riffelalp nur gehend bewältigen konnte. Ein kraftsparender, gemächlicher Trabschritt fehlt noch in meinem Repertoire - muss ich mal üben.

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Das ist doch eine tolle Zeit. Den Trabschritt kann ich eigentlich .. aber mir fehlte einfach die Luft, Ich war auch enttäuscht, denn so einen langen bergauf-Abschnitt wie Zermatt - Tuftern habe ich im Training mehrmals gut im langsamen Trab bewältigt ... hoffe, das Shirt passt Dir - ich habe meines heute beim Lauf hie rim Park spazieren getragen und bin prompt drauf angesprochen worden :)
Läuferische Grüße
Anette und Iwan

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Du warst ja noch erkältet! Das mit der fehlenden Luft hat schon was. Ich habe ja im Vorfeld extra Läufe mit vielen Höhenmetern gemacht, aber bei uns in den Voralpen sind wir halt 1000 m weniger über Meer als Zermatt.
Ich habe das Shirt letzten Freitag angehabt - passt wie massgeschneidert. :)
Ich hoffe du hast noch viel Freude an deinem!
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